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Dresdner Journal : 04.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187902044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-02
- Tag 1879-02-04
-
Monat
1879-02
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 04.02.1879
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114 thal protestirte hiergegen und erklärte schließlich, daß, fall- sich das Land diesen Vorwürfen anschließen sollte, er bereit sei, den Platz zu räumen. Der Antrag der Abga. Hanel und LaSker wurde sodann angenommen. In der Abendsitzung wurde zunächst die Be- rathung des Gesetzentwurf» betreffend die Bildung von Wassergeuossenschasten fortgesetzt. 8 58 handelt von der Auflösung der Genossenschasten, welch« in gewissen Fällen vom Oberpräsidenten unter Zustimmung de» Provinzialrathes ausgesprochen werde» kann. Die Abgg. Hänel-Lasker beantragen, gegen den Bescheid des Oberpräsidenten die Klage bei dem Oberverwaltungs gericht stattfinden zu lassen. Bei der DiScufsion hier über kam es zu einer scharfen Controverse zwischen dem erstgenannten Antragsteller und dem RegierungS- eommrssar v. Zedlitz. Der Letztere bemerkt zu dem Antrag Hänel-Lasker, daß die in ihm enthaltene Be stimmung, „obgleich sie ein mechanischer Abklatsch des Competenzgesetzes sei", dennoch dem Princip des Ge setzes widerspreche. Nachdem der Abg. Hänel um ge mäßigtere Sprache vom Regierungstische ersucht, erklärte Minister Vr. Friedenthal, wenn die Ausdrücke deS Commifsars das Sachliche verlassen haben sollten, so wäre das nicht beabsichtigt; es entspräche wenigstens nicht dem Standpunkte, von dem auS die Vorlage vertre ten werden solle. Die Anträge könne er deshalb nicht acceptiren, weil nach ihnen ein Berwaltungsstteitver- sahren gegen den Oberpräsidenten eingeleitet werden soll. Es sei nicht gut, solche Eompetenzsragen so neben- oei abzumachen. Er habe schon früher erklärt, daß der Oberpräsident nur ein pis-allsr bis zur Schaffung der Landesculturbebörde sei. Das Haus genehmigte den Antrag Hänel-Laster. Die übrigen Paragraphen wur den mtt einigen unerheblichen Amendements und unter consequenter Durchjührung de- im 8 56 angenomme nen Princips nach den Commissionsbeschlüssen ge nehmigt. Hierauf wurde die Sitzung bis Dienstag vertagt. Bonn, 1. Februar. (K. Z.) Das Unheil in dem Proceß gegen den Redacteur des „Correspondenz- blatteS des deutschen Vereins für die Rheinprovinz" Or. Lekebusch, wegen Beleidigung Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin durch einen Artikel der gedachten Correspondenz ist gestern gesprochen worden. Dasselbe lautet auf 4 Wochen Festungshaft. Straßburg i. E>, 31. Januar. Man schreibt der „Schl. Ztg.": Häufig schon wurde in der liberalen und clericalen Presse über den Ausschluß der Oeffent- lichkett von den Verhandlungen unjerer reichs län dischen Landesvertretung geklagt. Gegen die Oeffentlichkeit spricht jedoch ein praktisches Bedenken, welches sich auf eine in weiteren Kreisen kaum bekannte Lhatsache stützt. Die Mitglieder unserer Landesver tretung bedienen sich nämlich in den Debatten und Comnnssionsverhandlungen durchweg der französischen Sprache; die Regierung glaubte in dieser Hinsicht zum Zweck der leichteren und besseren Erledigung der Ge schäfte Toleranz üben zu sollen, nachdem die Erfahrung gelehrt hatte, daß — ganz abgesehen von den zahl reichen des Deutschen überhaupt nicht mächtigen Elfaß- Lothriugern — selbst bei den deutsch redenden Mit gliedern deS Landesausschusses doch vielfach nur ein sehr ungenügendes Verständniß unserer Sprache ob waltet. Es war daher, wenn der Gebrauch des Deut schen im Landesausschusse obligatorisch gemacht wer den sollte, eine unabsehbare Reihe von Mißverständ nissen und Irrungen, und somit eine empfindliche Ver zögerung der Verhandlungen zu besorgen. Die Re- gierungscommissare bedienen sich natürlich stets der deutsche» Sprache, obwohl auch dies schon vielfach zu Mißverständnissen Anlaß gegeben hat. Sollte nun die Oeffentlichkeit der LandesauSschußverhandlungen zuge- standen werden, so dürfte sich die bisher hinsichtlich deS Gebrauchs der französischen Sprache geübte Tole ranz doch kaum aufrecht erhalten lassen. — In den letzten Tagen wurden von dem hiesigen Landgerichte auf Grund der aus der französischen Zeit in Kraft ge bliebenen Gesetze wiederum einige Wucherer zu harten Strafen verurtheilt. Es hilft den Leuten auch gar nichts mehr, wenn sie, wie dies bisher ihr gewöhn liches Auskunft-mittel ivar, aus das badische Gebiet flüchten, namentlich in bas nahe Kehl, wo eine voll ständige Wuchercolonie sich eingenistet hatte. Die badische Regierung liefert neuerdings Leute dieses Schlages aus, sobald von der reichsländischen Justiz ein dahin gehendes Ansuchen gestellt ivird. München, l. Februar. ^Ä. Z) Die Kammer der Reichsräthe Hai den Beschluß der Kammer der Abgeordneten: Se. Majestät den König zu bitten, die Verordnung vom 2). August l873, betreffend die Er weiche- Halt und Kraft giebt in allen Lebenslagen. Wenn Christus jagte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen", so setzte er damit sich selbst zum Ziele aller Erziehung, in ihm wird der Mensch erst frei und tüchtig zur Jelbsterziehun^. Soll es aber zu dieser Freiheit kommen, so muß der Mensch zuvor „unter das Gesetz gethan werden", das Kind muß er fahren, daß eS Pflichten giebt, die unter allen Um ständen erfüllt werden müssen, die christliche Zucht muß danach streben, das Kind vor Allem an Gehorsam mit Verleugnung des eignen Willens, sodann an Wahrhaf tigkeit, Mäßigkeit, Arbeit, Keuschheit, Bescheidenheit rc. zu gewöhnen. Als Mittel solcher Zucht soll die äußer liche Züchtigung erst zuletzt eintreten, wenn alle andern Mittel erschöpft sind. Die Hauptmittel sind das Wort und da- Beispiel des Erziehers. Mit der Klage, daß in der Gegenwart trotz vieles Redens über Erziehung thatsächlich wenig erzogen werde, weil Väter und Mütter sich der Pflicht der Erziehung enthoben glauben, indem sie dieselben der Schule zuweisen, mit der Klage über die Zersetzung des Familienlebens, die den Verfall der Zucht nach sich zieht, mit dem Hinweis, daß eS erst dann werde besser werden, wenn „die Herzen der Väter sich wieder zu den Kindern bekehren" und die Mütter wieder betende Hände falten über ihre Kinder, schloß der tiefergreifende Vortrag. Am 28. Januar sprach der Professor Clemen auS Grimma über: Lhristenthum und Wissen schaft. Während elnerfeitS das Christen« hum al» Feind aller Bildung verlästert wird und andererseit» wirklich manche christliche Kreise sich ängstlich gegen die Wissenschaft abschließen, betont derselbe, daß im tiefsten Grunde zwischen denselben kein Gegensatz sei, richtung von Volksschulen und die Bildung der Schul sprengel, außer Wirksamkeit zu setzen, mit Stimmen gleichheit abgelehnt; dagegen hat die Kammer der Reichsräthe den weitern Beschluß der Kammer der Abgeordneten: die Bitte auszusprechen, daß insbeson dere die aus Grund jener Verordnung in Großkarlbach eingeführten confessionell gemischten Schulen wieder in confessionell getrennte umgewandelt werden, mit 26 gegen 20 Stimmen angenommen. — Der Finanzaus schuß der Kammer der Abgeordneten hat den An trag seines Referenten Walter auf Verminderung der Militärlast abgelehnt. * Gotha, 1. Februar. Der gemeinschaftliche Landtag der Hcrzogthümer Koburg und Gotha hat heute einstimmig einen VermittelungSantrag angenom men, durch welchen der Conflict mit dem StaatS- minister v. Seebach als ausgeglichen betrachtet wird. * Wien, 2. Februar. Wie von zuverlässiger Seite verlautet, finden seit einiger Zeit auf Initiative Deutschland» zwischen Wien und Berlin Verhand lungen über den Artikel 5 des Prager Friedens Statt. Da österreichischerseits auf die Aufrechterhal tung des Oesterreich-Ungarn in jenem Artikel bezüglich der Bevölkerung Nordschleswigs eingeräumten Rechtes kein Werth gelegt wird, so sei alle Aussicht vorhanden, daß diese Verhandlungen zu wechselseitiger Befriedigung m einer den Wünschen Deutschlands entsprechenden Weise demnächst beendet würden und würde dadurch wiederum in überzeugender Weise die Intimität der zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn bestehen den Beziehungen documentirt werden. — Die Herren- hauscommission zur Vorberathung des Berliner Vertrages hat gestern ihre Verhandlnngen beendet. Ritter v. Hasner legte den von ihm verfaßten Bericht vor, welcher die Zustimmung der Commission erhielt. Der Bericht führt in Kürze aus, daß die Commission sich nicht veranlaßt gefunden habe, über die auch in ihrer Mitte aufgeworfene Competenzfrage sich auszusprechen. Die Commission ist vielmehr von der Ansicht ausge gangen, daß es höchst wünschenswerth sei, gleichlautende Beschlüsse beider Hauser des Reichsrathes über den Berliner Vertrag zu erzielen, und mit Rücksicht hierauf beantrage sie, conform dem Beschlusse des Abgeord netenhauses, die Genehmigung des Vertrages. Der vom Abgeordnetenhause angenommenen Resolution ist die Commission nicht beigetreten. Die Debatte im Plenum des Herrenhauses dürfte, wie schon gemeldet, um die Mitte dieser Woche stattfinden. — Der Statt halter von Tirol, Graf Ta affe, ist aus Innsbruck hier eingetroffen und hat dem Ministerpräsidenten gestern einen Besuch abgestattet. Man bringt die An wesenheit desselben mit der bevorstehenden Cabinets- bildung in Zusammenhang. — Die amtliche „W. Z." publicirt heute das Einfuhrverbot jener Artikel aus Rußland, deren Ausschließung von der Pestconferenz vereinbart wurde. In der gestrigen Sitzung des un garischen Unterhauses erklärte aus eine Interpellation bezüglich der Pestgefahr der Ministerpräsident Tisza, daß auch die für den Fall einer größern Gefahr noth wendigen Vorkehrungen vorbereitet worden sind, sodaß dieselben eventuell auch telegraphisch angeordnet werden können. Andrerseits habe er auch an den gemeinsamen Kriegsminister das Ansuchen gestellt, das seinerseits Nothwendige zu verfügen. Die rumänische Regierung habe sich den Beschlüssen Oesterreich-Ungarns und Deutschlands angeschlossen; auch die serbische Regierung habe Verfügungen für den Fall der Gefahr angeord net. Wie die „Volit. Corr." aus Bukarest erfährt, hat die rumänische Regierung bereits über die noth wendige Truppenzahl für die eventuelle Bildung eines Cordons an der russischen Grenze längs des Pruth dlsponirt. Aach für eine zweite aus der Landwehr zu bildende Cordonlinie ist vorgesorgt und in Ungheni eine Quarantäne vorbereitet. Prag, 2. Februar. Bekanntlich haben sich an läßlich der jüngsten Landtagswahlen im hiesigen Kleinseitner Wahlbezirke hinsichtlich der Zusammen stellung der Wählerlisten so grobe Jncorrectheiten zu Ungunsten der Verfassungspartei herausgestellt, daß sich die Statthalterei veranlaßt fand, die Sache der Staatsanwaltschaft zur Amtshandlung abzutreten. Die Untersuchung soll nun bereits so weit gediehen sein, daß gegen 2 Beamte des hiesigen Magistrats, denen die Schuld an jenen Jncorrectheiten beigemessen wird, die Anklage wegen Verbrechens de- Mißbrauches der Amtsgewalt erhoben wurden. — Der hiesige Landes- commandirende, Feldzeugmeister Baron PHili ppovich hat vom Papste in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Befremng der bosnischen Christen das Großkreuz des Gregorordens erhalten. — In den daß vielmehr beide innerlich geeint seien und einander rördern. Denn das Christenthum hebt die Cultur- aufgabe des Menschen, die Welt erkennend zu be herrschen, nicht auf, sondern bringt sie nur in Ein klang mit seinem höheren Beruf für die Ewigkeit. Es will nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahr heit. ES kämpft nur gegen die Ueberfchätzung und Selbstüberhebung der Wissenschaft, da, wo sie dem Ma terialismus verfallen ist und Gott und Geist leugnet, und noch mehr gegen den Mißbrauch, der mit angeblichen Re sultaten der Wissenschaft zur Untergrabung aller Re ligion und Sittlichkeit getrieben wird. Lhristenthum und Wissenschaft sind geschichtlich mit einander ver bunden. Die altclassische Cultur der Griechen und Römer trug in sich selbst den Keim der Auflösung, und weil sie durch und durch heidnisch, d. i. weltlich war, fand sich das Christenthnm anfangs im Gegensatz zu ihr. Indem eS aber den Menschen erst in seiner Würde erkennen lehrte und den wahrhaft sittlichen Menschen schuf, indem e» ferner die nationalen Schran ken durchbrach und den Blick auf da» große Ganze der Menschheit und ihrer Geschichte öffnete, mußte eS nothwendia befruchtend und vertiefend auf die Wissen schaft wirken. Der Vortragende zeigte nun, wie das Christenthum, zumal im Protestantismus, mit den ein zelnen Wissenschaftsgebieten in ein nähere», beide för dernde» Verhältniß getreten, zuerst mit der Wissenschaft der Sprachen, deren Wiederaufblühen im 15. Jahr hundert zum Theil die Reformation mit ermöglicht ha», sondern mit der Geschichtswissenschaft, die erst au» dem Christeitthum die großen, leitenden Ideen empfan gen hat; ferner mit der Naturwissenschaft, der gegen über e» nur leider zu ost von. beiden Seiten an der nächsten Tagen wird beim biesiaen Landesgerichte eine interessante Verhandlung stattfinden. Die Anklage lautet auf das Vergehen der Propaganda für eine vom Staate verbotene ReligionSjecte. Angeklagt erscheint eine Anzahl von Landwirthen auS der Gegend von Böhmisch- Brod, welche der soaenannten Jrvrngianerjecte au gehören und für diese Glaubensgenossenschaft Anhänger zu werben suchten. Dieselben waren bereit» in erster Jnstauz zu Arreststrafen verurtheilt worden, haben jedoch gegen diese» Urtheil an da» hiesige Landesge richt appellirt. Bei dieser Gelegenheit sei auf die eigenthümliche Thatsache hingewlesen, daß da- tschechische Landvolk in Böhmen sich seit jeher durch einen ge wissen Hang für religiöses Sectenwesen hervorgethan hat, wie denn beispielsweise die berüchtigte Secte der Adamiten seinerzeit vielleicht nirgends solchen Anhang gefunden hat, wie in gewissen Gegenden Böhmens. — Das hiesige Stadtverordnetencollegium wird mor gen eine Sitzung abhalten, in welcher unter Anderem, das vom Stadtrathe entworfene Festprogramm zur würdigen Begehung der silbernen Hochzeit des aller höchsten Kaiserpaares definitiv genehmigt werden soll. Die Details dieses Programms wurden bereits früher mitgetheilt. Pari», 1. Februar. Einem Telegramm der „K. Ztg." entnehmen wir Folgendes: Die französische Re gierung hat die Versicherung erhalten, daß Deutschland die neue Regierung in Frankreich unverzüglich an erkennen werde, zumal die Uebertragung der Staats gewalten in so befriedigender Weise erfolgte. Deutsch land und die andern europäischen Mächte werden ihren Vertretern in Frankreich keine neuen Beglau bigungsschreiben senden, sondern einfach auf die An zeige Frankreichs in Betreff der Wahl Grvvy's zum Präsidenten der Republik Antwort ertheilen; es wird demnach hier derselbe Brauch Platz greifen, wie bei dem Wechsel eines Präsidenten m der Schweiz und in den Bereinigten Staaten von Nordamerika. Sobald die Antworten der Mächte auf die französische Anzeige vom Wechsel des Präsidenten in Paris eingctroffen sind, wird das diplomatische Corps dem officiellen Em pfange im Elysve anwohnen. Der päpstliche Nuntius erhielt Weisung, sofort mit Grvvy in Verkehr zu tre ten und zu erklären, die Haltung des Vatikans habe durch den Präsidentenwechsel keinerlei Veränderung er fahren. — Im Ministerrath, der heute Nachmittag 1 Uhr bei Dufaure begann, theilte Letzterer seinen Collegen mit, daß er unwiderruflich entschlossen sei, sich von der Regierung zurkkckzuziehen. Auf die Ein würfe der Minister entgegnete Dufaure, er sei der Ansicht, die neue Lage verlange neue Minister. Du faure zeigte diesen Abend Grövy seinen Entschluß schrift lich an. Nachdem er seinen Collegen für ihre Be mühungen, ihn im Amte zu behalten, gedankt, sprach er die Ueberzeugung aus, daß das neue Cabinet von der Mehrheit der Kammern unterstützt werden würde. — Sämmtliche Schulen haben am Montag Ferien, um Grövy's Antritt der Präsidentschaft der französi schen Republik zu feiern. Pari», 2. Februar. (Tel.) Es bestätigt sich, daß der Ministerpräsident Dufaure auf seinem Entichlusse, sich zurückzuziehen, beharrt. Die Zeitungen enthalten verschiedene Angaben über seinen Nachfolger; nament lich werden Freycinet, Marcdre und Martel genannt. Haag, 1. Februar. (Tel.) Der König hat den Oberstlieutenant-Jntendanten Denbeer Poortugael zum Kriegsminister ernannt. Rom, 1. Februar. Man telegraphirt der ,,N. fr. Pr.": In der Deputirtenkammcr legte der Kriegs minister soeben 7 Gesetzentwürfe über einen Extra credit zum Kriegsbudget: für die Anfertigung von Ge wehren, für die Errichtung einer Waffenfabrik diesseits der Apenninen, für Proviantbedürfnisse zu Zivecken erner Mobllisirung, für die Errichtung von Artilleriepoly gonen, für Geniecorpsarbeiten an Heerstraßen und Eisenbahnen, für Anschaffung von Zug- und Trans portmitteln und Artilleriematerial, für Dotirung des Geniecorps und für Festungsarbeiten vor. Weitere Forderungen beziehen sich auf Grenzbefestigung und andere Fortificationen zur Sicherheit des Staates. Die Gesammtsumme dieser Nachtragscredite beträgt 90 Millionen, zahlbar binnen 4 Jahren. Die Kammer bewilligte die Dringlichkeit. In der Debatte über das Budget des Ministeriums des Aeußern nahm Pieran- toni das Wort, um von der Anerkennung Rumäniens ohne vorhergegangene Emancipation der Juden abzu- rathen. Er verlangte die Beschleunigung der Lösung der griechischen Grenzfrage, constatirte die Beeinträch tigung Italiens durch die englische Einverleibung Cy- perrs und begehrte Auskünfte über die Corruptions- Festhaltung der richtigen Grenzen gefehlt Hal, deren größte Vertreter sich aber mit dem Chrlstenthum durch aus einig gewußt haben; mit der Philosophie, die als die suchende Wissenschaft zwar auf viele Irrwege und periodisch, wie im modernen Materialismus, in feind lichen Gegensatz gegen das Christenthum gerathen ist, und doch immer wieder aus seinen Ideen schöpfen muß, endlich mit der Nationalliteratur, die im Großen und Ganzen vom christlichen Geiste getränkt ist. So lautet durchweg das Urtheil der Geschichte, da Lhristen thum und Wissenschaft sich nicht ausschließen, sondern fördern und ergänzen. 8. * Der Verein jüngerer Buchhändler zu Dresden hat zum Behuf der Feier seines 22. Stif tungsfestes (am 15. Februar) gedruckte Einladungen anfertigen lassen, die in altdeutscher Fassung und Aus drucksweise gehalten sind und durch einen im Zeit charakter dazu passenden Druck von der rühmlich be kannten Firma Drugulin in Leipzig ausgeführt wur den. Es kann in der That der Zukunft nur sehr will kommen sein, wenn bei solcher Gelegenheit „der eersame pundt der jungen BuchhandelSlüt" sich gegenseitig die Gediegenheit unserer Vorzeit in Druck und Papier in Erinnerung bringt und somü die Unsolidität und den gewerblichen Schwindel der Gegenwart durch That- fachen illustriren hilft. * Der Leipziger „Israel ische BcreinSbund" hat das in Dessau belegene Geburtshaus de» Philosophen Mose» Mendelssohn anaekauft und beabsichtigt, da rin ein Asyl für verdienstvolle und betagte jüdische Gelehrte zu errichten. gerächte, betreffend den internationalen Gerichtshof io Aegypten. Die zweistündige anti-russische Rede Mu solino'S war wegen allgemeiner Unruhe un Hause uu- verständlich. Die Budgetdebatte wird am Montag fortgesetzt. St. Petersburg, 1. Februar. Man telegraphirt der „Poltt. Corr.", daß der hiesige deutsche BolschaftS- arzt schon jetzt, begleitet von einem deutschen Lonsular- functionär, nach dem von der Pest ergriffenen Wolga- districte behufs Vorkehrungen für da» Eintreffen der großen ausländischen SanitätScommission abgehen wird. Für den Empfang dieser letzteren in St. Petersburg werden fetten der russischen Behörden alle Vorbe reitungen getroffen. Depeschen au» Moskau vom 30. Januar bestätigen, daß Sarepta und Umgebung voll ständig eprdemiefrei sind und in Tschernigow die Quarantäne in energischster We se gehandhabt wird. Depeschen aus Odessa bezeichnen mit Rücksicht auf die Pest den dortigen Gesundheitszustand als normal. In der Umgebung von Odessa grajfiren die Blattern. — Ein officielles Telegramm auS Astrachan vom 31. v. Mts. meldet: In Wetljanka und .n den um liegenden Dörfern sind keine neuen Erkrankungen vorge kommen. In Gelitten befanden sich am 30. Januar 8 Kranke, von denen 2 starben. Am 31. Januar kamen 3 neue Erkrankungsfälle und 3 Todesfälle vor; eS verblieben somit 6 Kranke. Der dort fungirende Arzt Podgorsky meldet, daß die Epidemie auf 4 Bauernfamilien beschränkt blieb, welche im Verkehre unter einander gestanden hatten; die angewendeten Heil mittel seien ohne Erfolg geblieben, da» einzige Prä- vent.vmittel sei die Jsottrung. — Die nach den von der Pest inficirten Ortschaften entsendete SanttätS- commission von Moskauer Aerzten hat sich für fol gende Vorsichtsmaßregeln gegen die Weiterverdrettung der Pest erklärt: Herstellung von Unterkunftsplätzen für ca. 2000 Personen, ÄratiSverabreichuug von warmer Nahrung, Desinficirung der verdächtigen Ort schaften, Herstellung von Oefen in den Hospitälern behufs Vernichtung inficlrter Wäsche und Kleidungs stücke, Ueberwachung der Speisehäuser und Schließung der ungesunden Erdgeschosse. Zur Orientsrage. Konstantinopel, 31. Januar. Einer von heute Abend datlrten Depesche der „Polit. Corr." zufolge beschäftigt man sich in hiesigen diplomatischen Kreisen sehr lebhaft mit dem der Pforte unterbreiteten und angeblich von der französischen Regierung patroni- sirten Finanzprojecte einer französischen Lapttalisten- gruppe. Man ist der Ansicht, daß die darin beantragte 2procentige Erhöhung deS türkischen Zolltarif» der Zustimmung der Mächte bedürfen würde, die jedoch zweifelhaft erscheine. — AuS Skutari hat die Pforte günstige Nachrichten über den Stand der Verhandlun gen mit Montenegro erhalten, die türkischerseit» bi» zur vollständigen Genesung Kiamil Paschas momentan von Ali Bey und Schakir Bey geführt werden. Zabljak ist den Montenegrinern bereits übergeben wor den. Die Muhamedaner von Podgorizza sträuben sich noch gegen die Auslieferung ihres DistricteS und ver langen vor dem Abzüge der türkischen Truppen Ga rantie für ihre Sicherheit. — Nach neuesten Nach richten aus Bulgarien wird dre bulgarische Na tionalversammlung am 22. Februar in Tirnova zusammentreten. — Die „Times" meldet aus Konstantinopel, Midhat Pascha werde einen Ferman erhalten, der den selben zur Organisation der Gendarmerie in Syrien mit ausländischen Jnstructoren und Offizieren ermäch tigt. Ein ähnliches Corps soll für die Provinz Ana tolien organisirt werden. Luunllllge», Versetzungen rc. i» <- öffentlichen vienüe. Departement der Finanzen. Bei der Hauptbergkasse zu Freiberg ist der zeitherige Assistent Karl Wilhelm Bellmann zum Controlenr ernannt und der zeitherige Hüttenbau schreiber Karl August Fischer al» Assistent angestellt worden. Departement de» Cnltu» und öffentlichen Unterricht». Erledigt: die dtedcnjchulftelle zu Weißig bei Königstein Lollator: das k. Ministerium der LultuS und öffentlichen Un terrichts. Außer freier Wohnung im Schulhause mit Sorten 810 M Gehalt, 6 M kirchendienstliche Accidentien und 7» M sür die Fortbildungsschule. Gesuche sind di« zum »r. Februor an den k. Bezirksjchulinspeclor Lehmann in Pirna ernzurrichen * Wie man aus Berlin meldet, ist dem könial. preuß. Generalstabe selten der Akademie der Künste und Wissenschaften der Preis sür das beste, innerhalb fünf Jahren erschienene Geschichtswerk, für „Der deutsch-französische Krieg 1870/71. Redigirt von der kriegsgeschichtlichen Abtheilung deS großen General stades" zuerkannt worden. Der Preis besteht in 6000 M. und einer Medaille. * Das Londoner „Athenäum" schreibt: E» war em gut Theil Uebertreibung in den Berichten von der Zerstörung der Shakespearesammlung zu Bir mingham, wie sie in den Tagesblättern erschienen. Von dieser Sammlung al» der vollständigsten in der Welt zu reden, ist einfach unrichtig. Sie enthielt eine große Menge moderner Shakespeareliteratur, die zu meist sehr leicht ersetzt werden kann; sie war aber arm an älteren Quartausgabcn, und die» ließ sie von zweifelhaftem Werthe erscheinen. Ein viel ernsterer Verlust ist die Zerstörung der Stauntonsammlung. Auch einen Plan, ähnlichen Unfällen sür die Zukunft vorzubeugen, hat der Brand zu Birmingham zu Tage gefördert Derselbe besteht im Wesentlichen darin, bibliothekarische Schätze, die kein Geld ersetzen kann, ebenerdig in Kasten zu bergen, die aus Räder» ruhe» und aus einer Tramway von Stein oder Eise» durch ein oder mehrere Thore in» Freie gelangen, die, ge schlossen, Sicherheit gewähren, »m gegebenen Falle aber leicht geöffnet werden können. Eine Kette, die bi» vor da» Thor reicht, bringt die Kasten in kürzester Zeit außer Gefahr, und eine leichte Neigung der Tramway mag die» noch erleichtern.
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