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Dresdner Journal : 05.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187705055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770505
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-05
- Tag 1877-05-05
-
Monat
1877-05
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 05.05.1877
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Ihn Königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg nebst Hoher Familie Haden gestern Hüchstthre Villa bei Hostrrwitz bezogen. Dresden, 3. Mai. Se. Majestät hat zu genehmi gen geruht, daß der Zoll- und Steuer-Director Leh mann hier den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Königlich Preußischen Kronenordrn II. Classe annehme und trage. Dresden, 4. Mat. Se. Königliche Hoheit Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, hat den hiesigen königlichen Hofschneidrr Ed. Schneider zu Höchstseinem Hof schneider gnädigst zu ernennen geruht. ttMlimMcher Ckeil U e b c r s i ch t. von 30,000 Mann verpflichtet. In KrirgSzeiten könne aber diese Zahl erhöht werden. Die Krage der Tributzahlung flehe zu der Krage der Stel lung von Truppen in keinerlei Beziehung. Rach einer bei „LloydS" eingeganaenen De pesche aus Konstantinopel stände die Ankün- digung deS Blokadezustand» für dir Küßen deS schwarzen MeerrS unmittelbar bevor Ein mit Salz beladenes russisches Kahrzeug war nach Kon- stantinopel aufgebracht worden. Tt. Petersburg, Donnerstag, 3 Mai, Abends (W. T. B.) Ein au» Kischenew vom gestrigen Tage batikte» officielleS Telegramm de» Oberbefehlshaber» der Südarwee, Großfürsten Nikolaus, meldet: Wir setzten unseren Bormarsch ungehindert fort. Dir Einwohner bezeugen unü ihre Sympathie. Die Türken bleiben unseren Truppen gegenüber, dir dir Küstenpunkte der unteren Douau besetzen, unthätig. So viel bis jetzt bekannt, treffen die Türken nirgend» Borbe- reltungen zu einem Donauübergange. Au» Kiew wird telegraphirt, daß der Kaiser heute Nachmittag 2 Uhr von dort nach Moskau abgereist ist Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage, aage-geschickte. Dresdner Nachrichten. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 3. Mat.) Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Pirna. Bautzen.) > et^lr-infiM? NnUinchtru LersbilleS, Donnerstag, 3. Mai, AbrndS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammer begründete Leblond seine Jnterprl- latiov gegen die klerikalen Umtriebe (vgl. unsere Pariser Cvrrespondenz unter „ Tages geschichte") und beantragte dir unnachsichtliche Unterdrückung der letzte» en. Der ConseilSpräfideut Simon erklärt, die Regierung hege aufrichtige Achtung vor der Religion, sei aber fest entschlossen, den EleruS nickt über die ihm auf dem Gebiete der religiösen Ueberzrugung zustehenden Befugnisse hinauSgreifen zu lassen. Lor Allem aber werde die Regierung alle Angriffe desselben gegen ein benachbartes Land verhindern und die Beobachtung der Laude»- gesetzt durch Jedermann ohne Unterschied zu sichern wissen. Die weitere Berathung der Interpellation wurde, auf den Antrag Gambetta's, auf morgen vertagt London, Lonnerttag, 3. Mai, Abends (W. T. B.) Im Uuterhause erklärte heute der Schatz- kanzler, Sir H. Northcote, auf eine au ihn gerich tete Anfrage, England würde zu einer Neutrali siruog dcS SuezcanalS oder einem Abkommen, da» daS Pasfiren von Kriegsschiffen in Krieg»- zeiten durch den Canal verhindere, seine Zustim mung nicht geben; denn damit würde da» Durch- pasfiren von Schiffen mit Trappen nach Indien und von Indien unmöglich gemacht sein, die Re- aierung werde aber Maßregeln ergreifen um die Schifffahrt durch den Canal zu schützen. Der UntrrstaatSsecretär de» Aeußern, Bourke, erwiderte auf eine andere Anfrage, e» gebe keine internationale Vereinbarung, welche die als KriegS- contrebandc anzusehrnden Artikel sprrificire; eS erscheine auch nicht opportun, die Kriegführenden zu einer derartigen Speeificiruug der einzelnen Gegenstände der Kriegtcoutredande aufzufordern. Einem anderen Interpellanten gab Bourke die Auskunft, Aegypten sei durch den großherrlichrn Kerman zur Stellung eines Truppenkontingents Bukarest, Donnerstag, 3 Mai, Nachmittags. (Tel. d. Polii Corr.) Die emgelangten Meldungen über das Bombardement von Braila durch tür- kische Monitors (vgl. die Rubrik „Zur' orienta lischen Frage") find übertrieben. Thatsächlich er- schien nur 1 türkischer Monitor vor Braila. Der selbe feuerte blo» zwei Mal, und schlugen die tür kischen Projecrile vor den russischen Batterien rin, welche sofort ein concenlrischeS Keuer auf den Monitor eröffneten, welcher brennend retirirte. Die türkische Dampfflottille rrcognoScirt viele Punkte der rumänischen Uferseite. Seit einigen Tagen machen kleinere Banden türkischer Irregulärer Raubrinfälle auf rumänisches Territorium Auf der Donau selbst capern die türkischen Kriegsschiffe fortwährend alle mit Mai» beladenen rumänischen Schiffe. DaS Gerücht, baß die Ausfuhr von Cerealien auS Rumänien auf dem Land- und Donauwege (aufwärts von Beket) verboten sei, ist gänzlich un begründet. Bukarest, DounerStag, 3. Mai, Abends. (Tel. d. Dresdn. Joura.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Minister deS Auswärtigen, Coaolniceano, auf eine an ihn ge richtete Anfrage betreffs der heutigen Borgänge in Braila: Die Russen begannen, und die Türken erwiderten das Keuer in Braila. 5 Bomben fielen zufällig nach Braila, 2 davon in die Präfektur; I Haus wurde zerstört. Kein Menschenopfer ist E beklagen. DaS Ereigniß sei bedauerlich, von Seiten der Türkei aber nicht beabsichtigt gewesen. Der Minister bemerkte, er habe fick bisher jedem auf die UnabhäugigkritSerklärung Rumäniens ge richteten Begehr widersetzt. DaS Land betrachte sich nicht im Kriege mit der Pforte. Bukarest, Krritaa, 4 Mai, Morgen». (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gesten» Abend soll daö Bom bardement von Bratta und Barbochi wieder be- gönnen haben Das Amtsblatt publicirt die Sanctionirung der Convention mit Rußland. Die Kammer hat die Adresse auf die Thron rede in der Fassung der Commission angenommen. Die Ueberreichuug der Adresse erfolgt heute. Konstantinopel, Donnerstag, 3. Mai. (Eon.-Bur.) Die Krage betreffs de» Schuhes der russischen Ünterthanen ist noch nicht geregelt Die Pforte würde den deutschen Schutz unter gewissen Bedingungen zulaffen. Feuilleton. Aedl-irt von Otto Banck. Das Museum Johauueu«. (Schluß zu Nr. »».) Neben dem historischen Museum bildet diePorzellan- und Gefäßsammlung den Inhalt des Museum Jo- hanneum. Letztere ist in dem zweiten Stockwerk des Gebäudes untergebracht. Auch dir Bedeutung dieser Sammlung, mit welcher sich in Europa nur das blusös c^rnmigus zu Sevres messen kann, ist erst jetzt durch das neue Local zu ihrer vollen Geltung gelangt. Der Gründer der Sammlung, August der Starke, hatte ihr eine glänzende Stätte zugedacht. Ihre Schätze sollten in ähnlichem Arrangement wie die des Grünen Ge wölbes, an Spitgelwänden aufgestellt, die stattlichen Räume des japanischen Palais schmücken; Zeichnungen, ebenso wir rin Bericht des Touristen Kcyßlcr, welcher 1730 übrr Dresdner Merkwürdigkeiten schrieb, geben Sunde von diesem Projecte. Dasselbe kam jedoch gar nicht oder nur in sehr beschränkter Weise zur Ausfüh rung; und als in den achtziger Jahren mit August dem Gerechten eine ernstere Weltanschauung sich auf dem Throne setzte, mußte die ganze porzellanene Herr lichkeit der Bibliothek und den Antiken «eichen und wurde in die Souterrains des Palai- verwiesen. In den kalten, fruchten und düstern Räumen machten die für den Eomfort de» Lebens geschaffenen chinesischen Gitter und arkadischen Schäfer den fröstelnden Eindruck, mit welchem uns die Lecture von Heinr't Götter im Exil erfüllt. Dvch auch für diese caprictösesten aller stinder de» KunftgetsteS sollte die Stund« der Erlösung schlagen und kommen der Tag, wo sie sick wieder froh spiegeln konnten in ihrer eigenen Glasur, sich sonnen konnten in dem wohlgefälligen Blick zahlreicher Beschauer. Der schöne Raum, dessen sich die Sammlung im Johanneum erfreut, ist in der Hauptsache dem des histo rischen Museums ähnlich; etwas niedriger und ohne die Scheerwände der ersten Etage, bildet der Raum einen einzigen großen Saal oder vielmehr eine um den Hof, im Viereck laufende Galerie. Eiserne Säulen tra gen auch hier die Decke, deren farbige Decoration, eben so wie die der Wände, gut zu den Sammlungsgegen- stänvrn stimmt. Letztere sind theils in Schränken, welche eine bequeme Beschauung gestatten, untergebracht, theils stehen sie auf Estraden oder schmücken in gefälligen Ornamenten die Wände. Die möglichst nach Material, Technik und Geschichte geordnete Aufstellung ist das Verdienst deS Hofraths t-r. Gräbe, des Directors der Sammlung. Durchschreitet man das Enträezimmer, so begrüßen uns zunächst die Erzeugnisse Chinas, der Heimath des Porzellans. Seit circa 2000 Jahren wird es dort ge fertigt in einer Vollkommenheit, die man anderwärts noch nirgends ganz erzielt hat. Die Sammlung ist überaus reich an derartigen Porzellanen; nicht nur die frühesten, sondern auch die besten Fabrikationsperioden sind verrreten. In zahlreichen großen Vasen und Prunkgeräthen präsenttren sich das weiße und blaue Porzellan, das sogenannte Nankingporzellan, ebenso in Büchsen, Schalen u. dergl. die verschiedenen Krackpor- zellane und Kaiserporzellane, in reizenden Täßchen das wegen seiner durchsichtigen Dünne berühmte Eierschalcn- porzellan, ferner das rothbraunr, kostbare meergrüne, und daS durch seine glänzende Glasur ausgezeicknete schwarz« Porzellan, wie endlich das buntfarbig gemalte Porzellan. Ist auch das Jnt«resse an den Grgenstän- Kairo, Donnerstag, 3. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Comit- der Notadelnversammlung beantragte die Auflegung einer außerordentlichen KriegSsteuer von 12 Millionen. Infolge diese» Antrags meldete der Khedive telegraphisch nach Konstantinopel, die augenblicklich in der Türkei stehende ägyptische Division von VOOO Mann werde auf 12,000 Mann gebracht werden. Die außer dem di»pvnibeln ägyptischen Truppen werden in Aegypten zum Schutze deS SuezcanalS verbleiben. Jur orientalischen /rage f* Wien. 2. Mai. Die Gerüchte, die von Recla- mationen wissen wollen, welche Oesterreich in St. Pe- tersburg und Bukarest einerseits, in Konstantinopel andererseits gemacht haben soll, sei es, wie Einige sagen, gegen die russisch-rumänische Convention oder, wie Andere behaupten, gegen die Behinderung der Donauschifffahrt, sind augenscheinlich ohne Grund. Jene Convention berührt europäische Interessen; zu entscheiden, ob sie verletzt seien, oder nicht, und eventuell sie zu wahren, kann nicht specieller Beruf Oesterreichs allein sein. Was die freie Beschiffung der Donau be trifft, so muß sich jeder praktische Staatsmann sagen, daß die Discussion der Rechtsfrage derzeit ohne Werth ist. Der Krieg, wie er nach der Configuration des Bodens auf der Balkanhalbinsel nicht anders geführt werden kann, macht zwar die Donauschifffahrtsacte nicht ungiltig, aber für die Zeit seiner Dauer unausführbar. Darauf bestehen, daß die Acte während der militärischen Operationen an der Donau respcctirt werbe, heißt Ruß- laud und der Türkei dort das Kriegführen verbieten. Es ist eine Macht-, nicht eine Rechtsfrage, um die es sich da handelt. — Die Meldung, daß Graf Andrassy die türkische Regierung ersucht habe, dahin zu wirken, daß der Besuch der Sofias in Buda-Pest unter bleibe, und daß von Seite der Pforte eine ablehnende Antwort erfolgt sei, entbehrt vollständig der Begrün dung. Von österreichischer Seite ist in der Sache nie mals ein Schritt beabsichtigt gewesen. Wahr ist, daß die Pforte aus eigenem Antriebe nnd ohne Aufforderung in Wien hat erklären lassen, daß sie an dem Besuche keinen Antheil habe und die Sofias nur als Privat personen zu betrachten seien. — Die über die Orient Politik des Wiener Cabinets im Wiener Rcichsrathe und im Buda-Pester Reichstage gestellten Interpel lationen, deren im ungarischen Unterhause nicht we niger als vier eingebracht worden sind, sollen, Wieman hört, gleichzeitig, und zwar am kommenden Freitag bc- antwoltet werden. Es versteht sich von selbst, daß die Antworten über gepflogene Rücksprache beider Landes regierungen mit unserem auswärtigen Amte erfolgen. * Buda - Pest, 2. Mai. Bezüglich der Ori ent- frage in Ungarn schreibt man der „Polit. Corr." von hier: Der angekündigte Ideenaustausch zwischen der ungarischen Regierung und dem gemeinsamen auswär tigen Amte hat in der That stattgcfunden, zuerst schrift lich, dann auch mündlich. Graf Andrassy setzte sich mit dem ungarischen Finanzminister Szell, der bekanntlich nicht nur seinem eigentlichen Ressort Vorsicht, sondern zugleich sozusagen die „zweite Seele" des actucllcn Ca- binets ist, in Bezug auf die Orientfrage eingehend aus einander Die Beantwortung der bezüglichen Interpel lationen durch den Ministerpräsidenten wird kommenden Freitag erfolgen, an welchem Tage — den vorausge- troffencn Bestimmungen zufolge — auch im Abgeord netenhaus«: des österreichischen Reichsrathcs die Beant wortung der dort in der nämlichen Frage gestellten Interpellationen erfolgen wird. Aber nicht nur gleich zeitig, auch im Wesen, in Bezug auf den eigentlichen Kern gleichförmig wird die Jntcrpellationsbeantwortuug in den beiden Parlamenten sein, da derselben die for male, diplomatische Neutralitätserklärung auf dem Fuße folgen soll. Wie in hiesigen politischen Kreisen verlau tet, wird in der mehrgedachten JntnPcllationsbeantwor- tung das Hauptgewicht darauf gelegt sein, daß Oestcr- dcn vorwiegend ein technisches und ästhetisches, so fehlt ihnen doch nicht ganz der historische Reiz. Finden wir doch Teller, die Kaiser Karl V. als Geschenk für den Kurfürsten Moritz von Sachsen in China bestellt hat; ferner im Auftrage König August's II. dort gefertigte Vasen und Becher mit dem sächsisch polnischen Wappen und Derartiges mehr. Es würde gegenwärtig unmög lich sein, eine solche Sammlung chinesischer Porzellane zu schaffen. Da nicht nur der erwachte Sammeleifer der Europäer sich Concurrenz macht, sondern auch die Chinesen jetzt die älteren Stücke, besonders in Holland wieder auskaufen und in ihre Heimath zurücksnhren. Bei aller Stabilität der Verhältnisse im himmlischen Reiche der Mitte soll sich nämlich neuerdings ein bedeutendes Sinken der Porzellantechnik zttgen, im Bewußtseinkdessen eine erhöhte Aufmerksamkeit dort den älteren Arbeiten sich zugewendct hat. Neben dem chinesischen sinket sich auch einiges cochinchincstschcs Porzellan, welches jedoch schwer nur von ersterem zu unterscheiden ist. Ebenso begegnet man einer Collection persischer Porzellane. Persien besaß das ganze Mittelalter hindurch eine hoch- ausgebildete Kunsttöpferei und wird nicht mit Unrecht das Stammland der Majolica genannt; in seinem Por zellan lehnt es in der Technik sich ganz an China an, in der Decoration aber ist es nicht ohne einen eigen artigen, nationalen Charakter. Weiter schreitend gelangen wir zu den Erzeugnissen der europäischen Porzcllanmanufacturen, als deren Mutter die Meißner Fablik zu bezeichnen ist. Von hier aus verbreitete sich, nachdem der geniale Böttger das Porzellan zum zweiten Male entdeckt hatte, die Fabrikation rasch über ganz Europa. Wir v«rsvlgen alle Phasen der Böttger'schcn Entdeckung. Form und Farbe des rochen und dunkelbraunen sogen. Böttger- Porzellans lassen bedauern, daß die Herstellung«weist reich-Ungarn, welches mehr, als alle anderen Mächte bis z ir letzten Stunde auf die Hinianhaltung des Krieges hingearbeilet hat, seiner europäischen Auf gabe und auch den eigenen Interessen dann am besten Rechnung trägt, wenn es Alles aufbietet, um die Localisirung des nun einmal auSgebrvcke- nen Krieges und dadurch die Möglichkeit einer je früher zu initiireuden Friedenrmediation zu sichern. Nächst diesen allgemeinen Momenten ist an leitender Stelle auch das spccielle Interesse unsers Donanhandels und unsers Orienterports nicht außer Acht gelassen worden, und hat namentlich die ungarische Regierung bereits Anlaß genommen, ihren Wünschen und Be schwerden in dieser Beziehung beim auswärtigen Amte Ausdruck zu verleihen. Darum wirkte auch die heutige, i» priori nicht crwartcte Interpellation Somisich's auf die Regierung zwar überraschend, jedoch keineswegs be unruhigend. Der Ministerpräsident hat auch für Somsstch die befriedigende Antwort schon bereit. Manche wollten in der „plötzlichen" Interpellation Somssich's einen Schachzug der „alten Deakisten" gegen die Re gierung erblicken. Die das thaten, waren in einem Jrrthume befangen. Die alten Deakisten sind allerdings erzürnt darüber, daß die Regierung der „comitatlichen" Majorität ihrer Partei das Vormundschaftswesen aus liefert und damit ein Loch reißt in das Princip der absoluten Abscheidung der Justiz von der Administra tion; indessen liegt weder dem gestrigen vehementen Auf treten des einstmaligen Justizministers Horvath, noch den, heutigen Beginnen Somssich's ein besprochener Plan, eine Verschwörung zu Grunde. Es machen sich eben nur einzelne erregtere Gcmüther Lust: das Gros hält aus bei Dem und bei Denen, das und die es als unerläßlich und unentbehrlich erkennt. — Wie die „Pr." meldet, fand die Somssich'sche Interpellation im ungarischen Abgeordnetenhaus! sofort ihr Gegenstück in der Interpellation des Kroaten Mis- katovic. Dieser forderte im Namen der kroatischen De- putirten in einem gewissermaßen ungeduldigen und drohenden Tone, daß von ungarischer Seite bezüglich der Vereinigung der Militärgrenze mit Kroatien endlich einmal Ernst gemacht werde. Gleichzeitig flocht er aber in seine Interpellation eine enischicdene Verurthcilung der turkophilen Demonstrationen in Ungarn rin und stellte für den Fall eines weiteren Umsichgreifens der herrschenden Strömung den Bruch zwischen Kroatien und Ungarn unumwunden in Aussicht * Pari», 3. Mai. Von hier geht der „Nat.-Ztg." folgendes Privattelegramm zu: Khalil Pascha hat hl Ute Abend dem Herzog DecazeS ein vom 2. Mai datirtes Rundschreiben der Pforte überreicht, in welchem dieselbe gegen das Verhalten Rumäniens Pro test erhell. Die von Rumänien mit Rußland abge schlossene Convention habe nur den Zweck, eine Invasion des Reiches zu erleichtern; sie verrathe die Interessen des Landes, das Vertrauen der Regierung des Suzeräns und die Hoffnungen, welche ganz Europa auf die Be gründung der vereinigten Fürslcnlhümer gesetzt habe. Das Urtheil über derarlige illoyale Handlungen könne nicht streng genug sein. Das Rundschreiben schließt mit der Erklärung, daß die Pforte den Fürsten sowohl wie alle rumänischen Behörden als in feindlicher Ge walt befindlich und alle ihre Handlungen während der Occvprtion als den Charakter der Usurpation der legi timen Autorität des Sultans an sich tragend betrag te. — Die Pariser Blätter bringen folgende, ihnen durch die Vermittlung ter „Agcnce Havas" zugegangene Note: Die ottomanische Botschaft btttet uns, folgende osficielle Mitthcttung einzurücken: „Tie kaiserlich otto- manische Botschaft empfängt täglich zahlreiche Gesucht, in welchen französische, englische, österreichische rc. Offi ziere und Freiwillige darum emkommen, in di« Armee Sr. Majestät cinzutreien. Erkenntlich für solche der Sache der Türkei gegebenen Beweise der Sympathie, wartete die otiomanische Botschaft bis heute auf In structionen, um diesen Gesuchen Folge zu geben. Eine Mitthcttung der hohen Pforte benachrichtigt sie heute, dieser schönen, feinkörnigen und hoher Politur fähigen Masse verloren gegangen ist Neben diesen Versuchs fabrikaten fesseln jene Stücke aus der Glanzzeit der Fabrik, in deren Formgebung man sich noch den ein fach profilirten Vorbildern Chinas anschloß und daS Hauptgewicht auf eine anmuthige malerische Ausstattung legte; ferner jene als Gartendccorationen gedachten Kändler'scheu Thierfiguren, jene graziösen Gruppen von Gärtnerinnen, Schäfern und andern Coftumsiguren weiche in ihren dem Rococostil eigenthümlichen zarten Aquarellsarbcntönen den Hauptruhm des vieux 8»xs bilden. An Meißen reiht sich Sevres mit prächtigen Vasen und anderen Luxus und Gebrauchsgegenständen in päts wnttr« (dem alten Sevresporzellan) und püte liurv. Es folgen Wren und Berlin und die Er zeugnisse der vielen übrigen Porzellanfabriken Europas. Der Gang aller dieser Fabriken ist so ziemlich derselbe, sie gehen von Rococosormen aus und schwanken dann meist, an den Grenzen des Materials rüttelnd, unsicher zwischen den Stilformen der Antike und der Renaissance. Ein durchgehendes festes Ltilgesetz zeigen allein die Porzellane Ostasiens, indem sie den Körper, dem Ma terial entsprechend, wenig gliedern und einfach prost- lircn, und denselben durch eine in phantastischen Formen und glänzenden Karben srcljpielcnde Bemalung bekden, welche letztere selten nur die Grundfarbe des Porzellans ganz bedeckt. Dieses Gesetz predigen auch die Pracht stücke der reichen japanesischen Abtheilung, die sich an jene der europäischen Porzellane anschlußt. Die Por- zellanfabrikation Japans ist jünger als die Chinas und hat sich im engen Anschluß an deren Vorbildern ent wickelt; in ihren späteren Arbeiten aber »st ihre Dcco- rationswelse eine flottere, welche, weniger bizarr, sich mehr an die Natur hält und mit Vorliebe Blithen- zweige, Vögel, Schmetterlinge und dergl. venvendtt.
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