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Dresdner Journal : 13.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187701131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770113
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-01
- Tag 1877-01-13
-
Monat
1877-01
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 13.01.1877
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M S. l» U»»»«» »ov«: tLkrU«»- . . I» N»rk. 4K»rd SO kk. Liuootuodtuiuiuoru: 10 kt. 4„—rv»1d so« äeutood« 8«ied»» tritt ko«t- avä 8l»mp«Iru»ekt»^ kü»»a. I»»«r»1«»prel«er k-r ctoa 8»uu» eio«r ßso»pulwoell ?«tit»sil« SO ?k Vvtsr „8iuK0«üu<1t" <ii« L«il« bO kL Lroobelueu r lallet» wit ^o»o»km« ä«r 3oou- uoä koiertL^a Abous» für seu lolgeuseu ^»s Sonnabend, den 13 Januar. Ares-nerMmal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1877. loooroteuuuuobm« »>>»»Lrt»r L«Ix»i4 : Lra»lü>1ett«', Oouuuio-iooLr so» Oroxtoor lourvitl,; SiNdm-U I»rItL-Vt«o-L«tpitU-L—1->r«»I»a-rr»Llct>u1 ». N.: LaarrnÄki» L L«rltit Vi«» H»wkorx rr»»>cturt ». U - tlüocd«»: /c«s. - U«rUa: L'. /uvat«üe-»ttu»t, »r«w«o: >.. Lc/Uott«, Nr«»I»u: /,. ÄanAe«'« ttürvou, 0d»m-Ux : H ^o>At, ^rLLkkurt ». H.: L. ^a,A«^scks u. //errn«i»t,i6cks Luokd., üörUl»: /no -/) , 8»ullov<.r: 6. , r,rt»-L«rkL-kr»uUllrt ». Ll. 8cott^i»>1: ^>a^« L (>'<>., U»o»dur4: D. A7t«<(A<n, Vi»a: ^tt. Kerausxeberr Xüni^l. k^Lpeaition tlo« Lrodduor ^ouruul», tkesUou, /vinzerstrussv üo. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 9. Januar. Sr. Majestät dcr König hat zu bestimmen geruht, bah die Mitglieder der Zoll- und Steuer-Direction statt des bisherigen Dienst prädicats „Oberzollrath" ferner den Functionstitel „Finanzralh' führen. Dresden, 10. Januar. Seine Majestät der König hat zu genehmigen geruht, daß der Hofrath vr. Julius Pabst da-von Seiner Hoheit dem Herzoge von Sachsen- Coburg - Gotha ihm verliehene Ritterkreuz erster Elaste drS Herzoglich Sachsen - Ernrstinischen HausordenS an- nehme und trage. Sr. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem in den Ruhestand getretenen Cauzleisecretär Lingke bei der Amt-Hauptmannschaft zu Freiberg das Berdrenst- krruz zu verleihen. Sr. Majestät der König hat dem Chaussöewärter Johann Gottfried Lommatzsch in Kühren das all gemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht. Sr. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Strumpfwirkermeistrr Büttner zu Dresden das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Bekanntmachung. Nachdem neuerdings eine vollständige Vereinigung der beiden, in der Amtshauptmannschast Dresden ge- lestenen Ortschaften Kötzfchenbroda und Fürstenhain zu Einer politischen Gemeinde stattgefunden hat, so befindet daS Ministerium des Innern auf bezügliches Ansuchen, daß die betreffende Gemeinde von jetzt an die Namens bezeichnung ,Kötzfchenbroda mit Ortstheil Für- stenhain" zu führen habe, und bringt dies hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. Dresden, am 8. Januar 1877. Ministerium des Innern. v. Nostitz Wallwitz. Paulig. »E—« . Mil ' W 'V?' »'-'— , 1 "» .»«»IM« MI. «Ii , I.. . kMtnmMchtr TbeN. Nedersicht. Telegraphische Nachrichten. Zur orieutalischrn Krage. Tagesgeschichte- (Berlin. Danzig. Wien. Paris. Erueuuungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Sächsische ReichSlagswahleu. Dresdner Nachrichten. Proviaztul-Nachrichten. (Löbau. Meerane.) Gerichtsvrrhandlungeu. (Pirna.) vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Eiagesandtrs. Feuilleton. Inserate. Lageskalender. Kirchenaachrichtev. Börsenuachrichtrn. Telegraphische Wittrrungsberichte. Ueikttrayljilcht Nachrichten. Berlin, -reitag, 12. Jauuar, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn Journ.) Der preußische Landtag ist deute Mittag 12 Uhr im weißen Saale de- königl. Schlosses durch Se. Majestät den König eröffnet worden Bei der Feierlichkeit waren circa 2sv Mitglieder beider Hauser des Landtags anwesend, außerdem die Generalität und in der Diplomaten- löge der französische Botschafter, Vicomte de Gon- taut-Biron und der russische General v. Nentern. Die Minister erschienen unter Führung Camp Hausen s. Kürst Bismarck und vr. Leonhardt FeuiUetou. Redi-irt von Veto Baues. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 11 Januar: „Hohe Schule', Lustspiel in 4 Auszügen von Gustav v. Moser und Julius Rosen. (Zum ersten Male.) .Eine Tänzerin auf Reisen', komisches Ballet in einem Act von Hoguet. (Zum ersten Male.) ES giebt eine berühmte Anekdote, in welcher nach de« Friedrnsschluß ein Feldherr zum andern sagt: „Ich hatte überlegenen Kräften gegenüber stets einen harten Stand; al- Sie aber mit Ihren 15,000 Mann Sich mit meinen Gegnern vereinigten, da waren dieselben nur noch halb so stark.' Und auch in anderen Künsten als der Kriegskunst kann Vereinigung schwach machen; man steht es schon im Knabrnspiel, worin, wir Schiller sagt, ein tiefer Sinn liegt: wenn Gustav allein am leuchten Sandhaufen sitzt, so errichtet er seine Burg in der Regel vortrefflich; wenn Julius mit ihm zusammen baut, so vrrboddrln sie sich im jugendlichen Feuereifer, der ganze Bau stürzt ein. oder e- kommt nur rin dürf tiges Labyrinth zu Stande, eine Arbeit ohne Plan. Ich weiß nicht, ob da- den französischen Kindern ebenso geht oder ob diese schon mit Plan arbeiten — die alten gereiften lheatrrknaben von Paris haben wenigstens ost in ihrer gemeinschaftlichen Thätigkrit viel Glück gehabt. Die französischen Bühnenautoren vereinigen sich freilich mit dem Principe der Arbeittthrilung und der Talentverschiedenheit; worin der Eine schwach ist, darin hat der Andere eine Force. ES ist auf gegenseitige Er gänzung und Eompletirung abgesehen. fehlten. Drr König erschien um 12 Uhr, gefolgt von dem Kronprinzen, den Prinzen Karl, Fried- rich Karl, Alexander und Georg von Preußen und dem Prinzen August vou Württemberg. Der Licepräfident deS Herrenhauses, v. Bernuth, brachte daS Hoch auf den König aus, welcher hierauf die Thronrede verlad. Die Thronrede begrüßt den neugewählten Landtag und spricht die Hoffnung aus, daß die Negierung in dem Vertrauen und dem Entgegenkommen beider Häu ser des. Landtags während der neuen Legislaturperiode eine sichere Stütze für die segensreiche Entwickelung der Gesetzgebung und für die Erfüllung der Bedürfnisse des Landes finde. Dir Staatseinnahmen des nächsten EtatSjahrrs konnten so hoch wie im Jahre 1876 veranschlagt werden ngd bieten bei angemessener Beschränkung der einmaligen außerordentlichen Ausgaben die Mittel, um die bis herigen Leistungen in allen Gebieten dcr Staatsver waltung aufrecht zu erhalten und neuen, dauernden Ansprüchen gerecht zu werden. Unter den vorzulegenden Gesetzentwürfen wird der umgearbeitete Gesetzentwurf wegen anderweitcr Einrich tung des Berliner Zeughauses hervorgehoben. In drr Sammlung von Trophäen des Kricgsruhmes und von, die Entwickelung des vaterländischen Kriegswesens be zeichnenden Erinnerungen solle den kommenden Ge schlechtern rin würdiges Denkmal der Thatcn der Vor fahren hinterlassen werden. Drr Kaiser gedenkt schließlich seines kürzlich began genen militärischen Jubiläums, sowie der bei dieser Gelegenheit ihm dargebrachten zahlreichen rührendcn Beweise von Treue und Anhänglichkeit, welche ein werthvolles Erbtheil der preußischen Könige sind, und sagt: „Indem Ich Meinen innigen Dank dafür an dieser Stelle ausspreche, darf Ich in der Bewährung der Mein Volk erfüllenden Gesinnung eine sichere Bürg schaft dafür erblicken, daß Preußen in treuer Pflege wahrhaft monarchischer und zugleich freisinniger In stitutionen seinen staatlichen Beruf in und mit dem deutschen Reiche fort und fort erfüllt. Zum wetteren Ausbau des Staatswesens in dieser doppelten Richtung rechne Ich auf Ihre freudige Mitwirkung.' Die Thronrede wurde bei dem SchlußpassuS mit lebhaftem Beifall begleitet Nachdem Camp hausen den Landtag für eröffnet erklärt hatte, schloß die Eröffnungsfeier mit einem, vom Altersprä sidenten deS Abgeordnetenhauses, v Bonin, auS- gebrachten Hoch auf den König Versailles, Donnerstag, 11. Januar, Abends. (W.T. B.) Der Senat hat heute den Auslieferungs- Vertrag mit England genehmigt und sich dann auf unbestimmte Zeit vertagt. Der Deputirtenkammer wurde vom Finanz- Minister daS Budget pro 1878 vorgelegt. Konstantinopel, Donnerstag, 11. Januar, Vormittags '»11 Uhr. (Tel. d. Poltt. Corr.) Dir Situation hat sich in Bezug auf die schwebende Krage des TagrS nicht geändert Lie Ansichten im diplomatischen CorpS über die Dispositionen in den Pfortenkreisen find getheilt. Mehrere Con- ferenzbevollmächtigte halten die von der letzten Sitzung gewonnene Ueberzrugung fest, daß bei dcr Pforte Geneigtheit vorhanden sei, in die formelle Discusfion drS ConferrnzvorschlageS einzutretrn. Eine direkte Aeußerung oder Kundgebung der türkischen Bevollmächtigten, welche ein; solche Eventualität in der für beute anberaumten Con- frrenzfitzung in sichere Aussicht stellen würde, liegt aber bis zur Stunde nicht vor. Constant Pascha, christlicher Confesfion, wurde von Midhat Pascha dringlich auS Mostar hierher berufen. Man glaubt, daß er noch vor Beendi gung der Conferenz zum Genrralgouverneur einer der drei insurgirten Provinzen, ohne Präjudiz für die Zukunft, ernannt werden soll. Die auf drr hohen Pforte aus allen Theilen des Reiches einlangenden Berichte drr Regierung-- organr meldru, daß die Verkündigung der Ver fassung zwar durchgehends die muhamedanische Bevölkerung in eine gewisse Aufregung versetzt habe, die aber nicht die geringste Sorge um die Ruhe deS Reiches aufkommen lasse. Konstantin ovel, Donnerstag, 11. Januar, Abends. (W. T. B.) Die brütige Sitzung der Conferenz ist ebenfalls resultatlos verlaufen. Die Differenzen zwischen den Vertretern der Mächte und den Drlrgirten der Pforte bestanden nament lich darin, daß die Pforte darauf beharrt, die Intervention der Mächte bei Ernennung der Ge- neralgouvernrure und die Einsetzung einer inter nationalen Commission zurückzuweisen. Die Ver treter der Mächte befanden sich während der De batte in Uebereinstimmung. Die nächste Sitzung der Conferenz findet künftigen Montag Statt. Wie verlautet, würden die Vertreter der Mächte alSdann von der Pforte eine endgiltige Antwort auf daS Entschiedenste verlangen. Washington, Donnerstag, 11. Januar, Vor- mittags. (W. T B.) Die Commission des Reprä sentantenhauses für die Präsidentenwahl bat er klärt, daß dem Senate nicht daS Reckt zustrhe, über die Giltigkeit der Präsidentenwahl zu ent scheiden. Die Prüfung der Wahlen könne nur nach einem Modus erfolgen, der auch von dem Repräsentantenhause genehmigt sei, da dem Re- präsentantenhause in dieser Krage daS gleiche Recht zustehe, wie dem Senate. Lur orientalischen /rage. Wien, 10. Januar. So zweifelhaft die Aus sichten aus ein günstiges Resultat der Conferenz ge worden sind , so ist doch die Ankündigung, daß die Pforlc einen zweiten Gegenvorschlag vorbereite, hier mit Befriedigung begrüßt worden. Man erblickt in der Meldung, daß die Pforte beabsichtigt, diesem Gegenvor schläge die Andrassy'sche Neformnvtc vom 30. December 1875 zu Grunde zu lcgen, einen einlenkcnden Schritt drr türkischen Regierung, die sich bisher größtcntheils auf der Linie der Negative gehalten hatte und nur mit Mühe zu bewegen gewesen war, sich in eine Discusfion der Anträge der sechs Mächte einzulassen. Die Pforte scheint darüber stutzig geworden zu sein, daß der Mar quis v. Salisbury ihren Bevollmächtigten in der Con- fcrenzsitzuug am 8. d. M. nachgcwiesen hatte, die Pro- positiomn, deren Discusfion sie gegenwärtig ablehnt, seien im Wesentlichen die nämlichen, welche schon in dem vielbesprochenen dreigliedrigen englischen Conserenzpro- grammausgestellt und von der Türkei damals angenommen worden waren. Daß letztere nun aus die Andrassy'sche Note rccurrirt, während Salisbury die Identität der englischen Vorschläge mit den jetzigen Forderungen der Mächte betonte, macht in dcr Sache keinen Unterschied, da die Andrassy'sche Note und die englischen Vorschläge ungefähr auf dersellen Grundlage ruhen. Im Grunde sind ja diese Vorschläge, wie man sich erinnern wird, durch das Berliner Memorandum hervorgerufcn, da die großbritannische Regierung Werth darauf legte, äußer lich erkennbar zu machen, daß, während sie den Beitritt zu dem Memorandum bekanntlich ablehnte, sie damit gleichwohl ihre Zustimmung zu der Andrassy'ichcn Re- fo.mnote keineswegs zurückgezogen habe. Trotz dieser augenblicklich günstigeren Phase hält man jedoch hier die gänzliche Beseitigung der vorhandenen unleugbaren Schwierigkeiten für noch nicht gesichert und bezweifelt insbesondere, daß cs gelingen werde, die Arbeiten der Conferenz, wie einige Blätter hoffen, noch in dieser Woche zu einem annehmbaren Abschlusse zu bringen. * St. Petersburg, 8. Januar. Das gestern in Kischencw ausgcgcbcne Bulletin über den Gesundheits zustand des Obercommandirendeu der activcn Armee, Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch des Aeltcren, lautet: Die vor drei Tagen geschwundenen Schmerzen, die Se. kaiserl. Hoheit unter dcr Herzgrube gefühlt, haben sich gestern gegen Mittag in hohem Grade wieder eingestellt und waren vorzugsweise unterhalb der Rippen concentrirt. Gegenwärtig haben die Schmerzen wieder abgenommen, und dcr allgemeine Zustand des erlauchten Kranken ist ein relativ befriedigender. — In einem Schreiben, welches der neuesten „Polit. Corr.' ans St. Petersburg vom 7. Januar zugcht, heißt es: Unsere innere Lage ist eine nahezu uner trägliche geworden. Der Handel stockt, die Industrie erleidet unberechenbare Verluste, und das gesellschaftliche Leben erstirbt unter dem Drucke dcs auf ihm lastenden Zustandes der Ungewißheit, welcher den Erfolg jeder noch so ernst angefaßten staatlichen Maßnahme paraly- sirt. Solche Verhältnisse können nicht mehr länger andauern, und wenn an dieser Stelle wiederholt darauf hingcwiesen worden ist, daß dcr kriegerische Enthusias mus bei uns längst verflogen ist, so muß heute con- statirt werde», daß sich iu allen Kreisen die Urderzeugung Bahn bricht, daß dieser kritiichcn Lage bald nach der cincn, oder der anderen Richtung hin in radikaler Weise ein Ende gemacht werden müsse, wenn nicht Folgen heraufbeschworen werden sollen, die Rußland für Jahre hinaus in wirthschaftlichcr und socialer Beziehung die tiefsten Wunden schlagen würden. Im Sinne der Uner träglichkeit dieser Sachlage lauten auch die neuesten Instructionen, welche dem General Jgnaticw cr- theilt wordcn sind. General Jgnaticw wuroc angewie sen, bei Aufrechthaltung des Einvernehmens mit den Consercnzdelcgirten in entschiedener Weise auf eine bal dige Lösung zu dringen und den türkischen Ministern begreiflich zu machen, daß Rußland, an der äußersten Grenze seiner Mäßigung bei der Verwendung für fremde Interessen angelangt, nunmehr im eigenen Interesse eine klare und deutliche Sprache fordern müsse. Das russische Cabinet wünscht die Erhaltung des Friedens, wenn ein solcher auf Grundlagen möglich ist, die für dessen Dauerhaftigkeit sprechen. Bei Verweigerung sol cher Grundlagen werde Rußland auf eine Bahn gedrängt, die, einmal betreten, Cousequenzen von unberechenbarer Tragweite nach sich ziehen würde. Ragusa, >1. Januar. Man telegraphirt der„Pr.": Der Nothstand in Montenegro ist ein unbeschreib licher. Vorgestern starben 10 Personen in Cetinjc aui Hungertyphus. In der Nahia der Wassojewitschi, zu nächst der albanesijchcn Grenze, herrscht ebenfalls eine verheerende Epidemie. Der Senator Plamcnac erhielt den Auftrag, in Wien wie in St. Petersburg darüber zu berichten und um materielle Unterstützung zu bitten. Belgrad, 11. Januar. Ein Telegramm dcr„Pr." meldet: Die Beurlaubungen in der Armee werden im größten Maßstabe fortgesetzt. — Die Skupschtina ist nickt, wie mehrfach gemeldet wurde, auf den N. Januar, sondern aus den 24. Juni einberufen. (Nach einer Semliner Depesche in russischen Blättern gilt die Verschiebung des Zusammentritts drr Skupschtina als kriegerisches Symptom, weil die jetzige Regierung ein Votum der Volksvertreter vermeiden will, welches für den Absckluß des Friedens mit der Pforte abgegeben werden könnte. Der ständige Ausschuß dcr Skupschtina besitzt übrigens bis zur Beendigung des Krieges alle Vollmachten der Nationalversammlung.) Tagesgrschichte. * Berlin, 1t. Januar. Unserm Landtage wird, wie die ,,N. Pr. Z." heute meldet, u. A. auch der Plan in Betreff einer andern Einrichtung dcs Zeughauses wieder vorgclegt werden, jedoch nicht mit dec Bezeichnung einer „preußischen Ruhmeshalle'. — Wie die „Post" hört, werden am nächsten Sonnabend hier Confcrcnzcn von Vertretern des Handels und dcr Industrie über die Eisenbahntarif frage stattfinden. Die Verhand lungen und Beschlüsse dieser Confer.nzcn sollen dann Bei Gustav v. Moser und Julius Rosen war der Fall minder günstig, nämlich gerade umgekehrt. Wenn man an das moderne, schwankartige Lustspiel nur die Anforderrngrn dcS ncuheiidürstigen Repertoires und dcs flüchtig erheiternden Trivialgenusses stellt, so sind beide Autoren für sich betrachtet famose Theater latente, die dem täglichen Bedürfnisse manches erbauliche Opfer mit Erfolg gebracht haben. Doch ihre Begabung ist leider ungemein ähnlich. Beide haben drastische Einfälle, vcrwerthen die Einzelzüge der Wirklichkeit ohne Rücksicht auf Wahrscheinlichkeit, suchen den Effect fast lediglich in dcr Situationskomik und im Mißver ständnisse, haben, gelind ausgrdrückt, cincn sehr abge härteten, durch Nichts zu erschreckenden Geschmack und schreiben einen muntern, frischen Dialog, der niemals geistig fein ausgcarbeitet ist, sich aber desto zwangloser nach dem Bedürfnisse der Scene richten kann, da nir gends auf Charakteristik losgearbeitet wird. Dagegen wimmelt es bei beiden erfindungskecken Verfassern an schauspielerisch dankbaren Caricaturgestalten, vom schlecht erzogenen Backfisch und knabenhaften Gecken bis zur verschrobenen Matrone und zum invaliden Commerzien- rath. Die Personen handeln und reden nicht, wie es natürlich ist, sondern wie es gebraucht wird, um die Action zur Reife und das Publicum zum Lachen zu bringen. So sah man bei niedergerissenen Schranken und Gesetzen der echten Kunst sich viele sogenannte Lustspiele Wohlgemuth über die deutsche Bühne tummeln, und in den harmlosen Fällen betheiligten sich die Besten im Publicum gern an leichten Erheiterungen, wie sic die Bitternisse der Wirklichkeit alS Gegensatz verlangen. WaS die Talente von Moser und Rosen unterscheidet, ist hier minder wesentlich; eS konnte beim Compagnie- geickDt wenig Hilfe leisten. Dagegen haben sich wohl die beiden Arbeiter durch ihre wahlverwandten ober ¬ flächlichen Ansichten in Bezug auf die edleren Anforde rungen des Lustspiels bestärkt. Mit erhöhtem Muth, die Wahrheit der Charaktere, die realistische Lebens natürlichkeit der Handlung, den sittlichen, selbst für das heiterste Stück nöthigen Halt zu vernachlässigen, haben sie eine viel schwächere Leistung zusammengebracht, als wir sonst von jedem Einzelnen zu empfangen gewohnt sind. Auch die Situationsscherze und die Einfälle im Geplauder sind viel matter, als gewöhnlich, Keiner hat cs dem Andern nach irgend einer Seite hin zuvorthun wollen — in der That eine freundschaftliche Bescheiden heit, eine „hohe Schule" der Selbstaufopferung, die uns thcucr zu stehen kommt. Das durch lauter musivisch zusammengebautc Einzel heiten lang und ermüdend hingczogene Stück hat keine übersichtlich erzählbare Handlung. Der fragwürdige Humor besteht hauptsächlich darin, daß die menschliche Gesellschaft niedriger dargrstcllt wird, als sie wirklich ist, und daß sich eine Anzahl von Personen entweder durch Einfalt, oder gemeine Gesinnung compromittiren muß. Eine Frau Konstanze Zimmer, die von Fräul. Gui - nand mit dankenswerthcr di-cretcr Mäßigung gespult wurde, führt eigentlich die „hohe Schule' auf, indem sie mit jedem wohlgekleideten kräftigen jungen Manne ein Verhältnis in aufdringlichster Weise anfängt, wobci ihre heuchlerische Coquetteric ihren Gatten so dressirt hat, daß er dabei stehen kann, ohne die Schandbarkeit zu merken. Er ist freilich ungewöhnlich dumm, aber im mer doch ein anständiger Mann, und es fällt den Auto ren nicht ein, die Buhlerin, deren Methode ohne er heiternden Esprit ist, im Verlaufe de-Stückes moralisch »u züchtigen. Hr. Engelhardt spielte den Gatten, der sein gewaltiges Gehörn beim Gehen am Kopfe zurück- legen muß, um nicht überall hängen zu »leiben, mit Uebertreibung, wozu sich noch die Wiederkehr eines un anständigen Mundgcräuschcs peinlich gesellte. Wir markiren dies wie früher die Einfachheit dieses Künstlers. Im Uebrigen wurde das von Hrn. Marcks tüchtig inscenirte Stück gut und fleißig dargrstcllt, mit großer Dclicatesse auch von Frau Bayer, die ciue Wittwe, eine geschwätzige harmlose Gelegenheitsmacherin gab, welche sich schließlich auch noch in alberner Weise ver liebt. Sehr hübsch charakterisier Hr. Koberstein einen Notar. Das kleine Ballet „Eine Tänzerin auf Reisen" wurde srhr munter ausgeführt Hr. Köller hatte es arrangnt, und die Solotänzerinnen Frl. Zink und Aichwald zeigten darin wieder ihren soliden Fleiß, so wie denn im ganzen Balletcorps frische Lust und Liebe zur Sache wohlthuend hcrvortratcn und eine verdiente frcuneliche Aufnahme beim zahlreichen Publicum sanden. Otto Banck. AuS dem wirklichen Leben deS Diogenes. (Fortsetzung zu Nr. 8.) Es ist bekannt, wie Sokrates, der damals noch gar nicht lange aus dem Leben geschieden war, seine weisen Lehren über Tugend, Enthaltsamkeit, Bedürfnißlostgkeit und Abhärtung aufgrslellt und sie im praktischen Leben bcthätigt hatte. Er ließ bei seinem Austritte aus dem Leben eine Menge Schüler zurück, die, wie daS gewöhn lich ist, sich in sein geistige- Erbe lheilten und' seine Lehre in einseitiger Weise fortbildetcn, jeder nach seiner Individualität. Unter ihnen war Antisthenes, ein blut armer Schelm von dunkler Abkunft, dcr früher aus eigene Faust philosopbirt und sich erst später dem Sp- krates angrschlossen hatte. Dieser ist der eigentliche Stifter der cynischen Serie; er lehrte eine strenge Ab härtung und die Verachtung aller Bequemlichkeiten eine-
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