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®on 3«an ftnfontfdjc Sonbidjfung (itacfj Cftifolflu« Senou) für große« Ordner, op. 20 oott DJtdjorb @frauß. Sticßarb Strauß, ber berühmteße lebenbe beutfcße Tonfeßer, wirb »on 2(lfreb Einßein fo furj unb treffenb gefennjeicßnet, baß baß Urteil biefeß SJtufifgelehrten ßier verzeichnet fei: „Strauß iß ber fünßlerifdje Vertreter einer S<ü, bie vor fünf* jeßn 3ah re,t *f> ren Wdßuß gefunben h«t. 353a« an biefer Seit fdjön war, iß in ber fSttußf von Strauß »orhanben unb wirb von uns noch immer, immer mieber geliebt. Sur $ßuftf ber jungen f>at er feinen Sugang, unb er hat recht »an feinem Stanbpunft auß, bie ^ugenb ju bemitleiben, in ihrer Primi* fivität, in ihrer Sohbrodjenheit, in ihrem Stingen; er weiß, maß er gefonnt h«t, — auf bem 33oben ber Trabifion biß ju ben leßten Spannungen beß Tlrtißifdjen ju gehen, unb jenen 53oben hoch nie zu verlieren. Der 35ereidj beß Sinnlichen in ber 9)tuftf ift bei ihm fo weit, baß er anß Seelifdje grenzt. Sr fdjeint ber einzige Siegreiche, pofitive, 35ejahenbe neben ben großen S«r* brodjenen feiner eigenen ©eneration, fStalßer unb Sieger, bie er benn auch überlebt hat. 2lber er ift nur Sieger, weil er im Seelifdjen nidjt biß an baß Seßte gegangen ift, er hat eß ßdj ganz naiv unb felbßfchüßerifch, biäfefifdj ferngehalfen." Der gleidj Sttenbelßfoßn niemalß von ben Stöten beß Sebenß bebräitgfe Tonfeßer — er ift ber Enfel beß reichen SDtündjner Q5ier*Pfdjorr — ftanb in feinen erften SBerfen auf bem T3oben ber Schumann* unb T$rahmß*Dtad)folge, etwa biß zur S3iolin* fonate op. 18, um mit bem „Don 3uan" op. 20 mit 25 fahren alß Slevolutionär aufzutreten. Eß mar bie Seit Enbe ber acht* jiger 3ah«, »o noch ber leibenfchaftlidje Änmpf um SBagner unb Sifzt mogte. Daß heiße Temperament feiner Tonfpradje unb bie vermietete SSielßimmigfeit begegneten bem Unverßänb* niß ber Sßenge. Strauß felbft fagte: „2Benn man mir vor* mirft, ich fdjreibe zu fompliziert — jum Teufel! Stoch ein* fadjer fann ich eß nicht außbrücfen unb ich ßrebe nach möglichßer Einfachheit." Jpeute zählen bie finfonifchen Dichtungen von Slidjarb Strauß mit zu ben ©ipfelpunften jeitgenöffifcher Ton* funft. (Progmmmbtdüung 35on 3uatt i. Don 3 u a n (zu Diego): Den Suuberfreiß, ben unermeßlidj meiten, 33on vielfach reizenb fdjönen fJBeiblidjfeiten SJtödjf ich burcßsieh’n im Sturme beß ©enuffeß, 2lm SJtunb ber leßten fterben eineß Äußeß. O greunb, burch alle Släume mödjt’ idj fliegen, 3Bo eine Schönheit blüht, lunfnien vor 3«be, Unb, mär’ß auch uur für Tfugenblicfe, ßegen. n. Don 3 u a n (j u Diego): 3<h flieh« Überbruß unb Sußermattung, Erhalte frifdj im Dienfte midj beß Schönen, Die Einjle fränfenb, fdjmärm’ ich für bie ©atfung. Der Obern einer grau, heut’ grühlingßbuft, Drücft morgen mich vielleicht mie Äerferluft. Söenn mecßfelnb ich mit meiner Siebe manb’re 3m meiten Äreiß ber fdjönen grauen, 3ß meine Sieb’ zu jeber eine anb’re; OTicht auß Sluinen mitl ich Tempel bauen. 3a, Seibenfdjaft ift immer nur bie neue; Sie läßt ßdj nidjt von ber ju jener bringen, Sie fann nur fterben hie*", bort neu entfpringen, Unb fennt fie ßdj, fo weiß fte nidjtß von Sleue. 3Bie jebe Schönheit einzig in ber ©elf, So ift eß auch bie Sieb’, ber fte gefällt. Jpinauß unb fort nach immer neuen Siegen, So lang ber 3 u 9 cn b geuerpulfe fliegen! m. Don 3ua n (zu SJtartello): Eß mar ein fdjöner Sturm, ber mich getrieben, Er hat vertobt, unb Stille ift geblieben. Scheintot ift aüeß ©ünfdjen, aöeß Jpoffen; 33iefleidjf ein TMiß auß pöh’n, bie ich veradjtet, Jpat löblich meine Siebeßfraft getroffen, Unb plößlicb marb bie 2öelt mir müft, umnadjfet; SÖießeichf auch nicht; — ber 35rennftoff iß verjehrt; Unb falt unb bunfel marb eß auf bem perb. 33ariaftonen unb fiuQt über ein von 3ß. % 5^o^arf, op. 132 für Ordner oon Üfeger. 9)tap Dteger, unfer am 19. SOtärj 1873 ju 33ranb (25es.* 2lmt Äemnath) geborene große Oberpfäljer Sanbßmann, iß in feiner Entmicfelung, im ©egenfaß ju Oticßarb Strauß, immer abfoluter fDtufifer geblieben. Daß Eharafterißifcße feiner Ton- fpradte iß ein ungeheurer Dteichfum beß parmonifdjen, SJtandje fpredjen fogar von einer pppertroplße. Söielleidjt nicht über* reich an Erfinbung, iß er am größten, mo ißn eine gegebene gönn, Ehoralbearbeifung, Variation, guge feine fafetedjnifchen Kräfte frei entfalten läßt. Seine eigentliche Orcheßertedjnif ermarb er ßdj erß in fpäteren 3 fl hoen alß SOteininger poffapell* meißer. Sßadj bem „milben“ Sieger ber 2Berfc 57 — 103 ent* ßanb eine merflidjc 2lbflärung fcincß Stilß. Daß im 3 a h*’c 1914 gefdjaffene 93ariafionen*9Berf über baß Thema von SJto- jart iß fein reifßeß Ordjcßcrmerf; eß mürbe vom Äomponißen felbß für .^lavier ju 4 Jpänben gefeßt (Ebition Peferß).