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Aus diesen Tabellen ist ersichtlich, welch ungeheuren Einflufs auf die Festigkeitszablen die Arbeit der Walzung auszuüben vermag. Allgemein nimmt bei gleichem Material die Festigkeit zu und die Dehnung ab, je dünner das Material gewalzt wird. Wenn nun auch in vielen Fällen für dünnes Material unter Berücksichtigung dieses Umstandes dasselbe soviel weicher ursprünglich hergestellt werden mufs, so kann das nicht in dem Umfange geschehen, dafs man nicht schon mit Unterschieden von 3 bis 4 kg aus diesem Grunde rechnen müfste. Bei Trägern, bei welchen der Flantsch dick und der Steg dünn ist, lassen sich diese Unterschiede schon per se nicht beseitigen. Dasselbe ist der Fall bei allem Formeisen von ungleichmäfsigen Querschnitten. Nimmt man alle diese Umstände zusammen, so mufs selbst bei vorsichtigster, den betreffenden Verhältnissen Rechnung tragender Fabrication eine Toleranz von 3 bis 4 kg zugelassen werden, ohne dafs dabei dieselbe der ursprünglichen Qualität zu gute käme. Bei einem Gesammtspielraum von 7 kg bleiben demnach nur noch 3 bis 4 kg für die Schwankungen in der Qualität des Materials übrig. Man wird zugeben, dafs die Forderung eines solchen Spielraums keine übertriebene ist und dafs selbst diese zu erfüllen, dem Hüttenmanne oft schwer fallen mufs, zumal dann, wenn viele verschiedene Profile in verschiedenen Abmessungen aus denselben Sätzen hergestellt werden sollen. Dieselben Umstände, welche die Festigkeitsziffern beeinflussen, wirken, wie oben ausgeführt, auch zu gleicher Zeit auf die Dehnung ein, nur noch in erheblicherem Mafse. Man kann annehmen, dafs bei weichem Material die Dehnung durchschnittlich um 1,5 bis 2% ab- und zunimmt, bei ab- und zunehmender Festigkeit von 1 kg unter sonst gleichen Umständen. Während sie bei einem Material von 44 kg Festigkeit rund 20% beträgt, steigt sie bis auf 30 und mehr bei 37 bis 36 kg Festigkeit a. d. qmm. Die Zulassung von 44 kg bedingt also wohl noch die Zulassung von 20%, durchschnittlich wird dieselbe stets 24 bis 26 % betragen. Längere Verhandlungen fanden in Bezug auf die Querprobe statt. Schon im Ausschufs war mit Rücksicht auf die Querprobe das Mafs der Dehnung allgemein nicht über 20% hinauf gesetzt worden. Rechtzeitig noch wurde darauf aufmerksam gemacht, dafs es zweifelhaft sei, ob selbst diese 20% bei Universaleisen-Querproben unbedenklich übernommen werden könnten. Es fanden demnach zu wiederholten Malen Verhandlungen der Vertreter der gröfseren Flufseisenwerke statt, in welchen endlich beschlossen wurde, in grofsem Mafsstabe Versuche zu machen, insbesondere für Universaleisen und Bleche. Es wurden nach einem bestimmt festgesetzten Programm die grofsen Flufseisenwerke aufgefordert, ihre Erfahrungen mitzutheilen, insbesondere aber Biege- und Zerreifs- proben einzusenden, sowohl von Martin-, als auch von basischem Convertermaterial. Dieser Aufforderung entsprachen die Werke in sehr eingehender'Weise. Im ganzen konnten aus Universaleisen 234 Lang- und 234 Querproben, aus Blechen 193 Lang- und 193 Querproben, aus Trägern 40 Lang- und 40 Querproben zur Verwerthung gelangen. Die Versuche wurden in der Gutehoffnungshütte in Sterkrade ausgeführt und mit Rück sicht darauf, dafs die Hauptversammlungen des Verbandes deutscher Architekten und Ingenieure und des Vereins deutscher Ingenieure vor der unsrigen stattfinden sollten und es wünschenswerth erschien, die Resultate unserer Untersuchungen vor diesen Versammlungen der öffentlichen Kenntnifs zu übergeben, sind dieselben in unserer Zeitschrift „Stahl und Eisen“* und in der „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ zum Abdruck gebracht worden. Ich darf mich hier darauf beschränken, nachstehend in Tabelle X nochmals die Schlufsergebnisse kurz mitzutheilen: Tabelle X. Es sind zurückzuweisen an Querproben, falls gefordert wird Aus Universaleisen 234 Lang- u. 234 Querstr. Aus Blechen 193 Lang- u. 193Querstr. Aus Trägern 40 Lang- u. 40 Querstr. Festigk. 37—44 kg u. 20 % Dehn. „ 37-44 „ „ 17 „ , 36-45 „ , 17 , „ 36-45 , „ 15 „ 63 Stück = 27,00 % 43 „ = 18,37 , 24 „ = 10,00 , 19 „ = 8,12 „ 22 Stück = 11,42 % 17 „ = 8,81 „ 7 . = 3,78 , 3 „ = 1,60 „ 1 Stück = 2,5 % 1 » = 2,5 „ 1 " = 2,5 „ 0 „ = 0,0 „ Es ist daraus ersichtlich, dafs bei einem Material, welches in der Längsrichtung der Bedingung 37 bis 44 kg Festigkeit a. d. qmm und 20% Dehnung entsprechen mufs, in der Querrichtung dasselbe Resultat nicht garantirt werden kann, ohne einen Ausfall von etwa 27% bei Universaleisen und 12% bei Blechen zu gewärtigen. Selbst bei Annahme der Bedingung für die der Quer richtung von 36 bis 45 kg und 17% Dehnung ist bei Universaleisen noch auf einen Ausfall von etwa 10%, bei Blechen von 4% zu rechnen. Für Niet- und Schraubeneisen wählte die Commission eine Festigkeit von 36 bis 42 kg und eine minimale Dehnung von 22%. Bei der Wahl der Festigkeit ging sie von der Ansicht aus, • Vergl. „Stahl und Eisen“ 1892, S. 686.