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Dresdner Journal : 14.01.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187901144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790114
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-01
- Tag 1879-01-14
-
Monat
1879-01
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 14.01.1879
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vorzulegenden Programm»; Gambetta fand aber die Ergreifung der Initiative unzweckmäßig. Er wünscht, daß die Regierung ihr Programm erst vorlege und die Kammer dann nach parlamentarischem Brauch diese Borlage prüfe. Gambetta deutete dabei auf die Schritte hin, die von Seiten seiner Freunde geschehen seien, damit er selbst in da» Ministerium eintrete, und sprach seinen bestimmten Entschluß au», einen Ministerposten nicht anzunehmen. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt. Paris, l2. Januar. (Tel.) Wie au» parlamen tarischen Kreisen mitgetheilt wird, dürfte das mini sterielle Programm in der Deputirtcnkammer aller Wahrscheinlichkeit nach eine Majorität finden. Die Annahme desselben mi Senat gilt für zweifellos. Rom, 11. Januar. (Tel.) Die letzte päpstliche Encyklika wurde vor der Veröffentlichung allen euro päischen Souveränen und höchsten kirchlichen Würden trägern mitgetheilt. Alsbald nach dem Bekanntwerden de» Dokuments erhielt der Papst von allen Seiten Beglückwünschungen. In katholischen Kreisen wird ver- fichert, daß der Papst fest entschlossen sei, eine neue Aera zu begründen und Friede» und Eintracht zwischen den Nationen und der Kirche wieder hcrzustellen. (Wie der „Polit. Corr." aus Rom gemeldet wird, verlautet in vatikanischen Kreisen al» bestimmt, daß seilen meh rerer Regierungen dem Papste Leo XIU. anläßlich der neuesten Encyklika Beglückwünschungen zugegangen sind. Auch sei man daselbst der Ueberzeugung, daß oiese Manifestation des heil. Stuhles beitragen werde, die Verhandlungen mit der deutschen Regierung zu beschleunigen.) Zur Grirutsrage. * Wien, 11. Januar. Wie aus einer Mittheilung der „Oesterr. Corr." hervorgeht, tritt übermorgen (Mon tag) hier eine militärische Enquötecommission zusammen, welche über die Berwerthung der im Occu- pationsfeldzuge gemachten Erfahrungen berathen soll. Den Vorsitz führt Se. k. k. Hoheit der Feldmarschall Erzherzog Albrecht. Als ständige Mitglieder fungiren der Secttonschef Feldmarschalllieutenant Baron Vlasits als Stellvertreter des Kriegsministers, der Chef des Generalstabes Feldmarschalllieutenant Baron Schön- seld, der Feldzeugmeister Josef Baron Philippovich, der Feldmarfchalllieutenant Bienerth und der Feld marschalllieutenant v. Tegetthoff. Die Ausgabe dieser Commission besteht darin, die gemachten Wahrnehmun gen zu sichten und hiernach festzustellen, welche Er fahrungen für alle Kriegsfälle giltig erscheinen und welche nur für specielle, dem Occupationsschauplatze ähnliche Kriegsschauplätze von Bedeutung sein können. — Das vielbesprochene provisorische Organisa tionsstatut für Bosnien und die Herzegowina liegt nunmehr in der „ Pr." vor, und heben wir daraus Folgendes hervor: Der an der Spitze der Verwaltung stehende Chef der Landesregierung ist dem gemein samen Ministerium untergeordnet. Der Landeschef hat für die Erhaltung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu sorgen, die Presse und öffentliche Versammlungen beaufsichtigen zu lassen und dem gemeinsamen Mini sterium über alle wichtigen Vorfallenheiten zu berichten. Der LandcSchef hat für die genaue Durchführung der Gesetze zu sorgen und das Disciplinarrecht über die Beamten zu üben. Dem Landeschef steht das Ver- lechungsrecht von Stellen zu, deren Gehalt nicht mehr als 1200 Fl. beträgt Der Landeschef hat aus eigner Initiative die nöthigen Vorschläge über die innere Verwaltung des Landes dem gemeinsamen Ministerium zu machen. Der Landeschef hat seine Berichte an den Präsidenten des gemeinsamen Ministerraths zu richten und hinzuzufügen: „An die Commission für die An gelegenheiten Bosniens und der Herzegowina im Mi nisterium des Aeußern". Der Sitz der „Landesregie rung in Bosnien und der Herzegowina" ist in Sara jewo. Sie ist innerhalb ihres Wirkungskreises die höchste Instanz im Lande. Die Landesregierung zer fällt in 3 Abtheilungen: ») für die innere Verwaltung, b) Justiz und c) Finanzen. Die Bertheilung der Agenden erfolgt durch den Landeschef. Es ist als oberstes Princip anzusehen, daß Bosnien und die Herzegowina die Kosten der Verwaltung und Investition aus den eignen Landeseinnahmen zu bestreiten haben. Demgemäß ist der Administrativapparat des Lan des einzurichten und ein besonderes Augenmerk darauf zu richten, daß nach und nach die For derungen der österreichisch-ungarischen Monarchie, vor Allem die Kosten der Occupation, der Erhaltung und Repatriirung der Flüchtlinge hereingebracht werden. Vorläufig haben die bestehenden Behörden und Ge ¬ richte zu verbleiben. Ebenso haben die bisherigen Beamten, insoweit e» ihre Verwendbarkeit und die Interessen deS Landes gestatten, in ihren Aemtern zu zu verbleiben. — Wie die „Pr." aps Koten-Vakus erfährt, wurde der ehemalige Jusurgeiitenführer Golub BabicS nach Sarajewo berufen, wo er eine Anstellung erhält. — In Kulen-Vakuf und in Petrowac wur den Waffen bei einzelnen Türken vorgefunden; die Besitzer der Waffen wurden nach Bchacs abgesührt und werden dort standrechtlich behandelt. London, 11. Januar. (Tel.) Eme amtliche Mel dung bestätigt die Flucht des Gouverneurs von Kan dahar, welche in der Richtung nach Herat erfolgt ist. Der Untergouverneur hat sich bereit erklärt, sich den Engländern zu unterwerfen. Die englischen Truppen sollten heute in Kandahar emrücken. Konstantinopel, 11. Januar. (Tel.) In dem vom Großwesir Kheireddin Pascha vorgelegten Regle- rungSprogramm wird die Reduction der Armee aus ein unumgängliches Minimum und die Decentra- lisirung der Bilajets vorgeschlagen, - Hussim, einer der Führer der kurdischen Aufständischen, ist gefangen genommen worden; ein anderer, Osman, hat seine Unterwerfung angezeigt. — In der Commission sür eine Reform der türkischen Finanzen hat der mit der Berichterstattung über das Handelsministerium be auftragte englische Delegirte die Aufhebung dieses Ministeriums beantragt. Wie es heißt, würden die Delegirten der Mächte im europäischen Jn'eresse einen nicht von der Commission ausgehenden besondern Generalbericht über die Aufschlüsse erstatten, die zu er langen ihnen möglich fein werde. — Ein Konstantinopeler Telegramm der „Pr." meldet: Der Gedanke einer gemischten Occupation Ost- rumelienS findet auch bei der ottomanijchen Regie rung keinen Anklang, weil sie besorgt, Rußland würde, wenn es auf den Vorfchlag schließlich doch eingehen sollte, fordern, daß seine Truppen zur Mitbefetzung zugelassen werden sollen, und so Bestimmungen, betref fend den Rückzug, umgehen könnte. — Nachrichten der „Agence HavaS" aus Konstantinopel bestätigen, daß die Pforte gegen eine gemifchte Occupation Ostrumeliens fei. Alle Commiffare constattrten die Nothwendigkeit dieser Occupation nach der Räumung des Landes durch die Russen. Wenn die Occupation beschlossen würde, so solle kein ottomanischer Gouverneur vorgefchlagen werden. Die Türken würden die Balkanlinie nicht besetzen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement deS Innern. Bei der Polizeidirection zu Dresden wurden der zeitherige Bezirksgerichtsactuar Hermann Otto Höfer als Bureauinspector, der zeitherige Diätist Karl Eduard Berndt als Polizeiregistrator und die Ser- genten Karl Julius Herrmann und Franz Louis Hallbauer, ingleichen der Unteroffizier Julius Moritz Rosenkranz als Stadtgendarmen angestellt, und der Polizeiwachtmeister Johann Gottfried König zum Polizeiinfpector, der Stadtgendarm Karl Gottlob Glitz ner zum Polizeiwachtmeister und die Bureauafsistenten Leberecht Heinrich Emmrich, Albert Josef Adolf Knoche und Moritz Hermann Hähnel zu Polizei registratoren befördert. Bei dem Landgendarmeriecorps wurden ^an- gestellt: der Stadtgendarm Friedrich Emil Welsch als Gendarm in der Brigade Adorf, stationirt in Sieben brunn, die Feldwebel Friedrich Traugott Kal lauch als Gendarm in der Brigade Penig, Karl August Berger als Gendarm in der Brigade Hainichen und Johann Gottlieb Kuhne als Gendarm in der Brigade Lin denau, stationirt in Großzschocher; d) befördert: der Gendarm Vespasian Herig in Pulsnitz zum Brigadier in Ebersbach; e) versetzt: der Brigadier Kaden von Ebersbach nach Berthelsdorf, die Gendarmen Säuber lich von Dippoldiswalde nach Schönfeld bei Saida, Schindler I. von Schönfeld nach Dippoldiswalde, Illig von Werdau nach Grünhain, Starte von Siebenbrunn nach Langenhessen, Brigade Werdau; Domschke von Weißenberg nach Elstra, Leopold von Königsbrück nach Weißenberg, Hahn von Penig nach Königsbrück, Kleber von Hainichen nach Obercunners dorf, Berger II. von Großzschocher nach Pulsmtz, Kegler von Lausig! nach Groitzsch, Schroth von Groitzsch nach Lausigt, Jahn I. von Brandis nach Grimma, Otto von Grimma nach BrandiS, Nitzsche von Freiberg nach Lohmen, Hückel von Lohmen nach Wehlen und Garn von Wehlen nach Freiberg. entgeltlich in Aussicht gestellt hat. Die muthmaßlich nicht unbedeutenden Kosten von schätzungsweise viel leicht 60000 M, sowie der Umstand, daß an den Erfinder der deutschen Kurzschrift in seiner Vaterstadt bereits ein Medaillonb^ld am ehemaligen Wohnhause, ein Grabmonument auf dem Friedhöfe und eine feinen Namen führende Straße erinnert, andrerseits die Er- kenntniß, daß eS richtiger sei, in erster Linie für die Verbreitung der Stenographie selbst zu sorgen und hierzu einen Fond zu sammeln, ließen das stenogra phische Institut zur Zeit von einer Unterstützung der Denkma>sidee absehen, doch behielt man sich vor, even tuell diese Frage noch der nächsten Generalversamm lung des Gesammtvereins der Gabelsberger'schen Stenographenvereine des Königreichs Sachsen vorzu legen. *** Die königl. niederländische Regierung, welche in Leiden ein neues zoologisches Museum er bauen zu lassen beabsichtigt, beauftragte am 10. Juli 1877 eme aus den Herren Berheijen, Mitglied der Zweiten Kammer der Generalstaaten, Cuypers, Archi tekt zu Amsterdam, und l)r. Hubrecht, Beamten am naturhistorischen Museum zu Leiden, bestehende Com mission, die namhaftesten auswärtigen geologischen Museen zu besuchen, um die Einrichtungen derselben zum Boribeile de- geplanten Neubaues kennen zu ler nen. Diese Commission hat auch das hiesige königl. zoologische Museum einer eingehenden Besichtigung nnterzmsen. Was nun die Räume desselben betrifft, so ist sie, wie wir aus ihrem soeben veröffentlichten „Rapport over de Jnrigting van eenige voorname Musea van natuurlijke Historie in Hel Buttenland, Leiden, E. I. Brill" entnehmen, zu derselben Ansicht gelangt, welcher bereits die Generaldirection der königl. Sammlungen in ihrem Berwaltungsberichte über die Jahre 1876 und 1877 Ausdruck gegeben hat, nämlich, daß sich die Zwingergalerien für die Aufnahme von Sammlungen und namentlich von naturwiffenfchastlichen nur wenig eignen Das zoologische Museum selbst dagegen ist von der Commission als ein „vortrefflich verwaltetes" bezeichnet worden. * Die medicinische Gesellschaft zu Leipzig, welche 1829 gegründet wurde und, seitdem immer mehr angewachsen, ein reiches wffsenschaftliches Streben ver folgte, feiert am 13. Januar ihr 50 jähriges Jubi läum. * Die „Allgemeine Literarische Correspon- denz", Verlag von Hermann Foltz in Leipzig, redi» girt von Johannes Prölß, bringt (in Nr. 32) einen fesselnden Aufsatz: Der Dichter Jakob Lenz, von Wal demar Kawerau. Ferner enthält sie einen lesens- werthen Aufsatz: Samuel Johnson als BerufSschrist- steller, von Johanne- Prölß und Recensionen über E. Höfer, Goethe und Charlotte v. Stein, von Adolf Stern. Dies als Beispiel, da es nicht unser Princip ist, Inhaltsverzeichnisse abzudrucken. ' Die Krankheit, welche die Großherzogin von Hessen hingerafst hat, veranlaßte in England ärztliche Untersuchungen über den Entstehungsgrund, und die Zeitungen veröffentlichen ein Gutachten, wonach die vielen Erkrankungen an DiphteritiS, die im Nor den London» vor einigen Wochen vorkamrn, ihren Ursprung in dem Genuß der Milch von kranken Kühen haben sollen. Die Frage ist indeß weiterer Aufklä rung noch sehr bedürftig. Dresdner Nachrichten vom 13. Januar. — Der frühere Stadtcommandant, Herr General- lieutenant Frhr. v. Hausen Excellenz, ist in voriger Nacht verstorben. I-. Der Bezirksausschuß der königl. Amt-Haupt- mannschast Dresden, zu dessen Berathung und Be schlußfassung im Jahre 1878 die beträchtliche Zahl von 577 Sachen gelangt ist, hielt am 11. d. M. seine erste öffentliche Sitzung im laufenden Jahre ab. Eine Differenz zwischen der Gemeinde Deuben und dem Klrchenvorstand zu Döhlen wegen Abentrichtung von Gemeindeanlagen für Waldgrundstücke, welche zum Kirchenvermögen gehören, wurde dahin entschieden, daß diese Grundstücke nach 8 271 der revldirten Landge meindeordnung als befreit von Abgaben nicht betrachtet werden können, weil sie, wenn auch ihre Erträgnisse zu kirchlichen Zwecken verwendet werden, doch als „un mittelbar zu Zwecken des Gottesdienstes dienend" nicht zu betrachten sind. Weiter kam die schon vielfach, auch in der Presse, als dringend wünschenswerth be zeichnete Regulirung der Flurgrenzen der Gemeinden Gruna und Seidnitz zur Berathung, und beschloß der Bezirksansschuß die Befürwortung eines über die Ab sichten der Gemeinden etwas hlnausgehenden Projektes, durch welches das störende, wiederholie Einspringen einer Flur in die andere thunlichst beseitigt wird, be hielt aber den Gemeinden die pecuniäre Auseinander setzung hinsichtlich der dadurch eintretenden Steuer kraftveränderung vor. Ferner wurde die Einziehung eines Tractes des Coßmannsdorf-Hain-berger Fußweges genehmigt, auch zu mehreren Regulativen, als: die Gemeindeanlagen in Lockwitz, in Hainsberg und in Strießen, die Reinhaltung der Wege rc. in Strehlen betreffend, die verfassungsmäßige Genehmigung ertheilt und eine zwischen den Gemeinden Oberlößnitz und Serkowitz schwebende Flurdiffereuz zu Gunsten der letztgenannten Gemeinde entschieden Die übrigen Punkte der umfänglichen Tagesordnung betrafen Ge- fuche um Dispenfation in Dlsmembratronsfachen und um Concessionen zum Schankbetriebe, bez. Kleinhandel mit Spirituosen, zum Beherbergen und Krippenfetzen und zum Tanzhalten. Die Mehrzahl der m diesen Angelegenheiten gefaßten Entfchließungen waren ab fällige. — Nächsten Sonnabend, am 18. d. M., findet in „Brauns Hotel" das in einem Ball bestehende erste allgemeine Winterfest der Studir enden der königl. Kunstgewerbefchule Statt. ti. Auf der Eisbahn des Teiches im königl. Großen Garten fand am gestrigen Vormittage, nach dem die Beschaffenheit des Elses wiederum eine allge meine Benutzung zum Schlittschuhlaufen gestattet, Concert Statt, und hatte sich dasselbe eines so außer ordentlichen Besuches zu erfreuen, daß sich die Herren Gasse veranlaßt sahen, der Sicherheit der Fahrenden wegen einen weiteren Zutritt von Publicum zu sistiren. Der empfehlenswerthe und gesellschaftlich fo anregende Eisfport auf dem herrlich gelegenen Teiche, die statt liche Anzahl der sich um denselben bewegenden herr schaftlichen Equipagen und Schlitten und das zahlreich durch die schönen, im vollen Winterkleid prangenden Alleen promenirende Publikum boten ein Bild hiesigen Lebens, wie es so anziehend größere Städte nur selten aufzuweisen haben. * Im CircuS Herzog ist am gestrigen Abend die 28. Vorstellung gegeben worden, und hat sich nun mehr das Publicum ein selbstständiges Urtheil über die Leistungen der Truppe bilden können. Wenn wir dennoch unsere Meinung öffentlich aussprechen, so er füllen wir nur unsere Pflicht, der wir um so unbe fangener nachkommen können, als wir auf Grund wiederholter persönlicher Anschauung zu der begründe ten Ansicht gekommen sind, daß Director Herzog dem ihm vorausgegangenen vortheilhaften Ruf allseitig ent sprochen hat. Wir nehmen Anstand, Vergleiche zwischen dieser Truppe und der des vielgepriesenen Direktor» Renz anzustellen, weil wir als mit den einschlagenden Verhältnissen vertraut nicht unterlassen, uns zu ver gegenwärtigen, daß der Letztere seine selbstständige Thä- ttgkeit in bescheidenem Umfange bereits 1842 begonnen und diefe ohne nennenswerthe Concurrenz bis zu An fang der 70er Jahre, wo SalamonSky und Herzog auf traten, hat fortfetzen können. Eingeweihte wissen, mit welch günstigen Factoren Director Renz nahezu 30 Jahre als Alleinherrscher rechnen konnte, wohl aber muß dies angesichts einer in diesen Tagen erschienenen absprechenden Kritik über die Leistungen des Circus Herzog, welche gestützt auf einen erstmaligen Besuch dem allgemeinen Urtheil des Publicum- m ziemlich schroffer Weise Vorgriff, im Interesse sämmtlicher aus übender Künstler ausdrücklich hervorgehoben werden. Wir halten uns daher an die Gesammtleistungen, und wenn wir diese als völlig zufriedenstellende bezeichnen, so spricht eben der bisherige zahlreiche Besuch für unsere Ansicht. Sobald mit den Vorstellungen Hof- festlichkeiten, eine Soiree bei Sr. Excellenz dem Herrn Kriegsminister v. Fabrice, ein Patticoncert, welches sogar die Aufführung im königl. Hostheater in Altstadt in Frage gestellt hat, öffentliche Maskenbälle rc. zu- sammenfallen, so bleiben die Übeln Nachwirkungen nicht aus und würde solchen auch Director Renz trotz Ent faltung aller Pracht, welche ihm die in fetten Jahren vor 1873 erübrigten Summen ermöglichen, nicht zu begegnen wiffen. Kenner bezeichnen z. B. die Dresfur des rufsischen RapphengsteS Nestor, de» Springpferde» Jusufs, des Tigerhengstes Polichinell, sowie der Hengste Ravnen, Zarif rc. als ganz vorzüglich. Die Vorführung der 10 Rapphengste ist ebenfalls tadellos, wie im Cir cus Renz, und der arabische Fuchshengst Peterstrup dürste jedem fürstlichen Marstall alle Ehre machen. Auf die Leistungen der einzelnen Künstler näher ein- zugehen, fo gern wir das namentlich im Interesse des Herrn und Frau Director Herzog thun möchten, ist unmöglich; es genüge zu bemerken, daß dieselben eben befriedigende, zum Theil ganz vorzügliche sind, die -Costume der Künstler zeichnen sich durch Eleganz aus und arbeitet die Regie überaus präci«. Von der in den Ställen herrschenden Sauberkeit kann sich Jeder mann überzeugen, da der Zutritt auch des Tage» über gern gestattet wird. Indem wir schließlich bemerken, daß da- feit vorigen Sonnabend aufgeführte Ausstat tungsstück „Ein Carneval aus dem Eise" hinter dem de» Circu» Renz weder bezüglich de» Ballet», noch der sonstigen Scenerie zurücksteht, möge Herr Director Herzog in dem ihm an diesem Abend gespendeten de monstrativen Beifall die beste Anerkennung und Auf munterung für sein fernere» Wirken erblicken. Der Theilnahme eines fachkundigen Publicum» carf er sich immerdar versichert halten. * Die Diphteriti», welche jetzt wieder rastlos neue Opfer aus unserer Mitte fordert, hat auch, wie uns zuoerläfsig mitgetheilt wird, die Familie eines bei der BahnhofSinspection Dresden-Altstadt bediensteten Hilssbremfers namens Gruß sehr schwer heimgesucht. Die Leute, welche allseitig den besten Ruf genießen, erfreuten sich bis vor Weihnachten des Daseins von vier gesunden kräftigen Kindern. Mit einem Male zog die tückische Krankheit in die Familie ein und raffte am Christabend das erste Kind schnell dahin, welchem 4 Tage später das zweite folgte. Vergangenen Freitag, 10. Januar, bestatteten die schwer geprüften Aeltern auch da» dritte Kind, und nicht genug des Un glücks, mußte Tags darmf auch das vierte und letzte derselben Krankheit zum Opfer fallen. Die Theil- nahme ist angesichts solchen Unglück» eine allge meine. 8tz. Der Auftrieb vom heutigen Schlachtvieh- markte bezifferte sich mit 240 Rindern, 497 Uugar- und 490 Landjchwelnen, also in Summa 987 Schweinen, 784 Hammeln und 1l1 Kälbern. Der Geschäftsgang gestaltete sich zu einem mittelmäßigen, da eine ziemliche Anzahl kauflustiger Fleischer am Platze waren und auch hinreichende Auswahl in allen Fettviehgattungen sich fand. Pnmawaare vom Rindern, diesmal durch genügend viel gute schlesische Maslochsen vertreten, kostete abermals 72 M. pro Lrntner Schlachtgewicht, während sür mittle Qualität 66 und sür geringe Sorte 45 M. angelegt wurde. Hammel sanden ziem lich rasch Nehmer und aalten gute englische Lämmer zu 50 Kilo Fleisch pro Paar 66 M, Landhammel zu demselben Gewichte 63 M. und das Paar Ausschuß schöpse 30 M. Auch der Schweinehandel wickelte sich flott und glatt ab. Landschwerne englischer Kreuzung kosteten 54 und Schlesier 50 bis 51 M. pro Centner Schlachtgewicht. Von Mecklenburgern galt der Centner lebendes Gewicht bei 40 bis 45 Pfund Tara 48 bis 51H M. und von Bakoniern der 40 bis 50 Pfund Tara zwischen 44 und 46H M. Kälber wurden pro Kilo Fleisch je nach Qualität mit 90 bi» 110 Psennigen bezahlt. Provinzialnachrichten. D Leipzig, 11. Januar. Unsere Polizei machte gestern Abend einen recht guten Fang. In den Nachmittagsstunden war in einem hiesigen Verkaufs- gewölbe (für Herrenartikel) ein junger Mann in der Uniform eines preußischen Offizier» und unter Nachfolge eines Livreebedienten erschienen und suchte für einige Hundert Mark Waaren aus, wünfchte die Waaren nach feinem Hotel gebracht zu haben, wofelbst er zahlen werde. Der Marlthelfer brachte jedoch statt des Geldes einen Wechsel mit dem Accept eines hohen Militärs zurück und reserirte feinem Herrn hierzu, daß der Herr Offizier erklärt habe, es sei ihm das Geld augenblicklich ausgegangen. Die hiervon benach richtigte CriMinalpolizei stattete nun dem angeblichen Herrn Offizier im Hotel einen Befuch ab und entlarvte in Letzterem einen 19 Jahre zählenden Oetonomen aus Halle chS. (den Sohn eines ehemaligen Sleuerbeamten, welcher vor mehreren Jahren gleichfalls unter der Maske eines Offiziers ähnliche Schwindeleien verübt hatte und dermalen in einer Strajanstalt sitzt). Der jugendliche Betrüger, in dessen Besitze noch mehrere, auf adlige Herrschaften lautende gefälschte Accepte ge funden wurden, ward natürlich sammt dem Bedienten, einem Bergarbeiter aus Halle, dingfest gemacht. Es stellte sich noch heraus, daß der Betrüger, ebenfalls in der gedachten Uniform, in Halle einhergegangen war und sich mit einem jungen Mädchen daselbst verlobt und diese sammt der Mutter mit hierher gebracht hatte. Vergeblich harrten Beide in einem Cas« der Rückkehr des Bräutigams und Schwiegersohn», b>s ihnen zum nicht geringen Schrecken ein Polizeibeamter das Schick sal de» Pseudooffiziers mittheilte. 8 Leipzig, 12. Januar. Gestern Abend hielt der Leipziger Lehrerverein die jährliche Pestalozzi- feier ab, zu welcher sich so viel Theilnrymer emge- funden hatten, daß der Saal der 1. Bürgerschule fast übermäßig angefüllt war. Ein Männerchor, vom Leipziger Lehrergejangvereln vorgetragen, leitete die Feier ein. Die darauf folgende Festrede hielt der Seminardirector Dr. Kehr aus Halberstadt, welcher die Frage behandelte: „Was war Pestalozzi, und was sollen wir sein?" Nachdem er zuerst die Mängel und Schwächen Pestalozzi's angedeutet hatte, entrollte er ein so freundliches und ergreifendes Lichtbild von dem selben als Schriftsteller, Erziehungstheorettker, Freund seines Volkes und offner, aufrichtiger, dcmüthiger, liebe voller Mensch, daß die daran geknüpsten Mahnungen, in seinem Sinne und Geiste zu wirken, gewiß Jedem der Anwesenden tief zu Herzen gingen. Aus diese mit großem Beifall aufgenommene Rede folgte der Jahres bericht des Lehrerverein», welchen der Vorsitzende. Lehrer Rocke, vortrug. Nach demselben ist in 29 Sitzungen über viele wichtige Fragen verhandelt wor den, wobei im Durchschnitt 30 Mitglieder anwesend waren. Die Mttgliederzahl betrug im verflossenen Jahre 348. Der Bericht gedachte auch der adgehal- tenen Festlichkeit (Rouffeaufeier rc.), sowie der psycho logischen Vorlesungen, welche Professor Strümpel den Lehrern hält. Es folgten nun die Nekrologe der im verflossenen Jahre verstorbenen College«: Enderlein, Papier, Zeidler, Müller, Beyer, Schumann, Director Thoma», Stecher und Hermann. Der Vortragende, Direktor Böhme au» Plagwitz, schilderte das treue Wirken dieser Männer und widmete ihnen herzliche Worte der Liede und Dankbarkeit. Zuletzt wurde noch der Commeniu-stiftung gedacht, welche zur Zeit 15000 Bände besitzt und in dem vergangenen Jahre von 366 Entleihern benutzt und von vielen Freunden durch Geschenke unterstützt wurde, wofür der Berichterstatter dankte. Geschloffen wurde die pietätvolle Feier mit einem Gesänge, welchen der Lehrergejangverein vortrug. Chemnitz, 11. Januar. Da» „CH. Tgdl." schreibt: Am 23. d. MtS beginnt eine auverordenttiche Sessioa
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