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1L76 „TaS Hau- der Abgeordueten «olle beschließen: Der königlichen StaatSregierung zu erklären, die Bewilligung der Positionen im Etat, Capitel a-4, Titel ». t »ud ü, ersolgt mit der Bevorwortung, daß bei Gewährung der daraus fließendeu Zuschüsse nach salzenden Gruudsühen zu verfahren ist: >) Die Zuschüsse werden möglichst mit Rücksicht aus emcn dauernden Bedarf bemessen. Ihre Zulalsikkeit wird durch Ueberschüsse einzelner JahreSrechnuugen nicht ausgeschlossen. 2) Btt Spulen, welche von Städten oder anderen Gemeiuden zu unterhalten sind, kommt neben der Vermöglichkeit der Gemeinde überhaupt, insbesondere das Berhättmtz in Betracht, in welchem deren Au-gaben für höhere Schulen zu ihren sonstigen Ausgaben stehen Die Bewilligung erfolgt in der Regel periodisch anf eim Reihe von Jahren, nach deren Ablaus die Verhält nisse von Neuem geprüft werden. 4) DieBew lltgung kann an die Bedingung geknüpft werden, daß von Seiten der Unterhaltungs- Pflichtigen wahrend der Dauer der BewtUigungs eil Wtimiutr Leistungen zu Gunsten der Schule erfolgen, b) Die Bewill igung bei echtigt, unbeschadet der gesetzlichen Bestimmungen über die Befugnisse der Oderrechnungskammer, zu einer Einwir kung aus die Schulverwaltung nur so wert. daß. bei Vermei dung der Zurückziehung oder Kürzung des Zuschusses. Vorlegung von Etat und Rechnung zur Kennlnißnahme gefordert und ord nungsmäßige Erhaltung der Schul», sowie Einhaltung der etwaigen besonderen Bewllligungsbediuguogen lNr 0 »erlangt werden kann" Ta namens der Staatsrcgicrung bicrauf der Rc- gierungscvmmsssar, geheime Rcgierungs Rath Bosse er klärte, daß, natürlich unter den nöthigen Cantele», die StaatSregierung sich zu diesem Anträge zustimmend ver halte, so beantragte der Abg. Ur. Miquöl eine molivirie Tagesordnung, in welcher das wesentliche Einverstäild- niß des Hauses und der StaatSregierung über diesen Gegenstand constatirt werke. Nachdem noch die Abgg. Bernhardt und Hoffmann gesprochen, wurde die moti- virte Tagesordnung angenomnnn. Bei dem Capitcl „Elcmcntarschulwesen" wies der Abg. Mahraun die Be schwerden des Abg. v. Lyskowski über die Unter drückung der polnischen Sprache in den Elementarschulen als unbegründet zurück. Bei Titel 13 (Behufs Errich tung neuer SchulsteUen 102,52« >,50 M.) bringt der Abg. v. Ludwig die Verhältnisse der Landschulen im Gcltungs- bereich des schleichen Schulrcglements von >801 zur Sprache. Noch immer müßten die sogenannten Gute- herrschaftcn für die Salarirung der Lehrer der Landschulen sorgen, obwohl sie seit Emanirung der Krcisordnung als solche gar nicht mehr exifliren; schon vor 2 Zähren habe der Cultusminister Abhilfe vcrspiochen. Ebenso hätte ein Beschlnß des Herrenhauses die schleunige Er ledigung der Angelegenheit gefordert. Regierungscoin - missar, Ministerialdirector Greiff muß dem Herrn Vor redner erwidern, daß es das Herrenhaus seiner Zeit der Staatsregierung durchaus überlassen habe, ob diese Angelegenheit durch ein besonderes Gesetz geregelt werden solle. Die Regierung habe damals erklärt, daß der Zu sammenhang ter Sache mit den allgemeinen Fragen der Erhaltungspflicht der Scbulanstaltcn viel zu enge sei, als daß durch ein Specialgesctz Abhife geschafft werden könne. Die Regierung erkenne viele Beschwerden als begründet an, sehe aber keinen Weg der Regelung, als den durch das allgemeine Unterricktsgcsctz. Der Titel selbst wurde sodann genehmigt, ebenso Titel 15 „Schulauf sichtskosten" mit 774.000 M, worauf die Berathung auf morgen vertagt wird. Karlsruhe, 29. November. (K. Z.) Die Erste Kammer bewilligte heute die Forterhebung der Steuern für December und Januar. Die Adresse auf die Thronrede wurde einst mmig angenommen. — Die Adreßdcbatte der Zweiten Kammer war eine über aus lebhafte und schweifte vielfach auf das Gebiet des Kulturkampfes ab. Im Verlaufe der Dicussion erfuhr man vom Fiuanzminister, daß sich die großherzogliche Regierung zu dem Reichsstempelgcsctz ablehnend verhält und verhalten wird; es sei das Gebiet der indnecten Steuern weiter zu cnltiviren und auszubauen, die di- recten Steuern und auch die Stempelsteuer den Einzel- staaten vorzubehalten. Das erste Bedürfniß bei Regelung dieser Verhältnisse sei nämlich die Auffindung der rich tigen Grenze zwischen der Finanzgewalt des Reichs und derjenigen der Einzclstaaten. Bezüglich des Verhält nisses zu den Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen lassen Verhandlungen darüber eine Verständigung auf freundlichem Wege erwarten. Eine in der vorgestrigen Sitzung der Zweiten Kammer von mehreren Abgeord neten, darunter den Präsidenten der Handelskammern von Mannheim »nd Kailsrnhe und den übrigen Ver tretern beider Städte, an die StaatSregierung gerichtete Interpellation fragt im Hinblick auf die bckragenswerthe Lage des Hansels und der Industrie nach der Stellung der Regierung irr der Zoll- und Handelspolitik durch ihre Vertretung beim deutschen Bundcsrath; ferner, welche Maßregeln sie aegen die rückwärts gehende Bewegung und für eine Besserung der tiaurigen Verhältnisse für geeignet halte; endlich, ob sie Kenntniß davon habe, daß nach dem Scheitern der Vervandlungen mit Oester reich und mit Rücklicht auf den für den 1. Januar 1878 tn Aussicht gestellten autonomen Zolltarif Oesterreichs auch von der deutschen Rcrchsrcgierung Maßregeln zur Paralysirung der durch das Vorgehen Oesterreichs dem Handel und der Industrie Deutschlands in Aussicht stehenden Schädigungen zur gleichzeitigen Einführung vorbereitet werden? Buda Pest, 30. November. (Pr.) Im Ab- arordnetenhausr überreichte der Ministerpräsident Tisza den Motivenbericht zu dem allgemeinen Zoll tarif. Der Motivenbericht girbt Aufschlüsse über dir Verhandlungen mit Deutschland, bestreitet, daß eine wesentliche Verschlimmerung gegen 1868 stattfinde und fühlt dies detaillirt durch. Oesterreich und Ungarn hätten zweifellose Nachgiebigkeit gezeigt; es erübrigte Nichts als eine Feststellung eines allgemeinen, für alle Staaten giltigen Zolltarifes. Die Regierung werde sich jedoch noch weiter bemühen, durch Tarifzugrständnisse den Vertragsabschluß zu bewirken. Für orientalische« /rage. Cetinje, 29. November. Tie „Pr." erhält von ihrem Specialberichterstatter die nachstehende Depesche: Gestern um 4 Uhr Nachmittag kamen 2 türkische KricgSdampfer vor den Hafen von Antivari und bombardnten das Fort- Die Montenegriner erwiderten das Bombardement Nach einer Stunde entfernten sich b.ide Dampfer außer Sicht. Zu gleicher Zeit fand ein starkes Bombardement auf Antivari Statt. Der Fürst stand persönlich am Hafen inmitten der Truppen, welche jubelnd die Dampfer retiriren sahen. Belgrad, 30. November. Wie man der „Pvlit. Corr." telegrapdirt, hat die serbische Regierung be schlossen, die Skupjchtina für den 15. December nach Kragujewacz einberufen, um ihr die serbisch-russische Convention und das Budget vorzulegen. — Während bereits seil heute die Bataillone der Belgrader Miliz - brigade sammt Artillerie und Samtätstrain sich nach Zaicar in Marsch gesetzt haben und der Corpscom- mankant General Protic mit seinem Stabe Neontag gleichfalls bahin abgeht, hat der serbische Agent in Kon stantinopel Hr. Christies, neuestens den Auftrag er halten, seinen Posten nur dann zu verlassen, wenn er von der Psorte dazu aufgeforden wird. — Die Wiener Blättern von hier gemeldeten Nachrichten von einem angeblichen Zusammenstöße zwischen Serben und Türken bei Vralarnica ist falsch. Ein solcher Zu sammenstoß Hal nicht stattgefunden. (Dieses Dementi bezieht sich auf das Telegramm der „Times", wonach ein auf Grenzwache unweit Vratarnica stehendes serbi sches Bataillon, welches Augenzeuge der Mißhandlung einer Anzahl bulgarischer Frauen und Kinder feiten der Türken gewesen wäre, die Grenze mit der Absicht überschritten hätte, zu intervcniren und die ersteren in Sicherheit auf serbischen Boden zu führe«.) Bukarest, 30. November. (Tel.) Der Großfürst Alexis befindet sich aus der Durchreise hier. — Ge neral Jgnatiew wird auf der Reise nach dem Haupt quartier morgen hier erwartet. — Ein auS Schumla vom 29. November Abends 7 Uhr datirteS Telegramm des bei der türkischen Armee befindlichen Specialcorrespondenten der „N. fr. Pr." berichtet ausführlich über ras am 26. d. (Montag) zwischen Rusts chuk und Biela stattgehabte Gefecht. Von Konstantinopel auS wird der Versuch gemacht, den Kampf als eine RccognoScuung darzustellen; es ergicbt sich aber mit ziemlicher Bestimmtheit, daß der türkische rechte Flügel einen ganz ernste« Angriff gegen den Un ken Flügel der Russen unternommen hat, und daß die Offensive von Erfolg begleitet war, so lange Assaf Paichas Corps nur daS 12. russische Corps sich gegenüber hatte. Die Türken vertrieben die Russen aus den Po sitionen von Pyrgos, Metschka und Han-Göl-TscheSme und waren nahe daran, auch die Position Trostemk- Damogila in ihre Gewalt zu bekommen, als die Russen in der von Biela herbergeeilten 2. Grenadierdivision Verstärkungen erhielten und den türkfichen Angriff zum Stehen brachten. Assaf Pascha zog sich hierauf in guter Ordnung hinter den Lom zurück. Die Türken hatten eS, wie aus der bereits bekannten russischen Depesche hervorgcht, insbesondere ihren vorzüglichen weitlragenoen Geschützen, aber auch wähl der geringen Offensivfähig keit der Rnssen zu danken, daß iyr Rückzug unbelästigt und mit veihällmßmaßig geringen Verlusten bewerk stelligt wurde. D.r türkische Angriff wäre indeß wahr scheinlich gelungen, wenn genügende Reserven vorhanden gewesen wären. So aber wurde oer Angriff mit dem isoUrt stehe,wen rechten Flügel ausgesührt, während das Gros der Armee unbeschädigt bei Rasgrad und E-ki- Djuma steht. Ler Berichterstatter der „N. fr. Pr." be ziffert den russischen Verlust mit 2500, den türk:schen Verlust mit 190 Mann an Tobten und Verwundeten. — Ein amtliches russisches Telegramm auS Bagot vom 29. d. meldet: Am 27. und 28. d. hatte das De tachement bei Rustschuk nur unbedeutende Vorposten- gefechte. — In Giurgewo wurde am 27. d. auf der Batterie Sir. 13 durch einen türkischen Schuß vom Fort Ejun ein Pnlverkeller gesprengt welcher 60 Geschosse und 5t) Kartätschgranaten enthielt. Eine Traverse und zwei Plattformen wurden dabei zerstört und ein Kano nier mit Erde vollständig überschüttet. Letzterer wurde jedoch sogleich herausgegraben. — Auf dem Schipka- paß (wo Ejub Pascha nunmehr das Commando über nommen hat) fand gestern bei klarem Wetter ein leb- Haftes Geplänkel Statt. Heute herrscht daselbst ein starker eisiger Wind. — Der englische Arzt Lazeren ist mit 7 barmherzigen Schwestern, welche den Wunsch ansdrückten, vorzüglich russische Verwundete zu pflegen, heute in Bogot eingrt, offen. — lieber ein sehr heißes Cavalleriegefecht, welches bei der Truppenabtbeilung stattfand, die von Vraza gegen Orkhanieh demonstrirte, um die Auf merksamkeit der Türken von dem Angriff auf die Stel lung von Prawza abzulenken, meldet ein amtliches russisches Telegramm auS Bogot vom 28. d. folgende Details: Von Vraza aus wurde gegen Orkhanieh ein Detachement entsendet, das aus 3 Schwadronen des reitenden Leibgardegrenadierregiments und 3 Schwa dronen des Leibgartedragonerregiments, sowie aus der 2. reitenden Gardebatterie bestand. Am 22. d. tbeilte sich das Detachement in 2 Abtheilungen. Die linke aus 1'/» Schwadron mit 2 Geschützen bestehende Abtheilung unter dem Obersten 'Nichtanski wendete sich gegen Novatschin; die rechte, alle übrigen Truppentheile des Detachements umfassende Abtheilung passirte Raschkowo, Rodasin und rückte bis Ludtikowo vor, wo das Plänkeln mit dem Feinde begann. Die aus der Halbschwadron des Capitäns Baron Stempel bestehende Vorhut der linken Abtheilung ging rufolge dicken Nebels an den türkischen Befestigungen von Nowatschin vor über, erreichte das Dorf Skrivcn, holte daselbst 60 türkische Reiter ein, machte 30 derselben nieder und eilte dann hinter Skriven weiter vorwärts. Zu derselben Zeit hatte aber im Rücken der Vorhut ein Kamps zwischen der der Vorhut folgenden Schwadron Dragoner niit 2 Geschützen und türkischer In fanterie und Artillerie begonnen, indem von der Front und von den Flanken 400 Tscherkessen auf die erstere ein drangen. Die 1'^ Schwadron Dragoner und 2 Geschütze vereinigten sich wieder, gingen im Schritt zurück und hielten während dreier Stunden auf dem 8 Werst langen Wege den Andrang von 2 türkischen Bataillonen mit 2 Geschützen und von 400 Tscherkessen aus. Unter beständigem Andrang der türkischen Truppen passirten die Dragoner zwischen Nowatschin und Kara-Derbent, sahen hier aber ihren Weitermarsch aufs Höchste er schwert, da der Bergpaß durch die mit Wagen und Weh flüchtenden Bulgaren vollständig unpassirbar ge macht war. Die Abtheilung war gezwungen, ihre Ge schütze in einen Abgrund zu stürzen; cs gelang dies mct dem eine», ein anderes aber wurde, nachdem alle Vertheidiger desselben niedergemacht waren, von den Tscherkessen erbeutet. Die Ueberreste der hclden- mülhigcn Abtheilung besetzten das Dorf Kara Derbent und hielten durch wirksames Feuer den weiteren An drang der Tscherkessen auf, bis die rechte Abtheilung ankam, welche den Rückzug deckte. Von 12 Offizieren, die an dem helkenmüthigen, wenn schon unglücklichen Kampfe tdeilnahmen, blieben blos 2 unbeschädigt, 3 fan den den Heldentod, 3 sind schwer verwundet, 4 sind contusionirt. Von 150 Soldaten sind 43 todk, 24 ver wundet, 2 werden vermißt. Obschon das Detachement die ihm gestellte Aufgabe mit schweren Opfern hat be zahlen müssen, ist doch daS gesteckte Ziel erreicht wor den - die Aufmerksamkeit der in Orkhanieh befindlichen türkischen Truppen wurde du^ch daS gedachte Detache ment abgelenkt und die dortigen türkischen Truppen konnten den in der Position von Prawza befindlichen Türken keine Hilfe leisten. — Dem „Daily Telegraph" wird über die Lage bei den Balkanpäfsen von Orkhanieh berichtet, daß der Besitz von Etropol den Russen keinen Weg eröffne, da der Mittelpunkt des Engpasses, in dem es gelegen, sich noch in Händen der Türken befinde, und da es un möglich sei, nach dorthin von Etropol vorzurücken, ohne die Stellung hinter Ockhan eh in Besitz genommen zu Haden. Truppen aus Bosnien kommen zahlreich an. Die Türken werden ausserdem bedeutend durch das Schnee gestöb.r untcruützt, welches begonnen Hai und das Be wegungen jeder Art in den Bergen nahezu unmöglich macht. — Nach in Konstantinopel vorliegenden Nachrichten ist der zum Commandauten der Reservearmee ernannte Reus Pascha in Adnauopel »»gekommen und mit der Herstellung eines Lagers für 50.06) Manu beschäftigt. LifliS, 29. November. Der „Pr." gehen von ihrem Specialberichterstatter auf dem asiatischen Kriegsschau platz: die nachstehenden telegraphischen Meldungen zu: In Lcsghien wird eine Militärverwaltung ein geführt. Die Bevölkerung uellt vorläufig 4 Reiter regimenter, 8 Schütz.nbatailloue nnd 4 Halbbatteri u Centauren, die der Mittclfignr des Giebels zunächst standen. An dieses Mittclstück. welches die Brust deS Centauren und das mittlere Drittheil des Frauenkörpers umfaßte, ließen sich drei bereits früher gefundene Theile der Gruppe anfügen, so daß dieselbe jetzt fast vollständg vor uns steht: nur der Kopf der Frau nnd einige Ex tremitäten fehlen noch. Das Motiv des Ganzen ist schon jetzt hinreichend deutlich: der Centaur hat das Lapitheuweib mit dem linken Arm gepackt und hält sie mit beiden Vorderbeinen umklammert; sic greift dem Entführer kräftig in den richten Bart, drängt sein weinseligcs Gesicht zurück und sucht seiner Umklamme rung mit einer energischen Wendung zu entfliehen Drei Tage später fand man den kolessalen Torso der Mittel- und Hauptfigur des Westgiebcls. Der ini vorigen Winter über 30 Meter nördlich gefundene Kopf fügte sich dem Halse auf das Genaueste an. so daß wir jetzt ras Glück haben, die größte und schönste Gestalt des Giebels vollständig bis auf den rechten Arm und die Unterdeine vor uns stehen zu sehen. Es ist eine kolossale, aufrechtstehcndc Jünglingsgestalt, nackt bis auf die leichte Chlamys um Schulter und Rücken. Sie blickt« mit scharfer Wendung des Hauptes nach dem erhobenen rechten Arme hin, in dem offenbar die Haupt action der Figur zum Ausdruck kam. Die Linke bängt an ter Seite herab und umspannte mit geschloffener Hand irgend einen Gegenstand, der jetzt verschwanden Ist. Nur die Einjatzlöcher für denselben sind noch er halten. DaS linke Bein war vorgesetzt, doch nur leicht, so daß der Gegensatz dieser mäßig bewegten Figur zu den wilde- KampfeSgroppen, die sie umgeben, ziemlich fühlbar wirb. Der dritte bedeutende Fund auS dem Bereich des Westgiebels ist ein Ccntaurcnkopf. Er ist zwar ziemlich doch treten die charakteristischen Züge deS silenhaften Gesichtes noch hinreichend deutlich hervor. Das Erfreulichste an diesem Funde war aber, daß durch denselben die zweite der kolossalen Centauren gruppen, welche der Msitelftgur des Westgiebels zunächst standen, auf das Glücklichste vcrvollstänvigt wurde, die Giuppe nämlich, welche man gewöhnlich nach der Dei- dameia zu benennen pflegt. Hier haben wir also den grinsenden Kopf des trunkenen Centauren, der die Braut des PeirithooS mit Vorderbein und Arm um- klammert hält. Sie sucht sich ihm zu entwinden, seine Hand zu entfernen uno drängt dabei seinen Kopf mit den« linken Ellenbogen zurück, desseu Ansatz sich noch an der rechten Wange des Centauren erhalten Hal. Der echt silcuhafte Ausdruck deS Kopfes wird durch einen mächtigen Bart verstärkt, ursprünglich auch noch durch einen Kranz, der oen halbkahlen Schädel umgab. Der Kranz wird aus Bronze gewesen sein, wie die erhaltenen zahlreichen Einjatzlöcher vermuthen lassen. Außer diesen Funden, die der Ergänzung der Gie- bclgruppc zu Gute kommen, hat die Durchsuchung des Terrains vor der Westfront des Zeustempels, in diesen Wochen auch die beiden bedcutenosten Bronzen in das Museum der Ausgrabungen geliefert, die sich bis jetzt überhaupt auf olympischem Boden gefunden haben. Es ist ein gut erhaltener archaischer Bronzekopf. Er zeigt rill alterthümlich starres Gesicht mit Schnurr- und Spitzbart, eine steife Zopffrisur mit langen Locken und zwei Reihen regelmäßig übereinander geschichteten Ringel- löckchen über der Stirn. Ein Reif umgiebt das Haupt; die Augen, die ursprünglich offenbar besonders cingejetzt waren, sind jetzt hohl. Der zweite Bronzefund ist ein großes trapezfölmiges Bronzeblech mit Reliefs in uralteithümlicher getriebener Arbeit (Höhe 0,85 ">., Breite unten 0,35, oben ca. 0,25 -»). Der Stil drr Figuren entspricht ungefähr dem der ältesten sogen, koruthischen Vasen; wie bei diesen, sind die Darstellungen in übereinander liegenden Streifen angeordnet, und zwar in vieren. In dem un tersten sieht man ein Weib mit vier Flügein, das in jeder Hand einen Löwen am Hinterfuß hält, ähnlich wie die Artemis, die Pausanias aus der Lade des Königs Kypselos im Heraion sah. In der zweiten Reihe zielt Herakles als kniender Bogenschütze auf einen fliehenden Centauren. Auch hier entspricht Alles den Gewohnhei ten der allecältesten griechischen Kun l: Herakles kniet noch ohne Löwenhaut uno Keule uno trägt oen Köcher auf oem Rücken, nicht auf der Schulter; die Voroer beine deS Centauren sind menschlich gebildet, wieoerum wie auf den ältesten Vasen und auf dem Kypseloskasten. Auf dem dritten »streifen stehen zwei Greife cinanoer gegenüber; auf dem vierten vrei Adler. D.e leeren Raume zwischen den Figuren sind mit Rosetten ausgc- füllt, vie wie Alles auf diesem merkwürdigen Stück Mit der größten Sauberkeit uno Sorgfalt gearbeitet sind. Viele unbedeutendere Objecte wollen wir übergehen. * In wenigen Tagen erscheint (im Verlage von E. Pirison's Buchhandlung zu Dresden) „CaritaS, Album von Originalbciträgen Dresdner Dichter und Schriftsteller, hcrausgcgeben vom Stiftungsvorstande der deutschen Heilstätte zu Loschwitz durch dessen Vor sitzende» F. v. Criegern". Das überaus glänzend ausgestatlete und sich namentlich auch für den Weih nachtstijcb empfehlende Werk, auf welches wir nach seinem Erscheinen zurückkommcn werden, ist mit dem vildniß Ihrer Majestät der Königin Carola von A. Dietbc geschmückt. Durch literarische (»laben haben sich u. A. detherligt: Otto Banck, Woldemar Frhr. v. Bieder» mann, Friedr, v. Bodenstedt, F. v. Criegern, Jul. Grosse, Herm. Hettner, W. v. Kvtzcou«, K. Koppel - Ellfrld, Berggeschützt. Die Aufstelluna der Cadres überwach der Ataman des Terek'schen Heeres. — Das Com. mnnicationswesen zwischen CiS uns Transkau kasien geht an die Milstärverwaltung über. Die Sie servetruppen der kaukasischen Armee werden auS dcn Reihen deS Kuban- und Terekhreres gebildet. Wie in der Heeresleitung, so haben auch in der Intendantur größere Personalveränderungen stattgefunden. Tn Stabschef, General Pawlow, drr hiesigen Truppen tritt zurück, ebenso die höheren Intendant urbeamten, welch unter Anderm 100 Pud (2000 Kilogramm) Hafer um 380 Rubel etngekauft hatten. Sresöuer Nachrichiek vom 1. December. — lieber das Ergebniß der Stadtverordneten- ergänzungswah len wird unS mitgetheilt, daß fol gmde Herren gewählt worden sind: Ansässige: Wolfframm (mit 3905 Stimmen), Waldmann (3662), Friedrich, Kunsttischler (31 lO), Strunz (2905), Friedrich, Privatus (2234), Damm (22 l 3), Berthelt (22<)0), Gottschall (2194), Sonntag (2160), Zumpe (2154), Lehmann, E., Abvocat (2129), Lichtenberger (2123); Unans ässige: Dausz (3092), Fianz (2940), Henkc (2817), Schnorr v. Carolsfelb (2805), Linnemann (2537), Jlschner (2500), Hertwig (22,4), Seyffarth (2150), Friedrich, lar. (2135), Becher (2106), Heger (2100), Jäger (2053), Richler, Professor und Con rector (1976), Schumann, Or. west. (1976). — Die Kaidauten zwischen dem Elbberg un- der Albertsbrückc, sollen, wie das hiesige Amtsblatt mit- theilt — falls nicht wider Erwarten plötzlich strenge Kälte eintritt — nunmehr ganz bestimmt bis Sonnabend den 8. December fertig gestellt werden. Am vorgestrigen Nachmittage sind an jener Stelle, wo sich noch vor acht Tagen die Rampe für die Dampffähre befand, in einer Tiefe von 4,so Meter unter der Ufersohle die letzten Grundsteine in der Breite von l,4ü Meter gelegt worden. Beim Abgraben der erwähnten Rampe ist man abermals auf starke Palissade» pfähle gestoßen, welche von der ehemaligen Befestigung Dresdens her rühren; doch läßt man dieselben stecken, da sie ziem lich abseits der noch zu gründenden Kaimauer land einwärts liegen. Jene Palissaden jedoch, welche nach Westen zu im Elbbctte stehen, werden seit gestern mitlelft Winden ausgezogen. — Im Locale deS sächsischen Kunstvereins auf der Brühl'schen Terrasse (geöffnet täglich von II bis 3 Uhr) sind serner neu aufgestellt: 1. Oel- gemälde von Bürck (Rom), Douzette (Berlin), Horlacher (Stuttgart), E. Hübner (Berlin), Kienlin (München), Krüger, Lessing (Karlsruhe), Mali (Mün chen), Schenker, Schick (Berlin), Schröder, Schwarz, Simonson und Anna Storch (Breslau). — 1l. Rauch zeichnungen von Ockert (München) und j- Schleich (München).—'Hl. Aq uarelle von Dauzette (Berlin), Anna und Elise Geuvtuer (Oberlößniy), o» ßouuobe, A. Hopffe, j- Prof. Hahn, Bertha Rochow und Schlegel. — 1V. Plastik. Stameite in Bronze, mooellirt von Broßmann, gegossen von C. A. Bierling. — Morgen, Sonntag, findet im Saale des ,Holet de Saxe" eine Verkaufsausstellung für das unter Protection Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Maria (Gemahlin Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg) stehende Pestalozzistift Statt. — Der Polytechniker-Gesangverein „Erato" wird am 5. December (Mittwoch) einen seiner, auch beim größern Publicum so beliebt gewordenen Familienabende abhalten, und zwar diesmal in den Räumen deS Ge Werbehauses. Dem Coucert soll dann ein solenner Ball folgen. 6. Die Vorstellungen im Me lli ni-,T heater ziehen in verdienter Weise tue Aufmerksamkeit des Publicum- auf sich und erfreuen sich eines recht guten Besuche-. Herr Mellrni ist besorgt, durch reiche Abwechslung aut dem Programm sernen gelungenen Provuctivnen den Reiz der 'Neuheit zu wahren So figuciren auf einem für nächsten Moniag und die folgenden Abende sestge- stellle» neuen Programm als zum ersten Male in Aussicht genommen namentlich die „Riejenkanone" und „das elektrische Ballet". — Hr. Paul Hoffmann wird in nächster Woche, wegen anderweiter Besetzung von Meinholo's Saal, nur zwei Vorstellungen (am 3. und 6. d.) geben, welche beide naturwissenschaftlichen Darstellungen gewidmet sind. — Im Monat November o. I. wurden beim hiesigen städtischen Leih hau sc 126,534 PL. auf 6972 dcponirte Pfänder auSgcl>ehen und 107,194 M. auf 6752 eiugelöfte Pfänder zurückgezahlt. st. Im Verlage von Johannes Päßler hiecseldst (Kloftergasse 5) ist soeben der landwirthj cha ftliche Vereinstal« uder für daS Jahr 1878 erschienen. Der Kalenoer ist verfaßt von dem Geucralsecretär de- Gustav Kühne, Hier. Lorin, Murad Efenoi, Max Müller (Oxford), Rob. Prölß, Adolf Stern, Victors. Strauß, I. v. Unger, Robert Waldmüller, M.M. v. Weber. * Vom physikalischen Verein in Frankfurt a. 'M. erhält die „N. fr. Pr." folgende Zuschrift: - Ueber die Wichtigkeit und Brauchbarkeit des Telephon scheint nach den vielfachen B nachten in allen Blätter» nirgend- mehr ein Zweifel zu sein; dagegen laufen über den ersten Ecftnoer dieses merkwürdigen Apparats zum Theil irrige Memungrn um. Daß eS keine amerikanische, sondern ein: deutsche Ecfiuoun, ist, scheint jetzt all- gemein bekannt zu sein; auch kann hierüber ein streit gar nicht entstchen, da in dem Jahresbericht des physi kalischen Vereins zu Frankfurt a. 'M vom Jihre 1861/61 eine von dem Erfinder selbst verfaßte Beschrei bung nebft Zeichnung enthalten ist. Ler Verrinssocent Professor Böttger m Frankfurt hat sich samaS sehr für den Apparat interessirt uno bei dec Erfindung sozusagen Pathe gestand:«, in oer mechanischen Wrrkstätte von Albert in Frankfurt ist er angefertigt worden. Auch in dem „Lehrbuch der Physik" von Poulllet-Müller, im „Buch der Erfindungen" rc. sind Zeichnung und Beschreibung enthalten. Daß der Erfinder Reis heißt, ist auch in allen Blättern erwähnt worden; Viele jedoch nennen ihn Paul Reis aus Mainz, währens er Philipp Reis heißt uno in Friedrichsdorf (bei Hom burg vor der Höbe) Lehrer war; er ist vor ein'gea Jahren gestorben. Sein Geburtsort war Gelnhausen (Kur- Hessen). Neuerdings nimmt noch ein Or. Theooor Clemens auS Franffurt a. M. die Ehre der Erfindung für sich in Anspruch: er will schoa 1853 ein hierauf bezügliche» Experiment gemacht Haden. Da er aber erst 1863 seinen Apparat publicirt Hal, so dürfte er nach allgemeinem Usus in der Wissenschaft dl« Priorität gegen Philipp Reis nicht aufrecht erhalten können.