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Dresdner Journal : 12.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187701127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-01
- Tag 1877-01-12
-
Monat
1877-01
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 12.01.1877
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18-7. .nnläg Pen iS Januar. Ad»»ae»e»t»prol»: » U»»,«, Lrtcd«: HUrrtiod: . . IS Klerk. K -LdrUod: 4 K»rk LV kk kioreIn»Xiu»m«ro: IO?t. Lu»>«rL»td üeL äou^ctlsa Nsiod«» tritt ?o,t- uoä 8tewp«lru»etllÄ^ tüoru. Iu»«r»te»prel«e: kLr kt^uw «io«r ^patteneo petitrvils 2V kk. Vuter „Liüxvstwtlt" äiv 2ei>8 LV kk. Lrsvlieluell: iLKliek wit ^uiuLkms äer 8oiia- uo6 kvi«rt»8» ^tx>o<1» kllr 6eu kol^vLäea ^»8 DrrMerÄurnal. Verantwortlicher Nedactenr: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. In>wrlt1t>naunnduw »»»«Lrt«: Letpii? : » /1><r,it/x1ctter, 6omn>i»«iooLr Oreückner.lourn»!»; N-euldurx Lerlm-V>ell.l.»ii>rlx LL,«I-Lr«,lLll-rr>ulIlturl ». N.: ^aa«c»il>1c/n L I'nA/--r / S«rUll VioLSrrwdur^ kr»8-I,«jp»jx rr»vkkurl». H. Höuok«u: N«rUn: L /»ru/itterKka»«!:,' Lr«m«r»' /?. Lr««Iau i V/. Uüi vitu,' VLim it- : krimklurl ». N.: Ol>. ,/ukAe»'«clis u. O. //kr^mttioi'svl!» Nuclid./ vörUl«: /»!'- /> / »»Luovur: 6' Xc/i^r^/cr, k»ri«-L<-rIm-?r»ntikurt ». H. Sluttx»rt: L (?u./ SLmdurx: /i7c«</</«>«/ Vie» ^t/ ///.'. N«>» ausxedei': Küui^I. tixpvrtilion ttv» Orvüllner Journals, Oresckvu, /.«'inxLrutlre»»» Xo. 2V. Amtlicher Theil. Dresden, 5. Januar. Stine Majestät der König hat geruht, dem Professor Heinrich Eduard Lamprecht zu Chemnitz das Ritterkreuz I. Classe des Verdienst ordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. u c b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Frage. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Danzig. Stutt* gart. Prag. Bern. Bukarest. Kalkutta. New-Uork.) Ernennungen. Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Sächsische ReichStagSwahlen Vermischte-. Statistik und BolkSwirthschaft EingrsandteS. Börsennachrichtrn. Telegraphische WitterungSberichte. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. TelegraphMe Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 11. Januar, Vormit- tagt. (W. T. B.) Ueber die Resultate der gestrigen Reichstagtwahlen liegen bis jetzt folgende Mit- theiluugen vor: In Hamburg wnrbr im d Wahlkreise MSrmg (national), im 2. Wahlkreise Bauer (liberal) gewählt. In Elberfeld findet Stichwahl zwischen Hasselmann (Sorialdemokrat) und Prell Statt. In Dortmund ist voraussichtlich Berger gewählt. In Königsberg i. Pr. findet Stichwahl zwischen Dickert (Fortschritt) und Hoffmann (national) Statt. In München I. erhielt Frhr. v. Stauffenberg 77 l8 Stimmen; in München II. findet Stichwahl Statt zwischen Maffei, welcher 7448, und Westermeyer, welcher 4804 Stimmen erhielt. In Straßburg i. E. wurde Bergmann (Autouomist) gc> wählt. In Altona ist die Wahl Hasenclevcr's ge sichert. In Hannover findet Stichwahl zwischen dem Senator Wülbern und dem Geh. Rath Brüel Statt. In Breslau finden Stichwahlen zwischen t)r. Lasker und Bäthke (Socialist), sowie zwischen l>r. Hänel und Kracker (Socialist) Statt. In Köln wurde Schenk (clerical) gewählt. In Bremen erhielt Mosle >2.329, Frick 6760 Stimmen. In Leipzig (Ltadt) fielen 10,776 Stimmen auf Stephani und 1757 Stimmen auf l)r. Hänel. (Vgl. umstehend unsere vorläufigen Mitthrilungcn über die Resultate der sächsischen Rcichs- tagswahlcu. D. Ned.) Versailles, Mittwoch, 10. Januar, Abends. >W. T. B.) Der Senat hat heute den bisherigen Präsidenten, Herzog v. Audiffret - PaSquier wie- dergewählt. Zu Licepräfidenten wurden die Se natoren de Ladmirault, de Kerdrel, Duclerc und Graf Rampon gewählt. Die bisherigen Serre- täre und Quästoren wurden sammtlick wieder- gewählt. Konstantinopel, Mittwoch, 10. Januar, AbendS. (W. T. B.) Der türkische Miaisterratb faßte heute Beschluß über die von den türkischen Drlegirten in der morgenden Sitzung der Con- frrenz abzugebende Erklärung. Voraussichtlich wird also morgen die DiScusfion fortgesetzt werden. Der englische Botschafter, Sir H. Elliot, hatte heute Audienz beim Sultan. Konstantinopel, Mittwoch. 10. Januar. (Tel. d. Pslit. Corr.) Der von der rumänischen Regierung der Pforte zugekommene Protest gegen die Artikel 1, 7 und 8 der türkischen Verfassung ist nicht wirkungslos geblieben. In einem dieser Tage adgehaltenrn Ministcrrathe wurde beschlossen, der rumänischen Regierung eine vfficielle Inter- pretation der von idr anstößig befundenen Ber- fassungSartikel zu liefern, welche alle ihre Scruvel über daS künftige staatsrechtliche Verbältniß Ru- mänienS zur Türkei gründlich zu beseitigen geeig net ist. Durch diese Satisfaction hofft die Pforte, den ganzen, ihr unliebsamen Zwischenfall mit Ru mänien als erledigt betrachten zu dürfen. Konstantinopel, Mittwoch, 10. Januar, Abend». (W. T. B.) Die „Turquie" meldet, daß die Pforte, nachdem die rumänische Regierung Einsprache gegen die Artikel 1, 7 und 8 der tür kischen Verfassung erhoben halte, sich beeilte, offf- ciell zu erklären, daß die türkische Verfassung le diglich innere Angelegenheiten betreffe und durch aus nicht gegen die durch internationale Verträge garantirten Rechte der Fürstrnthümer gerichtet sei. Bukarest, Mittwoch, 10. Januar. (Corr.- Bur) Die Pforte hat die Berechtigung der ru mänischen Regierung zu dem Proteste gegen die Artikel 1, 7 und 8 der türkischen Verfassung an- erkannt und sich zur Gcnugthuung bereit erklärt. Ncw-OrlcanS, Mittwoch, 10. Januar, (W. T. B.) Der Oberbefehlshaber der hier sta- tiouirten BnndcStruppcn hat eine Depesche des KriegSministcrS erhalten, in welcher ihm der Bc- fehl ertheilt wird, die Volksmenge um den StaatS- palast, in welchem sich die republikanische Legis latur befindet, zu zerstreuen. Die Ruhe ist noch nicht gestört, da die Milizen der demokratischen Partei dir Straßen gesäubert haben. Beide Le gislaturen haben Mitglieder für den Senat in Washington gewählt. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Jur orientalischen /rage. * Wien, lO. Januar. In Sachen der Confcrcnz schreibt heute die halbamtliche „W.Abdp." an der Spitze ihres Tagesberichtes: Wir habe» erst kürzlich hervorge- hoben, daß die letzten Melsungen auS Konstantino pel die Möglichkeit einer friedlichen Verständigung in den Vordergrund treten lassen, und können heute con- statiren, daß der Verlauf der am 8. d. Mts. abgchal- tencn Cvnferenzsitznng auch in den uns heute vorliegen den Blättern als ein den Friedenshoffnungen günstiger betrachtet wird. In diesem Sinne wird z. B. aus Paris der „Jndöpendance belgc" unter dem 8. d. M. telegra phisch gemeldet: „Die im Ministerium des Aenßern, sowie bei den Botschaften Rußlands und der Türkei eingchvlten Informationen stellen alle eine, wenn auch nicht sofortige, doch in nicht ferner Zeit bevorstehende friedliche Lösung der orientalischen Krisis in Aussicht." — Die „Pr." bemerkt Folgendes: Die Conferenz ist nach manchen Fährlichkeiten endlich wieder bei der An- drassy'schen Rote angelangt, deren Reformvorschläge übrigens, wie bekannt, durch Jradeh Abdul Aziz' vom 23. Februar vor. I. bereits von der Türkei acceptirt worden sind. Die türkischen Drlegirten ließen schon letzten Montag durchblicken, daß sie auf Grnnd der Decembcrnote sich zu einer Discussion herbeilassen würden; die auf heute anberaumte Sitzung der Con- ferenz wurde auf Ansuchen der Türkei in der That auf morgen vertagt, um ihnen Zeit zu geben, einen neuen Reformcntwurf, der sich an die Vorschläge un seres Ministers des Auswärtigen anlehnen soll, aus- zuarbeitcn und der Conferenz vorzulegen. Entgegen kommender können die Delegirten schon gar nicht sein, als daß sie hinter das ganze verstossene Jahr zurück- geheu und Reformprojectc noch einmal zur Discussion stellen, welche die Pforte bereits in feierlicher Weise angenommen hat. Man wird nun abzuwarten haben, wie das neue Elaborat der Pfortendelcgirten aussieht. Dre Stimmung der Confcrcnzbevollmächtigtcn ist, wie ein heutiges Telegramm aus Konstantinopel besagt, eine versöhnliche.— Einem Telegramm der „N. fr. Pr." aus Pera zufchge schlägt die Türkei ein Compromiß vor, bei wel- chm man sich beiderseits auf halbem Wege cntgcgen- kämc. Sie schlägt vor, es solle anerkannt werden, daß die Provinzen Bulgarien, Bosnien und die Herzegowina in dem Rahmen der neuen türkischen Verfassung ver bleiben, während die Pforte einer ausländischen Com mission die Ucberwachung der gewissenhaften Ausfüh rung der Verfassung in jenen drei Provinzen gestatten wolle. Dann wäre das Arrangement, wie es im Liba non ausgeführt wurde, in größerer Auflage copiA. Die Türkei hätte dabei die Würde ihrer eigenen Initiative gewahrt. * St. Petersburg, 7. Januar. Die letzten Nach richten über das Befinden des Obercommandirenden der Südarmcc, des Großfürsten Nikolaus Nikolaje witsch des Acltern, lauten wieder weniger günstig. Es haben sich bei demselben neuerdings Symptome einge stellt, welche auf einen gastrischen Zustand Hinweisen. Vorgestern hatte Sc. k. k. Hoheit spasmodischc Schmerzen unter der Herzgrube, die jedoch bald den angewandten Mitteln wichen. Das Allgemeinbefinden war gestern vechältnißmäßig gut. — Der italienische Militär- agent bei dem Obercommandirenden der activen Armee ist in Kischencw verstorben. Der Stab der Armee erwies beim Begräbniß die militärischen Honneurs. Eine große Volksmenge hatte sich versammelt, um das Andenken des dahingeschiedcnen Ausländers zu ehren. Der Stabschef folgte dem Sarge zu Fuß, nach ihm die übrigen Chargen des Stabes. * St. Petersburg, 10. Januar. Die neueste „Polit. Corr." erhält von ihrem hiesigen Berichterstatter nachstehendes Telegramm: Um die andauernd in der ausländischen Presse über den angeblich so ungünstigen Gesundheitszustand bei her activen Südarmcc verbreiteten Angaben auf ihren richtigen Werth zurück- zufnhrcn, sei nach officicllen Ziffern constatirt, daß laut Rapporten, die bis zum heutigen Tage hier eingelangt sind, die Gesammtzahl der Kranken bei der Südarmee !40l beträgt, was 0,7ü Proccnt der Gesammtstärke gleichkommt. Epidemische Krankheiten sind gar nicht vorhanden, und ist das Krankenprocent bei den einzel nen Divisionen durchschnittlich unter 1. * Bukarest, 7. Januar. Einem Schreiben, welches der neuesten „Polit. Corr." von hier zugeht, entnehmen wir Folgendes: Es ist Thatsachc, daß Rumänien gegen einzelne Artikel der türkischen Vcrfassnng Protest er hebt und diesem Proteste dadurch Nachdruck zu geben versucht, daß cs seine concentrirtc Armee von 30,000 auf 60,000 Mann erhöht. Die Ordre hierfür ist be reits ergangen, wenn auch in der minder auffälligen Form, daß dir Bcnrlanbung der Reservisten und Do- robanze» von gestern an eingestellt und die bereits be urlaubte Mannschaft dieser Corps wieder einberufcn worden ist, während gleichzeitig auch das diesjährige, Feuilletow Rrdi-irt von 12ttv Banck. Das Concert der fürstl. hobenzollernschen Kammer- virtuosin Fräulein Marie Wieck zum Besten der „Friedrich Wieck-Stiftung" am 10. Januar hatte ein zahlreiches und überaus dankbares Publicum im Saale des „Hotel de Saxe" versammelt. Das Programm bot zunächst eine von der Concertgeberin und Herrn Kam mermusikus F. Böckmann executirte Sonate für Pia nosorte und Violoncell von Saint-Säens, deren Be kanntschaft nns bereits während der vorletzten Saison in einem Productionsabende des „Tonkünstlervercins" durch die Herren Grützmacher und Heß vermittelt wurde. Leider gelangte dieses Mal dir bedeutsame Arbeit des talentvollen französischen Componisien nicht zu der ihrem Inhalte entsprechenden Wirkung, wobei wir indessen gern den Umstand in Erwägung ziehen wollen, daß den beiden Ausführendcn die Uebung des Zusammenspiels abgehen dürfte. Mit dem ersichtlichen Bemühen, dem Geiste der Compositivn gerecht zu werden, brachte Frl. Wieck den Schumann'schen „Carneval" zum Vortrag. Einzelnes glückte sehr wohl, nicht so der keck - phan tastische Zug, sowie die plastisch-charakteristische Ge staltung der Tondichtung. Dabei ergab sich durch das dominirende Streben nach correcter Wiedergabe ein mit den portischen Intentionen Schumann's in der pianisti« scheu Reproduction nicht zusammengchendrr Eindruck. I» einem günstigern Lichte zeigte sich das technisch- solide Können der Concertgeberin in drei kleinern Piöccn von I. W. Häßler (1747—1822), Rubinstein und Schumann. Hr. Böckmann spielte außerdem drei Solostücke für Violoncell von Volkmann, Popper und Servais mit schönem Ton und virtuosem Aplomb. - Die Gesangsnummcrn hatte Fräul. Adelaide v. Gott- berg übernommen. Die Wahl einer Arie aus den „Hugenotten" verdient, weil für den Conccrtsaal ge radezu unpassend, ernstlich gerügt zu werden. Um so angenehmer überraschte die junge Dame durch zwei Lie der von Jensen und ein solches von Kirchner, welche nicht nur ihrem Geschmack zur Ehre gereichten, sondern auch die fleißigen Studien, den Stimmwohllaut, sowie die wahre und warme Empfindung der Sängerin be kundeten. Die Begleitung am Clavier besorgte Herr Engen Krantz. R. Gthr. AuS dem wirklichen Leben des Diogenes. Ein jüngerer nicht eben vorzüglicher Schriftsteller, Diogenes von Lacrta (einer cilicischen Stadt) welcher ungefähr im 3. Jahrhundert n. Chr. lebte, hat eine philosophische Geschichte von Leben, Meinungen und Aussprüchen der in der Philosophie bis zu seiner Zeit berühmten Männer, ein Werk in 10 Büchern, hinter- lassen. Mehr durch interessanten Stoff, als dnrch gute Darstellung bedeutend, verweilt es auch bei dem großen früheren Namensvetter, Diogenes von Sinope und ein Berichterstatter der „Schles. Ztg." stellt daraus ein fesselndes Zeit- und Portraitbilv zusammen, das wir hier in seinem wesentlichsten Theil unseren Lesern mit- theilrn wollen. Der Verfasser (A. K.) hebt hervor, daß cs unter den Philosophen neben sittlichen Charakteren stets eine ziemliche Anzahl von anrüchigen Größen, ja von Schwind lern, Phantasten und Hanswürsten gegeben habe. Als ein Musterbild der beiden letzteren Gattungen kann der bcrübmte Stifter der cynischen Secte gelten, der in einem Fasse wohnte und einst den großen Alexander bat, ihm aus der Sonne zu treten. Wer kennt nicht die zahlreichen Anekdoten, die Gemeingut oes menschlichen Witzes geworden sind? — Als Dio genes einen Menschen ungeschickt nach dem Ziele werfen sah, setzte er sich nahe hinzu, indem er jagte: „Damit mich Jener nicht treffe!" — Als Diogenes ein Weib an einem Baume hängen sah, rief er aus: „O, möch ten koch alle Bäume solche Früchte tragen." — Als Diogenes einen Jungen Steine nach dem Galgen wer fen sah, sagte er: „Bravo, mein Sohn, Du wirst ihn nicht verfehlen." — Als Diogenes — doch schon gut — wir kennen sic. — Es giebt eine ganze Anzahl von solchen anständigen Anekdoten, die in den Unterhal- haltungsbüchcrn umlaufen. Sie sind sämmtlich aus Diogenes von Laerte entlehnt, bei welchem man noch viele andere und zum Theil sehr charakteristische finden wird. Von dem eigentlichen Charakter dieses sonder baren Kauzes bekommt man dabei aber schwerlich einen richtigen Begriff. Man weiß nicht, was man ans ihm machen soll, ob mehr einen Schwärmer, einen Narren oder einen schlauen Betrüger. Es steckt von Allem diesen etwas in unserem Manne. Er gehört zu den zusammengesetzten Charakteren. Diogenes gericth auf sonderbare Weise unter die atyemschen Philosophen — nämlich als landesflüchtiger Betrüger und Falschmünzer. Die Geschichte ist interessant. Im Lande Paphlagon en, das wegen der Dummheit seiner Bewohner sprichwörtlich geworden, liegt, wie noch heute, auf der nördlichsten, weit vorspringenden Spitze Kleinasiens die uralte See- und Handelsstadt Sinope, ursprünglich nichtgriechiicher Stiftung, später zu ver schiedenen Zeiten durch griechische Zuwanderer colvnistrt. schon ziemlich gut einexercirte Rccrutcncontingent unter den Fahnen behalten wird. Pera, 9. Januar. Die „Köln. Ztg." bringt nach stehendes Telegramm: Man hält hier auch in officiellcn Kreisen noch immer die Friede ns Hoffnungen auf recht. Der Minister des Auswärtigen, Savfet Pascha, mit dem ich heute eine Unterredung hatte, äußerle sich ungefähr wörtlich: „Ich habe Ihnen schon früher mitgetheilt, daß wir nur dann zum Schwerte greifen würden, wenn cs gilt, uns nnsercr Haut zu wehren. Wir wünschen den Frieden von ganzem Herzen und geben die Hoffnung auf die Erhaltung desselben noch nicht auf. Wir wollen hoffen, daß die Groß mächte uns nicht in eine Lage zu versetzen suchen, auf welche wir nicht eingehcn können, sondern ihre zu hoch geschraubten Forderungen einiger Maßen hcrabstimmen." Von der nächsten Confcrcnz ist noch kein entscheidendes Ergebniß zu erwarten; cs werden voraussichtlich nock- einige Sitzungen Statt finden. Das Gerücht über ein von den Mächten vorbereitetes Ultimatum an die Pforte entbehrt der Begründung. — Ein anderer Korrespondent des rheinischen Blat tes telcgraphirt: Die gestrige sechste Sitzung der Con- ferenz ergab nutzlose Forderungen der Türken, welche damit begannen, die Abweichung der Conferenzpröjecte von der englischen Consercnzbasis zu betonen. Sie be merkten zugleich, daß sic weder das Berliner Memoran dum, noch die Note Andrassy's gelesen hätten. In der Garantienfrage schlugen sie eine aus Ottomanen be stehende Commission zur Ucberwachung vor, und als dies verworfen wurde, eine Coujularcommission zur Einführung der Verfassung, was ebenfalls verworfen wurde; auf eine Discussion des Projectcs wollten sie nicht eingehcn. Es entspann sich demnächst ein Streit zwischen Jgnaticw und Elliot, weil Letzterer versäumt habe, die Türken über die Bedeutung des Begriffs der Bulgarei anfzuklären. Die Türken setzten die Bulgare! nur nördlich vom Balkan; Salisbury wurde darüber ungeduldig. Die siebente Sitzung findet Donnerstag Statt. Niemand erwartet ein günstiges Resultat. Sa lisbury hat ein Lloydschiff gemiethct; der deutsche Bot schafter benutzt vielleicht die „Pommerania". — Fürst Ghika überreichte am Sonnabcud an Savfet Pascha einen Protest Joncscu's gegen den siebenten Artikel der neuen Verfassung, welchen er eine schwere Ver letzung der mit Rumänien abgeschlossenen Verträge nannte. Rnmänien sei niemals eine privilegirte „Pro vinz" gewesen, auch seien die Rumänen niemals als vttomanischc Unterthancn bezeichnet worden. Auf die Pforte falle die ganze Verantwortlichkeit. Cagesgeschichtc. Dresden, ll. Januar. In den Paradesälen der II. Etage des k. Residenzschlosscs hat gestern Abend der erste diesjährige große Hofball stattgefundcn. Vor Beginn desselben halten Ihre königlichen Majestäten und Ihre königl. Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Georg die Vorstellung zahlreich angcmcldeter fremder und einheimischer Damen und Herren anzunehmen geruht. Gegen 9 Uhr ebschicnen Ihre Majestäten, begleitet von Ihrer kaiserlich königl Hoheit der Erzherzogin Antoinette, Prinzessin von Toscana, Ihren königl. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Georg und Sr. Ho heit dem Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg- Schwerin. im Ballsaale, hielten daselbst eine Zeit lang Cercle, worauf gegen '^lO Uhr der Tanz begann. An der Polonaise nahmen die allerhöchsten und höchsten Herrschastcn Theil wie folgt: Ihre Majestät die Königin mit Sr. Hoheit dem Herzoge Johann Albrecht von Mecklenburg, Se. Majestät der König mit Ihrer kaiserl. königl. Hoh it der Erzbcrzogin Antoinette, Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Georg mit dem kaiserl. russischen Gesandten Geh. Ralh v. Kotzebue, Sc. königl. Hoheit der Prinz Georg mit der Gemahlin des kaiserl. Sic galt als griechische Stadt. Hier lebte Hikcsias, de^ Vater unseres Helten, der um 4lO v. Chr., also in der letzten Hälfte des peloponncsischcn Krieges, acboren sein dürfte. Hikcsias hatte den „öffentlichen Tisch" (wir würden sagen die Bank) von Sinope, war also eilt richtiger Trapezii oder Bankier und officiellcr Geld Wechsler der Regierung seiner Stadt. Wie alle griechi schen Frcistädtc, schlug diele ihre eigenen Münzen, nnd deshalb stimmt es ganz wohl, wenn andere den Diogenes oder seinen Vater zum Münzwardein von Sinope machen oder die schmutzige Sache Beiden zur Last legen. Diogenes soll zugleich mit seinem Vater geflohen und umhergcirrt scin. Er war also bereits Kompagnon desselben. Der schmutzige Handel fällt etwa 390—380 v. Chr., in wel cher Zeit Diogenes scin Domizil in Athen nahm. Die griechischen Finanzgiößcn waren, eben so wenig wie die heutigen, wegen übermäßiger Gewissenhaftigkeit be rühmt. Die athenische Republik prunkte mit den Namen der beiden ehrlichen Staatsmänner Aristides nnd Ly- kurgos — der Rest war Schweigen. Wenn also Hikcsias und Sohn die stnopischc Münze fälschten, so wird man nicht übermäßiges Aufheben da von machen dürfen. Hikcsias war aber zugleich ein frommer Mann. Seine „Künstler", d. h. die Münz- arbcitcr, sollen ihn auf den Gedanken gebracht und ihn aufgcfordert haben, zuvor den Apollo zu Delphi oder DeloS zu befragen, „ob er thun solle, wozu er auf gefordert sei." Eine sehr geschcidtc Falle, um den Gott zu fangen. Man würde Bedenken tragen, diese Ge- sck ichte zu glauben, wenn nicht Herodot von ähnlichen und zwar hochansehnlichen Ehrenmännern erzählte, die nach Delphi gingen und den Apollo ganz naiv befrag ten, ob es erlaubt sei, einen von einem Gastfreunde bei ihnen hinterlegten Schatz abzuschwören. Apollo sagte damals ja, aber Hikcsias und Sohn wurden er»
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