Volltext Seite (XML)
Die Wärmeverluste bei Hochöfen. Von Dr. H. Wedding in Berlin. Zur Berechnung des Koksaufwandes für einen neu in Betrieb zu setzenden Hochofen oder für eine neue Möllerung pflegt man so zu ver fahren , dafs man den voraussichtlich erforder lichen Wärmeaufwand aus der Reductionswärme des Eisens und der in dasselbe überzuführenden Mengen von Mangan, Silicium und Phosphor ermittelt, dazu die Wärme für Schmelzung und Ueberhitzung von Roheisen und Schlacke, sowie die für Wasserverdampfung, Hydrat- und Carbonat- Zersetzung zählt und einen angemessenen Zu schlag für Verluste beim laufenden Betrieb durch Strahlung, Leitung und Kühlung, sowie bei Be triebsunterbrechungen giebt. Ferner nimmt man an, dafs dieser gesammte Wärmeverbrauch durch Verbrennung des Kohlenstoffs zu Kohlensäure erzeugt wird, soweit Eisenoxyde zu reduciren sind, im übrigen durch Verbrennung des Kohlen stoffs zu Kohlenoxyd, alles bei kaltem Wind. Die durch Erhitzung des Windes erzeugte Mehr wärme wird dann einer verhältnifsmäfsigen Ver minderung des Kohlenstoffaufwandes zu Grunde gelegt. Hierbei kommt, da die Koks der Regel nach gemäfs des Anlieferungs- oder Ankaufs gewichts in Rechnung gestellt werden, der Abrieb, welcher' vor der Benutzung im Hochofen ab gesiebt war, sowie diejenige Menge, deren Kohlenstoff zur Kohlung des Eisens verbraucht wird, in Abzug. In dieser Weise ist u. A. auch die Anleitung zur Berechnung des Brennstoffaufwandes in dem ersten Ergänzungsband zur ersten Auflage meiner „Eisenhüttenkunde“ (Braunschweig, Fr. Vieweg & Sohn, 1888, S. 45 und 51) gegeben worden. Abgesehen davon indessen, dafs dieser Weg nicht ganz folgerichtig ist, führt er auch nicht zu ausreichend genauen Ergebnissen; vielmehr giebt dieses Verfahren der Rechnung gegenüber dem wirklichen Brennstoffverbrauch bei armen Erzen zu hohe, bei reichen Erzen zu niedrige Ergebnisse. Bei dieser Berechnungsart des Brennstoff aufwandes spielt nämlich ein im voraus unüber sehbarer Factor eine sehr erhebliche Rolle; dies ist der Verlust an Wärme durch Strahlung und Leitung durch das Ofengemäuer. Dieser Verlust schwankt nach den wenigen zuverlässigen Be rechnungen, welche bekannt gemacht sind, zwischen 10 und 31 % des gesammten Wärmeverbrauchs;* er wird auf englischen und amerikanischen Werken * Vergl. „Eisenhüttenkunde“, Ergänzungsband I, Seite 548 und 549. XXIII.U der Regel nach nur zu 18,5 bis 23,4 % an gegeben, in Deutschland zu 26%, stellt sich aber bei dem einzigen Hochofen, dessen Verhält nisse ganz genau durchgerechnet sind, nämlich bei dem der Hütte zu Gleiwitz in Oberschlesien, trotz der anerkannt vorzüglichen Leitung des dortigen Hochofens auf 31 %. Die folgenden Berechnungen haben den Zweck, Grundlagen zur Untersuchung darüber zu geben, wie hocli in jedem einzelnen Falle der Wärme verbrauch gegenüber der Wärmeerzeugung im Hochofen ist oder sein wird, daraus nicht nur eine sichere weitere Grundlage zur Controle oder zur Berechnung des Brennstoffaufwandes zu ge winnen, sondern namentlich die Höhe des durch Strahlung und Leitung der Wärme entstehenden Verlustes festzustellen. Diese Berechnungen gehen von der Zusammen setzung des erzeugten oder zu erblasenden Roh eisens aus, werden vorläufig alle Sonderroheisen arten, wie Ferromangan, Ferrosilicium u. s. w., aufser Betracht lassen und beziehen sich stets auf die Einheit von 100 kg Roheisen. I. Wärmeverbrauch. Eisenreduction. Ein Roheisen, welches nicht zu den Sonder roheisenarten gehört, enthält der Regel nach mindestens 85, höchstens 97 % metallisches Eisen. Von diesen ist der Regel nach der vor wiegende Theil aus Oxyd, der kleinere aus Oxydul reducirt. Ein Gew.-Th. Eisen erfordert zur Reduction aus Oxyd 1796, aus Oxydul 1352 W.-E. Zur Berechnung dienen die beiden folgenden Zahlenreihen der Vielfachen. Tabelle I. Aus 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Oxyd . Oxydul 1796 1352 35925388/71848980 2704405654086760 III' 1077612572 8112 9464 14368 10816 16164 12168 Z. B.: Die Erzgattirung enthalte 20 % Gang arten, 25 % Oxydul, 55 % Oxyd, das Roheisen 90 % metallisches Eisen. Nach Tabelle II geben 1-, 2- u. s. w. 1000 Gew.-Th. Eisenoxyd und 1-, 2- u. s. w. 1000 Gew.-Th. Eisenoxydul, die darunter verzeichneten Eisenmengen also 2