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Dresdner Journal : 27.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187902277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790227
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-02
- Tag 1879-02-27
-
Monat
1879-02
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 27.02.1879
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Idiotismus, vr. Knapp in Deutsch - Landsberg hat zur weiteren Förderung seiner Untersuchungen über den CrctinismuS und das Jdiotentbum eine Rundreise gemacht und die Resultate derselben iu einem Büchlein „Beobachtungen über Jdioten- uad Cretinenanstalten und deren Resultate" niedergelegt. Ein Correspondent der „Presse" führt daran- unter Anderm an: In der Jdiotenanstalt zu Blasewitz bei Dresden sand vr. Knapp eine vrrhältnißmäßig bedeutende Aus bildung der schwachsinnigen Kinder in den gewöhn lichen Unterrichtsgegenständen, sowie in den einfachen Handarbeiten. Warnt auch der Leiter der Anstalt, Herr E Förster, vor sanguinischen Hoffnungen, so kann doch unter allen Umstanden eine Besserung statt finden und eS können selbst die am tiefsten Stehenden zu einer gewissen Wohlanständigkeit erzogen werden. Die gleicheN-Ersahrungen machte er im Wesentlichen in der W. Schrötter'scyen Anstalt in Dresden. Einige Zöglinge derselben sind bereits mit Glück in Geschäften «Ltia. Desgleichen erzielen die Kern'sche Anstalt in Möckern bei Leipzig und einige andere in Dresden hübsch« Erfolge. Eine wahre Musteranstalt in dem m diesem Punk« hervorragenden Königreiche Sachsen fit aber nach der Schilderung unseres Autor« die StaatSanstalt in HubertuSburg. Sie ist zugleich Hospital, Krankenan stalt, Irrenhaus, Blindenschule, Erziehungsanstalt für besserungsfähige und Pflegestätte für besferungSunfählge Idioten. Die Besserungsfähigen werden nicht blo» schulmähig, sondern auch in verschiedenen Handarbeiten betreffend, auf die Mittbeilungen über künstliche Fisch zucht, über Luftheizung, über Bezirkskrankenhäuser u A m. vr. U bin LingangSzoll für Hopfen auf 10 M für dea Ck frstzu- jrtzrn, ferner folgendr Eing-ngszolle anzunehmen: Für Pferde, Mauicsel, Maulthiere, Gjrl 1v M für Stiere und Kühe » M„ für Ochsen üo M, für Jungvieh unler l Jahr 4 M, ür Kälber unter ü Wochen 2 M, für Schweine 2 M 50 Pf, ür Spansertel 30 Pf . für Schafe l M, für Ziegen bo Pf für da» Stück. Ferner wird von denselben Referenten beantragt, rohr Woll» vom Eingangtzoll frei zu lassen, sowie dir Be- richterstattuna übrr dir gekämmte, gefärbt» und gemahlen» Soll» dem Referenten für die Wollsabrikate zu übertragen ' Wie die „Rat.-Ztg." glaubwürdig vernimmt, ent sprechen die gestern gefaßten Beschlüsse der Lommission in ihren wesentlichen Theilen den vorstehend aufgeführ- teu Anträgen, wenn auch iu einzelnen Details Ab weichungen stattgefunden haben mögen. Bon anderer Seite hört da- genannte Blatt, daß der Zoll aus Gerste gegen den Widerspruch namentlich der bayerschen Ver treter beschlossen worden ist. v. Berlin, 25. Februar. Der Reichstag ge nehmigte heute, nachdem von verschiedenen Seiten die allgemeinen zollpolitischen Fragen einer wiederholten Erörterung unterzogen worden war, den deutsch-öster reichischen Handelsvertrag in dritter Lesung und ge- uehmiate gleichzeitig eine von dem Abg. Frhrn. v. Stauffenberg eingebrachte Resolution, durch welche der Reichskanzler ersucht wird, bei Erneuerung des Handels vertrags mit Oesterreich auf den Schutz der verletzten Rechte der deutschen Besitzer österreichischer Eisenbahn- Prioritäten in geeigneter Weise Bedacht zu nehmen. Der Gesetzentwurf, betreffend den Verkehr mit Nah rungsmitteln, Äenußmitteln und Gebrauchsgebenständen, wurde nach kurzer DiScusfion einer Commission von 2l Mitgliedern überwiesen und hierauf der Weltpost vertrag in erster und zweiter Lesung genehmigt (vgl. den Sitzungsbericht nebenstehend). * München, 24. Februar. Man schreibt der „Allg. Ztg.": Der von der Reise nach St. Peters burg vorgestern hierher zurückgekehrte Prinz Arnulf hatte sich auch diesmal wieder am kaiserl. Hofe daselbst und spcciell von Sr. Majestät dem Kaiser Alexander der größten Auszeichnung zu erfreuen; daß aber, wie mehrfach behauptet wurde, die Reise des Prinzen mit der bulgarischen Thronfragc in Verbindung gestanden sei, wird hier entschieden in Abrede gestellt — Die Kammer der Abgeordneten begann heute die Generaldebatte über das Justizkostengesetz. Hierzu werden 11 Anträge eingebracht. Die Referenten Hauck und Vaillant empfehlen den Regierungsentwurf. Abg. SchelS beleuchtet die Justizorganisation und erklärt sich für Ablehnung der Vorlage. Abg. Kopp findet den OrganisationSplan ohne Princip, wodurch im Lande - Reid und Unzufriedenheit hervorgerufen werde, tadelt das Provisorium und wird sich darum ablehnend ver halten. Der Minister des Innern setzt die leitenden Grundsätze für die Umwandlung auseinander und empfiehlt die Annahme der Regierungspostulate; der Justizminister weist die Ausführungen Kopp's zurück. Abg. v. Schauß betont, daß man nicht andere Vor bilder und Schablonen, sondern die eigenen Bedürfnisse berücksichtigen müsse, und rechtfertigt die Vorlage besonders für die Pfalz. Auf Antrag Rittler's wird die Debatte auf morgen vertagt. Loudon, 25. Februar. (Tel.) Die „DailyNews" melden aus Alexandrien von gestern, der Friede zwischen Abessinien und Aegypten sei nunmehr zum definitiven Abschluß gelang!; König Johann von Abessinien erhalte eine jährliche Pension von 8000 Doll. und trete dafür die Grenzprovinz Keren an Aegypten ab. Kopenhagen, 24. Februar. Einem Privattelegramm der „H. N." zufolge genehmigte das VolkSthing ohne DiScussion und Abstimmung den Uebergang des Aus- fteuergesetzeS für die Prinzessin Thyra zur dritten Be handlung. L St. Petersburg, 21. Februar. In den Fra gen der Finanzreform wird eifrig fortgearbeitet; die zur Herbeiführung von Ersparnissen vor einigen Wochen unter dem Vorsitze Abazas' niedergesetzte Lommission fit in fortdauernder Thätigkeit; man nimmt an, daß die Resultate ihrer Arbeiten von erheblicher Rückwir kung auf unsere Verwaltungsorganisaton sein werden. Was die positive Seite der finanziellen Reorganisation angeht, so ist man in erster Linie bemüht, zugleich mit der Einführung der neuen Steuern, die Productions- traft im Innern möglichst zu heben und durch eine anderweitige Organisation der Bank dem russischen Geldmarkt eine größere Selbstständigkeit zu geben, dergestalt, daß die Emission von Staatsobligationen ausschließlich von der Bank vermittelt wird. Wenn man aber von einer Hebung und Entwickelung der M anlaßt worden sei durch di» Annexion von Elsaß - Lothringen ist die deutscher Reichstag Sitzung vom 25. Februar. lauf», daß dir Oesterreich«« nach Ansicht der schlesisch« Farft- d»sitz»r ihr Hol» zu billig an dir Gren»« bräche«», und rinn au» Varnbüler'S Schrift gegen da» ReichHeisendahnproject eine Stelle, welche zu Gunst«« der DifftrenkaffrachtsStze tautet Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Graf zu ausgebildet. Dann kommen sie zu einem Handwerks meister in die Lehre. Sie werden in derselben seilen der Anstaltslehrer überwacht, welchen dafür sogar Reisediäten angewiesen sind. Und für das Alles ver langt die sächsische Regierung den Spottpreis von jährlich 12 Thalern per Kopf, so lange sich das Kind in der Anstalt befindet. „Erwägt man", so lautet das Schlußresume, „daß den Gemeinden durch die Errich tung derartiger Anstalten eine nicht unbeträchtliche Last abgenommen wird, daß die Entfernung, beziehungs weise Erziehung der unglücklichen Geschöpfe sittigend auf die Gesammtbevölkerung wirkt, daß viel Rohheit, Bru talität und Verwilderung erspart bleibt, so darf man wohl den Satz aussprechen: die Erziehung idiotischer und cretinöser Kinder in eigenen Anstalten ist nicht nur ein Act der Humanität gegen Einzelne, sondern auch ein Präservativ gegen das Ueberhandnehmen des LretiniSmuS überhaupt." v Erster Gegenstand der Tagesordnung dritte Berathung des Handelsvertrags zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Die all gemeine Berathung eröffnet * In der letzten Sitzung der Berliner Akademie der Wissenschaften wurde ein Bericht über das Pro gramm der wissenschaftlichen Reise gegeben, welche vr. O. Fin sch im Auftrage und auf Kosten der Hum- boldtstiftung demnächst ausführen will. Das Haupt gebiet seiner Forschungen ist Polynesien. l)r. Fmscb begiebt sich über New-Jork und San Francisco nach Honolulu; von da will er die Marschalls- und KingS- «illinseln, die Gruppe der Karolinen-, Mary Ann- und Bonininseln besuchen, und beabsichtigt über Japan, China und die Philippinen zurückzukeyren. * Im Wiener Burgtheater wurde am 24. Februar zum ersten Male „Spätsommmer" lugrnt"), Lustspiel in 3 Aufzügen von Eduard Pailleron, ge geben. In Paris hat da« Stück hauptsächlich wegen pass», und HSre aus, r» zu sein, wenn e» ihr nicht mehr passe lieber die Angtlegenhett der Disferenttalsrachtsätze seien dieAdgg Gras Stolberg und Stumm jedensall» besser unterrichtet, al» der Adg Richter (Hagen). Aus der oberschlesischen Bahn bestehe ein Resactie für Holz, und dagegen sei der preußische Handels- minifter vollkommen machtlos. Ein Zoll aus Holz werde ein wirksamer Schutz sein gegen den Mißbrauch, der mit den Dif- serentialtarisen getrieben werde Delbrück halte e» sür unmög lich, durch Maßregeln der Gesetzgebung daraus hinzuwirken, das, der wirthschastliche Rothftand ein Ende erreiche, und meine, daß die» sich von selbst machen werde. Daraus warte man nun schon seit sech» Jahren vergebens. Abg. vr. Delbrück: D»r Einfluß der Annexion Elsaß- Lothringens aus die vermehrte Baumwolleneinsuhr sei evident und klar. Er habe denselben nicht hervorgehoben, weil e» ihm lediglich daraus »»gekommen sei, die Thalsache zu conftatiren, daß in den letzten fünf Jahren des wirthjchaftlichen Rückganges der Consum von Baumwolle in Deutschland nahezu doppelt so groß gewesen sei, als in den Jahren 18S0—K4. Diese Baum wolle müsse doch irgend wo geblieben sein. Ein großer Theil sei zur Aussuhr gekommen, ein anderer im Inland« geblieben. Was die Wolle anlange, jo sei es ganz richtig, daß die inlän dische Wollproduction zurückgegangen sei, es stehe aber sest, daß der Consum von Wolle zugenommen habe. Wenn der Vorredner die Vermehrung der Production eine tranlhaste genannt habe, jo wisse er nicht, wie man noch argumentiren solle. Wäre die Production zurückgegangen oder sich gleich geblieben, so würde man von einem Rückgänge der Industrie gesprochen haben; nun sich aber die Production vermehrt habe, nenne man sie krank haft (Sehr wahr!) Er habe allerdings ausgesprochen, daß er von einer Aenderung des Zolltarif keine Befferung des wirth- schaftlichen Nothstandes erwarte, und das sei seine seste Ueber- zeugung, welche er mit dem Hinweis auf das proteclionistijche Amerika begründet habe Abg Wiggers weist ziffermäßig nach, daß sich die Aus fuhr von Deutschland nach Frankreich seit Abschluß des deutsch französischen Handelsvertrags sehr bedeutend gehoben habe, und deducirt daraut, daß es ungerechtfertigt sei, den Niedergang der Geschäfte dem System der Handelsverträge zuzujchreiben. Rach seiner Meinung liege der Hauptgrund de« Sinkens deS Nationalwohlstandes »n den Kriegen, welche in den letzten 2« Jahren geführt worden seien und neben unzähligen Menschen leben 68'^ Milliarden M gekostet hätten, wozu noch trete die große Störung der ErwerbSverhältnifse. In Deutschland jpeciell habe zu dem wirthschastliche» Rückgänge beigetragen die durch die französische» Milliarden hervorgerujene plötzliche Preisstei gerung, Richtig jei, daß eine Verbesserung der Transportwege dringend nöthig jei, jonst würde man immer höhere Schutzzölle verlangen unter Berufung aus die französischen Verkehrswege, welche beständig verbessert und vervollständigt würden ES würde gerade jetzt Sache des Staats oder des Reichs jein, die Förderung der Transportwege in die Hand zu nehmen. Gerade die Agitation der Schutzzöllner habe die Industrie am meisten geschädigt. Ta« Schutzzolljystem führe nicht zum Schutz der nationalen Arbeit, sondern zur nationalen Ausbeutung Das Haus tritt hierauf in die Specialdiscussion ein. Zu 88 5 und 6 bemerkt Abg. vr Rentzsch, daß er nicht die Ansicht Derjenigen theilen könne, welche sagten, daß der BeredelungSverkehr von so außerordentlicher Wichtigkeit jei, daß man dafür mannich- fallige Nachtheile in den Kauf nehmen könne. Wenn mau jage, der Veredelungsvertehr jei wesentlich zu Gunsten Deutsch lands, jo mache er darauf aufmerksam, daß die Differenz zu Gunsten Deutschlands nur 800 000 M. betrage. Redner be klagt, daß der Veredelungsverlehr mit baumwollenen und wol lenen Garnen nicht dieselben Erleichterungen genieße, wie der Verkehr mit leinenen Garnen, bei welchem Oesterreich besonders interessirt sei, und spricht den Wunsch aus, daß die Reichs regierung künftig aus eine gleich günstige Behandlung des Verkehrs in baumwollenen und wollenen Garnen hinwirken möge Ferner macht Redner daraus ausmerksam, daß von der preußischen Regierung zugestanden worden sei sür Schlesien die zollsreie Einfuhr von böhmischen Rohleinen aus schlesische Märkte Sachsen habe sich davon serngehalten, obwohl, wie man vernehme, die österreichische Regierung verlangt habe, daß auch in der Lausitz ein Leinwandmarkt errichtet werden solle. Der schlesische Weder erfreue sich keineswegs günstiger Pro- ductionsbedingungen, und es sollte oon ihm fern gehalten wer den ein Concurrent, der um jo gefährlicher sei, al» der böh mische Arbeiter nicht nur billiger arbeite, sondern auch die österreichijchen Valutaverhältnisjr einen bedeutenden Einfluß übten. E« heiße im Schlußprotokoll, daß daS Ende des gegen wärtigen Vertrag« auch das Ende sein werde des zollfreien Rohleincnverkehr«. Er wünsche, daß bei Abschluß »ine- neuen Vertrage- dieser Passus nicht mehr Ausnahme finden, sondern der zollfreie Rohleinenvertehr aujyören möge. Zu Artikel 15, der von dem Eisenbahnverkehr handelt, kommt Abg. Graf zu Stolberg (Rastenburg) auf die Frage der Eijendayndifierentialftachtsätze zurück und gedenkt jpeciell einer Refactie, die darin bestehe, daß beim Transport von österrei chischem Holz von Lemberg nach Breslau die österreichijche Eisenbahnverwaltung eine geringere Summe aus ihren Antheil rechne, al» beim Transport von Lrmb«rg nach Gleiwitz. Abg Richter (Hagen) sucht oachzuweisen, daß hier gar keine Refactie vorliege, sondern baß der Streit darauf hinauS- ReichSkanzleramtSpräsident Hofmann, daß er die Frage, ob in dem vorliegenden Falle rrn« Verletzung des Art 15 vorliegen würde, im Augenblick nicht beantworten könne Dir deutsche Regierung werde auf ihrem Gebiete den An. ld genau und gewissenhaft auSsührrn und zugleich daraus halten, daß ein Bleiche» von Seite« der österreichrjchrn Regierung ge jcheh» Die einzelnen Artikel des Vertrages werden geneh migt, ebenso mit weit überwiegender Majorität der Vertrag selbst Auf Antrag des Abg. Frhrn. v. Stauffenberg wird folgende Resolution beschlossen, mit welcher sich Reichskanzleramtspräsident Hofmann einverstanden er klärt: den Reichskanzler zu ersuchen, bei Erueuerung des Hand»l»- veltrag» mit Oesterreich aus den Schutz der verletzten Rechte der deutschen Besitzer österreichischer Eifenbahnprioritättn >» geeigneter Weise Bedacht zu nehmen. Die allgemeine Rechnung über den Haus halt des deutschen Reichs für das Jahr 1874 wird auf Antrag des Abg. Ricken der Rechnungscom Mission überwiesen, worauf das Haus eintrttt in die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen. Dieselbe wird em- gelettet durch den StaatSsecretär Vr. Friedberg: Dervorli»g»nd»Gesetz eulwurs reproducirt im Wesentlichen denjenigen Entwurf, der das Haus in der vorigen Diät bereu» beschäftigt hat Eine Com mijsion hat damals diesen Entwurf auf das Eingehendste be rathen, der Bericht der Commission ist aber nicht mehr zur Be rathung im Plenum gelangt. Die verbündeten Regierungen glauben, daß die Zustände, welche zur Vorlegung des vorjth rigen Gejetzentwurss gesührt haben, jetzt noch im Wesentlichen sortbestehen, und haben daher den Entwurf wieder vorgelegl In der Zwischenzeit war es möglich, die Denkschrift deS Reichs gesundheit-amt«, aus welcher der G«s«tzentwurs im Wesentlichen beruhte, einer gründlichen Prüfung zu unterwerfen Der Ent wurf unterscheidet sich von dem vorjährigen hauptsächlich da durch, daß die meisten LommissionSanträgr von den verbünde ten Regierungen als Verbesserungen anerkannt worden sind Der Gesetzentwurf jpecialisirt die Gegenstände, welche unter die Bestimmungen de» Gesetzes sollen, näher al» der vorjährige Entwurf, er hat ferner die den Polizeibehörden einzuräumenden Befugnisse schärfer präcifirt und dadurch die Befürchtung dein tigt, es könnte in die Freiheit des Gewerbe» und des Verkehr» in gefährlicher Weise eingegriffen werden E« ist ferner die Bestimmung ausgenommen, daß die mit Zustimmung de» Bun desrathe» zu erlassenden kaiserlichen Verordnungen dem Reich«- tage zur nachträglichen Genehmigung vorzulegcn seieu und außer Kraft treten, wenn die Genehmigung verjagt wird. In Bezug aus die Strafbestimmungen ist man ebrnsall» den Vor schlügen der Commission gefolgt. Das Verordnungsrecht ist aus Verbote beschränkt Ich Hosse, daß eS dies«» Mal bester al» da» vorige Mal gelingen wird, den Gesetzentwurf zum Abschluß zu bringen da er diesmal in einer früheren Periode Ihrer Thätigkeit Ihnen zugegangen ist. Abg. vr. Reichensperger (Crefeld): Ueber die Noth Wendigkeit eines Gesetze», wie das vorliegende, könne kaum ein Zweifel vorhanden jein. In der Gesetzesvorlage sei ihm aber die Prävention zu stark, die Repression zu matt Von dem Mittel der Haussuchungen werd» mit größter Vorsicht und möglichster Schonung Gebrauch gemacht werdrn müßen. Wo» die durch kaiserliche Verordnung zu erlaßenden Vorschriften au- lange, jo würde er meinen, vag die Maßregeln nicht so viel Eile haben würden, daß man sie nicht dem Reichstage vorher zur Genehmigung »orlegen könnte. Hauptsache werde sein, daß sich das Publicum an der Ueberwachung des Fälschung-wesen» möglichst betheilige, und man brauch« nicht zu fürchten, daß man damit das Denunciantenthum begünstigen würde. Von diesem Gesichtspunkte aus müsse man gestatten, vorgekommene Fälschungen in Zeitungen zu conftatiren und zu d«sprechen. Er möchte nicht, daß eine gesttzliche Definition gegeben würde von Bier, Milch, Wein, Chocolate »., wie di«» in England der Fall sei; sonst öffne man den Lontroversen Thür und Thor Man werde aber daraus halten müssen, daß Diejenigen, welche Bier, Wein u. dergl. ohn« irgend welch« zusätzlich« Bemerkung ver kauften, dafür einftehra müßten, daß da» Product da» sei, wo für e» au»gegeden wrrde. Die Straft, welche festgesetzt sei sür fahrlässigen Vertrieb verfälschter Nahrung» und Genu^nittcl sei mit 150 M oder Hast viel zu gering bemessen; mindesten« müßt» sür den Wiederholung»«»!! eine härtere Strafe angedroht werden, auch müßte der Betreffend« verpflichtet sein, seinen Vordermann zu nennen Abg. Staudy« Die deutfchconjcrvative Partei zolle de« Vorgehen der verbündeten Regierungen die vollste Anerken nung, sie lege da» größt« Gewicht daraus, daß »orbengendr Maßregeln getroffen würdrn gegen die Fälschung von Nah rung»- und Genußmitteln. Di« vorjährige Vorlage habe zu wenig Rücksicht genommen aus die gewerblichen und Verkehr»- verhältniff«, durch die Behandlung in der Lommijsion jedoch hab« dieselbe sehr wesentlich gewonnen. Mit der schien Vor lage, welche sich an die vorjährige Commissionsjaffung an- schlirße, sei seine Partei principiell einverstanden. Das Hau» werde sich aber nicht der Erwägung entziehen können, ob richt dem betreffenden Gewerbtceibenden in dtsonder« flagranten Fällen der Betrieb seine» Gewerbe» auf Zeit oder sür immer zu untersagen sei Er beantrage die Verweisung der Vorlage an eine Commission von 21 Mitgliedern Abg. vr. Zimmermann hofft, daß der Embryo de» Relchsgejundheitsamts bald einer weiteren Entwickelung ent- gegengehen werde. Dadurch werde mehr genützt werden al» durch eine große Menge von Sontrolvorschristen über Her stellung von Lebensmitteln. Man könne nicht hoffen, daß da» Gesetz wirklich zur Ausführung kommen werde, denn e» fehle an Sachverständigen, welche den Richter in den Stand setzten, ein Urtheil zu fällen. Es müssi technisch festgestellt werden, wa» eine Verfälschung sei Die Fortschrittspartei werde sich aber der Prüfung der Vorlage nicht entziehen, und er sei ein verstanden mit dem Anträge, den Entwurs einer Commijsion von 21 Mitgliedern zu überweisen. Die Vorlage wird einer Commission von 21 Mit gliedern überwiesen, worauf das Hau« enttritt in die erste und zweite Berathung de- Weltpostvertrages, des UebereinkommenS, betreffend den Austausch von Briefen mit Werthangabe, und de» Uebereiakom- menS, betreffend den Austausch von Postanwei sungen. Gtnrralpoftmtistrr vr. Stephan: D»r Gegenstand ist d«m Haus« geläufig; ich kann mich daher daraus beschränken, aus «inige w«nig« Punkte hinzuweiftn. Der wesentlichste ist di» große Erweiterung de» Ver»in», der nun aus saft all»» Län dern der Erde besteht. Ern weiterer wichtiger Punkt ist die volle B«reinh»itlichung de» Portojatze» E» wird nun vom 1. April an betragen mit wenige» AaSnahmen das Port» für den Bries 20 Pfennige, für die Postkarte 10 Pfennige, für di« Drucksache 5 Pfennig,. (Bravo !) F«r»er ist in Paris «gebahnt worden «ine einheitlich« Behandlung de» Verkehr» mit Werth driesen und Postanweisungen Besondere» Verdienst gebühr« der französische, Regieru»g und dem Geiste, mit welchem sie di« Vei Handlung«, geleitet Hal, ferner dem Bech» da» Verein», welcher dabei hervorgetteten ist Dieses Ziel ,ft erreicht wor den nicht durch äußer« Macht, jondern durch di» Macy der Ide». (Bravo!) Abg Meier (Bremen): Ich bin hocherfreut über diesen ne»«n Fortschritt aus dem Bedien der ,nnnialionaK« Verkehr» erletthwrung. Wenn der Generatpo st meister auch der smnzöfi jchen Regierung da» «e,ft» Lob gespendet hat, so ist doch der Ersolg besonder» zu danken der Geschicklichkeit and der Energie Abg. Vr. Witte (Rostock) mit einem Referat über ver schiedene, den Handelsvertrag betreffende Petitionen, welche durch die erfolgte Beschlußfassung als erledigt zu erachten sind Abg. vr. v. Bunsen bringt zur Sprache die Lage der schlesischen Leinweber, welche durch die zollfreie Einfuhr von böhmischen Rohleinen empfindlich getroffen würden, und spricht den Wunjch aus, baß die Reichsregierung bei Verlängerung des gegenwärtigen oder bei Abschluß eines neuen HandelSver trage« daraus Bedacht nehme, diese Schädigung eines großen Theile« der Bevölkerung zu beseitigen. Wa» die allgemeine Frage anlange, so scheine die neue Zollpolitik aus einem groß artigen Mißverständnisse zu beruhen, auf einem Mißverstehen der Tragweite der vom Reichstage beschlossenen Resolutton, nach welcher der Reichstag sich bereit erklärt habe, zu Besei tigung des größern Theiles der Matricularbeiträge dir Hand zu bieten Ls sei nie »in Beheimniß daraus gemacht worden, daß man dabei Finanzzölle und indirekte Steuern im Auge gehabt habe. Das sei noch jetzt der Standpunkt der national liberalen Fraction. Was List durch Schußzölle habe erreichen wollen, das sei jetzt längst erreicht. Durch Schutzzölle gefährde man den Export, ohne welchen di« deutsche Industrie nicht zu leben vermögt. Die Lage der deutschen Unterhändler sei nicht sowohl erschwert worden durch die niedrigen Sätze des deutschen Zolltarifs, als durch den jüngsten Umschwung der deutschen Zollpolitik und die bekannte Erklärung der 204 ReichstagSab- geordneten. Frankreich sei auch protcctionistijch, es habe sich aber wohl gehütet, die weitgehenden Wünsche der Schutzzöllncr zu bftriedigen. Abg. v Karborff glaube an Schutzzölle auch nur so lange, al» man in Deutschland nicht im Stande jei, die Vicinalwege und Wasserstraßen aus die Höhe zu bringen, wie sie Frankeich besitze Hier finde er einen Berührungs punkt mit der Anschauungsweise des Abg. o. Kardorfs' Er glaube, daß die bisherige große Vernachläjsigung der Vicinal- wege und noch mehr der Wasserstraßen gut gemacht werden müsse; er glaube aber nicht daran, daß die Schutzzölle dahin führen würden, die Vicinalwege und Wasserstraßen zu ver- beffern. Redner tritt sodann der Beschuldigung entgegen, daß der Cobdenclub durch Geldspenden eine Agitation in der deut schen Presse zu Gunsten der AreihandclSpolitik ins Werk zu setzen juche. Wie alle Nationen der Erde, jo gehöre auch Deutjchland durch eine Anzahl von Ehrenmitgliedern mit zum Coddenclub: er nenne Herrn v. Keudell, den deutschen Bot schafter in Rom, und den Professor Nasse m Bonn. Außer dem gehören noch eine große Zahl von Mitgliedern aller Par teien dem Coddenclub an. Abg v. Kardorfs bemerkt, daß nicht von ihm und seinen Gesinnungsgenossen der Cobdenclub in die Debatte gezogen wor den jei, jondern von dem Abg. vr. Bambergec, welcher der er hobenen Verleumdungen gedacht habe. Er erkenne gern an, daß der Coddenclub ein ideales Ziel verfolge, ähnlich wie die inter nationale Friedensliga, nur verfolge der Coddenclub nach jeiner Meinung auch rin sehr reelle- Ziel für die englische Erwerbs- polittk. Die Engländer jeien viel zu gute Geschäftsleute, als daß sie sür eine verlorene Sache auch nur einen Groschen aus- geben sollten (Heiterkeit'. Der Reichstag habe seine Bereitwil ligkeit zur Beseitigung der Matricularbeiträge nicht beschränkt aus die Erhöhung von indirecten Steuern, denn mit der Finanz politik allein se, sür die Hebung des Wohlstandes nichts ge- than. Wie der Zollverein da» wirthschastliche Band gebildet habe, welches später zur Gründung des deutschen Reich» geführt habe, gerade jo könne dem heutigen deutschen Reiche nichts schlimmeres gegeben, könnten seine Brundvesten nicht mehr er schüttert werden, als wenn jeine wirthjchastlichen Grundlagen jo gestaltet würden, daß sie nicht zu einer Hebung des Wohl standes, jondern zu einer allmählichen Verarmung jührten (Sehr wahr! und Heiterkit link»). Das sei aber der Fall seit 15 Jahren, seit dem Abschluß de» deutsch-französischen Handelsver trags. Schutzzölle werde man brauchen nicht nur, bis die Vi cinalwege und Wasserstraßen gebaut jeien. jondern solange sich das Ausland gegen die deutschen Fabrikate abjchließe und die ausländische Industrie durch Differentialtarife begünstigt werde. Abg. Delbrück habe behauptet, der Wohlstand habe sich in Deutsch land trotz des letzigen Nothstandes gegen früher wesentlich ge hoben. Man dürse aber nicht außer Acht lasten, daß die ver mehrte Einfuhr von roher Baumwolle zum größten Theile ver- deS zweiten Actes Zulauf gefunden. In diesem zwei ten Acte wird das Leben und Treiben jener Fremden in Paris geschildert, welche es zu bewirken verstehen, daß ganz Paris sich um sie bekümmert, von ihnen spricht, sich mit ihnen beschäftigt. Es predigt nach neuester Mode starke Schutzzölle gegen den Import feiner leichter Frauengewebe! Gerade nach dieser Seite hin scheint das Stück trotz der tüchtigen Schauspieler keine leichte, feine Darstellung gefunden zu haben, denn es hatte keinen Erfolg. Der Generalfeldmarschall Graf v. Roon, über dessen Dahinscheiden bereits an anderer Stelle berich tet wurde, verdankte seine glänzende Carrier« und seine große, bewährte Krast im Gebiete der Armeereorgani sation seinen wissenschaftlichen Studien und über raschenden literarischen Fähigkeiten. Schon mit 21 Jahren trat er an der allgemeinen Kriegsschule und kurz darauf als Erzieher am Berliner CadettencorpS, wo der berühmte Geograph Karl Ritter damals Stu- diendlrector war, gleichsam in die gelehrte militärische Laufbahn ein und machte bald durch sein Buch: „Grundzüge der Erd-, Völker- und Staatenkunde" dem genannten Meister, seinem früheren Lehrer, Ehre. Später »m topographischen Bureau und als Lehrer an der Kriegsschule thätlg, verfaßte Roon eine „Mili- tärfiche Länderbeschreibung von Europa". si Zu Innsbruck ist der Nestor der tirolischen Künstler, Historienmaler Josef Arnold, im Alter von 89 Jahren gestorben. Er war zu StanS bei Schwaz geboren. Die Zahl der Bilder aus seiner Hand, mynent- luh für Kirchen, ist eine außerordentlich große. Von der Stadtgemeinde Innsbruck, der er seit lange ange hörte, bezog er in den letzten Lebensjahren, als er er werbsunfähig geworden war, eine Ehrenpension: ein HumamtätSact, der dieser Stadt zur Ehre gereicht. ProductionSkrast im Innern spricht, so ist da» bei einem Lande wie Rußland mehr, al« eine blose Redens art, denn hier ist noch viel zu heben und zu entwickeln, mit verhältnißmäßig einfachen Mitteln. In dieser Be ziehung steht die weitere Entwickelung de» Eisenbahn netzes in erster Linie, und eS ist bereits sehr ernstlich die Red« davon, hier baldmöglichst die Hand anzulegen. ES bedarf keiner weitern Ausführung, um zu begreifen, wie rasch bei einem Lande von der Ungeheuern Aus dehnung Rußlands richtig angelegte Eisenbahnen Mühe und Kosten lohnen müssen. Es fit sehr wahrscheinlich, daß zu solchen Endzwecken über kurz oder lang weitere Ansprüche an den Geldmarkt gestellt werden. New Kork, 24. Februar. (Tel.) Nach aus Pa nama hier eingelangten Nachrichten hat am 15. d. M. zwischen den Truppen der Regierung vonAntioquia (Republik Columbia) und den dortigen Aufständischen ein Zusammenstoß stattgefunden, wobei 25 Personen getödtet wurden. Dir vermehrte Einfuhr von Woll» beruhe daraus, daß dir deutsche Wollproduction zurückaegangrn fti, wrtt sie nicht mrhr concur- nren könne mit Australien. Ebenso sri zurückgegangen drr Flachsbau Sodann komme in Betracht, daß die von Professor Reuleaux al« billig und schlecht charaklerisirteFabrikarbeit «inen größeren Confum von Rohmaterialien bedinge Mit den Ziffern Stolberg (Rastenburg), StUMM, Richter (Hagen), v. über Export oder Import könne man wohl beweisen di« Aus- Kardorfs und vr. Lübker erklärt dehnung des Gkjchäst«, ab«r nicht die Hebung drS Wohlstände« Delbrück fti der andern Seite Autorität jo lange, al» e» dieser
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