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October 1892. STAHL UND EISEN.* sind bis heute noch nicht aufgedeckt. Da die Gesell schaft gegen derartige Explosionen bei der Nord deutschen Feuerversicherungs-Gesellschaft in Hamburg und der Gommercial - Union - Compagnie in London resp. Berlin versichert war, so ist ein directer Schaden nicht entstanden. Die Schadenregulirung ist seitens der Gesellschaften binnen 14 Tagen in coulantester Weise erfolgt. Der indirecte Schaden, der durch die Aufserbetriebsetzung beider Hochöfen entstanden ist, war jedoch nicht unerheblich, obgleich Alles geschah, um die Störung möglichst bald zu beseitigen. Beide Hochöfen waren stetig in Betrieb und producirten 124813 873 kg Thomasroheisen gegen 109 440 666 kg im Vorjahre. An Aufträgen waren am 1. Juli noch vorhanden 50718500 kg gegen 60227 000 kg am 1. Juli 1891, jedoch hat sich der Arbeitsstock seitdem (Anfang August) auf 81273430 kg gehoben, so dafs die Gesellschaft noch auf längere Zeit mit Aufträgen versehen ist. Der Abschlufs ist, wie auch seither, nach soliden Grundsätzen aufgestellt, insbesondere sind die Vorräthe an Roheisen, Eisensteinen, Kohlen und Koks, Fabricaten und Halbfabricaten der heutigen Marktlage entsprechend eingesetzt. Die Abschreibungen wurden seitens des Aufsichtsraths für die alte Anlage (Stahl- und Walzwerke) auf 164 696 M gegen 200 934 JI im vorigen Geschäftsjahre, und für die Hochofen- und Koksofenanlage auf 363 662 4 gegen 356969 JI im Vorjahre festgesetzt. Ferner sind auch im verflossenen Jahre verschiedene Neuanlagen und Umbauten im Stahlwerk und an der Hochofenanlage gemacht, deren Kosten, da sie keine eigentliche Werthvermehrung darstellen, dem Betriebe zur Last gesetzt sind. Die Kalksteingruben Wülfrath sind noch nicht im Betrieb, wohl aber die Dolomitgruben Berg.-Gladbach, welche den ganzen Dolomitbedarf liefern. Die Eisenstein gruben in Lothringen gelangen zur Aufschliefsung, sobald die Frage der Kanalisation der Mosel ent schieden ist. Die im vorjährigen Bericht erwähnten 6 Arbeitshäuser von je 6 Wohnungen sind fertig gestellt und erforderten eine Ausgabe von 104 643 Jt. Der Einnahme-Ueberschufs an Miethen betrug infolge gröfserer Reparaturen der Wohnungen nur 12 022 - gegen 15 420 • im Vorjahre. Auf der Hochofen anlage ist jetzt mit dem Bau eines dritten, noch etwas größeren Ofens begonnen, der zunächst als Reserve dienen soll. Der Ofen I ist seit mehr als 3 Jahren im Betrieb, eine Reserve daher, wenn auch noch nicht unbedingt nothwendig, doch für alle Fälle wünschenswerth. Auf die Betheiligung an der Socit metallurgique Dniprovienne du Midi de la Russie ist für 1890/91 eine Dividende von 10 % gezahlt worden. Für das am 30. Juni er. abgelaufene Ge schäftsjahr 1891/92 wird voraussichtlich die gleiche Dividende gezahlt werden. Das Werk ist reichlich mit Aufträgen versehen und auch die Aussichten für die Zukunft sind zufriedenstellend. Am 1 November v. J. erhielt die Gesellschaft, seitens der Warschauer Stahlwerke in liquid, die im vorjährigen Berichte erwähnten 22500 Bubel 5% Prioritäts-Obligationen der Südrussischen Gesellschaft, die versilbert wurden. Die Dividende pro 1890/91, sowie der Ertrag der verkauften Obligationen ist dem Gewinn- und Verlust- conto mit 123 638 J6 zugeführt. Von den Warschauer Stahlwerken in liquid, erwartet die Verwaltung noch eine Schlufszahlung, deren Höhe der obigen Zahlung entsprechen soll. Der Reingewinn des verflossenen Geschäftsjahres ergab 709241. und zuzüglich des Vortrags 717151 JI. Der Fabricationsgewinn betrug 1009 622 • gegen 1 161 359 der Saldo des Thomas patents 87 992 « gegen 106 510 JI-, das Miethconto ergab 12022 J! gegen 15 420 Jt; das Patent Gjers 9600 Jt, die Dividende der Südrussischen Gesellschaft und der Verkauf der Prioritäts-Obligationen 123 638 Jt gegen 47250 Jt pro 1890/91. Für Abschreibungen gehen ab 528359 Jt, gegen 557905 Jt pro 1890/91, sowie ferner 5274 Jt für Abschreibungen auf zweifel hafte Forderungen, von denen ein Theil voraussicht lich noch eingehen wird. Die Production ist nicht unerheblich gestiegen und auch noch fortwährend im Steigen begriffen. Producirt wurden an Bessemer- und Thomasblöcken 125 060198 kg, an Martinblöcken 26 310899 kg, zusammen 151371097 kg gegen 133 769430 kg pro 1890/91, 125 828 698 kg pro 1889/90, 106 904103 kg pro 1888/89. An fertigen Fabricaten und Halbfabricaten wurden hergestellt 119154060 kg gegen 111519428 kg pro 1890/91, sowie ferner für eigenen Bedarf 4128 618 kg Gufswaaren, 7 305 839 kg an basischen, 1 219560 kg an feuerfesten Materialien. Versandt wurden an fertigen Waaren 122190 257 kg und hierfür erlöst 13 779 406 Jt.. Der Durchschnitts preis der facturirten Waaren betrug 114,72 Jt pro 1000 kg gegen 128,21 Jt im Vorjahre, 125,16 Jt pro 1889/90, 105,17 Jt pro 1888/89. An Arbeitern wurden durchschnittlich beschädigt 2100 Mann gegen 1955 Mann im Vorjahre. Der Durchschnittslohn , incl. Meister, Aufseher, Lehrlinge und jugendliche Arbeiter betrug 3,60 Jt pro Schicht gegen 3,57 Jt, der Jahres verdienst pro Kopf 1217,85 Jt gegen 1163 Jt i. V. Das Vermögen der Krankenkasse betrug 105 980 Jt gegen 86 172 •; die Invaliden-, Wittwen- und Waisen kasse hatte einen Bestand von 252 559 « gegen 205 241 Jt am 30. Juni 1891.- Seit dem 15. März d. J. hat die Verwaltung die Beiträge für die Arbeiter und die Gesellschaft um die Hälfte ermäfsigt und es wird für die Folge den Arbeitern, die aus der staatlichen Alters- und Invaliden-Versicherungskasse bei ein tretender Invalidität Renten beziehen, nur noch die Hälfte der seitherigen Invalidenpensionen bezahlt. An Unterstützungen wurden gezahlt an Invaliden und deren Kinder 4092 • gegen 3562 Jt, an Wittwen und Waisen 12554 Jt, gegen 11641 Jt im Vorjahre. Die Beamten- und Arbeiter-Unterstützungskasse hat ein Vermögen von 113364 Jt, gegen 113543 Jt im Vorjahre. An Unterstützungen und Beiträgen zu Lebensversicherungsprämien zahlte die Gesellschaft 5186 Jt gegen 3181 Jt im Vorjahre. Sämmtliche drei Kassen haben somit ein Gesammtvermögen von 471903 Jt. Diese gesammten Fonds sind innerhalb der letzten 11 Jahre angesammelt und geben eine ausreichende Gewähr dafür, dafs die betreffenden (abgesehen von der Krankenkasse lediglich freiwillig, aus eigener Entschliefsung der Gesellschaft zum Wohl ihrer Beamten und Arbeiter getroffenen) Einrichtungen ihren Zweck wirklich erreichen. Aufserdem sind noch die Betriebsbeamten, sowie diejenigen Meister und Arbeiter, die über 2000 Jt Einnahme haben, daher nicht zur staatlichen Unfallversicherung ge hören , gegen Unfälle versichert, deren Kosten die Gesellschaft trägt. An Abgaben zahlte die Gesell schaft: Communalsteuern 61720 Jt,, Staatssteuern 10884 Jt, Beiträge zur Krankenkasse 23 237 Jt, Bei träge zur Invaliden-, Wittwen- und Waisenkasse 19332 Jt, Beiträge zur staatlichen Invaliden- und Altersversicherung 14 845 Jt, Beiträge zur Rheinisch- Westfälischen Unfall - Berufsgenossenschaft 29 990 Jt, zusammen 160068 Jt gegen 128192 Jt im Vorjahre, somit etwa 21/2 % des Actienkapitals. Die Lasten werden sich im laufenden Jahre bei den Communal- und Staatssteuern noch um etwa 35 000 Jt vermehren, wozu aufserdem' noch die erhöhte Gewerbesteuer treten wird. Durch diese stetige Zunahme dieser Abgaben werden der deutschen Industrie Lasten auf erlegt, die ihr die Concurrenz mit dem Auslande immer mehr erschweren. Der Export wird dadurch mehr und mehr lahm gelegt, da die ausländische Concurrenz nicht nöthig hat, mit so enormen General kosten zu rechnen. Dazu kommt noch, dafs die der Industrie in Aussicht gestellten und seitens des Landeseisenbahnrathes für nothwendig erachteten Frachtermäfsigungen auf Rohproducte aus staats-