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December 1892. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 24. 1107 Rüppell, Stambke die als Gäste anwesenden HH. Ober-Baudirector Hohenegger, Regierunsrath Heindl und Oberingenieur Roscher aus Wien, von denen die beiden erstgenannten Herren interessante Aufschlüsse über ihre zum Theil weit verbreitete, eigenartige Oberbausysteme gaben. Verein deutscher Fabriken feuerfester Producte. Die nächste Versammlung findet am 1. März 1893 in Berlin im Architektenbause, Vormittags 10 Uhr statt. Etwaige Anfragen oder Mittheilungen dafür sind willkommen durch eines der Herren Vorstandsmit glieder. Der Vorstand des genannten Vereins besteht z. Z. aus den Herren Dr. A. Heintz, Fabrikdirector, Saarau i. Schl., Vor sitzender; Dr. G Otto, Fabrikbesitzer, Dahlhausen a. d. Ruhr, stellvertretender Vorsitzender; Herm. Lütgen, Fabrikbesitzer, Eschweiler b. Aachen, stellvertretender Vorsitzender; J. Quistorp, Commerzienrath, Stettin, Schatzmeister; Rud. Geith, Fabrikbesitzer, Oeslau b. Coburg; Richard Kraft, Fabrikbesitzer, Berlin, Kurfürsten damm 131; Ernst Pagenstecher i. Firma Martin & Pagenstecher, Mülheim a. Rhein. American Institute of Mining Engineers. Die 64. Hauptversammlung des Am. Inst, of Min. Eng. soll am 21. Februar 1893 und den folgenden Tagen abgehalten werden. Als Ort für die Zusammen kunft wurde die Stadt Montreal in Canada gewählt, und hat man mancherlei gemeinsame, den Canadiern eigenthümliche Wintervergnügungen, wie Schlitten fahrten, „tobogganing"“ u. dergl. sowie die Besichtigung verschiedener Werke in und um Montreal herum nebst Ausflügen nach den Kohlengruben und Eisenwerken von Piclou County und Neu-Schottland in Aussicht genommen. Keferate und kleinere Mittheilungen. ■Werner von Siemens f. Das letzte Heft des Jahrgangs 1883 unserer Zeit schrift schlofs mit einem Nachruf an den in der Ge schichte des Eisenhütten wesens unvergefslichen Karl Wilhelm Siemens; diesmal haben wir vor Schlufs des Jahres die, weite wissenschaftliche, technische und industrielle Kreise in tiefe Trauer versetzende Nach richt von dem Tode seines um 9 Jahre älteren Bruders Werner zu verzeichnen, welcher am 6. December, acht Tage vor seinem 76. Geburtstag, an einer Lungen entzündung, als dritter der sieben Brüder aus der hervorragendsten Erfinder - Familie der Gegenwart, verschied. Werner hatte sich zuerst der artilleristischen Laufbahn zugewendet, gab diese aber 1849 auf, nach dem er bereits vorher u. A. ein Patent auf galvanische Versilberung und Vergoldung genommen, eine Re- gistrirmethode für Geschofsgeschwindigkeiten erfunden und den Zeigertelegraphen construirt hatte. In Er- kenntnifs der commerziellen Bedeutung der letzteren Erfindung widmete er sich dann mit dem Mechaniker Halsk e der schon 1847 errichteten, später weltberühm ten Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske. Mit der Einführung der elektrischen an Stelle der optischen Telegraphie und mit dem Eisenbahnwesen ist sein Name unauflöslich verknüpft. Die Thaten seines Erfindergeistes mehrten sich dann unauf haltsam; als die bedeutendste darunter ist die Erfindung der Dynamomaschine anzusehen, auf welche das Erst lingsrecht ihm zweifellos zusteht. Da sein weit schauender Blick gleichzeitig auch die Umkehrung der Wirkung, d. h. die Umwandlung der Elektricität in Kraft und damit das Princip der elektrischen Kraft übertragung erkannte, da er sich dem elektrischen Licht neuerdings ebenso zuwandte wie vordem der Telegraphie, und da es überhaupt kein Specialgebiet der Elektricität gab, auf dem er nicht wissenschafllich- forschend und praktisch-erfinderisch thätig war, so ist er mit Recht neben William Thomson als der Hauptbegründer der ganzen modernen Elektrotechnik bezeichnet worden. Seinem ausgesprochenen Gemeinsinn verdanken wir u. A. eifrige Mitarbeit an der neuen Patentgesetz gebung des Deutschen Reichs, die zum Theil auf seine Anregung zurückzuführen ist. Dafs er durch Schenkung einer halben Million Mark die Gründung der physikalisch technischen Reichsanstalt ermöglichte, ist bekannt. Die Berliner Akademie der Wissenschaften wählte ihn im Jahre 1874 schon zu ihrem Mitglied, zahlreiche elektrische Gesellschaften und andere Vereine, dar unter der Verein deutscher Ingenieure und der Verein für Eisenbahnkunde, verliehen dem an Erfolgen so reichen und hochverdienten Mann die Ehrenmitglied schaft. Kaiser Friedrich übertrug ihm den erblichen Adel. In glücklicher Weise vereinigte der Verewigte in sich den wissenschaftlichen Forschungsgeist mit Erfindungsgabe und ausgezeichnete Ingenieurkunst mit Geschäftskundigkeit er wird in dieser Beziehung für den Deutschen, der von jeher sonst zur Einseitig keit neigte, stets ein Vorbild bleiben. Um so werth- voller ist daher das Andenken, das er uns in seinen „Lebenserinnerungen“ hinterlassen hat, welche eben vor seinem Tode druckfertig wurden.* „Er war unser“, sagen, wir Deutsche mit Stolz von ihm; mit der deutschen Nation, welche ihn den edelsten ihrer Söhne anreiht, trauert die gesammte gebildete Welt an seiner Bahre. Ein neues Verfahren in der Drahtfabrication. Ingenieur J. Goffin veröffentlicht in der „Revue universelle des mines“ eingehende Mittheilungen über ein neues, von M. B. Mountain in Castleford (Yorkshire) erfundenes Verfahren zur Drahterzeugung, das allerdings bisher nur bei Herstellung von Kupfer-, Messing- und Phosphorbronzedrähten Verwendung fand, das aber, wie der Verfasser hervorhebt, auch später zur Stahldrahterzeugung gebraucht werden soll. Diesbezügliche Versuche wurden bereits angestellt, welche recht befriedigende Ergebnisse geliefert haben sollen. Das Verfahren von Mountain zerfällt der Haupt sache nach in vier getrennte Processe, die wir der Reihe nach kurz beschreiben wollen. * Berlin, bei Julius Springer.