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Dresdner Journal : 03.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187706032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770603
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-06
- Tag 1877-06-03
-
Monat
1877-06
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 03.06.1877
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daß Frankreich nicht dagegen protestiren wird. Der Aufenthalt Sir Stafford Northcote'- in Pari- hängt cutschirden damit zusammen. Unter den Ministern soll über diese» Punkt die größte Einigkeit herrschen und der zögernde Earl Derby ebenso sehr, al- der halsstar rige Marquis v. Salisbury dafür gewonnen sein. * Tt. Petersburg, 2«. Mai. In einem Schreiben, welches der „Nordd. AUg. Ztg." zugeht, heißt es: Dem großen Publicum überraschend, von allen Denen aber vorrusgesehrn und erwartet, welche den Charakter deS Kaisers kennen und mit den Traditionen unseres Herr scherhauses vertraut sind, zeigt dir Bildung eines vollständigen kaiserlichen Hauptquartiers, daß Kaiser Alexander die Oberleitung beider Armeen selbst übernimmt und dadurch seinen beiden Brüdern, den Großfürsten 'Nikolaus und Michael, einen Theil ihrer Berantwortlichkcit abnimmt. Die Zusammensetzung des kaiserlichen Hauptquartiers und selbst die Bildung einer Cavallerie- und Jnfanteriestabswache an Stelle des auch im Frieden bestehenden kaiserlichen Leibconvois, scheint — nach Allem, was hier über das Hauptquartier des Deutschen Kaisers 1870/7 l in Frankreich bekannt ge worden ist — ganz nach dem Muster desselben vor sich gegangen zu sein. So z. B. die Zusammensetzung der Stabswache aus allen Regimentern der Armee, welche in irgend einer näheren Beziehung zum Kaiser stehen. Wo dieses Hauptquartier mit seinem zahlreichen Gefolge ein Unterkommen finden könnte, wenn die Donau erst überschritten sein wird, ist freilich sehr fraglich. Sonderbarer Weise gewinnt dadurch dir anfänglich nur als die Meinung Einzelner auftretende Idee größere Verbreitung und Glauben im Publicum, daß überhaupt die Donau nicht eher überschritten werden dürfte, bis in Kleinasien entscheidende Vorthcile erreicht sind. Der Eine deducirt dies aus der Abneigung des Kaisers gegen die Ermuthigung, welche alle christlichen Bulgaren, Bosnier, Herzegowiner bis hinab zu den Miriditen durch die Erscheinung einer großen russischen Armee ans bis her türkischem Gebiete finden würden, so daß die Russen gezwungen sein könnten, die Revolution neben sich kämpfen zu lasten. Andere meinen, die Donanarmee erreiche durch ihr Stehenbleiben auf dem rumänischen Ufer der Donau moralisch ganz Dasselbe, was sie durch ein blutiges Vorgehen in Bulgarien erreichen könnte. S1. Petersburg, 29. Mai Der hiesige Bericht erstatter der „Wien. Abdp." schreibt: Der Kanzler hat die Botschafter an den Höfen von Wien, St. James und Berlin berufen, um vor seiner Abreise in das Hauptquartier mit ihnen zu brrathen, auf welche Art mit Hilfe der Mächte, bei welchen sie accreditirt sind, das Friedenswcrk so schnell als möglich zu Stande kommen könne. Was fremde Zeitungen von einer Demarcationslinie zwischen den englischen und russischen Operationen berichten, ist lediglich Eingabe der Phan tasie. Nur scheint festzustchen, daß eine Verständigung zwischen den Cabineten von St. JameS und St. Petersburg angebahnt wird und daß, von russischer Seite wenigstens, der Sicherstellung der englischen In teressen im Mittelmeere keine Schwierigkeiten gemacht werden. Vorläufig wird der Krieg, sowie cs die Ver hältnisse zulasten, mit aller Energie weitcrgeführt wer den. Die Zukunft der christlichen Provinzen der Türkei wird jedoch nicht von Rußland allein, sondern nur durch einen europäischen Kongreß bestimmt werden. Man spricht von einem Projecte, nach dem Kriege Konstantinopel unter den Schutz aller Großmächte zu stellen, wogegen die Befestigungen der Dardanellen zu sprengen wären und das schwarze Meer frei werden würde wie die Ostsee nach Anfhebung des Sundzolles. Alle Vorschläge, welche sich auf die Förderung des Handels beziehen, werden hier mit großer Sympathie ausgenommen werden. * Bukarest, 3l. Mai. Die „Pr." erhält von ihrem Spccialbcrichterstatter, welcher soeben eine längere Audienz beim Fürsten Karl hatte, ein ausführliches Telegramm. Der Fürst bemerkte bei dieser Gelegen heit u. A., ein neutrales Rumänien sei ein Bollwerk gegen ein übermächtiges Anwachsen des Slawcnthnms. Die Neutralistrung der Donau sei ebenfalls eines der böchsten Ziele des Fürsten. Oesterreich sollte alle Kraft daran setzen, um die Cassirung aller Festungen an der Donau und das Verbot des Einlaufens der Kriegsschiffe in dieselbe zu erzielen. Oesterreich babc durch seine weise Regierungspolitik und durch seine zu- wartcnde, seine Interessen wahrnehmende Haltung die größte Macht gewonnen, so daß cs den Schlüffe! zu der Orientfrage besitze. Bezüglich der von Konstan tinopel verbreiteten Nachricht, Rumänien hätte das rothe Kreuz beschossen (auch die Widdiner Cor«- spondcnten des „Standard" und der „Daily News* behaupten, daß am 27. d. Abends die rumänischen Bomben in das Widdiner Hospital, auf welchem die Genfer Flagge weht, gefallen seien), machte der Fürst länder den Buchstaben ihrer Gesetze befolgen, und so wurde dcr Reisende aus Hydepark in den Travcller- Club ausgenommen. An demselben Tage wurden jedoch sämmtliche Mit glieder abermals zu einer Generalversammlung einge- laden, und in derselben jene Grundbcstimmung dahin geändert: „Niemand kann Mitglied des Clubs werden, der nicht wenigstens tausend Meilen außer halb Englands gereist ist * (Schluß folgt.) * Aus Köln werden im Nachfolgenden über das Wachsthum einer »ß»vs »msrivan» (sogenannten 100jährigen Aloe) für alle Pflanzenfreunde wissenschaft lich interestante Notizen gegeben. Der Gärtner Kriele hatte bei Lösung der Aufgabe, den Blüthenschaft zur Entwickelung zu bringen, mit nicht geringen Hinder nissen zu kämpf-n. Der Blüthenschaft zeigte sich inmitten der Blätter am 4. April, Nachmittags gegen 4 Uhr. Etwa eine Viertelstunde vorher waren die Mittlern Blätter der Pflanze noch fest geschloffen. Bemerkens- werth war nun die weitere Entwickelung deS Blüthen- schaftes. Derselbe hatte am 11. April eine Höhe von 49 Centimetrr über die Basts des HerztriebcS; am 16. April bei Steigerung der Wärme und deS Lichte-, welche beiden Faktoren das WachSthum bedeutend för derten, bereit- eine solche von 128 Centimetrr erreicht; das tägliche Wachsthum betrug um diese Zeit ungefähr 10 Eentimeter in 24 Stunden (das höchste beobachtete überhaupt 11 Eentimeter, da- niedrigste 3V, Centimetrr in je 24 Stunden). Am 23. April betrug die Höhe d«S Blüthenschastes 1 Meter 63 Centimetrr, am I. Moi 2 Metrr 3 Crntimrler. Von da ab mußte die Pflanze mehrmals versenkt werden, da dir Spitze deS Triebe- dtr Mittheilung, der in Kalafat erlassene Befehl lautete, daß Batterie 1 blv- da- Signal gab, Batterie 2 zur Distanzmeffung des türkischen Lagers ihre Schüsse ab gab, und Batterie 3 ein feindliches Fort und eine Mühle beschoß und daß kein Schuß gegen die weiße Fahne abgegeben worden sei. Daß die Batterie 2 gut getroffen, erhelle au- der Rückverlegung des Lagers der Türken am nächsten Tage. — Ein anscheinend officiöses Bukarester Telegramm dementirt auf das Entschiedenste die Beschießung des Widdiner Hospitals, constatirt, daß die Behauptung des ottomanischen HilfscomiläS in der rumänischen Hruptstadt lebhafte Entrüstung hervorge- rufen hat, und fügt hinzu: Die in Anwesenheit der Obersten Gaillard und Doctorow abgegebenen Schüsse waren blos gegen die Befestigungswerke und das Lager der Türken gerichtet. — Die Nachrichten über den Untergang des zweiten türkischen Monitors, welcher „Chemsi- Choroman* hieß und eine Besatzung von 250 Mann hatte, gehen sehr weit auseinander, wie schon daraus ersichtlich sein wird, daß dir ersten russischen Telegramme die Unternehmung am Hellen lichten Tage vor sich geben ließen, mährend andere Telegramme dieselbe theilweise in eine mondhelle, theilweise in eine stockfinster-dunkle Nacht verlegen. Im Ganzen spricht wohl die größere Wahr scheinlichkeit dafür, daß man sich die Nachtzeit zu diesem kühnen Handstreich erkor. Erklärlich genug ist das Schweigen der Russen allerdings, da es ihnen unmög lich erwünscht sein kann, die Details ihren Gegnern bekannt zu machen. Auch der jetzt vorliegende Bericht des Obercommandirenden giebt noch keine volle Klarheit. Großfürst Nikolaus telegraphirt nämlich: Heute (am 28. Mai) legte ich selbst den Lieutenants Dubassow und Schestakow Georgkkreuze an. Diese beiden Tapferen und niit ihnen Lieutenant Petrow, die Midshipmcn Perssin, Bal und der rumänische Major Murjescu gingen in den sicheren Tod; nur Gott rettete sie vor dem Untergänge. Den ersten Schlag versetzte Lieutenant Dubassow von dem Kutter „Zesarewitsch", über den sofort die Wellen schlugen; den zweiten Schlag, der den Untergang des Monitors definitiv machte, versetzte Lieutenant Schestakow von dem Kutter „Lenia"; beide Schläge wurden unter einem Hagel von Bomben und Kugeln der türkischen oieselben fast berührenden 3 Mo nitors bewerkstelligt. Der Kutter „Lenia" wurde mit Bruchstücken des Monitors derart überschüttet, daß sie die Schrauben verstopften und es nothwendig wurde, denselben knapp am Bord des sinkenden Monitors, ans dessen Thurm die Türken das Feuer fortsetzten, zu remi- gen. Der Kutter des Midshipmans Perssin „Dsbigit", dessen Hintertheil von einer Kanonenkugel durchlöchert und der durch eine zweite knapp vor dem Schnabel ge fallene Kanonenkugel mit Wasser gefüllt wurde, mußte zum feindlichen Ufer abgehen, um die nöthige Ausbesse rung und das Wasserschöpsen vorzunchmen. Der Kutter des Midshipmans Bal „Zesarewna" hielt sich die ganze Zeit hindurch bereit, die Bemannung des Kutters „Zesarewitsch", dem jeden Augenblick das volle Untersinken drohte, an Bord zu nehmen. Major Mur- jcscu und Lieutenant Petrow waren die ganze Zeit hindurch die thätigsten Gehilfen von Dubassow und Schestakow und befanden sich ungefähr 20 Minuten unter dem Feuer von Geschützen, deren Mündung sie fast berührte. Unsere Helden verloren durch den Willen der allmächtigen Vorsehung auch nicht einen Mann und kehrten bei anbrechender Morgendämmerung nach Bratta zurück. Nach Entfernung der übrigen türkischen Monitore richteten Dubassow, Prrssin und Bal neuer dings ihre 3 Kutter gegen den gesunkenen Monitor und nahmen von demselben die Flagge herunter. Die Matrosen zeigten sich als wahre Helden; da war nicht die mindeste Aengstlichkett zu sehen, gar kein Gespräch, als wenn ste beim Unterricht wären. Aus den 4 Kutte cn befanden sich 40 Personen. — Zur Ergänzung entnehmen wir einer Depesche der St. Petersburger internationalen Telegraphenagentur noch Folgendes: Das Unternehmen, den Monitor in die Luft zu spren gen, wurde von Dubassow und Schestakow freiwillig ins Werk gesetzt. Dubassow ging auf dem Boote „Zesarewitsch" mit 14 Freiwilligen ab; zu gleicher Zeit stießen auch der rumänische Major Murjescu und Schestakow mit 9 Freiwilligen auf dem Boote „Xenia" vom Ufer ab. Petro.a und Dubassow führten den Torpedo unter den Monitor, welcher erstere die eine Seite des Schiffes cmporhob und die Türken in eine Wasscrwolke einhüllte. Es ertönte Geschrei, und es erfolgten Schüfst. Schestakow aber näherte sich der anderen Seite, führte in bedeutender Tiefe einen Tor pedo unter den Monitor und sprengte ihn in die Luft. Wir hatten keine Verwundeten; nur ein die beiden großen Fahrzeuge begleitendes kleineres Boot wurde beschädigt. — Aus Turtukai vom 31. Mai erhält die „N. fr. Pr." von ihrem Specialcorrespondenten auf dem Kriegs das Glasdach des Treibhauses berührte, eine Arbeit,' die nur unter Anwendung der größten Vorsicht durch- gefübrt werden konnte, da die Pflanze sehr schwer und der Blüthentrieb sehr zerbrechlich, bei der geringsten Er schütterung oder Berührung durch Anstößen abgebrochen wäre Zuletzt war der Kübel 2 Meter tief in die Erde versenkt. Am 23. Mai hatte der Blüthenschaft d'e Höhe von 3 Meter bereits überschritten. Nun durfte mit dem Transport der Pflanze nach dem Affenhause des zoologischen Gartens, darinnen sie sich entfalten sollte, nicht länger gezögert werden. Diese überaus schwierige Arbeit wurde mit der größten Aufmerksamkeit und Vor sicht, nachdem man den Blüthentrieb sorgfältig in Watte und Packleinwand eingehüllt hatte, vollzogen. An ihrem neuen Standorte erst brachte die Pflanze ihrrn mächti gen, in 7 Wochen entwickelten Blüthenschaft zur vollen Geltung. Eine schwache Neigung de» obern Theiles des Blütkenichaftes, welche sich infolge des starken Tem- peraturwcchselS, verbunden mit trockener Lust, im Laufe d:S ersten Nachmittags zeigte, wurde durch reichliches Bespritzen bis zum andern Morgen beseitigt Jetzt wächst die Pflanze, wenn auch langsam, ruhig weiter, und berechtigt zu der Hoffnung, daß sich durch voll ständige Entwickelung die auf sie verwandte Mühe loh nen werde. * Die kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien hat in ihrer Wahlsttzung am 29. Mai zu Ehrenmitglie dern der philosophisch historischen Klaffe Theodor Mommsen, d« Rosst in Rom, G. Semper und Georg Waitz gewählt. f Ein Nestor unter dm Professoren der Anatomie und Physiologie, der gch. Medicinalrath 1>r. Schultze, an der Universität von Greif-wald ist daselbst im 82. Ltbrn-jahrr am 29. Mai verstorben. schauplatz« nachstehende» Telegramm: Heute früh um 4 Uhr eröffneten nach 4tägtger Ruhe die russischen Bat terien östlich von Olten itza ein 2stündiqrS Feuer auf die türkischen Batterien, welches jedoch letztere nicht erwiderten. Es wurde Niemand verwundet, kein Prv- jectil fiel in di» Stadt. Der Wafferstand ist enorm hoch Das Uferland und zum Theile auch die Inseln stehen unter Wasser. * Bukarest, 1. Juni. Der Spectalberichtrrstatter der „Pr." telegraphirt: Eine hicr eingetrsffene Depesche meldet einen vorgestern erfolgten Landung-Versuch .der Türken bet Reni (bei Galacz), welcher nach 2stündigem heftigen Kampfe mit der Flucht der TÜbken endete. — Heute ist die Melkung von einer heftigen Kanonade bei Sulina eingetroffen, welche die ganze Nacht dauerte. ES wird dir Vermuthung ausgesprochen, daß dir russische Flotte die Einfahrt in die Donau for- cire. Weitert Details fehlen. — Dir „Pr." drmrrkt hierzu: Der Sulinaarm ist wohl die einzige nicht ver sandete Donaumündung, doch glauben wir nicht, daß russische Kriegsschiffe, Kanonenboote ausgenommen, ohne Gefahr auf der Donau längere Zeit operiren könntm. Der im Sommer ost sehr niedrige Wafferstand in der Donau dürste in der Folge sogar einzelnen tiefer tau chenden türkischen Monitors gefährlich werden. — Die Fundirung der zu emittirenden rumänischen Staatsnoten soll, nachdem daS alte Project lebhafte Opposition gefunden, durch directe Hypothekirung der Staatsgüter erfolgen. Die Noten sollm schon nach 7 Jahren eingezogen werden. Konstantinopel, 31. Mai. Nach einer Privat- depesche der „Nordd. Allg. Ztg.* verlautet, daß der Großwesir Edhem Pascha der Zurückberufung Midhat Paschas geneigt sei. Man hält deshalb seine Stellung für erschüttert. Der Präsident der De- putirtenkammcr, Achmed Redif Pascha, hat sich ebenfalls für die Rückkehr Midhat Paschas ausge sprochen. * Tiflis, 30. Mai. Der Specialberichtcrstatter der „Pr." auf dem asiatischen Kriegsschauplätze beziffert die Zahl der bisher von den Russen gemachten türki schen Gefangenen auf 630 Mann, darunter 1 Pascha, 4 Kolasi (OberstlimtcnantS), 5 Bimbaschi (Majore) und mehrere Aerzte. — Das Armeecommando hat die Anschaffung von Kameelen zum Tran-port von Munition und Lebensmitteln ungeordnet. — Der Korre spondent meldet ferner von einer Vorrückung der Divi sion Oklobdschia gegen die Oslküste des schwarzen Meeres nördlich von.Batum. 'Nach diesem Berichte haben nur unbedeutende Zusammenstöße mit türkischen Vorposten zum Vvrtheile der Russen stattgefunden, welche sich nunmehr 1 Meile einwärts der Meeresküste befinden. Generallieutenant Oklobdschia, dessen Angriff gegen Juara am 11. Mai mißlang, scheint am 29. d. seine Dispositionen vorsichtiger getroffen zu haben. — Ueder St. Petersburg wird aus Tiflis vom 31. Mai gemeldet: Am 29. früh zog türkische Cavallerie vom Soghanlüdagh herunter nach Kars zu. General Loris-Melikow schickte am Abend desselben Tages eine starke Colonne unter Befehl des Generals Fürsten Tschawtschawadse nach Ardost. In der Nä!>e von Beglü wurden die Türken von drei Seilen zugleich angegriffen und gänzlich geschlagen. Die Russen erbeuteten 2 Berg- geschütze, 4 Munitionskarren, 2 Feldzeichen und viele Gefangene; unter diesen befand sich ein Stabsoffizier der regulären Armee. Der Verlust der Russen beträgt 6 Todte und 30 Verwundete. Die Türken haben über 100 Todte. Im Handgemenge hat sich besonders das Nishegorod'scheRegiment hervorgethan. —Die „Nat.-Ztg." bemerkt dazu: Ardost liegt 88VV 2'/, Meile von Kars entfernt. Beglü ist allem Anschein nach identisch mit Beg-Mahmed, wo sich die Straße von Kars nach Er- zerum in die mehrfach genannten zwei Züge (über Jeniköi und über Medjingerd) spaltet. Cayesgeschichte. Dresden, 2. Juni. Se. Majestät der König hat den nach einem längeren Urlaube von Meran zurück- gekehrten Herrn Generaldlrector v. Tschirschky-Bögen- dorf und ferner dir Herren Hofrath Or. Petschke und Finanzaffeffor vr Schaffrath in den letzten Tagen vor dcr Abreise noch zu empfangen geruht. * Berlin, 1. Juni. Se. Majestät der Kaiser empfing gestern unter Anderen auch einige königl. säch sische Offiziere, welche nach Ablauf ihres Commandos beim Garbecorps Berlin wieder verlassen. Am 11. und 12. Juni beabsichtigt Se. Majestät, die Gardecavallerie- regimenter bei Berlin und Potsdam zu besichtigen und, soweit bis jetzt bestimmt ist, am 14. v. Abends die Reise nach Bad Ems anzutretcn. — Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl wird nach seiner Rück kehr aus Wiesbaden in einigen Tagen eine längere Reise nach Schweden antretcn. — Die Nachricht der „Köln. Ztg.", daß der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Hohenlohe, dem Reichskanzler Fürsten Bismarck in Kissingen einen Besuch abstatten werde, wird von Paris aus dementirt. — Die Mittheilung des hiesigen „Tagdl.*, daß die Anordnung noch weiterer Verstärkungen der Besatzung von Elsaß-Lothringen zu erwarten sei, wird der „N. Pr. Ztg." al- völlig grundlos be zeichnet. — In den diesjährigen Reichstagsverhand lungen ist bekanntlich die Frage zur Erwägung ge kommen, ob eine Abänderung des 8 33 der Gewerbe ordnung in dem Sinne geboten erscheine, daß ent weder auch die Erlaubniß zum Betrieb der Gaftwirtd- schaft von dem Nachweis eines vorhandenen Bedürfnisses abhängig gemacht werde, oder daß das Recht zur Aus übung der Schankwirthschaft mit Inbegriff deS Klein handels mit Spirituosen nicht mehr alS in dem Recht zum Betrieb der Gastwirthschaft enthalten angesehen werde. Um eine den gegenwärtigen Verhältnissen ent sprechende anderwcitr Grundlage für die Entscheidung dieser Frage zu gewinnen, find neuerdings, wie die „N. A. Z." erfährt, die preußischen Prvvinzialbehörden zur Darlegung der gegenwärtigen faktischen Verhältnisse in Betreff der vorhandenen BranntweinverkaufSftellen, sowohl der Gast- und Schankwirthschaften wie dcr Klcin- handlungen mit geistigen Getränken, veranlaßt worden, wobei namentlich festgestellt werden soll, ob und mit welchen Gründm dir etwa eingetretene Vermehrung der Getränkeverkaufsstellen al» eine durch die Verhältnisse gerechtfertigte anzusehen ist ober nicht. — Wie man der „Wes.-Ztg." telegraphirt, ist die Feststellung der In struction für die deutschen Bevollmächtigten zu den Handelsvertrag-Verhandlung»» mit Oester reich nunmehr erfolgt; die Abreise b«r Bevollmächtig ten nach Wien würde unvcrweilt stattfindcn. — Der „Post" zufolge sollm nach einer Verfügung deS kaiserl. Generalpostamts vom 23. vor. MtS. künftig auch die für den Druck bestimmten Man»ferip4e, gleichviel »b mit Drucksachen verbunden oder nicht, unter Kreuz, band expedtrt werden können. Swiuemünde, 1. Juni. Ein von heute Stachmit tag 1 Uhr vattrie» Origmallcicgramm deS ,Lp». Tgbl." meldet: Die Galaflagg» der Stadt Leipzig wurde soeben an Bord Sr. Majestät Schiff „Leipzig" aufge- hißt. Das Leipziger Wettrrglück bewährte sich auch bei diesem Anlaß durch prächtigen Sonnenschein bei etwa- bewegter Lust, so baß die Flagg«, die auf alle Seeleute einen günstigen Eindruck machte, lustig tm leichten Winde wehte. Bürgermeister Or. Georgi hielt vor der ver sammelten Ntanuschast und dm Ehrengästen eine be geisterte Ansprache, die der Kommandant de- Schiffes, Kapitän v. Zirzow, mit einem Hoch auf die Stadt Leipzig erwiderte. Die Leipziger Deputatton wurde darauf an Bord der „Leipzig" zur Tafel geladen, bei wclcher Kapitän Weickmann den Kaffer Wilhelm hoch leben ließ, während Stadtverorduetenvor-eher Götz einen Trtnkspruch auf die Offiziere und Mannschaften der „Leipzig" ausbrachte. * München, 31. Mai. Wir meldeten bereits dir Einberufung des dayerschen Landtage- zum 2. Jult. Wie die „Allg. Ztg * vernimmt, erfolgt die Einberufung nur zu dem Zwecke, um den Kammern da- „ordentliche* Militärbudget zur Vereinbarung in Vorlage zu bringen. Es wird sich hierbei um zwei getrennte Vorlagen handeln, um den Etat für die Mo nate Januar bi- März d. I., dann um dm Etat für das neue Rechnungsjahr 1877/78. In letzterer Be ziehung wird es erforderlich sein, daß eine Konformität mit dem Rechnungsjahr des Reichshaushalls herbeige- führt wird. Weimar, 1. Juni. Vorgestern fand hier die Gründung eines Vereins für innere Mission Statt. Die Versammlung war zahlreich von Geistlichen und Laien besucht; eS kam in derselben zu lebhaften De batten, da von liberaler Seite dcr Versuch gemacht wurde, den Verein als ausschließliche- Werk dieser Richtung in Beschlag zu legen, was die Anhänger dcr positiven Richtung veranlaßte, ihren Zutritt sich vorzubehalten. Die Mehrzahl der Anwesenden will indessen vermittelnd wirken und so werden diese Gegensätze sich wohl auS- glrichen lasten. Auch in den beiden andern Kreisen des Großherzogthums werden solche Vereine in- Leben ge rufen werden. Pari-, 1. Juni. Gambetta hat gestern die Kandidatur ThierS' für di« Präsidentschaft aufgestellt. Und zwar that er dies beim Empfange einer Deputation von circa 20 Pariser Studenten, welche ihm eine von etwa 1000 ihrer Mitschüler unter zeichnete Adresse überreichte. Einer dcr jungen Leute hielt eine Ansprache, worin er sagte, daß die Verfasser der Adresse sich bemüht hätten, ihrem Gedanken einen möglichst gemäßigten Ausdruck zu geben; daß ste ferner übereingekommen wären, nur die Unterschriften der jenigen Studimgenossen, die ihnen persönlich oder durch lhre Freunde persönlich bekannt seien, anzunehmen, daher ste hofften, der berühmte republikanische Redner werde ihre Adresse als einen Beweis der Achtung und Sympathie annehmen. Darauf antwortete Gambetta, wie sehr er durch diese Kundgebung einer Jugend, auf der Frankreichs ganze Hoffnung für die Zukunft be ruhe, gerührt fei, und fuhr dann fort: „Ich will Sie nicht zu Mitkämpfern in unseren politischen Kämpfen machen Ihre Stelle ist nicht in dem Heiden Forum, wo dieselbe» aoSgcsochte» werden; »der ich prmeftirr gegen dir Tendenz, Sie von den allgemeinen und -rohmüthigen Ideen, vou den Lehren, deren Wächter Sie sind, aoSzu- schließeu. Meine Freunde und ich beobachten mit Genug- thuung die feste und geduldige Halwog der Pariser Studenten schaft gegenüber dem großen itampse, den man b«endigt glauden durfte uud der wieder aafängt. ES sieht so an-, alS ob wir für die Regleruugsform, für die Erhaltung der Verfassung lämpsteu, aber der Streit geht tiefer Er wird geführt zwischen Allem, was von der alten Welt übrig gebliedeu ist, den alten Kasten, den Bevorzugten der alten Systeme, zwischen de» Werkzeugen der römische» Priesterherrschaft und deo Söhnen von »18S. Wir sind überzeugt, vag da» Duell nicht über d,e Bedingungen eine- Kampfe» auf dem Gebiete der Gesetzlich- keit hinauSgeheo wird WaS man auch ldnn mag. man wird schließlich das Urtheil deS LaodeS aurufeu müssen; man kann Frankreich nicht einer längern TodeSaugst aller seiner In teressen preisgeven. Diejenigen, welche daS Urtheil Hera»»- gefordert haben, werden di« Folgen de-selbeu trage» müssen. thue ihnen nicht die Beteidlguug an, daran zu »wnsetn Man hat das Land erschrecke» wolle», indem man ihm mit einem Rücktritt drohte Man hat ihm gesagt, dieser Rücktritt ziehe da» Undekauuie nach sich Aber da» Unbekannte ist io» Gegeotheil di« Gewalt, von bereu Absichten mau nichts »«iß; und daS Bekannte ist die Mehrheit, deren Männer und Grund- sähe man kennt Der republikanischen Partei fehlt e» nicht an hervorragende» Männern, welche sich z» sehr conftitutio- »eilen Präsidenten der Republik eignen würden. E» giebt besonder» einen solchen Mano, de» man schon erprobt Hai welcher die Präsidentschaft schon inne gehabt uud wtlcher dieselbe verlassen hat mit einer Emsachheit, Unn^nnuyigk.-N und Größe, die man sicherlich oachaymen wird, wenn di« Stunde gekommen. Warten wir geduldig; am Tage der Abstimmung werden wir befreit werden. Kehren Sie also zu Ihren Arbeiten zurück; arbeiten Sie mit »erdoppelttm Eifer, und erhalten Sie die Leistungen der Universität auf der Stufe, auf welche die be rühmten Meister sie gehodeu haben. Boa Zelt zu Zeit dann setzen Sie sich in Verblödung mit uns. WaS mich angeht, so habe ich nur einen Ehrgeiz: den Ehrgeiz io Gemeioschast mit meinen Freunde« für da» künftige Geschlecht eine leichtere, ruhigere, weniger vrüsnagSvolle Zeit vorzodereitro. Wir wün schen, Ihnen ein freie» wiederhergestelltes Land »o üderliesero, und Ihre Ausgabe wird e» sei», weui^Sit au» Jünglingen Männer geworden, durch Arbeit uud Patriotismus demBater- lande wieder «in glorreiche» Loo» z» bereiten " Am 10. Juni wird Gambetta mit dem Deputtrtrn Gobelet in Amtens ein« Versammlung v«ranstalt«n, eem Abend- ein Banket folgen soll. — Gesten» haben dir letzten politischen Vorfälle auch in dcr Akademie zu einer lebhaften Discusston Anlaß gegeben. Dir un sterblich« Vrrsammlung d«ri«th über die Verdienste der verschiedenen Kandidaten, welch« sich um den Sessel Antran'S beworben haben (dir Wahl fistdet am nächsten DonnrrStag, 7. Juni, Statt). Unter diesen Kandidaten befindet sich auch der Herzog v. Audiffret PasqNier. Nun machte Legouve sehr enischirden gellend, daß dieser Her zog unleugbar an den Vorgängen vom 16 Mai br- theiligt gewesen sei, daß er dir neur Regierung unter stütz« und daß die Akademie durch sein« Wahl gcwifscr- maßen ihre Zustimmung zu jenem nickst zu rrchtserttgen- drn politischen Act geben würde. Dieser Auftastung schloffen sich mrhrerr Akademiker, unter ihnen Jule- Simon, an, während Marmier und Cuvillier-Fleury die Partei de- H«rz»gS ergriffen. Di« hohe Vrrsammlung ging in sehr aufgeregter Stimmung au-einander. »rüffel, 31. Mai. Dem „Fr. Jonrn.' zufolge wird morgen der Abg. Arbre-Orban in der Deputtrtrn- kammer gewistr Reden de- hiesigen päpstlichen Run- ttu- zur Spracht bringen, welcher offrn den nahen Kampf gegen Italien predigte und »ie Fürsten und Regierungen der katholischen Länder wegen ihrer Muth- lofigkrtt tadelte. Da- .Echo d« ParlE«t" verlang'.
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