Volltext Seite (XML)
IE sigen Bewohnern verübt wurden. Die Situation des 8 Meile» südwestlich von Plevna gelegenen ThatorteS, nahe an der Straße Plevna - Sofia, widerspricht den Angaben aus Konstantinopel, daß auch die telegraphische Berbindung Osman Paschas ganz ungefährdet sei. Das Telegramm lautet: Kiasim Bey, Commaudant des Re- giments „Feithiö", telegraphirt an die Pforte über neuer liche grausame Vorgänge seiten des Femdcs- 1 Schwa dron Kosaken und 150 Bulgaren überfielen den von Truppen völlig entblößten Ort Jsvor und überlieferten ihn den Flammen, nachdem sie zuvor alle Häuser ge plündert hatten. Sie banden dann die unglücklichen Einwohner theils an die mit Beute beladenen Wagen, theils an die Schweife der Rosse und schleppten die selben unter unsäglichen Martern fort. Glücklicherweise hatten die Truppen des Regiments „Feithiv" die Flam men von Jsvor bemerkt und eilten den Feinden nach, die sie auch erreichten und aufs Haupt schlugen. Nur dadurch konnten noch die arg mißhandelten Einwohner Jsvors vor dem gewissen Tode gerettet werden. — Die „N. fr. Pr." meldet aus Schumla vom 2. Oktober: Die Russen haben längs des schwarzen Lom Fühlung mit den Türken genommen. Jeder der beiden Theile weicht einem Gefechte aus; daher herrscht seit 8 Tagen vollkommene Ruhe, während in der Rich tung von Sarnasuflar stärkere feindliche Kräfte vor- rücken, die auch das linke Lomufer bei Popkiöi besetzten. Mehemed Ali Pascha insvicirte vor drei Tagen Rustschuk und ist vorgestern zur Armee zurückgekehrt. Die Gesundheit der Truppen ist trotz des Wechsels der Witterung eine günstige — Der Bukarester Spccialbcrichterstatter der „Pr." telegraphirt uuterm 3. d.: Der türkische Brücken bau bei Silistria ist bis nahe an die vorliegende Donauinsel gediehen. Es wurden Truppen von Kala rasch an die Donau vorgeschoben und neue Torpedos gelegt. Die eventuelle türkische Offensive wird ruhig abgewartet, doch ist die Bevölkerung an der Donau be unruhigt. Moskau, 2. Octoder. Der „Pr." telegraphirt man von hier: Zwischen Woronesch und Rostow am Don begegnete ein Eisenbahnunglück; 7 Waggons, in denen sich internirte Abchasen befanden, wurden zer trümmert. Tiflis, 1. October. Der Specialbcrichterstatter der „Pr." auf dem asiatischen Kriegsschauplätze telegraphirt: Oberst Schebkownikow befehligt jetzt die Truppen in Abchasien. -- Bei Schamtschausch stieß eine rus sische Recognoscirungsabtheilung auf die Bortruppcn von Kars, welche gegen die Festung zurückgeorängt wurden. — Aus Erivan schreibt man dem „St. Pet. Wed.", daß Kurtin Ejub Aga, ein Sohn des verstorbenen Ge nerals Dschafar Aga, den die Regierung mit Wohl- thaten überhäuft hat, zu den Kurden übergcgangcn ist. An der Spitze einer Truppe von 1000 Mann plündert er die russischen Grenzdörfer und verbleitet Furcht und Schrecken unter der Bevölkerung. Vielleicht im Hinblicke auf diesen Vorgang, vielleicht auch aus Anlaß der übertriebenen Gerüchte von einem Anmarsche der Türken ist in Erivan eine sehr be ängstigte Stimmung. Man befürchtet, so wird von dort dem „Kawkas" geschrieben, in der Stadt jeden Augenblick eine unbestimmte schreckliche Katastrophe, ohne indessen derselben einen Namen geben zu können. Es wurde für die Sicherheit der Stadt eine Miliz or- ganisirt, die bei gänzlichem Mangel an Gewehren mit tüchtigen Knitteln bewaffnet war, auch bis 10 oder ll Uhr Abends in den Straßen patrouillirte, dann aber aus den Bänken der Boulevards den Schlaf der Ge rechten schlief. Selbst der Adel der Stadt raffte sich im Angesicht der drohenden Gcfahr auf und gab ein ori- ginelles Schauspiel seines Patriotismus. Es sollte ein adliges Milizcorps gebildet werden und unter Anfüh rung des 70 jährigen Vertreters K. gegen den Feind marschiren. K. rief nach einer alten Revisionsliste sämmtliche erbliche und persönliche Edellcute, lebende, sowie längst verstorbene, zu den Waffen und sammelte gegen 6000 Rubel Tribut zu den Kriegskosten. Da, im Augenblicke, als neue Gerüchte die Aufregung der Ein wohner aufs Höchste steigerten, benutzte der Anführer der todesmuthigen Acelsmiliz eine günstige Gelegenheit, verließ die Stadt und begab sich mit den 6000 Rubeln auf sein Gut Bschni, wo er die Dinge abznwarten gedenkc. — Die Einwohner von Suchum schweben in großer Gefahr vor dem Ausbruche von Seuchen in Stadt und Umgegend. Der „Tifliser Bote" theilt mit, daß die Türken bei ihrer Uebersiedelung der Abchasier alles Hornvieh, welches sie nicht einschiffen konnten, und zwar mehrere Tausend Stück, niedergcschossen haben. Sämmtliche Straße» und Plätze der halb zerstörten Ortschaften, so erzählt ein Augenzeuge, liegen voll ver wesenden Viehes, wodurch die Luft verpestet wird; in der ganzen Umgegend haben die Türken, in der Ab- von jctzt an in einem Saale des Akademiegcbäudes werden abgchalten werden, dessen Raumverhältnissc die Theilnahme weiterer Zuhörerkreise nicht gestatten. In Bezug ans die bezüglichen Angaben ist zunächst zu er wähnen, daß die bezügliche Maßnahme nicht durch eine ministerielle Anordnung veranlaßt ist, sondern aus einem von dcm akademischen Rathe unter Mitwirkung und Zustimmung des Herrn Prof. Dr. Hettner gefaßten Beschlusse beruht, nachdem sich ergeben, daß die Ver legung dieser akademischen Vorlesungen in ein außer halb des Akademiegebäudes gelegenes Local und die Ailsdehnung derselben imf einen größeren Hörerkreis nicht im Interesse der akademischen Studien liege. Im Uebrigen hält, wie im Feuilleton des „Dresdner Jour nals" vom 2b. vor. M. bereits mitgctheilt worden ist, Herr Prof. vr. Hettner die gleichen Vorlesungen (über Geschichte der italienischen Renaissance) auch im königl. Polytechnikum, wo derselben Angabe zufolge Hospitanten zulässig sind. * Das „Lelpz. Tgbl." berichtet über einen neuen BeleuchtungSapparat, besten Brauchbarkeit sich be währen möge, Folgendes: A. Tuma in Leipzig, bringt unter dem Namm „Salongasbeleuchtung" eine Erfin dung in dir Oeffentltchkeit, welche großes Aufsehen nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen, wie aus einem Bericht des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. zu er sehen ist erregt, sondern Anerkennung in den betreffen den Fachkreisen auch insofern gefunden hat, als dem Urheber der Erfindung, W. Anthes )un. in Eronberg bei Frankfurt a. M., bet Gelegenheit der in Leipzig stattgehabten Ausstellung deutscher Blechwaarensabnkan- ten der erste Preis zuerkannt wurde. Die Erfindung umfaßt Lampen ohne Docht und Eylinder, welche mit Gasöl alle 3—8 Tage, je nach der Größe des Oeldes sicht, da- Wasser zu verderben, eine Menge todten VieheS in Flüsse und Brunnen geworfen. Man denke sich bei einer Hitze von mehr als 30° R. die Wirkung. Ueberhaupt ist einer der fruchtbarsten Landstriche der Erde, vom Fluß Mokwa bis nach Pizunda hin, in eine Wüste verwandelt. — Aus der in voriger Stummer mitgetheilten amt lichen russischen Depesche ist erst zu ersehen, welche Aus dehnung dir Auf stand cm Kaukasus genommen hat. Die „N. fr. Pr." begleitet das Telegramm mit nach stehendem Eommentar: Längs der ganzen Westküste des kaspischen Meeres haben sich die Bergstämme Daghestans Ende August gegen die russische Herrschaft erhoben, und da nördlich des Gebirgikammes des Kaukasus auch die Tschctschna und Lesgbistan und südlich Kachetien sich noch immer im Aufstande befinden, so kann man wohl sagen, daß der ganze östliche Kaukasus, von der Mili- tärstraße Wladikawkas-Tiflis bis zu der Kaspi - Küsten- straße über Verwend, in Hellen Flammen stand und eigentlich noch steht, denn Niemanv wird der Meldung Glauben schenken können, daß eine Revolution, welche ein Gebiet von mehr als 50 deutschen Meilen Länge und 20 Meilen Breite erfaßt hatte, in wenigen Wochen durch 3 Colonnen mit nur 130 Mann Verlust bewäl tigt werden konnte. Tagesgeschichle. Dresden, 4. October. Sc. Majestät der König wird, von Märzsteg (Steiermark) znrückkehrend, Sonn abend, am 6. d. Mts. Vormittags im k. Schlofft zu Pillnitz cintresicn. " Berlin, 3. October. Die heutige „Prov.-Corr." schreibt: Der Kaiser, welchem die jüngsten Reisen trotz aller damit verbundenen Anstrengungen vortrefflich bekommen sind, widmet in Baden-Baden einen großen Theil seiner Zeit den Regierungsgeschäften, namentlich auch den zu treffenden Entscheidungen im Hinblick auf die bevorstehende Landtagssession. — Se. k. und k. Hoheit der Kronprinz ist heute früh aus Baden- Baden zurückgekehrt; nächsten Montag wird derselbe sich zur Feier der Enthüllung des Denkmals Friedrich's des Großen nach Marienburg begeben. — Nach der „N. Pr. Z." wird der Reichskanzler Fürst Bismarck bis zum Freitag oder Sonnabend dieser Woche auf feinen lauenburgischen Besitzungen bleiben und hier in Berlin etwa gleichzeitig mit der noch in Tölz verweilen den Frau Fürstin v. Bismarck eintreffen. Nach Varzin wird, vorläufigen Bestimmungen zufolge, dem Fürsten v. Bismarck wiederum der geh. Legationsrath Or. Bucher folgen. — Die Eröffnung des Landtags wird voraussichtlich am Sonntag, 2l. October, im kgl. Schlosse zu Berlin stattfinden. — Wie die „N. A. Z." schreibt, hat unter den neulich erwähnten wichtiger« Ge setzen, welche für die Landtagssesston in Aussicht ge- nommen sind, die Wegeordnung bereits die Zustim mung des Staatsministeriums gefunden und liegt zur allerhöchsten Sanction vor; alle übrigen umfassenden Entwürfe unterliegen noch der definitiven Beschlußuahme des Staatsministeriums, und es ist in dieser Beziehung die Erwähnung der Städteordnung ganz in demselben Sinne geschehen, wie die des Communalsteuergesetzes und des Justizorganisationsgesetzes, über welches, wie wiederholt erwähnt, noch nicht alle Differenzen ausge glichen sind. Mit der neulichen Aufführung der Ge; setze, welche für die Session vorbereitet find und bis dahin notorisch in Aussicht genommen waren, sollte der Behauptung entgegen getreten werden, daß die Absicht innerhalb der Regierung obwalte, eine rein geschäftliche Session zu hatten. Dies liegt entschieden nicht in der Absicht. Die weitere Entschließung über die ein- zcluen Vorlagen steht selbstverständlich noch aus. — Der königl. sächsische Gesandte und Bevollmächtigte zum Bundesrath, v. Stostitz-Wallwitz, ist am 1. d. M. von seinem Urlaube hier wieder eingetroffen. — Der kaiserlich deutsche Botschafter am königlich italienischen Hofe, Baron v. Keudell, soll, wie der „N. A. Z." mitgctheilt wird, seinen Urlaub unterbrochen haben und bereits gestern wieder aus seinen Posten in Rom ein- getroffen sein. Der Botschaftsrath v. Dercnthal, welcher v. Keudell während seiner Abwesenheit vertrat, hat nach derselben Quelle gestern Rom mit Urlaub verlassen und wird in den nächsten Tagen hier erwartet. — Nach der „Post" nehmen die Arbeiten der Crvilgesetzcom- mission regen Fortgang und dürften noch 2 dis 3 Wochen dauern. Die Berichterstattung über die Fort schritte der Entwürfe hat, wie die „Wes.-Ztg." hört, ein sehr befriedigendes Resultat ergeben. Das Mitglied der Commission, Professor v. Roth aus München, ge denkt demnächst einen genauen Bericht über den gegen wärtigen Stand des großen nationalen Werkes zu ver öffentlichen. — Nach einer dem Kriegsministerium ge wordenen Mittheilung des Reichskanzleramts erlaubt es die Lage des kaiserlichen Dispositionsfonds bei der hältcrs, gefüllt werden. Durch den aus zwei Gaser zeugern bestehenden, sinnreich construirten Brenner, wel cher das Oel augenblicklich in Gas verwandelt, strömt letzteres aus 9—15 haarfeinen Oeffnungen und bildet in entzündetem Zustande eine breite, flache, rusfreie und völlig geruchlose Flamme, welche offen oder unter den gebräuchlichen Glocken und Schirmen gebrannt werden kann. Außer dcm Vortheil großer Billigkeit — die Flamme kostet etwa 2'^ Pf. in der Stande — hat diese Gasbeleuchtung noch einen anderen wesentlichen Stutzen, indem sie völlig gefahrlos ist. Eine Explosion ist gar nicht möglich, da die Oelbassins aus getriebenem Metall höchst solid gearbeitet sind und überdies die Flamme mit dcm Brennmaterial im Bassin schlechterdings nicht in Berührung kommen kann. Die Beleuchtung läßt sich überall, im Wohnzimmer, Küche, Treppenhaus, Hof, in Fabriken und auf der Straße leicht anbringeu und eS bietet sich dadurch für Jedermann die Möglichkeit, die Annehmlichkeiten eines guten Gaslichtes zn gr- nicßen.s -j- In Wien starb in der Nacht vom 2. zum 3. d. die Gattin des Directors des Hofburgthcaters, die Baronin Dingelstedt. Frau v. Dingelstedt, geb. Jenny Lutzer, wurde zu Prag am 4. März l816 geboren. 1832, erst 16 Jahre alt, betrat sic die Bühne und wurde nach einem kurzen Engagement in Prag 1836 mit einem hohen Jahresgehalte für die Wiener Hofoper gewonnen. 1842 hrirathete Jenny Lutzer Franz Dingelstedt und lebte an seiner Sette in Stutt gart, München, Weimar, von wo Dingelstedt nach Wien berufen wurde. Seit ihrer Verehelichung hatte sie sich von der Bühne zurückgezogen. Ausgezeichnetes hatte Jenny Lutzer in Coloratur und höheren Sou- brcttc»Partien durch die künstlerische Bravour ihreH Gesanges und die Lieblichkeit ihres Organs geleistet. Reichshauptkaffe nicht mehr, die Anträge auf Bewilli gung von Gnadenbeneficien an solche Hinter bliebenen von Kriegern u. s. w. aus dem Jahre 1870 bis 187 l, denen ein Anspruch auf die gesetzlichen Beihilfen nicht zur Seite steht, in dem bisherigen Um fange zu berücksichtigen. Demgemäß sind, laut der ,K. Z.', die Bezirksregierungen ersucht worden, fortan der artige Anträge zurückzuweisen und nur ausnahmsweise noch solche Anträge zur Vorlage zu bringen, bei denen neben dem Zusammenhänge deS Todes mit dem Kriege eine ganz besondere Bedürftigkeit der zu Unterstützenden oder sonstige besondere Umstände für eine Berücksich tigung der Bittsteller sprechen und amtlich bescheinigt sind. Auch mögen die Regierungen in diesen letzteren' Fällen sich jedesmal besonders darüber aussprechen, daß die erbetene Unterstützung aus dem kaiserlichen Dispo sitionsfond dringend nothwendig ist. * Wien, 3 October. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses verlieh Abg. Or. Herbst dem Schmerze über das Ableben des Herrenhausmitgliedes Frhrn. v. Lichtenfels Ausdruck, in welchem Oesterreich eine seiner schönsten Zierden, einen seiner treuesten Mit bürger und seiner echtesten Patrioten verloren. Das Haus erhob sich von seinen Sitzen, worauf zur Fort setzung der Specialdebatte über die Vorlage, betreffend die Personaleinkommenstcucr, geschritten wurde. Die Fundamentalsrage der Steuerreform, die Frage, ob der Ertrag der Personaleinkommensteuer im Voraus durch Festsetzung des Coutingents bestimmt, oder ob ohne Rücksicht auf das Ergebniß einfach ein fixer Pro centsatz dieser Steuer eingeführt werden soll, gelangte endlich zur Entscheidung. Die Abgg. vr. Kopp (gegen) und Ör. Schrank (für) sprachen als gewählte General redner. Nachdem noch Abg. Or. v. Plener als Bericht erstatter der Minorität und Abg. Prof. 0r. Beer als jener der Majorität gesprochen, wird zur Abstimmung geschritten. Vorerst gelangte der Antrag des Abg. Prof, cr ütz zur Abstimmung, nach welchem der § 7 an den Ausschuß mit dem Auftrage zurück geleitet werden soll, vor der ersten Einschätzung einen Procentsatz mit ange messener Progression und Tegression fcstzusetzen. Das Haus beschloß die namentliche Abstimmung, und ergaben sich für den Antrag Süß 101, gegen denselben 128 Stimmen, daher derselbe abgelehnt erscheint. Der An- trag Neuwirth, der die Fassung der Regierungsvorlage mit einem Zusatzantrag aufnimmt, wurde bei ebenfalls namentlicher Abstimmung mit 132 gegen 89 Stimmen abgelehnt und sodann der MinorttätSantrag Plener (Contingentirung vor der Einschätzung) mit 117 gegen 83 Stimmen angenommen. Paris, 2. October. Das Rundschreiben Rou- her's an die Wähler von Riom hat im Ganzen wenig Sensation gemacht. Es ist aber in Wahrheit das Rund schreiben von 270 officiellen Kandidaten. Besser als das Manifest Mac Mahon's erläutere es die Politik der Regierung und den Sinn der Wahlen. Indem der Marschall, „welcher die Republik nicht stürzen will", seine Minister ermächtigte, den Wählern 270 Bonapar- tistcn als die „Candidaten des Marschalls" vorzustellen, hat er in der That und allen seinen gegentheiligen Ver sicherungen zum Trotz die Wahlsrage auf das Gebiet des Kaiserreichs hinübergespielt. Wissentlich oder un wissentlich hat er den Gedanken einer kaiserlichen Restau ration in Anregung gebracht. Rouher hat also nur eine Fortsetzung zu dem Manifest Mac Mahon's gelie fert; er hat nur die nothwendige Folgerung aus der Wahlpolitik des Marschalls und seiner Regierung ge zogen, indem er vor den Wählern im Namen der Mehr heit der officiellen Candidaten offen die Fahne des Kai serreichs erhob und als Hauptzweck der Wahlen vom 14. October den baldigen Umsturz der Republik andeu tete. — Wie cs zu erwarten stand, zeigen die reactionä- rcn Blätter sich höchst aufgebracht darüber, daß die Adresse des republikanischen Comits's im 9. Pariser Bezirk ganz osten Jules Grövy's Candidatur für tue Präsidentschaft der Republik aufstellt, und ihre Ent rüstung richtet sich ebensogut gegen Grövy selbst, als gegen die Republikaner, welche ihn zu dem Range, den Thiers eingenommen hatte, erheben wollen. London, 2. Oktober. (Tel.) In der Armee fand eine große Anzahl von Verabschiedungen und Be förderungen Statt. Verabschiedet sind 68 Generäle, darunter Codrington, Luccan, Fenwick, Williams, Grant, Airey, Bulker, Doyle, 32 Generallieutenants, 11 Ge neralmajore. Befördert sind 80 Gcnerallieutcnants zu Generälen, darunter Prinz Christian v. Schleswig-Hol- stein, 180 Generalmajore zu Gcnerallieutcnants, dar unter Kemb^U, 138 Brigadiers zu Generalmajoren, dar unter Wolsclcy. * Rio-dr-Janeiro, 27. September. Ihre Majcstä ten der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien sind gestern von ihrer 18monatigen Reise wieder hier ein- getrosten. Dresdner Nachrichien vom 4. October. — lieber den vorgestern (Dienstag) stattgehabten, in Nr. 229 von uns bereits gemeldeten, Eisend ahn- unfall bet Langenberg ist nach eingezogener Er kundigung noch Folgendes zu berichten: Der betreffende Personenzug hat in Langenberg fahrplanmäßig nicht zu halten, und stand daher das Sperrsignal auf „Einfahrt frei", als sich der Zug der Haltestelle näherte. Der Zug bestand aus 35 Achsen, war gut besetzt und fuhr mit mittlerer Geschwindigkeit. Er traf fahrplanmäßig bei Langenberg ein. Kurz vor dem Sperrsignal pfiff der Führer „Achtung" und gab bald nach Passiren des selben mehrere Male hintereinander mit der Dampfpfeife das Signal: „Bremsen anziehen", weil er bemerkt hatte, daß eine spitz zu befahrende Weiche von dem Haupt- gleise nach den Bahnhofnebengleisen zu stand. Trotz dem, daß das Fahrpersonal sofort alle Bremsen anzog, der Führer auch Gegendampf gab, bewegte sich doch der Zug auf dem falschen Gleise vorwärts, zertrümmerte einen auf demselben stehenden, mit Getreide beladenen Wagen und rutschte über die am Ende des Gleises be findliche kleine Drehscheibe in den Gröditzer Elbcanal, so daß zu unterst die Trümmer des Getreidewagens, sodann die Maschine, dann der Tender, hierauf der Eiigutwagcn, weiter der Packmeisterwagen, endlich der erste Personenwagen über einander geschichtet in drnEanal zu liegen kamen. Hierdurch war der Canal auSgefüllt. Weitere Personenwagen folgten nicht nach, sondern e- legtcn sich nur die beiden folgenden etwas auf die Seite, und wurden mit den Puffern ineinander geschoben, während der Rest deS Zuges in dem Gleise stehen blieb. Der Führer Wilhelm und sein Feuermann Nitzsche sprangen, als fir sahen, daß der Unfall nicht mehr zu vermeiden sei, von der Maschine, ebenso auch baS Zugtpersonal von den Wagen. Nur ber den Zug führende Oberschaffner Engelmann fand hierzu nicht mehr Zett, da er fich im oberen Coups seines Pack- «eisterwagens befand und wurde unter den Trümmern seines Coupäs im Canal aufgefunden. Im ersten Per sonenwagen, welcher aus zwei Halbsalons zweiter Klasse und einem Mittelcoups erster Klasse bestand, befandrn sich etwa 10 Personen. Durch eine glückliche Fügung wurde Niemand, weder vom Personal, noch von den Passagieren ernstlich verletzt. Der Lokomotivführer trug einige Hautabschürfungen im Gesicht, der Obrrschaffner Engelmann geringe Contustonen und der Schaff ner Weigel eine Fußverstauchung davon. Unter den Passagieren wurden keine Verletzungen constatirt mit Ausnahme einer geringen Armverstauchung, welche der Oberst Schumann, der mit der Axt unter den Trüm mern des einen Halbsalons des ersten Personenwagens hervvrgeholt werden mußte, erlitten hat. Anzuerkrnnen ist die von dem Personale (der Betriedsoberinspeetor be fand sich mit im Zuge) an den Tag gelegte Umsicht. Vor Allem wurde Sorge getragen, die unter den Trüm mern Befindlichen zu befreien und festzustellen, daß Verletzungen, welche ärztliche Hilfe nötbig machten, nicht Vorlagen. Dann wurde der Zustand der Wagen beziehentlich der Bremsstellung untersucht und ermittelt, daß sämmtliche Bremsen ordnungsmäßig fest angezogen waren, sodann wurde sofort telegraphisch die nöthige Hilfe herbeigerufen und die vorgeschrieben« Mel- düng erstattet. Eine Sperrung der Gleise fand nicht Statt, und der Betrieb wurde daher nicht wesentlich ge stört. Bereits gegen H12 Uhr traf ein Hilfszug aus Riesa ein, dessen Abgang wegen des mühsamen Herausjchaffens des zahlreichen Reisegepäcks erst gegen 12 Uhr erfolgen konnte. Die Ursache des Unfalls lag in der falschen Stellung derjenigen Weiche, welche die Verbindung zwischen dem 2. und 3., beziehentlich 4. Hauptgletse vermittelt. Diese Weicht soll stets verschlossen gehalten sein. Der Schlüssel befindet sich in der Telegraphenexpedition. Str war auch an dem betreffenden Morgen nach statt gehabtem Gebrauch wieder verschlossen, der Schlüssel aber auf Verlangen an den verpflichteten Vorarbeiter der Bahnunterhaltung abgegeben worden, weil dieser mit seinen Leuten Kics aus kleinen Lowries transportiren wollte. Wen von den betreffenden Arbeitern die Schuld trifft, daß die Weiche nach dem letzten Gebrauche nicht sogleich wieder verschlossen worden war, wird sich erst am Schluffe der sogleich eingeleiteten Erörterungen Herausstellen. U. In der gestern Abend H8 Uhr bei zahlreich be setzten Tribünen abgehaltenen 33. öffentlichen Sitz ung der Stadtverordneten, welcher die Stadträthe Teucher, Kunze und Lohrmann anwohnten, gelangte nach Kcnntnißnahme eines Dankschreibens des Bürgers I. G. Lehmann für das demselben aus Anlaß seines 50jährigen Bürgerjubiläums übersendete Glückwunsch schreiben, sowie nach Deputirung dreier Mitglieder zu der Montag den 15. Oktober o. stattfindendrn Ein weisung ces zum 11. besoldeten Stadtrath gewählten bisherigen Bürgermeisters Geyer aus Schneeberg ein Antrag des Vorstandes und des Rechts-, Finanz- und Venvaltungsausschusses, welcher sich auf die aus dem Ergebniß der UntersuchungSs rche gegen den vormaligen Arbeitsanstaltsinspectors Hinckelmann herzulcilenden Be denken betreffs genügender Cvntrole der städtischen An stalten bezieht, zu eingehender Verhandlung. Der Vor sitzende Hofrath Ackermann begründete in objektiver klarer Weise unter Bezugnahme auf den Ausgang der bezüglichen Untersuchung und Schwurgerichtsverhand lungen und die hierüber in der Presse gebrachten Mit- theilungen, sowie unter Darlegung der in zwei geheimen Sitzungen des Collegiums vom 20. November und 17. December 1874 aus Anlaß der in der Verwaltung der Arbeitsanstalt damals verlautbarten Unordnungen gepflogenen Verhandlungen und gefaßten Beschlüsse folgende Anträge: „Unter Hinweis auf die vor dem Geschworueugerichi stattgehabten Verhandlungen in der gegen den ehemaligen AnstaltSinspector Hinckelmann anhängigen Untersuchnngssache und mit dem Ausdruck des Bedauerns über die dabei zur Sprache gekommenen Vorgänge, sowie im Anschluß au die diesseitiges! Commuuicate vom 2«. November und 17. De cember 1874 ist der Stadtrath um Auskunft darüber zu er suchen 1) ob bei der städtischen Arbeitsanstalt den zur Dnrchfüh rung der Coutrole etwa ertheilten Instructionen allen» halben Rechnung getragen, auch Revisionen in ausreichen der Weise und mit der nvthigen Umsicht vorgenommen worden sind, oder aber ob und wem in der einen oder andern Hinsicht Unterlassungen zur Last fallen, 2) ob und welche Einrichtungen überhaupt bei den städti schen Anstalten zum Zwecke der Coutrole und der Re vision ciogesührt sind und beziehentlich ob sich dieselben allenthalben bewährt haben oder aber ob und welche Abänderungen daran vorzunchmen angezeigt ist " Stadtv. Schöne dagegen beantragte: Das Collegium wolle in Berücksichtigung des Ausganges der Unter suchung gegen den früher» Arbeitshausinspcctors bei dem Stadtrath die Disciplinaruntersuchung gegen die Beam ten und Mitglieder des Rathes, welche eine Verschul dung wegen Unterlassung genügender Cvntrole trifft, beantragen. — Noch ergriffen das Wort zur Erklärung ihrer persönlichen Stellung in der obschwebenden Ange legenheit und zu Mitthcilungen über das Controlvcrfahlen in der städtischen Verwaltung und insbesondere bei die ser Anstalt die stadträthlichen Commissare Kunze und Teucher, zur Befürwortung des Dircctorialantrags Vice- vorstrher Lehmann, Stadtv. Richter, welcher es als ein Verdienst des Stadtraths Kunze bezeichnete, zuerst Licht in die Sache gebracht und nach mehrjähriger Pause kurz nach seinem Amtsantritte neue gründliche Revision vorgenommen zu haben, ferner Stadtv. Döring. Der Vorsitzende schlug unter dem Hinweise darauf, daß er wohl in einem Anträge den Hinweis auf eine Discipli narunterfuchung zugestehen, nicht aber einen darauf ge richteten Antrag jetzt schon zulassen könne, da eine solche Untersuchung die Anstellung von Vorerörterungen ver lange, hinter Absatz 1 nach den Worten „zur Last fallen" dir Anfügung folgenden Zusatzes vor: „und da fern das der Fall, ob nicht di« Einleitung der Dir- ciplinaruntersuchung gegen die Schuldigen angezeigt ist." Nachdem Stadtv. Schöne seinen Antrag zu Gun sten des Aujatzan»rags deS Vorstehers zurückgezogen hatte, erfolgte einstimmige Annahme des Direktorial antrags Mit dem vordemerkten Zusatze. Nächstdem lehnte das Collegium die beantragte Abpflasterung der Humboldtftraße mit Rücksicht auf das Interesse der Annrnrealschule und d«n geringen Waaenverkehr auf diesem kurzen Straßentracte ab (Ref. Stadtv. Bley). Nächstdem genehmigte man eine Tauschurkunde bezüg-uv ArealauStausches zu Einfriedigung d«S Blindenanstalt- gartrnS zwischen Chemnitzer und Falktnftraßr (Ref. Stadt». Weißbach). Einem dringlichen Antrag« de» Stadtv. Richter entsprechend, wurde noch an den Stadt- rattz die Anfrage gerichtet, ob derselbe vor dem Rach ¬ hause dieL einer Mit Fall sein, eine vertrc Abends. — In der Stadt Finanzmin currenz fü tige bauli calischen hiesige Am für die Ei 76 verschu currenzarb in je 2 B Arbeit in vom Rat! schaftlich « bauungspt beabsichtig' gegangene unttr Erh Majestät schen Ter: 14 Tage 24. d. M Publicum sondern a sammelten M. zusau zu bieten, blick zu v die erwäh enden, ur Schievssp K A dunq des Gemein durch die für welch ungssaal den städti ist. Wen die herbe mochte, Werth dc Stadt zu Proff. u: Kämmel, Regierur Hartig, I rialrath Apotheke Vorträge Geschicht Technolo wird sp sollen ai wöchentl O r rinnen, Menschh denkt d< Erzieh Bazar überlasst Die er, Hoheit I Ihr hol des Liei und zah * E abnehmi Verletz» in hiesst T deter Förtsch wurde, selben, wägun N Di io Lei! Glaus verzii solch« t steigen, obne j Hunde, I in Kr 7 (mii