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1044 Nr. 23. „STAHL UND EISEN.“ December 1892. die Magnetisirungsarbeit oder „Hysteresis“ ; aufser- dem ist noch eine Verlustquelle infolge der Reibung der Frictionsmolecüle in den Wicklungs drähten in Gestalt der Stromwärme vorhanden. Da man aber trotzdem von einem richtig con- struirten, vollbelasteten Trausformator ein Güte- verhältnifs von wenigstens 95 % verlangen kann, so bleibt noch der eine Punkt aufzuklären, wes halb bei dem alsdann nothwendig sehr geringen elektrischen Widerstand der Primärwicklung die Stromstärke nach dem Ohmschen Gesetz nicht in verderbenbringender Weise anwächst, zumal wenn aus der secundären Wicklung kein Strom entnommen wird. Hier zeigt sich nun die sonst oft so unangenehm empfundene Selbstinduction von ihrer angenehmen Seite. Jene Rückwirkung der, einen stromführenden Draht umgebenden magnetischen Wirbel bei Unterbrechung oder Stromänderung, welche ich schon im ersten Briefe erwähnte, kann bei dem Gleichstrom naturgemäfs nur eine sehr untergeordnete, für gewöhnlich kaum merkbare Rolle spielen, während sie bei dem Wechselstrom mit seinen 100 bis 200 Richtungswechseln i. d. See. sich in ganz anderem Mafse bemerkbar machen mufs, be sonders dort, wo nicht nur die magnetischen Luftwirbel, sondern die an Wirbelintensität un gleich gehaltreicheren Eisenwirbel mit ihrer bis tausendfach so starken Wirkung sich in der Umgebung befinden. Dem von der elektro motorischen Kraft ausgeübten Antrieb wird daher weder nach der einen noch anderen Seite mo mentan nachgegeben, sondern die Zunahme der Stromstärke erleidet eine mehr oder weniger, grofse Verzögerung; die Phase des Stromes bleibt, mit anderen Worten, hinter der der elektro motorischen Kraft mehr oder weniger zurück, womit zugleich auch die Ursache zu einem Herabdrücken des Maximalwerthes der Strom stärke je nach der Gröfse dieses Verschiebungs winkels gegeben ist. Bei offenem d. i. keinen Strom abgebendem Transformator ist infolge der Rückwirkung des Eisenkerns dieser Widerstand, welcher nicht von der Stromstärke, sondern von der Gröfse der Stromänderung abhängt und wie ein Trägheitswiderstand wirkend zu dem ge wöhnlichen elektrischen hinzukommt, so grofs, dafs die erreichbare Maximalstromstärke eine äufserst geringe ist. Dieser, den Mittelwerth der Stromstärke nach dem Ohmschen Gesetz be stimmende sogenannte scheinbare Widerstand wird durch VR2 + Z2n2L2 ausgedrückt, wo R der gewöhnliche, wie eine Reibung wirkende elektrische Leiterwiderstand ist, während das zweite Glied der zusätzliche, wie von einer trägen Masse herrührende Widerstand ist; Z bezeichnet hierbei die Anzahl der Richtungswechsel von Spannung und Strom i. d. See., und L’den Selbstinductions- coefficient des betreffenden Leiters, der von seiner Gestaltung und Umgebung abhängt. Dich noch weiter in die ziemlich verwickelten Familienangelegenheiten des Wechselstroms ein zuführen, will mir nicht gerathen erscheinen, da es ohne Infinitesimalrechnung alsdann nicht abginge, und ich weifs, Du schwärmst nicht gerade für dieselbe; ich möchte Dir diesen Kelch, der mir auch für den Liebhaber als nicht so wichtig erscheint, ersparen und nur wünschen, dafs Deine ursprünglichen Scrupel ein klein wenig behoben sind, wenn icn mir auch nicht verhehle, dafs dafür eine ganze Reihe anderer entstanden sein werden; hoffentlich beziehen sie sich aber nicht auf so grundlegende Dinge wie die ersten. Auch bin ich gern erbötig, Dir nach Möglichkeit Auskunft zu ertheilen, wenn Du noch derartige Wünsche auf dem Herzen hast. Dein treuer C. H. Der Waarenbezeichnungsschutz. Wir haben vor einiger Zeit in Verfolg der von den verschiedensten wirthschaftlichen Ver einigungen bethätigten Bestrebungen der Forderung Ausdruck verliehen, dafs, nachdem in der vorigen Reichstagstagung die Reform des Patent- und Musterschutzwesens in einer die Interessenten im allgemeinen befriedigenden Form vorgenommen, nunmehr auch der Abschlufs der Revision des gewerblichen Eigenthumsrechtes durch eine Um gestaltung des Markenschutzwesens herbeigeführt werden müfste. Jahrelang hat die Agitation hierfür gedauert. Nunmehr ist ein greifbarer Erfolg derselben zu verzeichnen. Das Reichsamt des Innern hat den Entwurf eines Gesetzes zum Schutze der Waarenbezeichnungen ausgearbeitet und den Bundesregierungen zur Begutachtung zugestellt. Es ist vorauszusehen, dafs die Re gierungen mit ihren Antworten nicht lange auf sich warten lassen werden, und deshalb auch wahrscheinlich, dafs der Entwurf, nachdem er den Bundesrath passirt hat, noch in der nächsten Tagung an den Reichstag gelangen wird. Man kann jetzt schon sagen, dafs er hier auf wenig Schwierigkeiten stofsen wird, denn im allgemeinen entspricht der neue Entwurf, welcher an die Stelle des alten Markenschutz-