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Dresdner Journal : 08.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187902086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-02
- Tag 1879-02-08
-
Monat
1879-02
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 08.02.1879
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NN Gemahlin und seine» zweiten Sohne», de» Grafen Wilhelm v. BiSmarck, hier eingetroffen. Heute Nach mittag begab sich Fürst v. BiSmarck in das kaiserliche Palai», woselbst n fast eine volle Stunde verblieb. — Nach einem Telegramm aus Bonn vom heutigen Tage ist da- Befinden de- Prinzen Wilhelm fortgesetzt em sehr gute»; der Prinz ist ganz frei von Schmer len. Der angelegte Gypsvcrband ist noch nicht ent- feritt. — Bon der kafferl. Marine wird gemeldet: Die GlattdeckScorvette „Ariadne", 8 Geschütze, Com- mandant Corvettencapitän v. Werner, und da» Ka nonenboot „Albatroß", 4 Geschütze, Kommandant Cor- vettencapitän Mensing l., sind, telegraphischer Nach richt zufolge, am 16. resp. 15. Januar in Apia auf den Samoainseln gewesen. — Heute Mittag war da» Staat-Ministerium zu einer Sitzung versammelt. — Die Zolltarifcommission trat Dienstag zum Zwecke der Abgabe der Anträge seilen der Referenten an den Vorsitzenden zusammen. Ver Handlungen tm Sinne einer Berathung fanden, wie die „N. A. Z." meldet, nicht Statt, ebenso wurden keine Beschlusse gefaßt. Regierungspräsident v. Bötti cher hat der vorgestrigen Commissionssitzung beige wohnt; die Mittheilungen über seine Rückkehr nach Schleswig sind unbegründet. Der AugSb. „Allg. Zta." wird dagegen über die Sitzung der Tarifcom Mission gemeldet: „Entgegen dem Vorschläge des Vorsitzenden wurde beschlossen, dem Bundesrath einen Tarifentwurs mit vollständigen Motiven vor zulegen, was den Abschluß der Arbeiten erheblich verzögern wird. Seiten des Referenten wurde bean tragt, einen Eingangszoll auf Roggen zu 25 Pfennige, auf Hafer, Gerste und Weizen zu 50 Pfennige per Ccutner, auf Rindvieh zu 20 Mark per Stück, auf Pferde zu 10 Marl festzusetzen. Der Beschluß wurde Vorbehalten." — Nach der „N. Pr. Z." soll zum Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg der hiesige Polizeipräsident v. Madai in Aussicht genommen sein. Ueber den Nachfolger des Herrn v. Madai im Polizeipräsidium Berlins höre man noch nichts Be stimmtes. — Die Zahl der Postanweisungen aus Deutschland nach England, den Vereinigten Staaten von Amerika, Australien und umgekehrt, hat nach dem „ Staatsanz.", auch nn Jahre 1878 eine weitere Zu nahme erfahren. 1878 wurden befördert 126000 Stück zum Gesammtbetrage von 9H Millionen Mark, dagegen 1877 rund 111000 Stück zum Gesammtbe trage von 8^ Millionen. Am stärksten entwickelt ist der Postanweisung-Verkehr zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten von Amerika; 1878 wurden aus Deutschland abgesandt 23 400 Stück mit 2^ Millionen Mark, wahrend m Deutschland emgingen 45900 Stück mit 3'/, Millionen. I I. Berlin, 6. Februar. Heute hat auch das Herrenhaus seine Sitzungen wieder ausgenommen und zunächst in einmaliger Schlußberathung die Ueberstcht über die Verwaltung der fiskalischen Berg werke, Hütten und Salinen für das Etatsjahr 1877/78 genehmigt. Dann folgte der Bericht der Commission für Justizangelegenheiten über den Gesetzentwurf, be treffend die Rechtsverhältnisse der Studirenden und die Disciplin auf den Landesuniversitäten, der Akademie zu Münster und dem „Lyceum Hosianum" in Brauns berg. Referent Or. Beseler empfiehlt die Annahme der von der Commission mit der Regierungsvorlage vorgenommenen Abänderungen. In der Specialdis- eusston werden die 88 1—5 ohne Dlscussion in der von der Commission vorgeschlagenen Fassung ange nommen. Bei tz 6 hat die Commission ein zweites Alinea hinzugefügt, nach welchem von den Gerichten gegen Studlrende erkannte Freiheitsstrafe bis zu zwei Wochen auf Antrag der gerichtlichen Behörden auf dem akademischen Carcer verbüßt werden kann, so daß der 8 6 jetzt lauten soll: „ Di-ciplinarstrajen find: t) Verweis, 2) Geldstrafe bis zu S0 Bt, 8) Larcerhast bis zu 2 Wochen, 4, Nichlanrechnung des laufenden Haibjayres auf die oorgeschriebene Studienzeit, 6) Äadrovung ver Ealjernung von der Universität .ttnlerj^rift des eousitium »denuä»), 6 Entfernung von der Universität (coa-iliam »beuncki 7) Äu-jchluh von vem llniversitätsstudmm Relegation Die von den Gerichten gegen Ltudirende erkannte Frei- deilsstrase bis zu 2 Wochen kann auf Antrag der gerichtlichen Behörden auf dem akademischen Earcer verbüßt werden." Nach emer kurzen Debatte wurde der 8 6 in der von der Commission vorgejchlagenen Fassung genehmigt und ebenso sodann der Rest des Gesetzentwurfs und dieser als Ganzes. Morgen findet abermals eine Sitzung des Hauses Statt. Im Abgeordnetenhause wurden zunächst der Entwurf über die Dienstverhältnisse der GerichtSjchrei- ber, ferner das Gesetz über die Abänderung von Be stimmungen der Discipllnargesetze, sowie die Haubergs- ordnung für den Kreis Stegen in dritter Lesung ohne und Therlnahme erregt. Da sich indeß sein Auftreten noch em Mil wiederholt, wird es Freunde der Kammermusik nicht vom Besuche der Lauterbach'schen Soiroe zurückhalten. C. B. * W. I. v. Waste lewskl, Musikdirektor in Bonn (früher in Dresden wohnhaft), hat infolge der Her ausgabe seines verdienstvollen Werkes „Geschichte der Instrumentalmusik im XVI. Jahrhundert" (auf welches wir noch später zurückkommen) aus Jta» lien sehr ehrende Anerkennungen seiner Leistungen für die Geschichte der Musil erhalten. Die altberühmte XvLäsmi» b'ilLrmoaieL in Bologna hat ihn zum Ehrenmitgliede ernannt, und die Üsal« ^.ssoaiariou« äm Vsnsiavriti ltaliaui in Palermo, deren Protector speciell der König von Italien ist, und welche die Förderung wissenschaftlicher und künstlerischer Zwecke verfolgt, zu ihrem ,,-Asuabeo OorrsspouäsuG« erwählt. Die that- sächlich bekundete Schätzung persönlicher Verdienste um Wissenschaft und Kunst von Seiten des Auslandes ist immer um so erfreulicher, wenn sie für eine heimath- lichc Bersäumniß darin mit gerechter Erkenntniß ein tritt. B. * Nachdem vor einer Reihe von Wochen ein erster Versuch an äußeren Umständen gescheitert war, ging dieser Tage die Oper „Benvenuto Cellini" von Ber lioz am Hostheater in Hannover unter der Leitung H. v. Bülows unter normalen Verhältnissen in Scene. Der Referent de- „Hann. Cour." schreibt: Der Gejammterfolg war nach meinem Gefühlt lein ganz ungetheilter, aber bel der überwiegenden Mehr erhebliche Di-cussion genehmigt, worauf vom Hause die zweite Berathung der Schied-mann-ordnung be endet wurde. E- folgte hiernach die Fortsetzung der zweiten Berathung de» Justizetat», wo sich bei dem Titel 1 de» Capitel 72, „Gehalt de» Minister»", eine lebhaftere Debatte enffpann, in welcher besonders Abg. v. Ludwig den Justizminister ersuchte, die Staatsanwälte zu einer energischen Untersuchung de- ehemaligen Grün derschwindel» zu veranlassen. L« fei die», betonte Redner, umsomehr zeitgemäß, al« die Gründungen ihrer Mehrzahl nach in der nächsten Zeit ver jähren würden. Es könnten sonst leicht Leute straflos bleiben, die da« Bolt schwerer schädigten, al« alle in den Zuchthäusern befindlichen Diebe und Räuber. Wenn die Richter und Staat« anwälte nicht gern die Gründer ansaffen, jo liege das vielleicht daran, daß viele Richter und Staatsanwälte selbst Gründer ge wesen sind und al- solche .Pleite" gemacht haben. Die Gerichte schienen auch kein öffentliches Interesse bei den Gründungen anzunehmen, denn da« Gericht in Altona habe den beleidigten Abg Or. Hammacher, dem ein dortiges Blatt Gründereien vvrgeworfen, aus den Weg der Privatklage verwiesen, da der Beweis der Wahrheit dem Beklagten anheimgegeben sei, stehe zu hoffen, daß so wenigstens Einer der vielgenannten.parla mentarischen Gründer" sich werde in voller Unschuld präsenti ren können. Nachdem der Redner sodann den Procrß v. Diest- Daber ausführlich besprochen hat, nicht ohne vom Präsidenten v. Bennigsen wiederholt auf die ausreichende Publicität der qu. Vorgänge hingewiesen zu jeiu, die eine weitere Erörterung desselben aus der Tribüne unentbehrlich erscheinen laste, richtet er verschiedene auf einzelne Gründungen bezügliche Fragen an den Justizminister, die indessen unter dem Gelächter und der Unruhe, sowie den steten Zurusen des Hause« verloren gehen Nur jo viel wird verständlich, daß der Redner vom Justiz minister eine Revision des ProcestrS v. Diest verlangt, dem widerrechtlich dar Zeugniß der Unglaubwürdigkeit ge geben sei. Al- der Redner bei der Begründung dieser sei ner Forderung von der Verleumdung spricht, die in einem Schriftstück enthalten sei, das dem Gerichte anonym zu gegangen sei, und dann im Nachsatz ausspricht, dasselbe könne nur vom Fürsten BiSmarck ausgegangen sein, ruft ihn Präsi dent v Bennigsen unter dem lebhaften Beisall des Haujes .wegen dieser Ungehörigkeit" zur Ordnung Man schweige, so fährt Abg. v Ludwig fort, die Gründern todt, gerade jo wie Zeitungen mit großer Behendigkeit über seine (des Redners) Reden hinweggingen (Heiterkeit.) Schließlich ersucht der Redner, nachzuweisen, wie man geflissentlich versucht habe, die Gründer zu übersehen und zu ignoriren, z. B. habe die joge- nannte Specialcommission das mit dem Gründer Adickes ge- than, den man gern hätte über die Hannover-Altenbekener Bahn hören wollen. Merkwürdigerweise habe Herr Adickes sich nirgends ausfinden lasten. Zusendungen an ihn seien als unbestellbar an die Commijsion zurückgesandt, obwohl Herr AdickeS gleichzeitig in Berlin weilte als Reichstagsabgeordneter. Auch sonst noch protegire man die Gründern, Staatsanwälte, die sich durch Nichteinleitung resp. Zurückziehung von Grün dungsklagen nach oben beliebt gemacht hätten, seien außer der Zeit mit Orden belohnt worden, z B der Staatsanwalt Feige, von dem der Redner schon vor einem Jahre gesprochen hat. (Zischen und Lärm.) Justizminister Or. Leonhardi will dem Vorredner nicht jolgen in den großen Irrgarten seiner Behauptungen. Der Abg. v. Ludwig habe aber an ihn verschiedene Fragen gerichtet, die sich zum großen Theil aus die Thaligkeit der Gerichte und der Staatsanwaltschaften beziehen, und er könne ihm nur sagen, daß er sich, wenn er über die Dinge Auskunft wünsche, an die betreffenden Behörden wenden möge Er habe dann weiter es gerügt, daß der Staatsanwalt Feige angeblich außer der Zeit einen Orden bekommen habe. Er deutele an, das sei er folgt wegen der bona okLeiu, die der Staatsanwalt einem Mit glied« der Regierung erwiejen habe. AIS früher der Vorredner diese Sache zum ersten Male hier zur Sprache brachte, war wir, fährt der Minister fort, von der Verleihung außer der Zeit nichts bekannt; wäre sie erfolgt gewesen, jo hätte ich es wohl noch gewußt; nun jah ich die Acten ein und kann die Nicht- berechtigung der vom Vorredner ausgejprochenen Insinuation constatirrn. Der Staatsanwalt Feige hat den Orden in der Reihe bekommen beim Ordensseste, der Antrag aus die Ver leihung war bei der Ludwig jchen Rede längst gestellt, und Herr v. Ludwig wird selbst nicht erwartet haben, baß ich ihn zurücknehmrn würde. Ich glaube aljo, die Angriffe des Herrn o. Ludwig in vollem Umfange abgewiejen zu haben (Beifall). Nach einigen weiteren Bemerkungen meist per sönlicher Art wurde dieser und mehrere folgende Titel bewilligt und die Sitzung schließlich aus morgen vertagt. München, ».Februar. (N.C.)Vom RelchsrathFrhrn. zu Franckenstein als Referenten des 1. Ausschusses der Kammer der ReichSräthe wird Zustimmung zu dem Beschlusse der Kammer der Abgeordneten in Be treff des die Strafgewalt des Reichstags betref fenden Antrages beantragt. Die Frage, ob dieser An trag zum verfassungsmäßigen Wirkungskreis des bayer- jchen Landtags gehört, bejaht der Referent. Der ReichSrath v. Bomhard als Referent über den Beschluß der Abgeordnetenkammer, betreffend die Wiedereinfüh rung von Wuchergesetzen, beuntragt Zustimmung zu demselben. — Bezüglich des Initiativantrags des Abg. Schels, das Landtagswahlgesetz betreffend, werden vom Ausschußreferenten, Abg. Hauck, zwar mehrere Abänderungen beantragt; es ist der Referent aber mit den Grundprincipien des Entwurfes — indirekte Wah len und Festsetzung der Wahlkreise durch die Staats regierung — einverstanden. Der Correferent, Abg. Or. v. Schauß, beantragt dagegen, es wolle der Ausschuß, zur Vereinfachung der Verhandlungen, zu nächst über folgende principlelle Artikel berathen: heil des Publicums ein entschieden günstiger. Die Musik hat mich durchweg in hohem Grade interessirt, meist angesprochen, stellenweise gepackt, und ich möchte glauben, daß die Oper jetzt von hier aus auch ihren Weg auf alle die Bühnen finden wird, welche die neuere ntusikalifche Richtung pflegen, deren Haupt Wagner ist, welche über ein Orchester verfügen, wie das unsere, und welche ihr eine gleich glänzende Aus stattung können zu Theil werden lassen. In diesem Falle fcheint mir Berlioz' großer Nachfolger, Richard Wagner, seinem Vorgänger den Platz aus der Bühne bereuet zu haben, und es ist mir sehr begreiflich ge worden, daß diese Oper in demselben Paris, das Wagner's Werke auspfiff, durchgefallen ist. * Aus München wird gemeldet, daß für die am 25. August 1877 von der Hoftheaterintendanz ausge schriebene Preisbewerbung um je eine Tragödie, em Schauspiel und ein Lustjpiel bis zu dem auf den 31. August vor. I». anberaumten Schlußtermin im Ganzen 436 Stücke eingereicht worden sind, und zwar l92 Tragödien, 119 Schauspiele und 125 Lustspiele. Da die sorgfältige Prüfung einer so großen Anzahl von Stücken eine geraume Zeit erfordert, so dürfte die Bekanntgabe des Prüfungsresultates erst im April oder Mai d. I. und die Ausführung der von der Com mission empfohlenen Stücke erst im September erfol gen können. * Verdi » „Drurmt* , seit ctioa 20 Jahren durch die italienischen Operngesellschaflen im Hofoperntheater zu Wien eingebürgert, kam am 5. d. daselbst zum 1) Di« Wahlen zum bayerfchtn Laadlage finden auf Grand de« direkten Wahlsystem« Statt; «--die ElMhettung de« König reichs in Wahlkreise und dir Zahl der in jedem Wahlkreise zu wählenden Abgeordneten bemißt sich nach einer einen Bestand thett de« Gesetze« bildenden Anlage (Grundsatz der gesetzliche« Feststellung der Wahlbezirke); 8) e« sei demgemäß der Autschuß antrag vom »ü. Juni 1876 zum Ausgaugtpunli der ser»erii Beralhung zu nehmen; «) Bedingung ver aktiven wahftttzig- keil ist zuuuchst da« zurückgeiegle 2l. Lebeii«lahr, >ene des Pua- siveu, da« zurückgeiegle 2b. Ledensiutzr; wer nutzt lese» und licht schreiben kann, ist weder acttv, noch passiv wahlfähig; 6) allen unmittelbaren Städten ist, sofern ihnen nicht ohnehin nach der für einen Wahlkreis jestzustellenden Minimalzahl rin Abgeord neter zukommt, ein solcher zuzuweisen. Wenn aus deu Wort laut de» Art. 1 des Initiativantrages Jörg vom »1. Mai 187« zurückgegriffen werden sollte, sei diesem ein Absatz« anzusügen, lautend: „Jenen Städten, deren Bevölkerung «i Loo Seelen nicht enthält, welchen jedoch nach der Anlage zu diesem Gesetze ein Abgeordneter zugrtheill ist, soll ein weiterer Abgeordneter zugetheilt werden, sobald die Bevölkerung aus -o ooo Seelen angewachjen ist." 6) Die Diäten der Abgeordneten werden aus den Betrag von 10 M. festgesetzt; für die Reisekosten findet Entschädigung nach dem Aufwande Statt. Karlsruhe, 6. Februar. (Tel.) In der Zweiten Kammer haben heute 3 demokratische Abgeordnete eine Interpellation an die Regierung über deren Stellung zu der Vorlage, betreffend die Strafgewalt des Reichs tags, eingebracht. ffp Rus Thüringen, 6. Februar. Die erbgroß- herzogllchen Herrschaften von Weimar treten am Sonnabend über München und Florenz eme Reife nach Italien an; sie werden dort etwa 4 Monate ver weilen. — Setten der koburg - gothaischen Regierung sind tue Bemühungen, Koburg zum Sitz der Han delskammer zu machen, mit großer Energie ausge nommen worden; der Minister v. Seedach wird selbst m Berlin in diesem Sinne zu wirken suchen, und wie es heißt, ist Aussicht auf die Erfüllung des Koburger Wunsches vorhanden. In der Localpresfe wird lebhaft für resp. gegen Koburg und Sonneberg, das ebenfalls Sitz der Handelskammer zu werden wünscht, gekämpft. — Der Landtag des Fürstenthums Reuß j. L. m Gera vertagt sich heute ober morgen, nachdem er die aus die gemeinsamen Justizorgamsatlonen bezüglichen Staatsverträge angenommen. Nach einem demselben zugegangenen Bericht des Ausschusses haben sich die Finanzen des Fürstenthums Reuß j. L. in der Finanz- perwde 1875/1877 recht günstig gestaltet, da ohne Er höhung der direkten Steuern tue Mehrernnahme über 200 000 M. betrug, während die Ausgaben nicht un- heblich beschränkt werden konnten. 2. Wien, 6. Februar. Mit der heute von Sette des Herrenhauses nahezu einstimmig (nämlich nur gegen die Stimme des Grasen Falkenhayn) erfolgten Genehmigung des Berliner Vertrages erscheint die Aufgabe des abtcetenden Cabmets Auersperg beendet und damit eine jener Bedingungen geschaffen, unter welchen ein neues Ministerium die Leitung der Regierungsgeschäste übernehmen sollte. Die Zersplitte rung der Parteien unserer Volksvertretung erschwert freilich dem Grafen Taaffe die Bildung eines parla mentarischen Cabinets außerordentlich. Die letzten Debatten haben aber bewiesen, daß em großer Theil der liberalen Elemente des Abgeordnetenhauses hinsicht lich des einen Punktes, der nach gewissen Stimmen die Hauptjchwierlgkelt bilden soll, nämlich hinsichtlich der äußeren Politik, nicht jenen extremen Standpunkt einnimml, den man ihnen vielfach imputtrt. Außer dem hat das neue Ministerium mehr, als Eine wich tige Ausgabe vor sich. Ist doch eme Reihe finanzieller und steuerpolitischer Fragen zu erledigen, stehen wir doch knapp vor dem Ablaufe der verfassungsmäßigen AmtSdauer des Abgeordnetenhauses, demnach vor den Neuwahlen für dasselbe. Mag also die CabmetSbil- dung nur langsam vorwärts schreiten, so scheint doch ein Stillstand oder eine Stockung nicht Platz gegriffen zu haben. Wir glauben daher auch, daß die Publi kation der Ernennung desselben, unvorhergesehene Zwischenfälle außer Betracht gelassen, für Sonnabend, längstens Sonntag zu erwarten ist. Erwähnen müssen wir hrer zum Schlüsse noch, daß heute von mancher Seite das Gerücht colporui wurde, unjer RerchS- finanzminister, Baron Hofmann, gedenke demnächst zu demifsiontren. Obwohl man Baron Hofmann noch vor Kurzem als präsumtiven Chef der österreichischen Regierung vielfach nannte und fohm ein Rücktritt desselben von semem derzeitigen Posten in Aussicht genommen wurde, jo glauben wir doch, daß die jetzigen Gerüchte von Demissionsabsichten desselben nicht be gründet sein dürften. * Wien, 6. Februar. Wie die „R. fr. Pr." er fährt, dürfte die Comnnssionsberathung über die Mit tel zur Abwehr der Pest demnächst wieder ausge nommen werden, und wird wahrscheinlich auch der geh. Regierungsrath Or. Finkelnburg abermals an den selben tyeilnehmen. Auch der„Pr." telegraphirt man aus Berlin, daß Or. Finkelnburg sich in einigen Tagen neuerlich nach Wien begeben werd Da» zuletzt ge nannte Blatt vernimmt ferner, daß die österreichisch» Aerzte angewiesen worden sind, sofort die Reise nach Rußland anzutreten, da am Sonntag die Zusammen kunft mit den deutschen Aerzten in Warschau statt - finden soll. Ueber das in Privatberichten russischer Zeitungen gemeldete Auftreten der Pest im Gouverne ment Moskau »st hier eine amtliche Meldung nicht eingetroffen, doch ist der l. und k. Generalkonsul an gewiesen, sofort über alle Vorkommnisse telegraphisch Bericht zu erstatten. Aus Triest wird der „Poltt. Corr." gemeldet, daß der heute au» Konstanttnopel dort mit 29 Passagieren eingetroffene Lloyddampfer „Apollo" zur 24stündigen Beobachtung in da» Qua rantänelazareth Valle-St.-Bordolo dingirt worden ist Ein anderer, heute fälliger Lloyddampfer, welcher die thessalische Linie besährt und Salonichl berührt, dürfte mehrtägige Quarantäne halten müssen. Nach einem Telegramm des Geieralconsuls in Salomchi an die Triester Seedehörde »st eine in dem Dorfe Samkowa bei Tanthl auSgebrochene Krankheit als Flecktyphus mit einem Falle von Lletastusis bubouie« erkannt. Die Seebehörde hat infolge dessen das Gutachten der Landessanitätsreferenten emgeholt, und die Letzteren haben die Krankheit für äußerst verdächtig erklärt, mit der orientalischen Pest identisch zu sein. Die Triester Seebehörde hat nach telegraphischem Einvernehmen mit dem Handelsministerium und mtt der ungarischen See dehörde >n Fiume in allen ihr unterstehenden Hafen und Sanitätsämtern gegen dre Provenienzen aus allen türkischen Hafen des ägeischen Meeres, welche seil dem 4. d. abgegangen sind, die Anwendung der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen und der vorgeschnedenen Contumazmaßregeln angeordnet. Buda Pest, 5. Februar. (Pr.) Schon der erste Tag der AnlehenSdedatte im Abgeordnetenhaus« eröffnete einen wetten Einblick in die Positionen der verschiedenen Gegner und deckte die letzten Endzwecke auf, welche die Oppositionsparteien mtt ihren taktischen Operationen anstreben. Es wurden heute drei Reso lutionsanträge eingebracht. Diese verfolgen dieselben Ziele; die Vorlage soll unter Gründen verworfen wer den, welche em Mißtrauensvotum gegen die Regierung involviren. Graf Lonyay und Genossen Haden sich für die glmipftichere Form eines Vertagungsantrages entschieden, der nur ein bedingtes Mißtrauensvotum enthält; „vereinigte" Opposition und äußerste Linke gehen schnurstracks auf ihr Ziel los. Gras Lonyay fragte den Ministerpräsidenten K. Tisza in aller Harmlosigkeit: ob er über die Mittel zur Besserung der Finanzlage „schon nachgedachl habe." Wenn ja, wäre es »hm sehr erwünscht, seine Ideen kennen zu lernen. Freilich bezeichnete er cS als unerhört, daß einer Regierung eme oarte blauebe, wie die verlangte, ertheilt werde. K. Tisza blieb die Antwort nicht schul big. Zu den heutigen Verhältnissen habe Lonyay mit seiner leichtsinnigen Wirthjchaft den Keim gelegt. Die ser habe sich rechtzeitig aus dem staube gemacht; mtt Hilfe der Kerkapolyi'schen Verwaltung aber habe sich dann das Uebel zu der Größe entwickelt, daß Tl-za nun Gesundheit und Popularität an dessen Beseitigung fetzen müsse. Ein vollständiger Plan werde erst dann am Platze sein, wenn die schlimmsten Folgen der em stigen Wechselreiterei getilgt sind. Paris, 5. Februar. Der Präsident Grävy wird künftigen Sonnabend das diplomatische Corps empfangen. In der Presse ist schon wiederholt die Frage aufgeworfen worden, ob Grevy, der keinen Or den besitzt, bei den offictellen Empfängen den Groß- cordon der Ehrenlegion zu tragen habe, wie Thier» denselben seit seiner Ernennung zum Präsidenten der Republik zu tragen pflegte, obgleich er vorher blo» Großoffizier der Ehrenlegion war. Der Conseil der Ehrenlegion hat über diese Frage entschieden, indem er »n einer vorgestern abgehaltenen Versammlung seinen Präsidenten, General Vmoy, beauftragte, Grevy den Großkordon der Ehrenlegion zu überbringen. Grevy hat denselben angenommen. Jeden Tag laufen ,m Elyfee zahllose Glückwunschadressea an den neuen Präsidenten ein. Sie gehen meist von den französi schen Gemeinderäthen aus; aber es befinden sich auch andere darunter. So z. B. haben die Studenten von Neapel eine Glückwunjchadresse geschickt. Mehrere hohe Staatsbeamte, die sich mit dem neuen Regime nicht befreunden können, haben ihre Entlassung gegeben, so der Bildhauer Guillaume, Generaldirector der schönen Künste, und Änüral, der Vlcepräfident de- StaatS- raths. — Das „Journal des DebatS" rechnet aus, wie viele Minister Frankreich feit dem Sturz des Kaiserreichs, seit dem 4. September l87O gehabt Hal: 7 Couseilspräsideuten, 21 Mmtster des Innern, 6 Mi- nister des Aeußern, 9 Kriegsminister und 9 Fina^z- minlster, 8 Justlzminlster und 7 Marlneminlster, 11 ersten Male in deutscher Sprache und mit heimischen Kräften als „Violetta" zur Aufführung. So ganz mit heimischen Kräften allerdings nicht, mu^le doch abermals eme fremde Sängerin — Frau Schuch- Proska aus Dresden — verschrieben werden, um die Aufführung durch ihre Mitwirkung in der Titelrolle zu ermöglichen. Dieselbe war den Wienern aus dem Concertsaale in angenehmer Erinnerung. Das Licht der Lheaterlampen hat ihre Gestalt nur gehoben. D.e Rolle der Violetta ,st dem Wiener Publicum so fest verknüpft mit der Erinnerung an die glänzendste Leistung der Patti, daß jede nachfolgende Darstellerin einen überaus schweren Stand haben muß. Um so ehrenvoller und gewichtiger, sagt die „N. fr. Pr.", er scheint der überaus günstige Ersolg, den Frau Schuch als Violetta errang. In ähultcher Weise äußern sich die Thcaterreferate der „Pr." und der „W. Abdp." * Da das Straßburger Stadttheater diese» Jahr wieder ein Deficit aufweist, fo soll die Direktion desselben mit dem Gedanken umgehen, für da» nächste Jahr die Oper ganz wegfallen zu lassen. Das Theater hat im verflossenen Jahre von der Lande-kaffe eine Subvention von 77000 M. bezogen, von der Stadt Straßburg eine solche von 8000 M. und noch eine außerordentliche von 7000 M., um das letzte Deficit zu decken. Rechnet man dazu die gewöhaltchen oer Stadt auferlegten Lasten zur Unterhaltung de- Musik- conjeroatoriumS rc„ jo findet sich, daß die Theatersud- vention im Ganzen sich auf 173000 M. belaufen hat. * Paul Heyse hat sein neuestes Drama „Elfriede" dem Theaterdirector Heßler in Straßburg zur ersten Aufführung in Deutschland überlassen. * Demnächst kommt die treffliche philologische Bibliothek des Hellenisten Wilhelm Dindorf m Leipzig unter den Hammer. Der betreffende Katalog zählt bei 4700 Nummern, darunter gegen 2600 phi lologische Werke und 19<X) Dissertationen. Die atti- jcheu Tragiker und Komiker sind durch 432 Werke, die Redner durch 56, Homer und Pindar durch 120, die Historiker und Plato zusammen durch 162 Werke vertreten. Ueber Sophokles allein liegen 116 Werke und 101 Dissertationen, über Aejchylo» 124 Werke und 165 Abhandlungen vor. Der Werth der Bücher- jammlung wird durch die zahlreichen Inkunabeln, die sich darin befinden, sowie durch die handschriftlichen Beilagen und Zusätze von Wilhelm und Ludwig Diu dorf ui deren Handexemplaren wesentlich erhöht. * Das in London zu errichtende Byrondenk- mal, ein Werk von Mr R. C Belt, ist jetzt m Thon vollendet und wird »n etwa sechs Monaten aus gestellt werden können. Die Figur ist 9 Fuß hoch und al» auf einem Felsen sitzend dargcstellt. Auf dem linken Knie ist da» Manuskript des „Child Harold." Der Dichter trägt jeemännijches Gewand und hat seinen Hnnd zur Seite. Da» Piedestal au» rothem Marmor, em Geschenk der gricchlschen Regierung, ist aus dem Wege nach London. ff Der Historienmaler und Professor an der Münch ner Kunstgewerbejchule, Michael Echter, ist in einem Alter von 67Jahren am 4.Februar m München gestorben.
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