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December 1892. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 23. 1043 mit geringen Verlusten verbundene Umsetzungs- möglichkeit des Stromes bezw. der Spannung. Dafs diese Umsetzung aber für den Fall elek trischer Kraftübertragung auf gröfsere Entfernungen von bedeutendem ökonomischen Werth sein kann, wird Dir die Ueberlegung sagen, dafs der als Stromwärme in der Leitung verlorene Effect durch J2W ausgedrückt wird, also proportional dem Widerstand der Leitung und dem Quadrat der angewendeten Stromstärke ist. Da der über tragene Effect sich durch E . J, Spannung mal Strom, ausdrückt, so nimmt der Leitungsverlust mit der Spannungserhöhung bezw. der Strom verminderung quadratisch ab, ganz abgesehen davon, dafs man einen gegebenen Effect mit desto geringerem Leitungsquerschnitt übertragen kann, je höher die angewendete Spannung ist, was für die Anlagekosten das Ausschlaggebende ist. Um Dir den Vorgang bei der Umsetzung im Transformator möglichst anschaulich zu machen, will ich der Betrachtung den Vater aller späteren Transformatoren, den Dir von früher her wohl bekannten Ruhmkorffschen Inductionsapparat, zu Grunde legen, der das Princip für alle scheinbar _ noch so abweichend ge- g##F stalteten Transformatoren- /sN*HMRPN typen in sich fafst. Nach- (LsEEK,a\ stehende Skizze (Fig. 19) (—EOgEe zeigt Dir die Anordnung 89) eines neueren Transforma- \ 8//7T $/ tors, dessen Ableitung vom NUUU Ruhmkorffschen In- PH—- ductor Dir aber keine 18: 18 Schwierigkeiten machen wird, wenn Du Dir den Eisenmantel B wegdenkst und Dir den Kern A nicht wie hier aus Eisen band, sondern als Drahtbündel ausgeführt denkst. Auf diesem Eisenkern befinden sich, wie Du siehst, zwei völlig für sich bestehende Wicklungen isolirten Kupferdrahtes, welche übereinander wie hier oder auch nebeneinander in Spulenform aufgewunden sind, mit einem gewissen die Umsetzungszahl bedingenden Verhältnifs in ihren Windungszahlen. Entsinne Dich jetzt der im zweiten Briefe beschrie benen zahnradartigen Wirkungsweise zwischen den Frictionsmolecülen und magnetischen Wirbeln, so mufs gemäfs dieser Anschauung Folgendes eintreten, wenn man durch die eine als primär bezeichnete Wicklung einen Wechselstrom schickt, also einen pulsirenden, wellenartig verlaufenden und somit fortwährend die Richtung wechselnden Strom; dieses Wechseln geschieht, beiläufig be merkt, um eine absolute Zahl zu nennen, bei den gegenwärtig technisch verwendeten Strömen in der Secunde etwa 100 bis 200 Mal und läfst sich im einzelnen Falle leicht aus der Touren zahl der Maschine bestimmen, indem man die selbe mit der Anzahl der in der Maschine vor handenen Magnetpole (Fig. 17) bezw. Polpaare (Fig. 16) multiplicirt und mit 60 dividirt. Die positive oder negative Beschleunigung der in der Primärwicklung strömenden Frictionsmolecüle ver- anlafst zunächst im Windungsraum ein Anwachsen bezw. Abnehmen der Wirbelintensität, wobei die Anwesenheit des Eisens nur zur Stärkung der Wirkung dient, die auch ohne dasselbe vorhanden ist. Diese Beschleunigung der Wirbelintensität wirkt aber ihrerseits wieder auf alle Frictions molecüle der Umgebung zurück, indem sie während der Dauer der Intensitätsänderung einen Druck bald nach der einen, bald nach der andern Richtung aus übt. Während in der von Isolatoren ausgefüllten Umgebung gemäfs den früheren Ausführungen kein elektrischer Strom zustande kommen kann, so ist andererseits beim Antreffen eines Leiters die Möglichkeit zu einem solchen gegeben. In der secundären Wicklung summiren sich vermöge ihrer stets in gleichem Sinne vorhandenen Windungsrichtung alle durch Rückwirkung der magnetischen Wirbel auf die einzelnen Wicklungs elemente stattfindenden Theildrucke; der resul- tirende Druck auf ihre Frictionsmolecüle oder, mit anderen Worten, die in ihr inducirte elektro motorische Kraft, mufs also proportional sein mit der Anzahl ihrer Windungen und aufser- dem noch mit der Aende- rung der Wirbelintensität oder der Stromstärke in der Primärwicklung. Der ganze Vorgang erfolgt somit ganz analog der Umsetzung von Druck und Umfangsgeschwin ¬ digkeit bei einer Zahnradübersetzung. Dafs analog hiermit die Umsetzung der Strom ¬ stärke gerade im umgekehrten Verhältnifs statt findet, als die der Spannungen, leuchtet schon aus dem Satz von der Erhaltung der Energie ein, da das jeweilige Product von Spannung und Strom das Mafs für die in einer Leitung vorhandene elektrische Energie ist. Aus der früher angestellten Betrachtung folgt des weiteren, dafs die in der Secundärspule inducirte elektromotorische Kraft entgegengesetzte Richtung hat mit der in der Primärspule vor handenen ; dasselbe gilt naturgemäfs vom Strom. Die thatsächlich eintretende Magnetisirung des Eisenkerns ergiebt sich deshalb stets aus der resultirenden magnet erregenden Kraft dieser beiden, beim arbeitenden Transformator in der Phase um nahezu 180 Grad verschobenen Ströme und ist infolgedessen weit geringer, als Du vielleicht anfänglich aus den in Betracht kommenden Stromstärken und Windungszahlen schliefsen würdest. Das Ummagnetisiren des Eisenkerns, also in der obigen Anschauung das Verändern und Richtungwechseln der Wirbelintensität, erfordert eine gewisse in Reibungswärme umgesetzte Arbeit, Fig. 19.