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TEXTE DER LIEDER Des Mädchens Klage (Fr. v. Schiller) Der Eichwald braust, die Wolken ziehn, das Mägdlein sitzt an des Ufers Grün. Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht, und sie seufzt hinaus in die finstere Nacht, das Auge vom Weinen getrübet. Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer, und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr. Du Heilige, rufe dein Kind zurück! Ich habe genossen das irdische Glück, ich habe gelebt und geliebet. Es rinnet der Tränen vergeblicher Lauf, die Klage, sie wecket den Toten nicht auf. Doch nenne, was tröstet und heilet die Brust, nach der schönen Liebe verschwun dener Lust. Du Himmlische, woll’s nicht versagen! Laß rinnen der Tränen vergeblichen Lauf, es wecke die Klage den Toten nicht anf! Das süßeste Glück für die trauernde Brust nadi der schönen Liebe verschwundener Lust sind der Liebe Schmerzen und Klagen! Die junge Nonne (Text von Craugher) Wie braust durch die Wipfel der heulende Sturm! Es klirren die Balken, es zittert das Haus, es rollet der Donner, es leuchtet der Blitz, und finster die Nacht wie das Grab. Immerhin, so tobt’ es auch jungst noch in mir. — Es brauste das Leben, wie jetzo der Sturm, es bebten die Glieder, wie jetzo das Haus, es flammte die Liebe, wie jetzo der Blitz, und finster die Brust wie das Grab. Nun tobe, du wilder, gewaltiger Sturm. Im Herzen ist Friede, im Herzen ist Ruh. Des Bräutigams harret die liebende Braut, gereinigt in prüfender Glut, der ewigen Liebe getraut. Ich harre, mein Heiland, mit sehnendem Buck. Komm’, himmlischer Bräutigam, hole die Braut, erlöse die Seele von irdi scher Haft! Horch, friedlich ertönet das Glöcklein vom Turm! Es lockt mich das süße Getön all mächtig zu ewigen Höh’n. Alleluja! Du bist die Ruh (Fr. Rückert) Du bist die Ruh, der Friede mild,. die Sehnsucht du und was sie stillt; Ich weihe dir voll Lust und Schmerz zur Wohnung hier mein Aug und Herz. Kehr ein bei mir und schließe du still hinter dir die Pforten zu! Treib andern Schmerz aus dieser Brust, voll sei dies Herz von deiner Lust! Dies Augenzelt, von deinem Glanz allein erhellt. O füll es ganz, o füll es ganz! Ständchen (Ludwig Reilstab) Leise flehen meine Lieder durch die Nacht zu dir, in den stillen Hain hernieder, Lieb chen komm zu mir. Flüsternd schlanke Wiofel rauschen in des Mondes Licht; des Verräters feindlich Lauschen fürchte, Holde, nicht! Hörst die Nachtigallen schlagen'' Ach, sie flehen dich, mit der Töne süßen Klagen flehen sie für mich. Sie verstehn des Bu sens Seimen, kennen Liebesschmerz, rühren mit den Silbertönen jedes weiche Herz. Laß auch dir die Brust bewegen; Liebchen, höre mich! Bebend harr’ ich dir entgegen, komm, beglücke mich.