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Wie also bereits erwähnt, hatte der Ofen, bei welchem die Schiebereinrichtung eingeführt war, sogleich in der ersten Hüttenreise 302 Chargen erreicht, und es bewog uns dieses günstige Resultat, einige weitere Verbesserungen, welche sämmtlich darauf hinausgingen, bei der nunmehr zu erwartenden erheblich höheren Chargenzahl auch alle anderen ‘Ofentheile für eine so lange Hüttenreise geeignet zu machen, anzuwenden. Zunächst schien es wünschenswerth, die Regeneratoren constructiv möglichst unabhängig von dem Ofen selbst zu machen, um eventuell Reparaturen an jedem der beiden Theile vornehmen zu können, ohne den anderen zu tangiren Es war nun früher die Regel, dafs die Regeneratorgewölbe vielfach benutzt wurden, um Theile des darüber liegenden Otens zu tragen. Wir suchten das dadurch abzuändern, dafs wir, wie vorhin bereits erwähnt, die die Regene ratoren theilende Zwischenwand D bis über die Regeneratorgewölbe hinausführten und sie mit als Tragwand für diese Construction benutzten, welche nunmehr auf den beiden früher schon vorhandenen Umfassungswänden der Regeneratoren d und dieser neuen Wand D aufliegen. Die hierdurch erhaltenen 3 Stützpunkte, gegenüber den früher vorhandenen zweien, ermöglichten eine leichte Construction von gröfserer Sicherheit, da ein Durchbiegen der Träger nunmehr nicht zu befürchten war. Sie sehen in Fig. 4, 5 und 8 wie diese Construction durchgeführt ist. Die Regeneratorgewölbe sind hiernach vollständig entlastet und so zugängig, dafs etwa nothwendig werdende Reparaturen daran vorgenommen werden können ohne Demontage des Ofens selbst. Die Gewölbe brauchten nunmehr nicht so stark ausgeführt werden, als früher, weil eine Belastung derselben nicht mehr stattfand und damit ein Verdrücken und vorzeitiges Zerstören vollständig ausgeschlossen war. Ein weiterer Uebelstand, der sich öfters gezeigt hatte, bestand darin, dafs das Mauerwerk zwischen den neben einander aufsteigenden Luft- und Gaszügen in den Fugen undicht wurde, so dafs Luft und Gas durchdrangen, sich miteinander mischten, verbrannten und auf diese Weise "das Mauerwerk zum. Abschmelzen brachten, anstatt erst im Ofen sich zu mengen und dort allein die nöthige Flamme zu liefern. Es wurden früher verschiedene Versuche gemacht, um diesem Uebelstande zu begegnen; in der Hauptsache war man bestrebt, die Trennungsmauer zwischen Luft- und Gaszügen so stark als möglich zu machen, was mancherlei Uebelstände bezüglich der richtigen Luft- und Gaszuführung zur Folge hatte. Um nun bei der voraussichtlich langen Ofendauer nicht etwa durch Abschmelzen dieser aufsteigenden Züge Schwierigkeiten zu bekommen, während die Köpfe und das Gewölbe noch gut erhalten blieben, wurden Aussparungen angebracht, so zwar, dafs nur dünne Umfassungsmauern die aufsteigenden Züge begrenzen, während zwischen denselben die Luft circulirt. Hierbei kann man so weit gehen, dafs sshliefslich ein massives Mauerwerk in dem Sinne, wie man es früher hatte, ein Mauerklotz also, in welchem die Gas- und Luftzüge nebeneinander senkrecht in die Höhe steigen, überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Es führen alsdann freistehende Luft- und Gaszüge von den Regeneratoren bis zu den Köpfen, und der Uebelstand des Durchbrennens ist in beiden Fällen vollständig ausgeschlossen. Endlich wurde, um die Regenerotoren recht gut auszunützen, noch besonderer Werth darauf gelegt, die Zugöffnungen in den Regeneratorgewölben so zu legen, dafs der Regeneratorraum möglichst vollkommen und gleichmäfsig von den abgesaugten Verbrennungsproducten bezw. dem nach dem Ofen ziehenden Heizgase und der Verbrennungsluft durchströmt wird. Man erreichte das, indem man die Züge unten und oben diagonal zum Regeneratorraum anordnete. Alle diese Einrichtungen sind geschützt durch das Patent 64 235.* Es wurde der Friedenshütter Martinofen Nr. 2 mit diesen sämmtlichen Verbesserungen ausgestattet. Derselbe hat bis heute 325 Chargen gemacht und befindet sich in gutem Betriebe und tadellosem Zustande. Der zuerst erwähnte, mit Schiebern arbeitende Ofen 1 wurde nach der Hüttenreise von 302 Chargen wiederum zugestellt und zwar zum Theil mit den erwähnten weiteren Verbesserungen. Dieser Probeofen machte nunmehr eine Hüttenreise von 8 Monaten und leistete in derselben 712 Chargen. In „Stahl und Eisen“ vom 15. August 1892 (Seite 759) ist eine kurze Notiz über die Resultate dieser Hüttenreise wiedergegeben, welche denjenigen Herren, die sich hierfür interessiren, wohl noch erinnerlich sein wird. Der Ofen hatte die 712 Chargen gemacht, ohne ein einziges Mal aufser Feuer zu kommen und ohne jede nennenswerthe Reparatur. Nach der 400. Charge war infolge von Unachtsamkeit am Gewölbe durch anspritzende Schlacke ein Stückchen von etwa 1' im Quadrat durchgebrannt, welches während des Betriebes geflickt werden konnte. Das geflickte Stückchen hielt die noch folgenden etwa 300 Chargen anstandslos aus. Die 712 Chargen vertheilten sich auf 205 Betriebstage von je 24 Stunden und wurden während dieser Hüttenreise 8562 t Flufseisenblöcke erzeugt, d. h. pro 24 Stunden 31/2 Chargen zu 12 025 kg Blockausbringen, so dafs hiernach die Tagesproduction rund 41 t betrug. Das erzeugte Material war vorzugsweise weiches Flufseisen, nur ein ganz geringer Theil war von härterer Qualität. *Vergl. „Stahl und Eisen“ 1891, Seite 422.