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Dresdner Journal : 05.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187707056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770705
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-07
- Tag 1877-07-05
-
Monat
1877-07
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 05.07.1877
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732 * Konstantinopel, 1. Juli. Der „Polit. Corr." geht von hier auf indtrrctem Wege nachstehendes Trlr- gramm zu: Auf ausdrücklichen Befehl drS Sultans muß der Seraskier Redif Pascha zur Donauarmer ab- reisrn, um das Verhalten des Serdars Ekrem Abdul Kerim Pascha gegenüber dem russischen Donauübergange zu prüfen. Allgemein hält man jedoch diese Mission nur für einen Vorwand, um Redif Pascha zu entfer nen und sich seiner definitiv zu entledigen. (Der Kriegs- Minister Redif Pascha ist am 3. Juli in Begleitung Namyk Paschas nach Schumla «bereist.) * Athen, 2. Juli. Man telcgraphirt der „Polit. Corr.": Der türkische Gesandte Photiades Bey hat in einer Verbalnote an den Minister des Neußer», Tri- kupis, die Drohungen entschuldigt uno zurückgezogen, welche er iu seiner Reclamationsnote gegen die in Korfu erfolgte Beschlagnahme der für die türkische Re gierung bestimmten Muuitioussenvung ausgesprochen hat. Der ganze Zwischenfall ist hauptsächlich durch die Intervention des österreichisch-ungarischen Geschäfts trägers Ritters v. Eisscnstein beigelegt worden. * Ztwin, 30. Juni. Aus dem hier befindlichen türkischen Hauptquartiere telegraphirt der Specialcor- respondeiü der „N. fr. Pr.": Nach einem soeben hier coursirrnden Gerüchte soll die Belagerung von Kars aufgehoben worden sein und das Corps des Generals Loris-Melikow sich in der Nacht gegen den unteren Kars-Tschai zurückgezogen haben. (Dasselbe Gerücht wird zwar auch aus Konstantinopel gemeldet, dürfte aber doch noch entschieden der Bestätigung bedürfen.) Der linke russische Flügel ist im vollen Rückzüge auf Karakilissa begriffen. Wir beginnen heute die Offensive und marschiren auf Kars. Ich begleite die Armee. Die russischen Verluste in der letzten Schlacht bei Zewin belaufen sich auf 4000 Mann. — Ein in St. Petersburg eingrtroffenes Telegramm des Obcrcommantirenden der Kaukasusarmec meldet: Derwisch Pascha erhielt in Bat um bedcrrtendc Ver- stärkung, infolge dessen General Oklobschio sich veran laßt sah, seine Kräfte in einer vortheilhaftern Position zu concentriren. Nachdem der am 24. Juni erfolgte Angriff der Türken unter großen Verluste» auf tür kischer Seite zurückgeschlagen worden war, nahm Gene ral Oklobschio mit seiner Colonne Stellung bei Mukha- estate. — In Abchasien griff General Aichasow am 27. Juni die Türken bei Otschamtschir an und brachte denselben große Verluste bei. Die feindlichen Truppen bestanden aus irregulärer und regulärer Infanterie und Artillerie, darunter ägyptische Abteilungen. Der Ver lust aus unsrer Seite beträgt, ungeachtet wir Flankcn- feuer zuerst von 3 und dann von 9 türkischen Schiffen erhielten, nur 250 Tobte und Verwundete. — Der türkische Minister des Auswärtigen bat an die Vertreter der Pforte im Auslände folgende Mittei lungen gerichtet: Der Commandaut von Suchum Kalch meldet uns telearaphisch, daß 15,000 Russen in 3 Co- lonnen am 26. Juni die kaiserlichen Truppen bei Otschamschira angegriffen Haden. Trotz der Verstär kung, welche der Feind empfing, wurde er nach einem langen und hartnäckigen Kampfe gezwungen, einen un geordneten Rückzug anzutreten, nachdem er auf dem Kaurpsplatzc eine ganze außerordentliche Zahl von Tod ten und Verwundeten zurückgclassen hatte. Unsere Ver luste sind verhältnißmäßig gering. — Die russische Division, welche bei Alaschkerd operirte, hat auf dem Rückzüge, welchen sie infolge unserer Angriffe antreten mußte, überall Grausamkeiten begangen. Alle musel männischen und christlichen Dörfer, welche sie passirte, wurden in Braud gesteckt, nachdem die Einwohner ge plündert worden waren. Diese Meldung geht uns von dem Kommandanten von Wan zu und wird auch ander weitig bestätigt. Cagesgeschichtc. Dresden, 4. Juli. Se. Excellenz der Herr Minister des königl. Hauses, Staatsminister a. D. Frhr. v. Falken- stein hat sich heute auf längere Zeit nach Frohburg begeben. * Berlin, 3. Juli. Ueber die Fortsetzung der Reisen des Kaisers nach Beendigung der Cur in Ems melden die heutigen Abendblätter, daß Se. Majestät wahrscheinlich schon am 8. Juli von Ems aus einige Tage nach Koblenz übersiedeln und sich dann über Darmstadt zu kurzem Aufenthalte nach der Mainau be geben werde. — Vorgestern Vormittag begaben sich, wie die „Post" berichtet, von hier 82 Stabsoffiziere der verschiedenen Regimenter nach Spandau, um das Infanterie- (Mauser) Gewehr des Modells von 71, die Munition rc. selbst einer genauen Prüfung zu unterziehen. Es haben sich nämlich bei dieser, theil- weise in der ganze» Armee eingeführten Schußwaffe einwlne Mißstände herausgestellt, die nunmehr gehoben werden sollen. Die betreffende Commission, aus 82 deS Marschalls und das Defiliren der Truppen begann unter klingendem Spiel und wurde mit großer Präcision ausgeführt. Das schöne und imposante militärische Schauspiel hatte eine gewaltige Menschenmenge »»gezogen; das Soldatenspielen war von je her eine Lieblingsneigung der Pariser und ist es auch geblieben; der Menschen- andrang war trotz der glühenden Hitze — 40 Grad — ganz kolossal, ebenso groß wie zu dem letzten Wettren nen um den großen Preis der Stadt Paris; das Pu blicum war auch ungefähr dasselbe: elegant, bunt, heiter, lärmend und lebenslustig. Die Dampfschiffe allein hatten über 100,060 Menschen nach der Ebene von Longchamps befördert, eine noch stärkere Menschenmenge, über 120,000 Seelen, hatten die Eisenbahn benutzt. 8097 Wagen sind au, Eingang des Revurplatzcs ver zeichnet worrrn; 700 Sergents de Ville hatten die nicht eben benridenswerthe Aufgabe, diese große Mcn- schrnmasse in den gebührenden schranken der Ordnung zu erhalten; 12,000 Eintrittskarten zu den Tribunen waren von der Militärbehörde auSgegcben worden, es waren deren aber 40,000 verlangt worden, so daß es also auch wieder bei dieser Gelegenheit viele Berufene und verhältnißmäßig wenig Arrserwähltc gab. Es hat sich ergeben, daß unter dem Publicum 6 Menschen dem Sonnenstich zum Opfer gefallen sind; eine für die dominirendc afrikanische Hitze vcrhältniß» mäßig geringe Zahl — man hat freilich noch nicht in Erfahrung bringen können, inwieweit der Sonnenstich auch unter den Truppen grwüthet hat; derartige Dinge hängt man nicht gern an die große Glocke- Jeder Zu- n«f war dcn Truppen untersagt; dir Revue lief also in aller Stille und ohne jedwede Manifestation ab und war bereits kurz nach 5 Uhr derudet. Nun begann der Rückzug auf Paris und dieser Rückzug: dir endlose Stabsoffizieren bestehend, ist mit der genauen Unter suchung des beregten Gegenstandes betraut worden und wird in einigen Tagen über ihre Erhebungen dem Kricgsmimster Bericht erstatten. — Für den Inspekteur der militärischen Strafanstalten ist aut Geneh migung Sr. Majestät des Kaisers vom Kriegsmini sterium unter« 14. v. M. eine Dienstordnung er lassen worden. Nach derselben ist der Jnspecteur der militärischen Stafanstalten dem Kriegsministerium, all gemeines Kriegsdepartement, unmittelbar unterstellt. Die Garnison des Jnspecteurs ist bis auf Weiteres Berlin. Die zur Aufnahme von Unteroffizieren und Gemeinen bestimmten Feftungsgefängnisse werden in große und kleine eingetheilt. Das Kriegsministerium bestimmt, welche Festungsgefängnisse zu dcn großen und welche zu den kleinen zu zählen sind. Die großen FestungS- grfängnisse (zur Zett Köln, Graudenz, Mainz, Minden, Steisse, Rastatt, Straßburg i. E., Torgau, Wesel und Wittenberg) und die Arbeiterabthcilungen werden dem Befehle des Jnspecteurs der militärischen Strafanstalten unmittelbar unterstellt. Bezüglich der kleinen Festungs- grfängnisse, sowie bezüglich der Festungsgefängnisse für Offiziere rc. bczw. der Festungsgefangenenanstalten, übt der Jnspecteur der militärischen Strafanstalten diejenigen Rechte und Pflichten aus, welche ihm im Interesse gleichmäßiger Strafvollstreckung in der Instruction speciell übertragen werden. — Wie man der „K. Ztg." telcgraphirt, haben die Berathungen über das Gerichts- kostengesetz im Civilproceß, welche im Reichs- justizamtc von dessen Mitgliedern unter Hinzuziehung von Rathen des preußischen Justiz- und Finanzmini steriums abgehalten wurden, jetzt ihren Abschluß erreicht und zu dem Ergebniß geführt, daß eine Herabsetzung der Gerichtskosten gegenüber ihrer bisherigen Höhe in Preußen erzielt ist. — Der „N.-Z." zufolge ist der Kurator kcs „Deutschen Reichs- und königl. preußischen Staatsanzeigers", geh. Oberregierungsrath Zitelmann auf sein Ansuchen seitens des Reichskanzlers von seiner Stellung beim amtlichen Blatte entbunden worden. — Der osficielle „D. R.- und St. A " enthält Folgendes: Nachdem die Bücher der Rcichshauptkassc für die Rechnungsperiode vom I. Januar 1876 bis Ende März 1877 abgeschlossen sind, läßt sich übersetzen, welche Ergebnisse der Reichshaushalt für diesen Zeitraum geliefert hat. Die Verwaltung des Reichs- heercs (mit Einschluß von Bayern) hat, abgesehen von den nickt unwesentlichen Ersparnissen beim allgemeinen Peysionsfond und einem höheren Ertrage ihrer Vcr- waltungseinnahmen, bei den fortdauernden und ein maligen Ausgaben des ordentliche» Etats, unter Ab- rechuung der bei denselben vorgckommenen Ersparnisse, rund 3.529,000 M. mehr in Anspruch genommen, als der Etat voraussitzte. Der Bedarf des auswärtigen Amtes ist um 529,000 M., der Bedarf der Marine verwaltung (unter Anrechnung der im Ordinarium mit 1,224/X» M. cingetrctenen Ersparnisse) um 3l6,8OO M. über den Etat der Ausgaben dieser Verwaltungen hinausgcgangen. Bei den sonstigen Hauptabschnitten des Ausgabcetats erreichen die den ordentlichen Ein nahmen zur Last fallenden Etatsüberschreitungen und außeretatcmäßigcn Ausgaben, Alles zusammengenommcn, kaum den Betrag ciner halben Million Mark. Die Einnahmen der abgeschlossenen Rechuungspcriooe zeigen gegen dcn Etat nicht unbeträchtliche Ausfälle. Die Reichspost- und Telegraph^nverwaltung hat an Ueber- schuß rund 4,948,000 M. weniger geliefert, als veranschlagt war. Die Zölle und Verbrauchssteuern sind, trotz einer nachträglichen Einnahme aus Ab rechnungen früherer Jahrgänge, von etwa 634,000 M., um 1,913,870 M-, die Wechselstempelsteuer ist um 516,488 M., der Uebcrschuß der Eisenbahnvcrwaltung um 901,196 M. hinter dem Etat zurückgeblieben. Da gegen sind bei den „Verschiedenen Verwaltungseinnab- men" im Ganzen 1,007,400 M., bei den Einnahmen aus dem Bankwesen etwa 148/XX) M., bei den Zinsen aus belegten Reichsgcld rn 2,587,000 M., bei dcn Ueberschüsscn aus früher.: Jahreu 422000 M. mehr aufgckommen, als der Etat voraussctzte. Außerdem sind der Rcichshauptkassc 4,767,652 M. von der Verwal tung des Neichsheeres als Vergütung für übernommene Reservevorräthe von Naturalien überwiesen uno außer etatmäßig vereinnahmt worden. Diesen Mehreinnahmen treten noch Ersparnisse an einzelnen Ausgabcfonds hinzu. Die Zinsen der Reichsschuld, soweit sie nicht dem abgesondert verwalteten Münzfond zur Last fallen, haben 424,603 Di. weniger, als veranschlagt, betragen; die Ausgaben des allgemeinen Pensionsfonds sind gleich falls um rund 2,053,000 M. geringer gewesen, als im Etat angenommen war. An sonstigen Ersparnissen haben sich bei den einzelnen Hauptabschnitten der Aus gaben zusammen noch etwa 428,000 M. ergeben. Eine vollständige Deckung der gesammtcn Ausgaben durch die aufgekommcnen Einnahmen ist indcß nicht erreicht wor- deu, der Gesammtabschluß ergiebt vielmehr, daß letztere Wagenreiht, die sich durch Kürassierregimenter und Jäger- bataillone, durch Train und Kanonen hindurch mühsam Bahn brechen mußte, das bunte und emsige Georänge der Fußgänger, die Zurufe der geängsteten Kutscher, die durch Militärsignale unterbrochen wurden, — dies Alles bildete keineswegs den uninteressantesten Moment dieser brillanten militärischen Feierlichkeit. Es sei mir noch verstatlet, eines Pariser Ereignisses zu gedenken, das zwar keine weltersckültcrnde Bedeutung hat. das aber für die Stadt Paris von großer localer Wichtigkeit ist: die längst schon m Aussicht gestellte, aber kürzlich erst in Angriff genommene Fahrstraße durch den Tuilencngartcn ist gestern eröffne: worden. Für jeden eckten Pariser ist dies ein erschütterndes Ereigniß! Glücklicher Weise hat aber der Garten nicht schr dar unter gelitten. Die Straße führt längs der Front des noch immer in Ruinen liegenden Schlosses hin; der Garten wird also kaum davon berührt. Die Eröffnung dieser vel besprochenen Straße ist übrigens ganz ohne Sang und Klang vor sich gegangen; die Verpalliffa- dirungcn wurden entfernt und dir Straße war somit ips« kacto dem Verkehr eröffnet. Ein alter Fiaker kutscher, der sich, wie es scheint, schon längst auf dieses Ereigniß gefreut hatte, war der Erste, der mit seinem Gefährt die neue Straße cingeweiht hat; um dieser Be gebenheit eine größere Feierlichkeit zu verleihen, hatte er das Haupt seines Pferdes mit Blumen geschmückt und sich selbst einen großen Strauß vor den Busen gesteckt; die an der Straße noch beschäftigten Arbeiter brachten dem alten Kutscher eine begeisterte Ovation dar, die der greise Automedon als Triumphator von seinem Bocke aus, huldvoll entgrgennahm wa- aber würden Ludwig XIV. und sein berühmter Gatten- künftler L« Rütre gesagt haben, wenn man ihnen vor- hergesagt hätte, daß man cs dereinst wagen würde, hinter dem Bedarf um 1,306^75 M. zurückbleiben. Es darf indcß vorausgesetzt werden, daß zur Deckung dieses Mehrbedarfs auf Matricularbeiträgr nicht zurück- gegrrffen zu werden braucht. Da nämlich ein den eben bezeichneten Mehrbedarf noch etwas überstei gender Betrag an Mehrausgaben beim Exttaordiuarium der Marineverwaltung der Hauptsache nach dadurch ent standen ist, daß die Bauten in Ellerbeck infolge gün stiger Umstände rascher gefördert werden konnten, als der Etat voraussctzte, so wird mit Rücksicht darauf, daß diese innerhalb des Marineplanes liegende Mehraus gabe die Zukunft entlastet, die Deckung derselben, welche vorläufig aus disponiblen Rrstbeständen der Marine verwaltung erfolgen kann, durch künftige etatsmäßige Regelung planmäßig auf außerordentliche Mittel anzu- weisen sein. — Wegen der in dcn Besitz des Reiches übcrge- gangenen Militärgrundstücke ist nunmehr, nachdem von den einzelnen Bundesstaaten das Eigenthum des Reiches infolge des Gesetzes vom 25. Mai 1873 zum Theil bereits anerkannt ist, die Regulirung des Grund buchs nach den Landesqcsetzen durch die Militärverwal tung in die Wege geleitet worden. Um jedoch wegen der in vielen Fällen nothwcndig werdenden Korrespon denzen ciner Ucberbürdung der Gerichts- und der Mi- litärverwaltungsbchörden vorzubeugcn. ist zur Regelung der Besttzverhältniffe, wie der „St. A." berichtet, eine vierjährige Frist gegeben worden, so daß das ganze Geschäft auf das laufende Jahr und die nächstfolgenden drei Jahre vcrtheilt wirv, und Ende 1880 die Grund- buchrcgulirung vollständig ist. Köln, 3. Juü. (K. Z.) Das hiesige königliche Landgericht hat in seiner gestrigen Sitzung die Frage der Pfarrdotalgüter im Princip dahin entschieden, daß dem Staate das Eigcnthum an denselben zustcht, dagegen bezüglich des erzbischöflichen Palais und der Domcurien erkannt, daß der erzbiscköfliche Stuhl rcsp. das Metropolitandomcapitel Eigenthümer dieser Liegenschaften sei. * Wien, 3. Juli. Heute Vormittag trat derAus- gleichsausschuß zu ciner Sitzung zusammen und nahm mit allen gegen 1 Stimme folgende an die Ge- sammtregierung zu richtende und nicht weiter vor das Haus zu bringende Resolution in ihrem meritorischen Theile an: Die Regierung möge durch cin Ueberein- kommen mit Ungarn ehestens das Verhältniß feststellen, in welchem beide Theile dcs Reiches zu der gemein samen schwebenden Schuld von 312 Millionen beizu- tragen haben, und die betreffende Vorlage rechtzeitig einbringen, um bei der Erneuerung des Zoll- und Handclsbündnisscs diese Angelegenheit zugleich mit dcn übrigen Theilen dcs Ausgleichs zu erledigen. — Infolge Ministcrrathsbeschlusses uno im Einver nehmen mit Ungarn wurde untcrm 21. November vor. I. die Ausfuhr von Pferden für sämmtliche Grenzen des allgemeinen österreichisch ungarische», dann des dalmatinischen Zollgebietes verboten. Ein Erlaß des Finanzministers vom gestrigen Tage dehnt dieses Verbot auf die Pferdcausfuhr über die Zollausschlüssc und zur See aus. Der betreffende Erlaß wird heute im „Reichsgcsetzblatt" pnblicirt. — Dacselbe enthält auch eine Kundmachung dcs Ministers dcs Innern und dcs Ministers für Landcsvertheidigung, der zufolge das Kartell zwischen der österreichisch ungarischen Monar chie und Rumänien wegen Behandlung der gegen seitigen Deserteure, Conscriptionsflüchtlingc und Vaga bunden mit Ende Juli ausgelassen wird. Paris, 2. Juli. W.nn die Pariser Bevölke rung bei der gestrigen Revue jede Demonstration ver mieden hat, so hielt dagegen die Regierung darauf, die selbe zu einer politischen Kundgebung zu benutzen. Der Marschallpräsident Mac Mahon hat einen (bereits telegraphisch gemeldeten) Tagesbefehl an die Armee gerichtet. Hauptsächlich ist in dieser Proklamation der Schlußsatz ausgefallen, aus dem man die Versicherung hcrauslicst, daß der Marschall seinen Posten auch dann nicht verlassen wird, wenn ihm bei den allgemeinen Wahlen das Land eine feindliche Kammer schicken sollte. An und für sich hat diese Versicherung nichts lieber- raschendes; aber es macht nicht den besten Eindruck, daß d-r Präsident der Republik gerade einen Tagesbefehl an die Armee benutzt, um diese Erklärung zum ersten Male officicll abzugebcn. Auch sonst fordert er das Heer zur Vcrthcioigung der Landesintercsien in einem Tone auf. als ob diese Interessen bedroht seien. Diese und ähnliche Ausstellungen werden von den republi kanischen Blättern in ziemlich lebhaftem Tone gemacht. Das „Journal des Debats" ist sehr aufgebracht über dcn Armeebefehl. Es findet de» Inhalt desselben ungerecht und die Form verfassungswidrig Wenn man die Ge setze anrufc so müsse man sie gegen die Ministeriellen anrufen, und gegen die reactionären Blätter, die ihnen alle Tage Hohn sprechen, nicht aber gegen die Repu blikaner, die sich aufs Pünklichstc innerhalb der Gesetze durch den „königlichen" Garten der Tuilerien eine ge meine Fahrstraße usui publioo zu legen! k'. * Der Besitzer der Bierbrauerei „Karlsberg" bei Kopenhagen, welcher wegen seiner großartigen Wohl- thätigkcit bekannt ist, hat 2«>0,000 Kronen zur künst lerischen Ausschmückung des Königsflügels im Schlöffe Frederiksborg geschenkt. Die ge nannte Summe soll größtcntheils zur Ausführung von Gemälden und anderen Kunstwerken, welche die zahl reichen denkwürdigen Begebenheiten in der Geschichte Dänemarks darstcllen und in dieser Weise das Schloß zu einem dänischen Versailles machen sollen, angewandt werden. Wie „Dagetclegraphcn" erfahren haben will, hat nun der König dicscm schönen Gedanken selbstver ständlich seine Approbation gcschenk: und es öffnet sich somit die Aussicht auf eine interessante und bedeutungs volle Thätigkeit für cme große Anzahl der dänischen Künstler. * Für die Beschickung der nächstjährigen Welt ausstellung inhPariS sind für die österreichische Abtheilung bei der k. k. Ecntralcommisston in Wien bisher 2165 Anmeldungen eingclaufen. Die meisten Anmeldungen liefen durch die Wiener Handels- und Grwcrbckammcr als Filialcomitö für Niederösterreich ein. Im Entgegenhaite zu der Betheiligung der öfter, reichisch ungarischen Monarchie an früheren fremden Weltausstellungen ist die Zahl von 2165 cisleithanischen Ausstellern eine sehr bedeutende, denn es betrug die Zahl der österreichischen und ungarischen Aussteller 1851 London: 748 Aussteller, >855 Paris: 1385 Aus steller, 1862 London: 1300 Aussteller, 1867 Paris: 1981 Aussteller, 1876 Phtladclphia: 508 Aussteller. haften. Die Proklamation soll übrigens durch Mauer- anschlag in ganz Frankreich verdrectet werden. Rom, 2. Juli. (Tel.) Die „AgellziaStefani" meldet: Der Papst leidet an großer Sckwäch«. — Ein Special- commissar wurde vom Papste beauftragt, die zwischen dem Vatikan und Rußland obschwebrnden Diffe renzen zu prüfen und die Fragen zu rrsumiren, welche als Grundlage der Unterhandlungen dienen werden, die demnächst stattfinde«. Alle Nachrichten über von Rußland gemachte Vorschläge sind ohne Begründung. Lres-ner Nachrtchiev vom 4. Juli. X In einem Saale der ersten Etage des Victoria salons auf der Waisenhausstraße producirt sich gegen wärtig täglich in den Mittagsstunden rin Schach spieler, namens Ajeeb, dem einen Besuch zu widmen sich lohnt. Der Spieler ist nicht von Fleisch und Bein und kein wirklicher Türke, aber darum sicher nicht min der interessant. Es ist eine scharffinnige, maskirte Con- struction, die in scheinbar freiem und unabhäugigem Wirke« die Thätigkeit eines lebendigen Schachspielers täuschend darstellt und verrichtet, sodaß beim Anschauen derselben man ost den Gedanken verliert, eine tobte Ma schine zu beobachten. Die lebensgroße, orientalisch costumirte Gestatt sitzt mit untergeschlagenen Beineu in würdevoller Haltung auf einem kleinen, niedrigen Po dium u, d spielt auf einem vor ihr stehenden Schach- brcte mit Jedem aus dem Publicum eine Partie Schach. Den Arm leicht erhebend, zieht Herr Ajeeb mit ruhiger, sicherer Hand, regelrecht eine Figur nach der andern; das Schach- und Mailsctzcn durch ein Beugen des Kopfes und Oberkörpers andeuteno. Er soll jede Partie zu ge winnen Pflegen, welugstrits setzte er die Gegner in den Spielen matt, denen wir beiwohnten. Die Geschichte der Automaten, welche, wie die Taube des Archytas von Tarent u. A. beweise», bis in das Alterthum hinauf reicht, kennt bereits einen derartigen Schachspieler, den Wolfgang v. Kempelen im Jahre 1769 am Hofe der Kaiserin Marie Theresie vorführte. Die Maschine wurde später unter dem größten Aussehen in Lonoon gezeigt; seit 1822, wo sie sich in Paris befand, ist sie verschollen und nie soll man einen recht klaren Einblick in das Treibwerk bekommen haben. Sollten wir es gegenwär tig hier mit jener berühmten Maschine zu thun Haden k Wir wissen es nicht. Ebenso wenig, ob Herr Ajeeb im eigentlichen, wissenschaftliche» Sm»e eine automatische Maschine ist, d. h. selbstwirkend ist unv sich selbst regu lirt, wie der „Schreiber" dcs Pierre Jacquet Droz, oder ob er durch einen versteckten Menschen regiert wird. Das Innere des Türken, wie auch das des Podiums, welches nach dem Spiele gezeigt wird, ist mit Rävern, Hebeln und Springfeder» angefüllt und nirgends ist ein mit dem Schachspieler in Verdmvung stehender Mensch zu entdecken. Wie es auch sei, jedenfalls zählt der Schachspieler Ajeeb zu den Triumphen der Mechanik. — Nächsten Sonnabend, den 7. d. M. wird Nach mittag ^6 Uhr vom böhmischen Bahnhofe ein Per sonenextrazug nach Berlin über Röderau ad- gelaffen. Die hierzu gelösten Billets werden bis ein schließlich den 13. d. Mts. zur Rückfahrt Giltigkeit Haden. (Vgl. die Inserate.) KMryrsluachrlchtrL Leipzig, 4. Juli. (L. N ) Auf einem Ncubauc in der Eberyarostrasie hierfelbst stürzte gestern Vormittag in der 12. Stunde ein 15 jähriger Klcmpnerlehrling, Paul Hermann Hübner aus Hoyerswerda, aus einem Dachfenster im 4. Stock aut dre Straße hinab und zog sich hierbei derartige Schädelverletzungen nebst einem Oberschcnkelbruche zu, daß derselbe einige Stunden nachher im Krankenhause, wohin man den Aermsten geschafft hatte, verstarb. * Colditz, 3. Juli. Die in mehreren Blättern zu lesende Nachricht, vaß hierselbst am 28. v. M. em Bergrutsch stattgefunden habe und hierbei einige Häuser verschüttet worden unv der Lauf der Mulde gehemmt woroen seien, entbehrt, dem hiesigen Amtsblatt zufolge, jeglicher Begründung. — In der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli brach hier in der Badcrgass: ein Feuer aus, weiches 2 Hausgrundstücke nebst Hinter gebäuden vollständig in Asche legte; 3 Hausgrundstücke wurden theilweisc erheblich beschädigt. Die Entstehung-- Ursache ist bis jetzt noch nicht ermittelt. Eine Dame, welche, um sich zu retten, indem die Treppe brannte, aus einem Fenster der oberen Etage herab auf Betten sprang, hat sich anscheinend innere Verletzungen zugc- zogcn. x Zwickau, 3. Juli. Se. Excellenz der Herr Staatsmmistcr Frhr. v. Kön neritz, Herr Geh. Rath v. Thümmel und Herr geh. Finanzrath Hoff mann trafen heute früh 7 Uhr 53 Mm. mit dem Dresdner Eilzuge auf hiesigem Bahnhofe ei», begaben sich von da sofort mit dem Schwarzenberger Zuge nach Kainsdorf, woselbst sie das Eisenhüttenwerk Königin- Maricnhütte unter Führung des Herrn Dir Erhardt eingehend besichtigten, und beehrten nach ihrer Rückkehr in die Stadt die gegenwärtig hier stattfindende Gewerbe- und Industrieausstellung, welche sie in Begleitung des Herrn Bürgermeisters Caspari und unter Führung des Vorsitzenden der Ausstellungscvmmijston, Herrn Stadt- raths Kaiser, besichtigten, mtt ihrem Besuche. Mit de« Mittags 1 Uhr abgehenden Zuge reisten sodann Se. Excellenz und dessen Herren Begleiter auf der Zwickau- Lengenfeld - Falkensteiner Bahn, deren Berbinduug mtt dem Bahnhöfe der sächsisch-bayerschrn Staatseisendahn nunmehr he gestellt ist, weiter, und werden nach ihrer Rückkehr hierher mtt dem 6 Uhr 40 Min. abgehenden Eilzuge die Rückreise nach- Dresden antretrn. X Zwickau, 3. Juli. Ter Maurer Moritz Ebert hat sich gestern Abenv in seiner in der Bosenstraßc htrr- selbst gelegenen Wohnung durch die Explosion einer Mausergewehrpatrone, und zwar absichtlich, eine arge Verletzung zugezogen. Ebert hatte dir Patrone, welche er vor einiger Zett gefunden haben will, mit der linken Hand auf einen Tisch aufgestemmt und schlug mtt einem Hammer auf einen kleinen von ihm als Zündstift be nutzten Schlüssel, wodurch die Pattone explodirtt und ihm zwei Glieder de- Goldfingers und ein Glied des kleine» Fingers der linken Hand wrgrtß. Ebert, 35 Jahre all, verheirathet und jähzornigen.Charakters behauptet, diese Selbstverstümmelung, um seine bei ihm, aufhältlichen Mutter, mtt welcher er gestern wieder, wie schon ost, Differenzen gehabt Hal, zu ärgern, ausgeführt zu haben. Q Ja-n-dorf b. Chemnitz, 3. Juli. Gefter» wurde das neue prächtige und nach den neueste» päoagogtjche« Grundsätzen erbaute hiesige Schulhau- durch den Hrn^ -
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