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Dresdner Journal : 19.01.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187901194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-01
- Tag 1879-01-19
-
Monat
1879-01
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 19.01.1879
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ditt. Die weitere Berathung wurde darauf auf mor» gen vertagt. * Stuttgart, 16. Januar. Ueber die vom Tele graphen signalisirte, in der heutigen Sitzung der Sammer der Abgeordneten durch den Abg. Schwarz (Fortschrittspartei) erfolgte Interpellation an die königl. Staat-regierung, welche Stellung diefelbe zu dem Gesetzentwürfe, betreffend dir Strafgewalt deS Reichstages, emnehme, liegen im „Schw. M." fol gende ausführlichen Mittheilungen vor: Abg. Schwarz richtet an den Staat-minister der auswär tigen Angelegenheiten die Anfrage: welche Stellung die königl. Staat-regierung zu dem vom Hrn. Neichslanzler dem BundeS- rathe vorgeleaten Entwurf eine» Besetzet in Betreff der Straj- gewalt det Reichstags gegen seine Mitglieder einnehmen wird, in der Erwägung, daß Vie Landesvertretung ein unbestreitbare« Recht und ein hobeS Interesse hat, in der sraglichen Richtung möglichst bald aufgeklärt zu werden, um, nach Befinden, ihren ganzen conkitutionellen Einfluß aus die königl. StaatSregierung lm Interesse der Abwendung der in dem gedachten Gesetzent würfe liegenden Gefahr für die parlamentarische Redefreiheit im deutschenR eichstag geltend machen zu können. Schwarz hält eine weitere Begründung seiner Anfrage nicht für noth- wendig. Der Ministerpräsident v. Mittnacht antwortet, wie folgt: Der betreffende Entwurf der Reichsgesetzes ist uns in den letzten Tagen der vorigen Woche erstmals zu Gesicht ge kommen. Er wurde, wie dies üblich ist, einem Rathe des StaatSministeriumS zur Erstattung einet schristlipen Referats zugewiesen. Dieses Referat circultrt gegenwärtig bei den Mit gliedern de- StaatSministeriumS. Eine Berathung deS Gegen- üandes im StaatSministerium hat noch nicht stattgesunden, und ich bin de-halb heute nicht in der Lage, zu sagen, welche Hal tung die StaatSregierung einnehmen wird. Ich hätte nun allerdings, wenn ich nicht mehr zu jagen hätte, noch ein paar Tage warten können, allein ich habe noch ein paar kurze Be merkungen zu machen. Die Instructionen, welche die Regie rung zunächst zu geben hat, beziehen sich nur aus die Be ralhung in dem betreffenden BundeSrathsausschusse. Deshalb ist vir Instruction, die zunächst gegeben werden wird, eine vor läufig«, eine provisorische; e» ist ja klar, daß je nach dem Ver lauf der Berathung im BundeSrathSauSschuffe die letzte Ent schließung der Regierung leicht eine andere jein wird, als die Regierung bei der ersten Berathung deS Gegenstände- im be treffenden Bunde-rathsauSjchusse im Auge gehabt hat. Es ist deshalb auch angenommen im BundeSrathe, daß, was ein Mit glied eine- BundeSrathSauSjchusseS erklärt, seine Regierung noch nicht bindet. Mit Rücksicht auf diese provisorische Natur der für die Berathung in dem BundeSrathSauSschuffe zu gebenden Instruction wird diese auch regelmäßig noch dem Könige mit zur Genehmigung vorgelegt. Die Regierung faßt ihre defini tive Entschließung in Retchsangelegenheitrn nach staltgehabter Berathung im Ausschüsse sür die Behandlung im Plenum des BundesratheS. Deshalb wäre es der Regierung kaum möglich, die Instruction für das Verhalten im BundeSrathe jetzt schon zu geben. Aber was die letzte Entschließung der Regierung betrifft, die Instruction sür das Verhalten im Bundesraths Plenum, so ist bekannt, daß sehr häufig zwischen der Beschluß fassung iw BundeSrathSauSschuffe und zwischen der Plenar sitzung ein so gering bemessener Zeitraum in der Mitte liegt, daß ich die Verpflichtung nicht im Voraus eingehen könnte, in jenem Zwischenräume dem Hause Mitteilung zu machen. Ich bin de-halb der Ansicht, daß, wenn der Abg. Schwarz es im konstitutionellen Interesse des Landes hält, daß die Landes vertretung in dieser Hinsicht über das Verhalten der Regierung orientirt sei, er bester daran thun würde, ein anderes gejchästS ordnungsmäßige- Mittel, al» das der Interpellation in diesem Hause zu wählen. Abg. Schwarz wünscht daraus nur, daß bezüglich der jetzt erst noch zu sastenden endgiltigen Entschließung der Regierung dieselbe in einer dieser hochwichtigen Freiheitsfrage angemesse nen Weije auSsallen möge, und behält sich im klebrigen mit seinen Freunden einen Antrag in dieser Sache vor. Darmstadt, 16. Januar. In der bereits gemelde ten Regierungsvorlage, betreffend den Verkauf des hefsifchen Antheils der Main - Weferbahn an Preußen, ist', wie wir dem „Fr. Journ." entnehmen, der Verkaufspreis auf 17 250000 M. festgesetzt. Braunschweig, 15. Januar. Dem Schreiben, welches die herzogliche Landesregierung der Lan- desverfammlung bei Ueberreichung des Regent schaftsgesetzes hat zugehen lassen, entnehmen wir nach der „M. Ztg." Folgendes: Der Entwurf ist unter Ermächtigung Sr. Hoheit des Herzogs eingebracht und soll, ohne »berechtigte Ansprüche" in Betreff der Thronfolge zu berühren, dem Bedürfnisse und dem Rechte des Landes entsprechen, »welches vermöge seiner durch die Reichs- und LandeSversassung verbürgten staatlichen Selbst ständigkeit zunächst selbst dafür zu sorgen hat, daß die Functionen seine- staatlichen Organismus nicht unterbrochen werden." Die Landesregierung ist bei dem Entwürfe von folgenden Erwägungen geleitet worden, daß t) der Fortführung derLan- deSverwaltnng durch das Ministerium keine ausdrückliche gesetz liche Saaction zur Seite stehen würde; daß 2) nach höchster Wahrscheinlichkeit längere Zeit verstreichen wird, bevor der Re gierungsantritt des Thronfolgers oder die Regentschaft-Über nahme durch einen Berechtigten erfolgt und in dieser Voraus sicht die Anordnung einer provisorischen Regentschaft sür die Zwischenzeit als ein ebenso unabweisbares wie zweckentsprechen de- Au-kunstSmittel sich darstellen würde; daß 3) diese- Aus kunft-mittel nur ein interimistische- sein darf und daß das Land, wenn selbst nach Ablaus eine- Jahres seit der Thcon- erledigung der Regierungsantritt des Thronfolgers oder die Regentschaft-Übernahme durch einen Berechtigten nicht erfolgt sein würde, sür eine Regentschaft sorgen muß, die einen ein heitlichen Regierungsgang verbürgt. Da- Land ist zur Ein ¬ setzung einer Regierung-Verwesung sür befugt zu erachten noch - IV de» Landesgrundgefetze» Bon weiterer Begründung de- Entwurf- glaubt die.Re gierung absehen zu können und bemerkt nur noch, daß die «osten sür den Bedarf de- LandeSsürsten (nach dem Tode der- frlbtn) dem Regentschaftlrathe überwiesen werden müssen, damit dicjer den daraus lastenden VerdindUchkeiten gerecht werden und die «osten der provisorischen Regentschaft bestreiten könne. * Wien, 17. Januar. Heute Mittag hat unter Vorsitz Sr. Majestät des Kaiser- ein gemeinsamer Ministerrath zum Zweck der Vereinbarungen über die Vorlagen, betreffend die Administration Bosniens und der Herzegowina, stattgefunden. Der Mmisterrath hatte eine 4 stündige Dauer und faßte wichtige Be schlüsse. — In der heutigen Sitzung des Abgeord netenhauses beantwortete der Justizminister Dr. Glaser die Interpellation des Abg. Bertolini u. Gen. wegen der Sistlrung der Schwurgerichte in Roveredo und Trient bei politischen Processen und Delegirung anderer Gerichte dahin, daß Vies nur in sehr wenigen Fällen und streng gesetzmäßig geschah, was im Ein zelnen nachgewiesen wird. Die Regierungsvorlage, betreffend die Veräußerung von Objecten des unbe weglichen Staatseigenthums, sowie der Centralrechnungs- abschluß für 1877 wurden in erster Lesung dem Bud- getausschuß zugewiesen. Das Haus fetzte sodann die Generaldebatte über den Berliner Vertrag fort. Abg. Max Frhr. v. Kübeck (sür) erklärt sich unbedingt für Annahme des Berliner Vertrages. Die Politik des Grasen Andrafly war vollkommen richtig, und Oesterreich muß iVm dafür dankbar jein. Eine militärische Demonstration, auf welche Biele hingewiejen haben, hätte nicht den Frieden erzwungen, fondern nur uns selbst in den Krieg gezogen. Die Beschlüsse des Congresjes von Berlin entsprechen den Interessen Oester reichs, und auch sür die Türkei ist durch das Zusammengehen der Monarchie mit England eine Sicherheit geboten. Die Occupation von Bosnien war eine unbedingte Nothwendigkeit; Gras Andrassy handelte aber jehr loyal, daß er hierfür das Mandat von Europa erwarb. Abg. vr. Heil-berg bedauert, daß die jchmerzlichen Er eignisse der frühern Zeit die österreichischen Staatsmänner nicht abgehalten haben, wieder alte Bahnen einzujchlagen. Es sei beklagenswerth, daß man trotz relcher Erfahrungen mit Ruß land Hand in Hand geht. Es muthe eigenthümlich an, daß galizische Bahnbeamte für Verdienste Rußland gegenüber von diesem ausgezeichnet werden. Redner vergleicht die Occupation mit der Besetzung Schleswig-Holsteins. Er polemisier gegen die Angriffe auf Vie Eonrpetenz des ReichSraths m Betreff des Berliner Vertrage- und krilisirt die Thäligkett und Haltung deS Congresses, dessen Mitglieder nur im Jntereffe der Völker hätten handeln sollen, von denen sie gezahlt werden. Der Redner würde es correct gesunden haben, wenn man den Schuldigen sofort wegen Verletzung der Verjafsung zur Rechen schaft gezogen hätte Er erklärt sich für den Ucbergang zur Tagesordnung. Abg. Frhr. v. Kotz (für) erklärt, daß man dem Grasen Andrassy sür die Resultate seiner Politik ein sreudigeS, dank bares Bravo zujubeln jolle. Diese Politik war eine echt öster reichische, und die Occupation bringt Ehre und auch Nutzen, da sie die Steuerkraft des Staates vermehrt und stärkt. Gras Andrassy hat sich weder zu Rassenhaß, noch zur Rusjensurcht verleiten lassen und ist den richtigen Weg gegangen. Der Red ner wird sür den Majoritätsantrag stimmen. Abg. Frhr. v. Walterskirchen (gegen) motivirt es, warum er früher die Politik des Grafen Andrassy unterstützte, während er jetzt gegen sie ist. Er tadelt die Regierung, daß sie entweder die Ziele Andrassy- kannte, ohne ihnen entgegen zutreten, oder daß sie sie gar nicht kannte, und erklärt es sür verwerslich, daß Actionen eingeleilet und Zwangslagen geschos sen wurden, welche dem Willen der Völker entgegen sind Ihm wäre der Absolutismus lieber, als der ScheinUberalismus. In Berlin sei über die Völker versügt worden, ohne sie zu besragen. Die Occupation Bosniens war ein Unrecht und der Krieg ein ganz ungerechter. (Beisall und Oho.) Der Redner erinnert daran, daß man in Oesterreich den Andreas Hofer keinen Veräther nenne, sondern als einen Helden feiere. Die Occupation bringe auch keine wirthschaftlichen Lortyeile, sondern drohe nur mit Nachtheilen. Sie sei serner die Quelle sortdauernder militäri scher Lasten. Er stimmt deshalb sür den Ucbergang zur Tages ordnung. Abg. Ritter v. Tarneri (sür) widerlegt die Ausführungen der Opposition, der er programmloje Negation zum Vorwürfe macht. Ihr einziger rechter Minister wäre der Tod. Da- Volk hat sür die Occupation ein richtigeres Verständniß. Er erklärt sich für den Majoritätsantrag. Abg. l)r. Schaup (gegen) bekämpft den Antrag der Majo rität, der sich über den Werth der Politik des Grasen Andrassy gar nicht äußert, und befürwortet oen Antrag der Minorität. Die Debatte wird hier abgebrochen. Die nächste Sitznng findet morgen Statt. — Die „Pr." erfährt ans Graz, daß der dortige politische Arbeiterverein „Zukunft" von der Behörde aufgelöst worden ist. Paris, 17. Januar. Die ministerielle Erklärung wurde gestern Nachmittag nach 4 Uhr von Dufaure und de Marcsre gleichzeitig im Senat und in der Kammer verlesen. Sie wurde vom Senat mit wohlwollendem Applaus, von der Kammer dagegen mit Kälte und sichtlicher Enttäuschung ausgenommen. Die Minister waren bis H4 Uhr zusammen gewesen, um einige Aenderungen an ihrem Manifest vorzuneh- men, und nach den Gerüchten, die in den Louloirs umliefen, hatte man mehr von diesen Correcturen der letzten Stunde erwartet, als dieselben wirklich leisteten. Sie haben wahrscheinlich nur dazu beigetragen, dem Manifest ein zerstückeltes, zusammenhangloses Ansehen zu geben. Die ganze Arbeit ist, wie man sagt, von. Dufaure selber verfaßt worden; aber sie ist nicht wie aus einem Gusse, und eS hat eher den Anschein, als ob 3 oder 4 Mitarbeiter daran thätig gewesen. Mit einem kurzen, oder selbst ziemlich ausgedehnten Re- sumö würde sich keine rechte Vorstellung von diesem Document geben lassen, welches 3 enggedruckte Journalspalten einnimmt. Es sind so viele Wenn und Aber darin, und so viele Nebensätze, die den Hauptsätzen den Rang ablaufen, daß man zu keinem klaren Totaleindruck gelangt. Es sprechen sich gewiß in diesem Manifest die ehrlichsten Ab sichten aus, aber sie sprechen sich m einer unglück lichen Form aus, und um den ministeriellen Erklä rungen warmen Beisall zu zollen, hätte sich die Mehr heit der Kammer dem Ministerium gegenüber in einer Stimmung befinden müssen, in der sie sich leider nicht befand. Die beiden Details, welche die schlechteste Wirkung machten (da man in dieser Erklärung eben nur von Details, nicht aber von einer einheitlichen Idee sprechen kann), sind die Bemerkungen über die großen Heerescommandos und den Staatsrath. Was den Staatsrath betrifft, so will die Regierung die Mit glieder desselben demnächst vermehren, während die Majorität eine vollkommene Umgestaltung des Staats raths verlangt. Berhaltnißmaßig günstig wurde die Ankündigung der 2225 Begnadigungen ausgenommen, sowie die Verheißung eines Gesetzes, welches auch die in coutamucium Verurtheilren der Gnadenacte theil- hastig machen soll, und am günstigsten der Eingang, worin von den friedlichen Absichten Frankreichs und dem friedlichen Charakter seiner Politik die Rede ist. Die Kammer ging in sehr aufgeregter Stimmung aus ein ander, und die gemäßigten Republikaner verhehlten sich nicht, daß der Tag kein glücklicher für das Ministerium gewesen. Diese Meinung spricht sich heute auch m der gesammten Presse aus. Sogar in einem so regierungs- freundlichen Blatte, wie in dem „Journal des Döbats", in einem Artikel John Lemoinne's wird dem ministeriellen Manifest seine außerordentliche Kälte vorgeworfen. Man müsse, sagt I. Lemoinne, von diesen Verheißungen Act nehmen, aber es sei erlaubt zu bedauern, daß die Re gierung nicht eine lebendigere, besser gesagt, herzlichere Sprache zu dem Lande geredet hat. Man könnte fast glauben, daß seit lange nichts in Frankreich geschehen sei, und das wäre ein gründlicher Jrrthum, denn seit 8 Tagen sei in Frankreich die Republik gegründet. — Der deutsche Botschafter, Fürst Hohenlohe, wird nächstens ein großes Diner zu Ehren des Botschafters in Berlin, Grasen Saint-Vallier, geben. Luxemburg, 17. Januar. (Tel.) Die Leichen - feierlichkeiten sür den verstorbenen Prinzen Hein rich sind hierselbst auf den 22. d. anberaumt worden; die Beisetzung der Leiche findet zu Delft am 25. d. Statt. Deputationen der Stadt und des Landes wer den derselben auf ihrer Fahrt das Geleit geben und der König sich dem Zuge unterwegs anschließen. London, 16. Januar. (H. N.) Dem Premier Earl Beaconsfield ist von feinen Äerzten der Rath ertheilt worden, er solle in Clapham, einer Vorstadt im Südwesten Londons, wohnen, weil die Luft dort seiner Gesundheit zuträglich sein würde. — Infolge des Erscheinens der Pest m Rußland haben oie Sa nitätsbehörden des Londoner Hafens ihren Beamten die Anweisung ertheilt, alle in der Themse aus rus sischen Häfen emlaufenden Schiffe einer strengen Ueberwachung zu unterwerfen. — Aus Glas gow wird dem „Globe" berichtet, daß während des jüngsten Frostes der Pächter eines der meist besuchten Seen in der Nachbarschaft jener Stadt einer großen Anzahl von Arbeitern benöthigt war, um das Eis von Schnee zu reinigen und es in guten Zuftand sür Schlittschuhläufer zu setzen. Er wandte sich nun an den Glasgower Comitv zur Unterstützung arbeitsloser Leute mit der Bitte, ihm 100 Mann zur Verfügung zu stellen. Er erbot sich, ihnen 1 Sch. per Tag Arbeitslohn zu geben und außerdem eine kräftige Mahlzeit. Die Arbeiter aber weigerten sich darauf einzugehen. Gr wandte sich an den Hilfs- conut« einer andern Stadt mit demselben Resultate. Die Arbeiter lebten lieber von Almosen und schlugen die verhältnißmäßig liberale Offerte aus. Eines Commentars bedarf dieser Vorfall nicht. Christianis, 14. Januar. (H. N.) Die in diesen Tagen statlgesundenen Wahlen von Mitgliedern der Communvorftände der Siädte und Wortführern dieser Vorstände sind fast ausschließlich in conseroativer Richtung ausgefallen, woraus man mit ziemlicher Sicherheit fchließen darf, daß die Rechte bei den im nächsten Sommer bevorstehenden StorthingSwahlen, was die Städte betrifft, mindesten- ebenso stark aus dem Wahlkampfe hervorgehen wird, al- bei den vori gen Wahlen. In einer der wenigen Städte, wo die Radicalen in den letztern Jahren die Oberhand be hielten, nämlich in Skien, haben dieselben jetzt bei den Communwahlen eine entscheidende Niederlage erlitten, und die Rechte des Storthings wird hier vermuthlich eine Stimme gewinnen. Dt. Petersburg, 17. Januar. (Tel.) Der Groß- Herzog und die Großherzogin von Mecklen burg-Schwerin sind zur Vermählung ihres Sohnes mit der Tochter des Großfürsten Michael hier emge- troffen und am Bahnhofe von dem Kaifer und den Großfürsten empfangen worden. Washington, 16. Januar. (Tel.) Das Re präsentantenhaus hat heute das Gesetz, betreffend die Convertirung aller 5procentigen und Zprocentlgen Bonds in 4procentige, angenommen. Zur Griratfragr. London, 17. Januar (Tel.) Aus Kalkutta vom gestrigen Tage ist die officielle Meldung einge gangen, daß die Bewohner der Provinz Kohistan ver sucht haben, Unruhen anzustiften und zur Plünderung der Stadt Kabul einen Zug dorthin zu unternehmen, indeß von Jakub Khan bewogen wurden, sich wieder zurückzuziehen. Die Häuptlinge des GhilzaistainmeS dringen in Jakub Khan, daß er mit England Friesen schließe — Den „Daily News" wird aus Jellalabad gemeldet, daß der Khan von Kunar daselbst am 14. d. eingetroffen sei, um seine Unterwerfung anzuzeigen. Wien, 17. Januar. Der „Allg. Ztg." geht von hier nachstehende Privatdepesche zu: Als authentisch kann gemeldet werden, daß Gras Zichy am letzte« Dienstag der Pforte einen neuen, auf die eventuelle Besetzung Novi-Bazars bezüglichen Conventions entwurf vorgelegt hat. Sarajewo, 16. Januar. Man telegraphirt der „N. fr. Pr.": Ein Erlaß des GeneralcommandoS ver ordnet, nachdem sich noch viele Waffen und Munition im Besitze der Bevölkerung befinden, die straffreie Ablieferung derselben bis zum 28. Februar d. I. Nach diesem Termin werden Waffenfunde bei den Be wohnern mit aller Strenge bestraft. — Aus Kulen-Bakus vom 16. d. geht der „Pr." eine Depesche zu, wonach in der Umgebung von Kljuc und bis gegen Glamocz türkische Räuberbanden Herumstreifen sollen, gegen welche strenge militärische Maßregeln getroffen sind. Der ehemalige christliche Jnsurgentenführer Golub Babic ward zum Commlssar für die öffentliche Sicherheit in Petrowacz ernannt und hat bereits seinen Posten übernommen. Belgrad, 17. Januar. Ein Telegramm der „Po lii. Corr." meldet: Nachdem die in Nlsch tagende ser bische Skupschtina gestern die Vorlage, betreffend die Creirung von 3 neuen serbischen Gesandtschaftsposten und 1 diplomatischen Vertretung minderer RangS- kategorie, votirt hat, werden für St. Petersburg und Berlin, dann für London und Pari- je ein Gesandt schaftsposten, und ein dritter solcher Posten in Ce- tinje gegründet werden. Bei dem künftigen fürstlich bulgarischen Gouvernement wird Serbien durch einen diplomatischen Agenten vertreten sein. Gleichzeitig wurde die Erhöhung der Bezüge der serbischen Gesandten in Konstantinopel und Wien votirt. Bukarest, 17. Januar. Wie man der „Polit. Corr." telegraphirt, ist Kallimaki-Katargiu von der ru mänischen Regierung beauftragt worden, sich nach Brüssel und dem Haag zu begeben, um den dortigen Höfen die Unabhängigkeit Rumänien- zu noti- ficiren und deren Anerkennung seiten der genannten Höfe zu erwirken. Konstantinopel, 17. Januar. (Tel.) Hafiz Pascha ist zum Polizeiminister ernannt worden. — Mehrere türkische Journale besprechen die Grenz- regulirung mit Griechenland und rathen der Pforte, Janina an Griechenland abzutreten, um nicht die separatistischen Tendenzen der Albanesen zu er- muthigen. — Man telegraphirt der „Polit. Corr." au- Kon stantinopel: Wie versichert wird, hat die Pforte wenig befriedigende Nachrichten über die unter den Alva nesen herrschende Stimmung erhalten. — Gestern nahm der englische Botschafter, Mr. Layard, i» Namen der Königin Victoria die feierliche Investitur Savfet Paschas mit dem Großkreuze des „Star of India" vor. — Mit Ausnahme der Kriegsentschädigungsfrage, Schwingungen reproduciren sich zwischen den Staniol- blättern. Das „singende Heft", dessen Princip Mr. Varley angegeben hat, wurde in Frankreich zuerst von Herrn Pollard, Schiffbauingenieur in Cherbourg, ausgeführt. Seit dem neuen Jahre gehört das „singende Heft" in Paris zu den Tagesmodcn, und werden die Muße stunden der jungen Zukunftsphysiker mit allen Ver- führungSkünstrn in Anspruch genommen. In der That ist eS wenigstens seltsam, einige Blätter Papier mit solcher Treue die verschiedensten Töne, den Klang der Stimme, die verschiedenen Modulationen, Arien re. wiederholen zu hören, während diesem Wunderhefte die Sprache versagt ist, denn es vermag nicht, articu- lirte Worte zu wiederholen. * Der Redacteur der „Allg. liter. Correspondenz", Johannes Proelß in Leipzig, macht die Bitte bekannt, ihn in Bezug auf die beabsichtigte Abfassung einer Biographie Karl Gutzkow'- durch etwaige Beiträge, Briefe und Stücke unterstützen zu wollen. * „Ickouozruki» ckoll» vitt» cki Koma « äsllu romana" heißt ein ganz neues und eigenartige- Werk, e- ist nicht von AlterthumSforschern und Kunstgelehrten herausgegeben, sondern von der Generaldirection für Statistik in Rom, und beschreibt Rom und sein Weichbild in jeder Richtung: die Boden formation, die geologischen Verhältnisse Bergzüge und Wasserläufe, vor Allem natürlich das Tiberthal, die klimatischen Verhältnisse, namentlich auch die berüchtigte Malaria, deren Ursachen und mögliche Verbesserung, die Production de- Agro-roman, welche eben durch die Malaria so sehr beeinträchtigt wird, die Berlhei- lung des Grundbesitzes, die Bevölkerung, ihre Thätig- keit und ihr Leben nach allen Richtungen hin. Kurz, wir haben eine so erschöpfende statistische Beschreibung vor unS, wie wir sie nur von irgend einer Großstadt besitzen. * Die amtliche Zeitung in Rom veröffentlicht ein Decret, betreffend die Gründung einer Schule sür Archäologie. Dieselbe wird der philosophischen Fa- cultät der römischen Universität aggregirt fein. Zum Besuche derselben werden Studenten zugelafsen, die an einer italienischen Universität wenigstens 1 Jahr hin durch die philosophische Facultät frequentirt haben. Der an der Schule zu ertheilende Unterricht wird in zwei Cursen, einem niederen 1jährigen und einem höheren 2jährigen, ertheilt werden. Jene« Studenten, welche bei der Aufnahmeprüfung vollkommen entsprechen, wird ein 2 jähriges Stipendium von 800 Lire verliehen. Nach Ablauf des TrienniumS findet eine Maturitäts prüfung Statt. Die besten Schüler erhalten sodann noch ein außerordentliche- Stipendium, um italienische und fremdländische Museen besuchen zu können. Diese Organisation scheint uns in ihrer Grundlage den höch sten Bildungszwecken zu entsprechen. * AuS St. Petersburg gehen der „Polit. Corr." über die Epidemie im Gouvernement Astrachan ausführliche Mittheilungen zu, denen wir Folgende- ent nehmen: Während die aus Saratow und Astrachan nach dem Seuchenherde entsandten Aerzte in der ausgebrochenen Epidemie einen Fleckentyphus mit pestartigem Charakter erblicken wollen, lassen St. Petersburger gewichtige medi- cinische Autoritäten ihre Meinung dahm laut werden, daß man eS mit der veritabeln asiatischen Pest zu thun habe, bei welcher allerding« auch typhöse Erscheinungen con- curriren. Die Symptome und der Verlauf, welche die zuerst im Dorfe Wetljanka zum Ausbruche gekommene Krankheit kennzeichnen, scheinen die Ansicht der letzteren, unter welchen auch Professor Botkin sein soll, zu be stätigen. Dr. Krassowski constatirte, daß die von der bösartigen Krankheit Ergriffenen gleich im Beginne über ungeheure Mattigkeit, rasendes Kopfweh, beklem mende Angst, Ohrensausen und empfindlichen Magen- fchmerz klagen und daß dieses Prodromalstadium ein äußerst kurzes sei, so daß schon nach einigen Stunden eine Anschwellung der Achseldrüsen und die heftigsten Fiebererscheinungen die Aufmerksamkeit des Arztes ab- sorbiren. Der lethale Ausgang erfolgte in der Regel innerhalb 24 Stunden, ausnahmsweise aber auch in 3 bis 4 Tagen, und zwar unter vorausgegangenen Erscheinungen, wie Zittern aller Glieder, allgemeine Zuckungen, Delirien und rapider Collapsus. Ueber den Ursprung der Epidemie coursiren eine Masse, darunter sehr abenteuerlich kungende Versionen, von denen aber die meisten unbedenklich als Producte einer erhitzten Phantasie bezeichnet werden können. Amtlich wurde blos da« eine Factum constatirt, daß mit der Rückkehr der Kosaken von dem kaukasisch-asiatischen Kriegsschauplätze in ihr Heimathsdorf Wetljanka die Krankheit zum Ausbruche kam, und zwar soll der erste Erkrankungsfall bereits am 25. November in dem ge nannten Orte vorgekommen sein. Bei Entfernung de» Bezirksarztes haben die Dorfinsassen eS unterlassen, bei der Regierung um ärztliche Hilfe anzusuchen. Der Gouverneur von Astrachan wurde auf die Epidemie erst aufmerksam, als diese nur in der einen Stanitza über 150 Opfer gefordert hatte. Jetzt erst wurde der Leiter des Ministeriums dr- Innern, Staat-secretär Makow, von dem Besuche des unheilvollen Gaste» unterrichtet, und man ergriff hier energische und weit reichende Maßregeln, um der Epidemie, so weit eS Wissenschaft und Macht gestatten, Halt zu gebieten. * Man schreibt aus Venedig: Ein wahres Juwel venetianischer Architektur, die Kirche der Madonna bei Miracoli, verfällt gleich vielen anderen Kunst werken der prächtigen Seestadt. Die vom Ruin ge fährdete Kirche war von Pietro Lombardo 1480 in Angriff genommen und 1487 vollendet. Vor mehr al- 20 Jahren dachte man an die Rettung dieser herrlichen Architektur und verausgabte für die Restaurirung von 1863 bis 1867 beiläufig 180 OM Lire. Seit den letzten 10 Jahren aber hat man sie dem vollen Ver falle preiSgegeben Sie wird nicht mehr gelüftet. Die Nässe ist darin in Permanenz; ganze Schwärme von Tauben nisten außen und innen. -s- Am 13. starb in Berlin, wie die „Voss. Ztg." berichtet, im 66. Lebensjahre der als Gelehrter hoch geachtete Dr. pdii. Jul. Frauen st ädt. Der Ver storbene stand m engster Beziehung zu Schopenhauer, dessen sämmtliche Werke er nach dem Tode Schopen hauers im Auftrage derselben herauSgad und dessen System er sowohl durch zahlreiche Aufsätze, al- durch größere Arbeiten („Briefe über die Schopenhauer'sche Philosophie", „Lichtstrahlen aus Schopenhauer» Wer ken", „Lexikon zu Schopenhauer" u. s. w.) dem allge meinen Verständniß möglichst nahe zu bringen bemüht war. Neben dieser Haupthätigkeit seines gereiften Manne-alterS verdankt ihm die gelehrte Literatur noch manchen fchätzenSwerthen Beitrag in der Bchandlung philosophischer und ästhetischer Fragen, die er so licht voll nne populär zu lösen verstand.
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