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Iachru f. Jean Louis Piedboeuf f. Vor wenigen Tagen erreichte den Verein die Trauerkunde, dafs er ein hervorragendes Mitglied seines Vorstandes verloren habe, dafs wir den Verlust eines an Geist und Herzen in gleicher Weise herr lichen Mannes zu beklagen haben. Am 20. August verschied auf seinem Landsitz Grünewald unfern Elberfeld Jean Louis Piedboeuf. Neben seiner angestrengten und vielseitigen Thätigkeit auf industriellem Gebiet fand er noch Mufse, um sich den Naturwissenschaften und theore tischen Studien hinzugeben. Zahlreiche Schriften sind hierfür Beweis, in denen geistvolle Abhandlungen über Wärmetheorie, Stoff und Kraft, geologische und andere Probleme enthalten sind. Auch der deutschen Der Vater des Verewigten, Jean Pascal Pied boeuf, erfreute sich durch den Namen, den er einem bekannten Kesselsystem verliehen hat, in der technischen Welt eines weitverbreiteten Rufs; durch seine Fabrik in Jupille begründete er die Kesselschmiederei in Belgien und wurde durch die Anlage einer Zweiganstalt in Aachen auch einer der ältesten Fabri canten dieses Zweigs in Deutsch land. Als zweiter Sohn wurde ihm am 31. Juli 1838 Jean Louis geboren. Mit einer ent schieden ausgesprochenen Vor liebe für Naturwissenschaft und Technik begabt, trat derselbe 1856 in die „Ecole des mines de l’Universite“ in Lüttich ein und verliefs vier Jahre später die Schule als mit Auszeichnung diplomirter Berg - Ingenieur. Nachdem er dann einige Zeit erst im Walzwerk Sclessin in Belgien und hierauf in der väterlichen Kesselfabrik in Aachen thätig gewesen war, Petroleumindustrie wendete er theoretisch und prak tisch sein Interesse zu. Ueber die Entstehung des Petroleums in Centraleuropa erschien aus seiner Feder im Jahre 1883 ein interessanter Beitrag. In überaus glücklicher Ehe erwuchsen dem theuren Dahingeschiedenen acht hoff nungsvolle Kinder; der ernst religiöse Sinn, welcher der plötzlich in tiefe Trauer ver setzten Familie zueigen ist, wird beitragen, ihr den er littenen herben Verlust zu ver klären. Sie hat den liebe vollen Gatten. den treuen Vater und Bruder verloren, seine Mitarbeiter in den grofsen geschäftlichen Unternehmen be klagen den Verlust eines ge rechten, gütigen Chefs. Der un absehbare Trauerzug, welcher der sterblichen, unter Blumen spenden verdeckten Hülle das letzte Geleit gab, legte Zeugnifs ab von der grofsen Zahl seiner Freunde, denen er ein wahrer Freund war. Im begründete er im Jahre 1863 in Düsseldorf eine gleiche Anstalt, welche beständig erweitert und mit trefflichen hydraulischen Anlagen zum Pressen von Kesselböden und zum Nieten versehen wurde, und deren Fabricate in hohem Ansehen stehen. Kurze Zeit vorher war neben der Kesselschmiede ein Blechwalzwerk ent standen, in den 70er Jahren trat noch eine Röhren fabrik dazu. Bei allen drei Unternehmungen, welche zwar unter verschiedenen Firmen bestehen, aber untereinander in engem Zusammenhang sind, war der Verstorbene thätig und mit grofsem Erfolge be- theiligt. So führte er als erster auf dem Puddelwerk die Anwendung der von ihm verbesserten Boetius- schen Feuerung in der Metallurgie ein. Verein deutscher Eisenhüttenleute, dessen Vorstand er seit 2 Jahren angehörte, wird die unermüdliche geistige Frische, die befruchtende Anregung des mitten aus voller Schaffenskraft Dahingeschiedenen schmerz lich vermifst werden. Strenge Wahrhaftigkeit zeich nete ihn aus; neben einer aufserordentlichen, im Stillen geübten Wohl thätigkeit betheiligte er sich stets mit warmem Herzen und freigebiger Hand an den vielen, auf Beförderung des Gemeinwohls gerichteten Bestrebungen unserer Zeit. Obwohl Belgier von Geburt, widmete er seinem Adoptivvaterland seine volle Sympathie und freute sich über jede neue Errungenschaft zum Wohle der Gesammtheit. So wird sein Andenken unvergessen unter uns fortleben. Sanft ruhe seine Asche!