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Dresdner Journal : 12.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187704128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-04
- Tag 1877-04-12
-
Monat
1877-04
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 12.04.1877
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^2. Donnerstag, den t?. April. 1877 l» U»»,« >Lt»rtiot>: . . 18 l-s»krlu»k! 4»tvk KOkk. Humwüln 10 ?t. L»—rd»Id d« dsottvkso ktsict»«« tritt ?o«t- and 8t«iop«t»o»<!kl»tk tuoiL lL»«r»te»pr«l»«r kAr «1«» it»mlll «chor ^«paltsosa ketittsils SO kk. Vvt»r „ Liv»«»«uidt" dis ^sils KO kk. Krsodeiae»: li^tioU lait ^»»oitUw« der 8oru>- oad k'sisrt»^« Fbsod» fiir dsa fol^ssdeo DrtÄilmMmml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. losc-rstt-iucouslioi« »u»«Lrr>,r Lstpii^ : >> Lra«d»tetter, Lowrni^ionLr ds« Dresdner douriucls; U»»>d«r, 8,rM»-Vl»o-I.«ipitss » ».: //a»»e«»te»»» L i^oAisr, SirUa Visa 8»mdar, kr»U -I.«tp»t^-knulkturt ». N. NLned«»! aV»««e , SsrU»: S. , /»vdiide-tdant, Srsmss: >>. LcÄotte, Lr««I»u i /,. LtanAen'« ttüresu,- vdsmiiU-: />> ^o,At, kr»»^kart ». N.: Ft. ckaeA^xeli« a. d. </. //errma»»»»'»otle ünobd., ÜSrUt, /»v - D., Usovovur: t,'. , ksri» -L»rUa-rr»LktLrt ». H. -»lotl^,rt l I-a««de L t,'o , Uswdur?: B ^7«ttdA«n, Vi«ii UerLnsxeker: Lüvi^t. Lipvditiov des Dresdner dournnl», Dresden, /vio^vrstrusse Ho. 20. Amtlicher Scheil. Bekanntmachung. In Folge Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte ist Gustav Kramer in Chemnitz der von ihm zeither bekleideten Armier der Advokatur und des Notariats verlustig geworden, was nach K 75 der Advokatenord nung vom 3. Juni 1859 und tz 89 der Notariatsord nung von demselben Tage hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, am 5. April 1877. Ministerium der Justiz. Abeken- Papsdorf. MilillMlMcher Theil Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 11. April, Nachmittags (Tel. d. Dresdn. Journ.) Durch kaiserliche Ordre vom gestrige» Lage ist der Reichskanzler Fürst Bitmarck bis August beurlaubt worden. Seine Vertretung erfolgt, analog der früheren Vertretung bei der Beurlaubung im Jahre 1872, in inneren ReichSangelrgenheiten durch den Präsidenten deS ReichtkanzleramtS Hofmann, in auswärtigen RcichS- angelegenhciten durch den StaatSsecretär v Bülow und in preußischen Angelegenheiten durch den Vice- Präsidenten deS Staatsministeriums Camphausen. Der Kaiser behält sich vor, den Rath deS Reichs kanzlers auch während deS Urlaubes desselben ein- zuholen. In der heutigen Sitzung deS Reichstags ge langte nachstehendes Schreiben deS Reichskanzlers Kürsten BiSmarck zur Verlesung: Berlin, l l. April. Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich ergebenst zu benachrichtigen, daß der Zustauo meiner Gesundheit mir zu meinem lebhaften Bedauern nicht gestattet, mich an den bevorstehenden Verhandlungen des Reichstags zu betheiligen. Behufs meiner Wiederherstellung hat Se. Majestät der Kaiser die Gnade gehabt, mir Urlaub zu crtheilen, und genehmigt, daß während der Dauer desselben meine Vertretung im Hause bezüglich der inneren Angelegenheiten des Reiches von dem Präsi denten des Reicyskanzleramts, bezüglich der auswärtigen von dem StaatSsecretär v. Bülow übernommen werde. Der Aba. vr Hänel wünscht, daß dieses Schrei- den gedruckt vertheilt und zum Gegenstände der Berathung in einer der nächsten Sitzungen ge macht werde. Der Präsident v Forckenbeck ver- weist auf den Präcedenzfall vom 17. Mai 1872. Damals sei eine weitere Erörterung daran nicht geknüvft worden. Da- Schreiben werde selbstver ständlich gedruckt und vertheilt werden. Der An trag, dasselbe zur Debatte zu stellen, sei gemäß der Geschäftsordnung durchaus zulässig. London, Mittwoch, 11. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Auf heute ist rin Cabinetsrath anberaumt worden. Die „TimrS" erörtert die möglichen Folgen der Ablehnung der russischen Forderungen durch die Türkei und glaubt das Schlimmste befürchten zu müssen, wenn die Streitfrage eine lediglich russisch- türkische bleibe. AlS einzige Hoffnung auf das Aufgeben oder auf die Verschiebung einer kriege rischen Politik müsse der Einfluß anderer, beson ders der continentalen Mächte auf die russische Regierung betrachtet werden. Feuilleton. Rcdigirt von Otto Banck. K. Hoftheater- — Neustadt. — Am 10. April: „Die Grille", ländliches Charakterbild in fünf Acten, mit thcilweiser Benutzung einer Erzählung von George Sand, von Charlotte Birch-Peiffer. (Frau Nie mann-Raabe vom k. Hoftheater in Berlin als Gast.) Trotz der schon ungünstigen Theaterjahreszeit mit dem zu günstigen Frühlingswetter war doch das Theater ungemein gefüllt und der Erfolg des Gastes ein vor- züglicher. Die für eine andere Künstlerin von kurzer, aber desto blendenderer Glanzperiode geschaffene Partie der Fanchon ist von keiner andern Virtuosin des Na turells und des pikanten, originellen Realismus so wirkungsvoll, wenn auch in etwas abweichender Farben mischung fortgesetzt worden, wie von Frau Niemann- Raabe. Eine lange Reihe von Gastspielen und deren Lohn haben diese Thatsache allgemein genug bekannt gemacht, und es zeigte sich erst gegenwärtig wieder, daß sich die hochbegabte Künstlerin immer noch elastische Jugendlichkeit und kecke Frische genug erhalten hat, um für die Darstellung des wild erwachsenen weiblichen Sonderling-, dieses Kindes der Schicksalslaune und der theatralischen Coquetterie die nöthige Illusion zu sichern. Luch diese Rolle wird für den Gast gleich der des Rens in „Wildfeuer" eine günstige bleiben, weil in derselben vas eigentlich mädchenhafte zarte Element der so anziehenden wie verdängnißvollen Naivetätsbravour nicht die alleinige Hauptsache ist, ja weil dieses Element sogar von dem Text eine volksthümliche Ausmalung von sehr markzrtem Charakter erkalten hat. Und end lich stützt sich jene für den Gast erfreuliche Thatsache St. Petersburg, Dienstag, 10. April, Nachmittags 2 Uhr. (Tel. d. Polit. Corr.) Nack an maßgeblicher Stelle auS Konstantinopel hier soeben eingelangter Meldung lehnt die Pforte das Protokoll, die Forderungen Montenegros und die Entsendung einer Specialbolschaft hierher ab. Diese Haltung der Pforte paralysirt den im Pro tokolle bethätigten FriedenSwunsch Rußlands. St- Petersburg, Mittwoch, 11. April. (Tel b. Dresdn. Journ.) Die Situation wirb acut. Mittheilungen aus Konstantinopel bezeichnen die türkische Regierung als den Forderungen Monte negros bestimmt widerstrebend, so daß diese Vor frage der Erhaltung des Friedens eine ernste Wendung nimmt. Die Pforte will sich hierbei auf das türkische Parlament stützen. Der neueste „Golos" sagt: Im Falle der Er neuerung der Feindseligkeiten zwischen der Pforte und Montenegro, welche einer entschiedenen Wei gerung der Pforte, die Forderungen deS Proto kolls zu erfüllen, gleichkäme, würde Rußland nicht- übrig bleiben, als die an der türkischen Grenze concentrirtcn Truppen vorwärts rücken zu lassen. Wahrscheinlich schon nächste Woche werde Europa klare Beweise erhalten von dem festen Entschlusse Rußlands, das Ziel zu erreichen, für welches die Truppen an der Grenze concentrirt wurden. Konstantinopel, DienStag, 10. April, Mittags. (W. T. B.) Die Pforte hat heute das bereits signalifirte Circular allen ihren auöwär- tigen Vertretungen telegraphisch zugeben lassen, und sollte den hiesigen Geschäftsträgern der aus wärtigen Mächte heute Abend von demselben Kenntniß gegeben werden. lieber den Inhalt des Circulars liegen irgend welche authentische Miltheilungen noch nicht vor; cs verlautet aber, daß die Pforte, ohne das Protokoll im Ganzen abzulchnen, doch diejenigen Punkte des Protokolls zu rückweist, welche eine fremoc Einmischung in die innern Angelegenheiten der Türkei in sich fassen. Die Pforte soll ferner namentlich betonen, daß ihre Wünsche auf Erhaltung des Friedens gerichtet seien und daß sie be reit sei, die Reformen auszuführen. Auch wä>e die Pforte geneigt, einen Delegiricn nach St. Petersburg zu entsenden, und würde auch ihrerseits abrüsten, wenn Rußland gleichzeitig zur Abrüstung bereit sei. Außer- dem werden die Mächte aufgefordert, ihren Einfluß auf Montenegro geltend zu machen, damit sich dasselbe in Bezug auf die Friedcnsverhandlungen versöhn licher zeigt. Konstantinopel, DienStag, 10. April, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) LaS Circular der Pforte, von welchem die Geschäftsträger der Mächte heute Kenntniß erhielten, richtet sich be sonders gegen die Erklärung deS Grafen Schu walow und gegen die Hypothesen über neue Massacres. B züglich der Entsendung eines De- legirten nach St. Petersburg enthält das Cir- cular weder eine Ablehnung, noch eine Zusage Die Unterhandlungen mit Montenegro sind nicht abgebrochen. Verschiedentlich wird eine Waffenstillstandövcrlängerung empfohlen, um Zeit für neue Verhandlungen zu gewinnen. Gerüchte behaupten russische Truppenbewe gungen gegen die Grenze. Der Tclegraphendirector Javer ist abgesetzt und durch Izzet ersetzt worden. Die Dcpulirtenk immer hat mit 65 gegen 18 Stimmen jede Gebietsabtretung an Montenegro abgelchnt. Dieser Beschluß wird in politischen Kreisen als ein die Situation sehr trübender an gesehen. Jur orientalischen /rage. * Wien, 10.April. Die heutige „W. Abdp." schreibt: Gegenwärtig ist Konstantinopel der Ort, von woher man die nächsten wichtigen Nachrichten über die Ent wicklung der politischen Lage erwartet. Es werden Ent schließungen der hohen Pforte bezüglich des Lon doner Protokolls wohl in nahe Aussicht gestellt, aber nock nicht gemeldet. Auch die Friedensverhand lungen mit Montenegro ziehen sich in Konstantinopel Zimmer noch hin. — Die „Px." erfährt zur Situation < Folgendes: In den letzten Tagen haben England und !mit ihm anch nock andere Signatarmächtc in Konstan tinopel auf die Gefahr aufmerksam gemacht, die durch den hartnäckigen Widerstand der Pforte im gegenwär tigen Augenblicke hcrvorgerusen würden, und sie haben insbesondere dem türkischen Gouvernement zu Gemüthe geführt, daß die Souveränctälsrcchte der Pforte im Protokoll gebührend respcctirt werden und daß die Beo bachtung der durch die Reformen herbcigeführtcn Fort schritte durch die Botschafter und die Consuln weit ent fernt von einer Einmischung in die inneren Verhältnisse des türkischen Reiches sei. Es ist nicht bekannt, wel chen Erfolg diese Bemühungen der Mächte bisher hal ten, doch wird inan gut thun, seine Hoffnungen auf das geringste Maß herabzusctzen. Es wird schon viel erreicht sein — und dazu scheint nach vorliegenden Be richten einige Aussicht — wenn die Pfone sich bequemen wird, bas Protokoll im Principe zu acceptircn; doch wird sie dies sicherlich nickt thun, ohne nicht gleichzeitig einzelne Punkte desselben in aller Form zurückzuweiscn. Allerdings ist solch ein Erfolg kein Erfolg, und Ruß land, dessen Actionslust seit der Unterzeichnung des Pro tokolls eher vermehrt, als gemindert scheint, wird sicher lich solch eine theoret sche Zustimmung .licht als genügend erachten, nm daraufhin sein Versprechen zur Abrüstung zur Wahrheit zu machen. Paris, 10. April. (Tel.) Der neucrnannte Ver treter Englands bei der Pforte, Layard, wird sich am nächsten Montag in Marseille auf dem Dampfer „Antilope" nach Konstantinopel einschiffen. * Rom, 9. April. Dem kurzen englischen Protokoll blaubuch ist hier soeben die Vcrtheilung eines diplo matischen Grün buchs von mächtigem Volumen gefolgt. Dasselbe umfaßt 510 Documcnte aus der Zeit vom 17. Juli 1875 bis zum 10. Februar 1877. Außer dem bereits telegraphisch signalisirten Bericht Nigra's vom 10. Dccember 1876 über eine Unterredung mit dem Kaiser Alexander ist zunächst hervorzuheben eine Depesche Melegari's vom 6. December 1876 an den Grafen Corti in Konstantinopel, in welcher der Minister des Aeußcru bezüglich Montenegros sagt: Italien habe praktisch den Standpunkt Oesterreichs und Rußlands angenommen, indem es Montenegro als unabhängig betrachtet. Bezüglich einer Gebietsvergrößerung Montene gros glaubt die italienische Regierung, ohne dies indeß als formelle Ansicht hinzustellen, daß das montenegri nische Territorium im Innern, namentlich durch die seit Langem streitigen Gebietstheile zu vergrößern sei; aber die Anschauung der italienischen Regierung wäre nicht »priori einer Gebietsvergrößerung Montenegros durch Abtretung eines am Meere gelegenen Territoriums gün stig. Das Votum über diesen Punkt müsse sich Italien Vorbehalten, bls die anderen Cabinete sich ausgesprochen haben würden. Melegari spricht die Meinung aus, daß man auf jeden Fall eine vermittelnde Lösung werde finden können, indem man beispielsweise den Grundsatz aufstellt, daß der montenegrinische Hafen keine militä rische Bedeutung erlangen dürfe. Die übrigen Docu mente beziehen sich auf die Note des Grafen Andrassy, auf die Berliner und Reichstädter Entrcvue, das Ber liner Memorandum, die Anerkennung des Sultans Murad, die Bewaffnung der Baschi-Bozuks, den Waffen stillstand zwischen Serbien und der Türkei u. s. w. Die Depesche Melegan's an den Grafen Corti vom 4. No vember 1876 enthält den vollständigen Plan zu einer administrativen und Gerichtsreform in der Türkei. noch auf den Umstand, daß die Fanchonrolle durch zwei frappante Gegensätze in sich selbst einen mächtigen Hebel hat, indem ein Theil den andern wirkungsvoll schattirt und hervorhebt. Die Darstellerin macht gerade hiervon einen sehr vortheilhaften Gebrauch. Wie im Lorle hat sie auch in diesem L>tücke wieder das Glück, durch eine für das scenischc Ensemble durchaus vorzüg liche Mitwirkung von Frl. Berg als alte Fadet glän zend unterstützt zu werden. Es traten an diesem Abende auch zwei Debütanten, Hr. Nöte! als Vater Barbeaud und Frl. Beckmann als Madelon auf. Der Eindruck beider neuen Mitglieder war leider ein solcher, daß im Interesse derselben ein Eingehen auf ihre Leistungen vorläufig nicht wünschenswerth er scheinen kann, während es für das Publicum sehr wünschenswerth bleiben muß, sich noch einstweilen der Hoffnung auf ein günstigeres Resultat in anderen Rollen begütigend überlassen zu können. O. B. Wie New-Jork wohnt. Von Paul Geker. (Fortsetzung zu Nr. 8l.) Und damit hätte» wir den wunden Punkt ameri kanischer Haushalterei berührt, — die Küche. Hier führt die irische Köchin, jenes unabhängige, jeder oienerischen Unterwürfigkeit bare Mittelding zwischen Haushälterin und Magd, jenes gemeinschädliche Erzeug- niß republikanischen GleichheitsdrangeS, meist noch un umschränkt das Scepter. Wie manchem bescheidenen Haushalt ist sie verhängnißvoll geworden, diese Parodie einer „perfekten Köchin", deren culinarischc Kunst meist aus primitivster Grundlage beruht und deren Sinn die Doppelbedeutung des Wortes „Haushalten" verborgen ist. Dem Reichen sind natürlich Kochgenies für hohe Löhne stets erreichbar. Doch jetzt scheint man sich hier mit dieser so lauge vernachlässigten Frage ernstlicher zu befassen, drängen sich, wenn die Berichte über eine hiesige neue Kochakademie nicht übertrieben sind, ganze Schaaren wißbegieriger Novizen herbei, um in die elcusinischen Geheimnisse des Herdes sich ein- wcihen zu lassen. Mit der Beförderung dieses Stre bens wird dem Angloamerikaner die Zweckmäßigkeit der Micthswohnung, wenigstens ihre Vorzüge über das Boardinghaus immer mehr cinleuchten. Vor Allem müssen jedoch einige wesentliche Aenderungen in der Anlage der Flats selbst getroffen, einige höchst störende Mißstände — Früchte der oben gerügten Bauspeculation — beseitigt werden. Da der Raum jeder einzelnen Wohnung gar zu enge bemessen, die Wände und Decken so papiermäßig dünm die verschiedenen Küchen einander zu nahe, so entströmen nicht nur den letzteren die unbe schreiblichsten Dustvissonanzen und verbreiten sich über sämmtliche Theile des Hauses, sondern auch das gefürchtetste Hausungeziefer nistet sich bei der oft aufsichtslosen irisch » Küchenwirthschaft allerorts auf das Gemüthlichste ein. Für die Vermögenden ist übrigens das Leben im Flat schon Modesache geworden, ihnen kommt es auf Einschränkung der Haushaltkosten erst recht nicht, viel mehr eher auf eine neue Gelegenheit zur Luxusentfal tung an. Um der Vorliebe für ein weniger abgcschlvs senes Leben, der Abneigung gegen die, unter den hie- sigrn Verhältnissen oft auch unerträglichen Lasten der Hauswirthschaft zu schmeicheln, ist eine Variation des Flat, eine Bereinigung von Micthswohnung und Hotel improvisirt worden. Es wurden schloßartige Gebäude herzestellt, deren Erdgeschoß mit vollständiger Hotelein richtung, Office, Lese-, Spetsesaal u. s. w. versehen ist, während die oberen 5—8 Stockwerke in kleinere und "Konstantinopel, 6.April. Inmitten der endlosen Verwickelungen setzt die Deputirtenkammer lang sam, aber beharrlich, ihre Arbeiten fort. Nach der Be rathung des Vilajetsgcsetzes, dessen zweite Lesung mor gen erfolgt, kommen die Gesetze über das Gemeinte- wesen und die Reorganisirung der Gerichte. Tie christlichen Deputirten wollen bei der zweiten Lesung des Vilajetsgcsetzes die Artikel desselben bekämpfen, welche den Muselmännern die Majorität in den Ad- ministrationsrätbcn einräumen. Die Debatte versprickt sehr interessant zu werden, weil die zu gewärtigenden Reden der Christen heftige Repliken der Muhamedancr Hervorrufen werden. In einem Schreiben, welches der „Schics. Ztg." von ihrem hiesigen Correspondenten zu- geht, heißt cs: Wcr bei der Adrcßdebatte zugegen war, konnte sich überzeugen, daß einer ziemlichen Anzahl der Deputirten weder Geist, noch Bildung mangelt, und man ist versucht, zu behaupten, daß besonders der Ab geordnete von Skutari in Albanien an Verstandesschärfe und vielleicht auch an Wissen der Mehrzahl unserer hcimathlichen Kammergrößcn nicht Nachsicht. Dagegen fehlt es, wenigstens vorerst nock, an Ausdauer und an der hier mehr wie anderswo nöthigen Lust zur Arbeit, so daß eine Sitzung von 2H Stunden schon zu den Wunderdingen gehört und nicht vorauszusehen ist, wie die Vertreter des Volkes mit allen in dieser Session abzumachcnden Arbeiten fertig werden wollen. Präsi dent Achmct Vesik Pascha, dem übrigens Tact und Ge schick sonst nicht ganz abzusprechen ist, geht hierin mit gutem Beispiele voran. Wenn die Sitzung nach seinen Begriffen lange genug gedauert hat, fängt er an zu gähnen, steht auf und sagt: „Meine Herren, für heule ist's genug, morgen ist wieder Sitzung" — und kein Mensch wagt mehr ein Wort zu verlieren. — Der aus lauter Jnvcntarstücken des Kaiserreichs zusammengesetzte Senat ist noch schlimmer; er ist noch nicht einmal über die Adresse auf die Thronrede hinausgekommen, und es wird wahrscheinlich noch einige Zeit dauern, bis die bcmooSten Häupter über diesen Punkt im Reinen sind, obwohl sie sich nicht durch lange Debatten das Herz schwer machen. Konstantinopel, 9. April. Ein von heute Abend datirtes Telegramm des hiesigen Berichterstatters der „Polit. Corr." meldet: Wir für sicher verlautet, soll heute ein Rundschreiben Savfet Paschas an die diplomatischen Missionen der Pforte bei den Großmäch ten abgegangcnsein, welches das Londoner Protokoll einer eingehenden Würdigung unterzieht, ohne den Charakter einer endgiltigen Entscheidung zu haben. Ge wichtige diplomatische Gnflüsse sind bemüht, die Pforte von einem negativen Beschlusse abzuhalten. Laqtsgclchichtr. Ti. Berlin, 10. April. Der Reichstag nahm beute seine Sitzungen wieder auf. Er gcnebmigtc nach kurzer Discussion den Gesetzentwurf für Elsaß-Lvthringcn, betreffend die Errichtung von Apotheken, in erster und zweiter Lesung, verwies den Gesetzentwurf für Elsaß- Lothringen, betreffend Abänderungen des Wcin steuer - gcsctzes, an die zur Vorbcrathung des elsaß-lothringischen Budgets niederzusetzende Commission und beschäftigte sich hierauf mit Wahlprüfungcn. Während des ersten Theiles der Sitzung befand sich Se. Majestät der Kai ser von Brasilien in der Hofloge. (Vgl. umstehend den Sitzungsbericht.) — Irgend eine Mittheilung über den Stand der Kanzler frage ist dem Reichstage noch nicht zugegangen. Die „Post" hält die Krisis für über wunden und schreibt: Aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle hören wir, daß Se. Majestät der Kaiser das Gesuch deS Fürsten Bismarck auf Pensionirung in Gna den abgelchnt hat, doch wird dem Fürsten-Reichskanzler ein längerer Urlaub bewilligt werden, während dessen die Vertretung in allen Reichsgeschäften dem Vicepräsi denten des preußischen Staatsministeriums, Finanzmini ster Camphausen, als ältestem Minister, übertragen wer den soll. Dem Reichstage werde morgen eine Mit größere unmeublirte Einzelwohnungcn ohne Küchen oder Wirthschaftszubchör ausgelegt sind. Elevatoren vermit teln den Zugang zu allen Etagen und Flügeln des durchweg auf das Comfortabelste ausgestatteten Hauses. Die Hotclbedienung steht zur Verfügung der Miether. Während Letzteren die innere Einrichtung der Wohnungen selbst überlassen bleibt, wird feiten des Hauses für die Beköstigung gesorgt. Im gemeinsamen Speisesaal hat jede Familie ihren bestimmten Tisch und nimmt hier, zu den festgesetzten Speisestunden, die in der allgemeinen Küche bereiteten Mahlreiten, ein. Dies ist wohl die luxuriöseste, sinnreichst - poetische Lebensweise, die sich denken läßt, aller Comfort eines eigenen Haushalts ohne die Unbequemlichkeiten eines solchen! Ich weiß nicht, ob im Verhältniß zu dem Gebotenen drei zusam menhängende Gemächer (ein Parlor und zwei kleine Schlafzimmer) im obersten Stock eines solchen Aparte- menthotels in der fünften Avenue mit 800 Dollar- jährlich (ausschließlich Beköstigung, dir für die Person mit 15 Dollars wöchentlich berechnet wird), zu theuer bezahlt werden( Jedenfalls scheint es nicht so den In sassen, die sich aus der Elite der New Iorker Gesell schaft recrutiren. Was für ein glückliches Leben führen sie hier auf der Höhe der Gesellschaft, in diesem Neinen Gemeinwesen der Reichen und Vornehmen. Ja, dir Corporation bildet im amerikanischen Leben ein hervorragendes Element. Wo prägt eS sich wohl drastischer aus, als in „our fiokrräinßhou«« ?" Wer von den Lesern hätte nicht dessen Freuden und Leiden gekostet, nicht einmal figurirt auf diesem Welttheater im Kleinen, und Theil genommen an den tragischen und komischen Verwicklungen der hier tnscenirten Familien- dramen i Gäbe es einen treffenderen Gattungsbegriff für das DoardingShaus, als der Name für das be rühmteste Gericht seiner Tafel — Ein 1m»k
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