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Dresdner Journal : 22.01.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187901222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790122
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-01
- Tag 1879-01-22
-
Monat
1879-01
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1879
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W17 Muiuwch, den 22. Januar. 187» Ldoniemsntsprelsr Im x»nnil ä»rlt»eL« L»l«K»: iLkrtick: . . 18 ßturll ^ j»>>rlick r « »lark bO?k Mu?.sloeknan>ioeru: 10 kk ä« äeukscsteo Leiede» tritt kost- uoä 8tmup«tru»cl,Iab diuru. la»er»tenprelse: ka> äen Lam» sioor j^pkttitzvvll kstitroile so ks v»ter „Lills««wät" äis Leit« 00 kk. DresdntrHomnal. krsedelo«»: DL^Hek mit Xornkdkme 6«r 8oov- mick ksierts^k XUeuäs kür 6eo kol^enäeo D»8 Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Io»«r»1«o»au»Iime »nsvkrt^r Lsiprix: /> Lrancktette,, OowmiwionL!- öes Vre»6m>r äourval»; UumdMA >«rU» Vi«u l^iprtx - Sissi-8r«^i,,-7n-nSIi> t ». M, Aaasen-tnn L kvAirr,- Ssrliu Visu-SnmdurU- krUG-l^ipii^-kruukkvrt ». H Hüueksu: Tiutk Afo«««, »srltu: S. /»»»ki>i^,ck«nt, Srsmsu: L Schotte; Srsslu«: D. Liirvau; vdsmuit» ^r. kos-t; kruultturt ». H.: «Zalge^scde u. 6. /le^rmann- scke Luekdnoiiluox; OLrUt»: 8 Lkül/rr, Suuuovsr: <7 , kurt» Ssriiu-kruutturt ». ». La«de L Oo.; Lumdur,: F ^/-uciAen, ulri Lteinser Ner»ll»xeder: Xönisl. Krpeckitioo 6e« l>re«jner Touruut«, vresäsn, üo SO. Amtlicher Theil. DreSdeu, 15. Januar. Se. Majestät der König hat dem emeritirten Oberlehrer Gustav Adolf Pfitz mann in Dresden das AlbrechtSkreuz allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 15. Januar. Se. Majestät der König hat allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Be- triebSdirector Hugo Ferdinand Damm in Leipzig das ihm von Sr. Hoheit dem regierenden Herzog von Sachsen-Altenburg verliehene Ritterkreuz I. Elaste des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens annehme und trage. . Nichtamtlicher Theil, u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Köln. Breslau. München. Weimar. Gotha. Wien Buda-Pest. Paris. Rom.) Zur Orientfrage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Hohenstein. Brunn- döbra.) Statistik und LolkSwirtbschaft. EinaesavdteS. Kenilleton. TageSkalender. Börsennachrichten. Telegraphische WitteruvgSberickte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Versailles, Montag, 2V. Januar, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammer stand auf der Tagesordnung die Be- rathung deS Programmes deS Ministeriums. Senard (gemäßigte Linke) spricht sich lobend über die Vergangenheit deS Ministeriums aus, findet aber das Programm desselben unzureichend, namentlich be züglich der Beamten. Der Ministerpräsident Dufaure erwiderte, er nehme die von Senard ausgesprochenen Gesinnungen gern entgegen. Dufaure erinnerte fodann au den Theil, den er an der Begründung und Befestigung der Republik genommen, und erklärte, er werde sich künftighin noch strenger bezüglich der Beamten zeigen, ohne jedoch die von denselben geleisteten Dienste zu vergessen. (Die Erklärungen Dusaure'S wurden feiten der anwesenden ca. 250 republikanischen Deputieren mit Beifall begrüßt.) Die radicalen Deputirten Madier de Montjau und Floquet kritisirten das Programm deS Ministe riums. Floquet verlangte, das Eabinet solle zurück- trcten und durch ein neues aus Vertretern der ver einigten Linken ersetzt werden. Auf den Antrag des Ministers deS Innern wurde die Sitzung fodann auf einige Minuten suSpendirt. Im weitern Verlaufe der Sitzung wurde zwischen der Regierung einerseits und der republikanischen Linken und dem linken Centrum andererseits ein Ein- verständniß erzielt für die Redaction einer Tagesord nung, in welcher von den Erklärungen der Regierung Act genommen und die Hoffnung ausgesprochen wird, daß dieselben energisch in Anwendung gebracht werden würden. Die von JultS Kerry eingebrachte motivirte Tagesordnung lautet: Im Vertrauen auf die Erklärungen des Mini steriums und in der Erwartung, daß das Ministe ¬ rium, da es volle Actionsfreiheit hat, nicht zögern wird, Genugthuung zu geben, namentlich bezüglich der Verwaltungsbeamten und des Richterpersonals, geht die Deputirtenkammer zur Tagesordnung über. Die Regierung sprach sich für die Annahme dieser Tagesordnung aus. Floquet beantragte Uebergang zur einfachen Tagesordnung. ES wird hierauf zur Abstimmung über diesen Antrag Flo- quet'S geschritten. Derselbe wird mit 222 gegen 168 Stimmen abgelehnt. Die republikanische Linke und daS linke Centrum stimmten gegen den selben, die Union r^pudiicaino und die äußerste Linke für denselben. Die Rechte enthielt sich der Abstimmung. Hierauf wurde dir von Ferry eiu- gebrachte Tagesordnung mit 223 gegen 121 Stimmen angenommen. Bern, Montag, 20. Januar, AbendS. (W. T. B.) Bei der gestrigen Volksabstimmung über die Subvention für die St. Gotthardbahn wurden 263000 Stimmen für, 107 000 Stimmen gegen die Subvention abgegeben. London, Montag, 20. Januar, Abends. (W. T. B.) Einer officiellen Meldung aus Kalkutta vom vorgestrigen Tage zufolge herrscht unter den turkestanischen Soldaten große Unzufriedenheit; daS ganze Hazareh-Reiterregiment ist auS Kabul desertirt. Die MongolS sammeln sich wieder. Der Achakzaistamm hat sich zur Unterwerfung be- reit erklärt. Die Bergstämme bereiten einen neuen Angriff auf Tank vor, welches Verstärkun gen erhalten hat. St. Petersburg, Dienstag, 21. Januar. (Tel. d. Dresdn. Jourm) Anläßlich pessimistischer Deductionen über die Verzögerung deS Abschlusses deS FrirdenSvertrages mit der Pforte, welcber vielseitig bereits in voriger Woche erwartet wurde, kann versichert werden, daß hier Nichts weniger, alS der Abbruch der Verhandlungen erwartet wird. Die „Agence ruffe" widerlegt die Behaup tung, daß die Pforte eine anderweitr Bestimmung der Grenze der Dobrudscha verlangt habe, und bemerkt, obige Befürchtungen seien möglicher Weise auf die noch zu regelnde Grenzfrage zwischen Bulgarien und Rumänien bei Tilistria zu be ziehen. Konstantinopel, Montag, 20. Januar, Mittags. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Meldungen auS Philippopel vom gestrigen Tage hat die europäische Commission die Capitel 3 und 4 deS organischen Statuts, welche von dem Generalgouverneur und der Ceutralverwaltung handeln, in erster Lesung angenommen und ist so dann in die Berathung des CapitelS über die Provinzialversammlung eiugetreten. Tagesgeschichk. * Berlin, 20. Januar. Obwohl der Tag der Eröffnung des Reichstags zur Stunde noch nicht bekannt gegeben ist, so dürfte man doch schwerlich fehl- greifen, wenn man die Annahme festhält, daß die Reichstagssession noch in der ersten Hälfte des Mo nats Februar beginnen wird. In den ersten Tagen des Februar wird auch der Reichskanzler Fürst Bis marck auS Friedrichsruhe wieder in Berlin erwartet, um noch an den Vorberathungen der für den Reichs tag bestimmten Vorlagen Theil zu nehmen. Während der Dauer des Reichstags dürfte der Reichskanzler sodann in Berlin verbleiben. — Die „N. A. Z." kommt an der Spitze ihres heutigen Blattes auf die Sonnabendsitzung des Abgeordnetenhauses zurück und sucht dieselbe zu Gunsten des bekannten Gesetzent- wmfS über die Strafgewalt deS Reichstages zu illustriren. Der vom Präsidenten des Abgeordneten hauses ausgestellte Grundsatz, daß er sich nicht für ermächtigt halte, Personen, welche weder dem Hause, noch der Regierung angehören, gegen Injurien in Schutz zu nehmen, sei „gleichbedeutend mit einer Bank rotterklärung der parlamentarischen DiSciplinargewalt", und man dürfte ihn nur gewähren lassen, wenn es die Absicht wäre, den Parlamentarismus durch sich selber zu Grunde zu richten. Der Vorgang dürfte daher, meint das genannte Blatt, in parlamentarischen Kreisen ein besseres Verständniß für den oben bezeichneten Ge setzentwurf und eine lebhaftere Neigung des Entgegen kommens für denselben erzeugen. Wie der „Wes.-Ztg." (und auch der Augsburger „Allg. Ztg.") von hier telegraphirt wird, soll übrigens der Reichskanzler beabsichtigen, die Vorlage wegen der Strafgewalt des Reichstags zurückzuziehen und zunächst die Initiative des Reichstags abzuwarten. — Wie die „N. Pr. Z." berichtet, hat der Berichterstatter der Eisenenquote- commission, der bayersche Staatsrath v. Schlör, in seinem an den Bundesrath erstatteten Referate namens der Commission die Wiedereinführung der Eisenzölle befürwortet. Es soll sich dabei im All gemeinen um Wiederherstellung jener Sätze handeln, wie sie vor dem Jahre 1873 bestanden haben. — Die „N. A. Z." schreibt: Die Besteuerung der Brannt- weinschenken, sowohl aus sittlichen als aus finan ziellen Gründen, ist keineswegs der letzte Gegenstand der Erwägung bei den in Arbeit befindlichen Steuer reformplänen gewesen. Die Vorbereitungen für die selbe sind vielmehr mit denen für die Tabaksteuer gleichzeitig und amtlich in Arbeit genommen worden und haben zu eingehenden Correspondenzen unter den Bundesregierungen geführt. Ein Ergebniß derselben war der Zweifel, ob die Steuer als eine Gewerbsteuer von den Landesregierungen oder als eine Branntwein steuer vom Reich in Angriff zu nehmen sein werde. Die Meinungen darüber haben sich vorwiegend für die erstere Alternative entschieden, theils aus organisato rischen Motiven, namentlich aber wegen der Verschieden heit der Gesetzgebung über die Behandlung von Bier und Branntwein im Norden und im Süden Deutsch lands und wegen der Ungleichheit, mit welcher sich infolge dessen die Eigenart des Schankwesens ausge bildet hat. Die Absicht, die Schankstätten erheblich höher als bisher zu besteuern, ist aber unser- Wissens auf keiner Seite aufgegeben worden und wird ohne Zweifel von den einzelnen Landesregierungen, nament lich aber von der preußischen, praktisch bethätigt wer den, sobald sich das muthmaßliche Ergebniß der reichs gesetzlichen Steuerreform einigermaßen übersehen lassen wird und die gegenwärtig mit derselben beschäftigten Arbeitskräfte disponibel werden. — Wie man der „Nat.-Ztg." schreibt, wird das Kriegsgericht zur Untersuchung des Unfalls der Panzerfregatte „Großer Kurfürst" am 27. d. M, Morgens 10Uhr, hier im Gebäude der Admiralität zusammentreten. Als Bei sitzer fungiren 12 Marineoffiziere. — Wie heute die „Post" und die „N. A. Z." in officiöscr Weise melden, hat das Reichsgesundheitsamt infolge der Nachrichten über die Fortdauer der Pest- erkrankungen im südlichen Rußland Maßregeln in Vorbereitung genommen, welche bei weiterem Vor rücken der Seuche zur Abwehr der Gefahr von den deutschen Grenzen erforderlich werden. Um diesen Maßregeln durch ein gemeinsames Vorgehen mit Oesterreich die möglichste Wirksamkeit zu sichern, hat sich der geh Regierungsrath l)r. Finkelnburg im Auf trage des Reichskanzlers nach Wien begeben, wo der selbe die erforderlichen Verabredungen mit den öster reichisch-ungarischen Sanitätsbehörden treffen wird. Köln, 20. Januar. (K. Z.) Se. königl. Hoheit der Großherzog von Hessen nebst Kindern und Gefolge traf heute Nachmittag, von Darmstadt kom mend, hier ein. Derselbe fuhr nach kurzem Aushalte nach Vlissingen weiter, woselbst sein Schwager, der Prinz v. Wales, ihn mit der Aacht „Victoria and Albert" zur Weiterreise nach London erwartet. BreSlau, 20. Januar (Tel.) In der heutigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung wurde in der engern Wahl Justizrath Friedensburg mit 50 Stimmen zum Oberbürgermeister gewählt. Der Gegenkandidat Miquel erhielt 47 Stimmen. Zum zweiten Bürgermeister wurde der Stadtsyndikus Dick- huth mit 93 Stimmen gewählt. * München, 19. Januar. Wie bereits gemeldet, hat gestern die Kammer der Abgeordneten nach zweitägiger Discussion die Debatte über die Wucher gesetzsrage beendet und nahezu einstimmig beschlossen, daß auf dem Wege der Gesetzgebung, sowie durch Unterstützung der auf Hebung des Credits, insbesondere des landwirthschaftlichen Credits gerichteten Bestrebung n diejenigen Maßregeln ohne Verzug ergriffen werden möchten, welche nothwendig erscheinen zur Beseitigung der wucherischen Benachtheiligungen de- Publikums. Im Anschluß an das in voriger Nummer enthaltene Resume der Rede des Justizministers v. Mittracht theilen wir nachstehend den wesentlichen Inhalt der Darlegungen des Ministers des Innern mit. Der Minister des Innern, v. Pseuser, constatnie. daß schon vor einiger Zeit Erhebungen angeordnet worin»' sind über den Wucher und seine Folgen und über die Frage: ob ein Weg gegeben ist, vom Standpunkte der Gcjcygebung aus gegen de» Wucher einzuschreiten. Diese Erhebungen sind noch nicht vollendet, die Bedürfnißfrage ist also für dir Regie rung noch eine offene und kann erst dann gelöst werden, wenn dir Erhebungen abgeschlossen sind. Soweit aber die Berichle der RegicruligSpräsidenten vorliegen, besteht kein Zweisrl, daß der Wncher Dimensionen und Formen (Redner betont das letzte Wort) angenommen bat, die rin Vorgehen aus legislativen, Wege sörmlich heraussord, rn In welchen Gegenden und wel chen Gruppen der Bevölkerung Hause der Wucher? Eigentlich überall; in Stödten und aus dem Lande, vorzugsweise bei der landwirthschaftlichen Bevölkerung; in Gegenden mit schlechtem Boden kommt er sehr selten vor, in Gegenden mu gutem Boden, mit Handel und Wandel m.-cht er sich breit. Weiche Gruppen hat der Wucher jetzt sür sich in Anspruch genommen? Abge hauste Persönlichkeiten, die sich zu ihrer Rettung an den Stroh Halm hängen, Persönlichkeiten, welche der Speeulatiousincht Versalien und bereits aus dem Wege sind, selbst Schwindler zu werden, und Persönlichkeiten, welche fleißig nnrthjchaftln die aber momentan in Verlegenheit sind und sich schämen, zum Nachbar zu gehen oder zur Stifiungsverwattung, und sich auch scheuen, rin Bankinstitut in Anspruch zu nehmen Tas jatiche Scham gesühl, der Bauernstolz, läßt es nicht zu, seinen Nachbarn ,u sagen, daß er kein schuldenfreier Baue: sei; lieber wirft er sich drin Wucher in die Hände und geht zu Grunde. Man tönue cin- wenden: soll die Gesetzgebung si r diese Leute sorgen? Aller dings habe die Gesetzgebung nicht für das Wohl und Wche des Einzelnen zu sorgen; wenn aber ganze Kategorien der Be völkerung leiden, wenn dieses le.der au, dir Sleuerfähigkeit wirkt, dann muß der Staat im eigemu Interesse Helsen . . . Wer sich vor lO Jahren gegen die Freigabe von Wirthschasieu ausgesprochen, der wurde Reactionar genannt, und heute ri st man nach dieser Reaction; vor 10 Jahren hat man auch nicht geahnt, welche Dimensionen die P. rvatleihanstalien anurhmen, und wenn heute beim Reichstag rin Entwurf voi gelegt wird — und hoffentlich wird er vorgelegt werden —, weicher SaS Con- cessionssystem sür Privatleihanstaltru verlangt so glaubt Red ner, daß die Mehrheit zustimmt. Was die Mittel gegen den Wucher anbelangt, so gehen in dieser Beziehung die Anschau ungen sehr auseinander, die MehrpOl aber neige sich zur An schauung, daß derselbe ans dem Gebiete des Eivilrcchls nicht zu bannen ist, sondern nur aus dem Gebiete des Strafrechts; bezüglich der Wechselsähigkeit wurde gerade aus den Reihen der Landwirthe den Regierungspräsidenten gegenüber erklärt, daß Erstere die Wechselsähigkeit ebenso wenig entbehren tönnen, wie die Kaufleute .. WaSfolledieWirkungeine. Wuchergesetzerjcin? Das- fclbe würde nicht tabula rasa mache.,; dcrWucher war immer und wird mit und ohne Gesetzgebung sein Unwesen treiben. Wir müssen zurücklehren zur Einfachheit, zur Sparsamkeit und zum Fleiß. Warum ist denn Frankreich jo vora. gegen uns? Wirly^chau- lich voran ist es deswegen, weil es seit 88 Jahren eine Gesetz gebung hat, die d.m Einzelnen für seine körperlichen u»d gei- stigen Fähigkeiten Bahn gebrochen hat, um jo sei» Ziel zu er reichen, wie der liebe Herrgott es hm in sein Inneres gelegt hat. Dann besitzen die Franzosen Fleiß, Nüchternheit und Sparsamkeit. Ein französischer Gewerosmann arbeitet von jrüh bis spät, er ißt gut, aber er ist nüchtern und bedarf dicjce Feuilleton. Redigin von Otto Ban<k. Montag den 20. Januar fand im Saale des „Hotel d, Saxe" der zweite Productiontadend des Ton künstlervereins Statt. Se. Majestät der König und Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg beehrten denselben mit Ihrer Gegenwart. DaS Programm wurde durch die Herren Schm ole, Feigerl, Wilhelm,Böckmann und Trautsch mit der höchst vortrefflichen Vorführung eines Quintetts für Pianoforte, Violine, Bratsche, Violoncello und Lontrabaß, eines nachgelassenen Werkes deS so früh verstorbenen Hermann Götz, eröffnet. ES bekundet durchaus daS ernste künstlerische Streben, und in der Durcharbeitung und zum Theil auch in der Erfindung das tüchtige musikalische Können deS talentvollen Com- ponisten. Der gedankliche Gehalt der verschiedenen Sätze ist ungleich. Am bedeutendsten in den Motiven und in geistvoll und schwunghaft durchgeführter Ge staltung erscheint er im ersten Satz. Die folgenden stehen in ihrem musikalischen Inhalt zurück, wenn auch nicht in feinsinnig empfundenen und behandelten Einzeln- heilen der Durchführung. Ganz reizend und originell ist da» Trio deS dritten Satze», aber er fügt sich nicht einheitlich, namentlich nicht rhythmisch wohl verbunden zum menuettartigen Vordersatz Am schwächsten und kühlsten wirkt der letzte Satz, der auf fleißiger Durch arbeitung eines kleinen figurirten Motiv» beruht Im Uebrigen ist die Zusammenstellung der vier Streich instrumente, welche der Componist wählte, der Klang wirkung nicht günstig, sie ergiebt zu getrennte, unver bundene Tonlagen. Herr Sachse, ein junger Accessist der königl. Ka pelle, spielte darauf mit Herrn Höpner, der die von L. A. Zellner sehr zweckmäßig gesetzte Pianofortebe gleitung auSsührte, eine noch unbekanntere, sehr inter essante Violinsonate Gius. Tartinis in O-moII. Sein talentvoller, technisch gut geschulter Vortrag fand war men Beifall; besonder» lobenswerth war dessen stilge rechte Haltung, wenn noch nicht charakteristisch in Ton und Ausdruck, so doch in der musikalischen Behandlung und richtig intendirten Empfindung. Es ist erfreulich für das Streichquartett unserer Kapelle, so frische streb same Kräfte in guter Vorbildung bereit zu wissen. Das eigentlich beabsichtigte Programm des Abends war theilweise durch Krankheitsfälle unmöglich gewor den, und Beethoven's Septett (op. 20), von den oben genannten Kapellmitgliedern noch in Verbindung mit den Herren Lorenz, Demnitz und Stein in vorzüglicher Weise auSgeführt, war als Ersatz dafür gewählt. Einen solchen Ersatz läßt man sich stets gern gefallen. Dies reiche Tonbild glücklich harmonischer Gefühls stimmungen, schwelgend in Melodienfülle, voll Grazie, wohlthuender Ruhe und Klarheit und üppigstem Wohl- Nang des Tonelements, entzückt immer von Neuem, denn die Hörer fühlen in dem wohlbekannten Werke durch schöne Tonbelebung in der Originalgestalt den Zauber seines Reize- immer wieder neu und unmittel barer heraus. C. Banck. Berichtigung. In der drittletzten Zeile der gestrige» Theaterkritik ist zu lesen: .Temposchwankung' statt Ton schwankung Der Dichter der „Lästerschule". (Fortsetzung zu Nr. Id.) Bei seiner Rückkehr nach London trat Sheridan den Advocatenberuf an, wurde jedoch alsbald durch literarische Arbeiten davon abgelenkt: wie er behauptete, durch dringende Erwerbsnothwendigkeit, wohl aber mehr noch durch Neigung. Auch seine Frau schrieb für mehrere Zeitschriften. Das Capital, das ihr der aroßmüthige Long zugeschrieben hatte, wurde zu einer eleganten HauSeinrichtung verwendet, und die beste Ge sellschaft fand sich bei den Soireen und Routs der SheridcnS ein, bei denen die Schönheit der Wirthin, der Witz des Wirthes und die romantische Vergangen heit des Paares mächtige Anziehung übten. Die selt same Mitgift der Frau reichte natürlich nicht lange auS, und daS junge Paar befand sich alsbald tief in Schulden. Es hieß Geld schaffen, und Sheridan schrieb sein Lustspiel „Die Nebenbuhler", das bei der ersten Auf führung durchfiel, theils durch die schlechte Darstellung einer Hauptrolle und durch die Länge des Stückes, theils aber auch durch private Böswilligkeit zum Falle gebracht. Gekürzt und mit passenderer Besetzung, gefiel es sehr wohl und brachte dem Autor 1200 Pfund em, allerdings eine nur geringe Summe für seine Erfor dernisse. Eine Posse, die den „Nebenbuhlern" folgte, war nur kurzlebig, dann aber kam die seinerzeit be rühmte Oper „Die Duenna", zu der Schwiegervater Linley die Musik geschrieben hatte und auS deren hoch beliebtem Texte sich bis heutigen Tages noch Stellen sprichwörtlich erhalten haben, die häufig citirt werden, ohne daß die undankbaren Nachkommen auch nur ahnen, woher sie stammen. Die Oper füllte an fünsundsiebzig Abenden daS Haus, und eS ist zu verwundern, daß die an Novitäten so arme englische Bühne nicht daraus zurückgekommen ist. Obwohl der Vater Sheridan's Garrick's Rivale ge wesen und der Sohn statt deS Drury-Lane- das Lovent- gardentheater zum Schauplätze seiner Wirksamkeit er wählt, hatte der große Künstler den jungen Mann doch in die besten Gesellschaftskreise eingesührt und ihm, als er selbst sich zurückzog, einen Drtttheil seines AntheileS am Theater um 10000 Psd. verkauft. Wie der verschuldete Vheridau zu dieser Summe gekommen, ist unaufgeklärt, aber muthmaßlich trat ihm Garrick diesen Antheil zum größten Theile auf Credit ab. Moore, Sheridan's Biograph, ümerkt: „ES schwebte etwas Mysteriöses und Wunderbares in All' und Jedem an Sheridan: sei es in der Liebe, im Wissen, in seinem Witz oder seinem Gelde. Wie oder wann er das Wissen erworben, das ihn auszeichuete, ver mochte Niemand auch nur zu ahnen, ja eS war allen seinen Freunden und Bekannten, die ihn niemals lesen sahen, geradezu ein Wunder. Wie er das Herz seiner Frau eroberte, war gleich gehennnißvoll, denn sein Triumph war das Erste auch, was man von seiner Liebe erfuhr. Ebenso überraschend war der glänzende, schneidende Witz, der wie ein Blitzstrahl aus der ihn gewissermaßen dicht umwölkenden Indolenz hervorbrach. Seine finanziellen Ressourcen aber waren da» Wunder barste an dem Wunderbaren an ihm, und woher er das Geld nahm, den Thcaterantheil an sich zu bringen, ist, wie bereits bemerkt, bis zur Stunde noch unauf geklärt." (Schluß sol-t.)
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