Volltext Seite (XML)
1010 Nr. 22. STAHL UND EISEN.“ November 1892. des Hammers eine ebene Oberfläche erzielt; bei Gufseisen soll das ganze Stück während der Ab kühlung der Schweifsstelle schwarzheifs gehalten werden. Als Beispiel möge das in Fig. 1 skizzirte Zweig stück einer Schiffsdampfleitung dienen, welches nach den beiden erstgenannten Methoden hergestellt ist und zugleich die Anwendung des elektrischen Licht bogens nicht nur für das Verbinden, sondern auch Trennen von Metallstücken zeigt. Die Stellen B sind Schweifsungen nach der ersten, die Stellen A eine solche nach der zweiten Methode. Das Hauptrohr möge 20 cm, das abzweigende 15 cm Durchmesser haben. Bei der Herstellung verfährt man nun in folgender Weise. Aus einem Stück Rohr von 20 cm lichter Weite und 0,8 cm Wandstärke wird ein kreis förmiges Loch mit dem Lichtbogen herausgeschnitten. Der hierzu verwendete Lichtbogen mufs kurz und von hoher Stromstärke sein und andauernd auf die selbe Stelle gerichtet werden, wodurch alsdann schnell ein Schnitt von etwa 0,7 cm Breite erzielt wird und somit ein Loch von 16,5 cm Durchmesser entsteht. Das innere Ende der Abzweigung wird alsdann auf dieselbe Art geformt (Fig. 2), worauf beide Stücke zusammengesetzt und etwas befestigt werden, um sie während des Schweifsens in richtiger Lage zu halten. Hierauf werden kleine Stücke Stahl rund um die Ver bindungsstelle angeordnet, an Ort und Stelle ge schmolzen und während der Abkühlung mit dem Hammer bearbeitet. Der erforderliche Strom beträgt etwa 150 Ampere bei 65 Volt Spannung am Licht bogen. Alsdann werden die Flantschen von 2,5 cm Stärke und 25 cm Durchmesser nach der ersten Methode angeschweifst, wozu am besten zwei Licht bogen von je 300 Ampre, der eine innen, der andere aufsen, die Schweifsstelle auf eine Länge von je 10 cm erhitzen, worauf die Anwendung von Druck oder Hammer die Verbindung vervollständigt. Die Festig keit der Verbindung beträgt etwa 140 kg a. d. qcm, gewährt mithin etwa 10 fache Sicherheit bei dem auf Dampfschiffen angewandten Druck. lieber elektrisches Hetzen und Schmelzen. Im „Engineering and Mining Journal“ wird die Zukunft der elektrischen Heizung und Schmelzung erörtert, wobei zunächst dem elektrischen Enthusiasmus, wie er sich zuweilen in Zeitungsnotizen findet, der geneigt ist, die Elektricität als die in Zukunft allein seligmachende Energieform für alle nur denkbaren Zwecke anzusehen, ein kleiner Dämpfer aufgesetzt wird, soweit es die Heizung anlangt. Es wird jenen Enthusiasten nämlich vorgerechnet, dafs die voll ständig in Wärme umgewandelte Energie einer elek trischen Pferdekraftstunde 21mal soviel Kohle zu ihrer Erzeugung braucht, als die gleiche durch einen ge wöhnlichen Ofen erzielte Wärmemenge, wobei für die letztere, allerdings ungerechtfertigterweise, eine völlige Ausnutzung der durch Verbrennung erzeugten Wärme menge vorausgesetzt ist. Legt man eine Dampfheizung zu Grunde, so würde diese etwa 1/14 der Kohlenmenge brauchen, welche die Erzeugung der gleichwerthigen elektrischen Energiemenge erfordert. Hierzu kommt noch, dafs die bisherigen Constructionen von elek trischen Oefen weit davon entfernt sind, die gegebene elektrische Energiemenge völlig in Wärme umzusetzen, welche für Heizzwecke nutzbar ist. Was das elektrische Schmelzen anlangt, so würde man zu ähnlich ungünstigen Resultaten kommen, wenn man die direct verbrauchte Kohle oder Koksmenge, welche bei den gewöhnlichen Schmelzprocessen nöthig ist, in Vergleichung zöge. Die Aussichten für die Anwendung der elektrischen Verfahren wären dem- nach äufserst geringe, wenn nicht für eine Reihe bestimmter Fälle ganz andere Gesichtspunkte in Frage kämen, welche den elektrischen Verfahren theils bereits die Ueberlegenheit gesichert haben, teils in Zukunft noch sichern werden. Bei der Heizung dürfte auch zukünftig wohl nur Eisenbahn- und Trambahnheizung in Betracht kommen können; bei den Schmelzverfahren hingegen wird einmal eine geforderte Localisation von hohen Tem peraturen, wie bei den Schweifsverfahren und dem C o w 1 e sschen Aluminiumprocefs, die Anwendung von elektrischer Wärmeerzeugung vorziehen lassen, anderer seits können besonders geartete Verhältnisse auch im Hüttenbetrieb die elektrischen Verfahren vortheilhafter erscheinen lassen. Nimmt man z. B. den für manche Bergwerksdistricte vorhandenen Fall an, dafs zwar Wasserkräfte, aber nur wenig oder theures Brenn material zur Verfügung stehen, so wird die Umsetzung der Wasserkräfte in Brennmaterial mit Hülfe einer elektrischen Anlage trotz der geringen Ausbeute an Wärme doch rentabel sein können. Hierbei ist ferner nicht nur an eine direcle Umsetzung der Elektricität in Wärme gedacht, deren Nutzen in manchen Fällen vielleicht zweifelhaft wäre, sondern es bleibt auch für die Bearbeitung der Erze noch die Möglichkeit offen, die Elektricität zunächst zur Wasserzersetzung zu be nutzen, um auf diese Weise ein für metallurgische Operationen äufserst passendes und wirksames Brenn material im Wasserstoff zu gewinnen. Eine elektro lytisch aufgewendete Pferdekraftstunde liefert etwas über 0,2 cbm Wasserstoffgas und die Hälfte Sauer stoffgas. Ist nun auch die erzielte Wär memenge beim Verbrennen des Wasserstoffs nicht bedeutend, da jenes Volumen noch nicht einmal so viel liefert, als 0,1 kg Kohle, so läfst doch die gasige Form und der re- ducirende Charakter jenes Brennmaterial ungleich geeigneter erscheinen. In manchen Fällen könnte daher die Minderung der Transportkosten für die Erze eine derartige Anlage, welche die Verarbeitung bis zu einem gewissen Grade an Ort und Stelle ermöglicht, mehr als bezahlt machen. Die Erdölindustrie Schottlands. Es dürfte im allgemeinen sehr wenig bekannt sein, dafs Schottland eine ziemlich bedeutende Erdölindustrie besitzt. Das Rohmaterial bildet hier ein mit Kohlen wasserstoffen stark imprägnirter, sehr feiner Thon schiefer (oil shale), der beim Destilliren ungefähr 136 1 Rohpetroleum per Tonne Schiefer und so viel Am moniak liefert,, um 41/2 bis 201/2 kg schwefelsaures Ammon daraus zu gewinnen. Zu den wichtigsten Oelwerken Schottlands gehören die „Broxburn Oil Works“, welche im Jahre 1878 errichtet wurden und mitten in den 4000 Acre (1 Acre = 4046,7 qm) umfassenden Oelfeldern stehen. Die Haupterzeugnisse sind schwefelsaures Ammon, Koks, Naphtha, Brennöl mit einem specifischen Gewicht von 0,8 bis 0,845 und einer Entflammungstemperatur von 38 bis 127° Gels., Leuchtöl mit specifischem Ge wicht von 0,865 bis 0,895, sowie Paraffin und Paraffin- kerzen. Die Anlage besafs im Jahre 1888 800 Re torten, mit welchen täglich 1000 t Schiefer verarbeitet werden können, und eine Raffinerie, die für eine Jahres leistung von 45 Millionen Liter Rohöl eingerichtet ist. Die Arbeitsweise ist sehr einfach; der Schiefer, der ähnlich wie die Kohle bergmännisch gewonnen wird, kommt zunächst in Steinbrecher und wird dann mittels Füllgefäfsen in die Retorten gebracht, woselbst er 16 Stunden lang erhitzt wird. Die Destillationsproducte werden in üblicher Weise weiter verarbeitet. Die Anlage beschäftigt ungefähr 1600 Personen. In der am 7. September d. J. abgehaltenen Jahres versammlung der „Federated Institution of Mining Engineers“ sprach F. Moore über dieses Thema,