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563 Nr. 7. STAHL UND EISEN. Juli 1891. zu Tage, und ähnlich wie in Bingerbrück, befindet sich auch liier Manganerz an seinem Hangenden wie an seinem Liegenden. Vor einigen 30 Jahren wurde bei Walderbach auf beide Erzvorkommen Bergbau nach Braunstein getrieben, da aber schon in geringer Teufe Wasserzugänge eintraten, bald wieder eingestellt. Näheres über diesen Bergbau ist nicht mehr bekannt, doch findet man auf den alten Halden Manganilstücke und einen Haufen Mangancisenmulm , für welchen man damals keine Verwerthung hatte, auch ist dieser in einem Graben ziemlich mächtig an stehend zu sehen. 5. Grube Bräutigam. Westlich von Strom berg am rechten Ufer des Dörrebachs wird der Kalk von einer nach oben mit Quarzitgeröllen gemengten und bis 15 in mächtigen Lage gelben Lehms bedeckt. Dieser füllt auch eine, wahr scheinlich früher durch Erosion gebildete Spalte zwischen dem unter 50° einfallenden Kalk und hangenden Thonschiefer aus. In diesem Letten finden sich in der Nähe des Kalkes, zu gröfsern und kleineren Nestern versammelt, bis centner- schwere schalige Knollen von schwarzem Mangan eisenstein (Psylomelan). Ein auf Gewinnung dieses Erzes basirter Bergbauversuch hat sich jedoch nicht rentirt und wurde bald wieder ein gestellt. Weiter westlich wird der Kalk, ähnlich wie bei Weiler, von mächtigen tertiären Sand- und Thonschichten bedeckt, und ist es sehr wahr scheinlich, dafs auch hier auf dem Kalk bedeutende Manganablagerungen stattgefunden haben. 6. Manganerzvorkommen zwischen Heiligkreuz und Morgenbach. 4 km westlich von Bingerbrück werden auf einem Plateau die Devonschichteh von einer gröfseren Tertiärmulde bedeckt, deren Schichten oben aus verschiedenfarbigen sandigen Thonen, unten aus Conglomerat und eisenschüssigem Sandstein be stehen. Das Gonglomerat besteht aus hirsekorn- bis haselnufsgrofsen weifsen Quarzgeschieben, die durch ein schwarzes, sehr manganhaltiges Binde mittel verkittet sind; theilweise nun treten die Quarzkörner so zurück, dafs das Bindemittel ein manganreiches Erz, ja sogar Knollen von reinem Braunstein bildet. Dies Conglomerat ist mehrere Meter mächtig und an seinem Ausgehenden in Blöcke zerfallen, welche die Oberfläche bedecken. Einige Schürfversuche hier bauwürdige Mangan erzmittel zu treffen, waren nicht von Erfolg. 7. Grube „Concordia“ bei Stromberg. Im Liegenden des Kalksteinzuges bei Seibersbach, an einem Quarzitkopf, bedeckt eine kleine Tertiär mulde den Thonschiefer. Sie besteht oben aus Kies und Sand, unten aus Thonschichten, welche mehr und weniger reinen Braunstein in zer fressenen Körnern und Knollen umschliefsen. Die erzhaltigen Lettenmittel werden gewonnen und in einer nahen Aufbereitungsanstalt verwaschen, aus dem Waschgut dann durch Handscheidung und Setzmaschinen verschiedene Sorten Manganerz hergestellt. Seit länger als 30 Jahren wird das Erzlager dieser Grube mit grofsem Nutzen aus gebeutet, erst durch Tagebau, jetzt unterirdisch. 8. Braunsteinlager im Gebus-Wald. Von Stromberg 5 km westlich liegt eine anscheinend sehr alte Pingenreihe, welche 200 m lang und 50 bis 60 m breit ist, und hora 4 streicht, sie rührt ihrem Ansehen nach von Tagebauen her. Im Streichen dieser Pingen etwa 100 m östlich davon befinden sich die Ueberreste zweier alter Schächte, die von einem in den 50er Jahren be triebenen Versuchsbergbau herrühren, welcher von einem Bauunternehmer in Bingerbrück betrieben wurde. Die alten Schacht- und Tagebauhalden bestehen aus einem weifsen, weichen Thonschiefer unter diesem, auf und neben den Halden liegen gröfsere und kleinere Stücke eines schiefrigen, thonigen Maganits. Von den alten Tagebauen westlich 200 m entfernt kreuzt ein horizontaler Fahrweg das Streichen derselben und ist da über 100 m lang mit bis kopfgrofsen Gerollen von Manganerz ganz bedeckt. Von den beiden alten Schächten läfst sich im Streichen durch Mangangerölle die Lagerstätte am Tage noch über 1000 m weit nach Osten verfolgen. Danach und nach der Breite der alten Tagebauhalden und des Erzvorkommens auf dem Fahrweg liegt hier eine über 1500 m lange und 50 m mächtige Manganerzlagerslätte in weifsem Thon bezw. Talkschiefer vor, deren Erz aus thonigem, kies- ligem und reinem Manganit besteht. Aus einer so langen und mächtigen Lägerstätte liefsen sich gewifs grofse Quantitäten Erz billig und mit gutem Nutzen gewinnen. Alle diese beschriebenen Manganvorkommen liegen durch die Nähe mehrerer Eisenbahnlinien und des Rheines sehr günstig für den Versand ihrer Erze, es können diese ebenso leicht von den westfälischen wie von den lothringischen Hütten bezogen werden. Zur Zeit sind nur die Gruben Amalienshöhe und Concordia in Abbau, in Kürze können aber auch die Gruben bei Bingerbrück und Weiler ihre Erze zum Verkauf bringen. Zur berg männischen Ausbeutung der andern oben be schriebenen Manganlager hat sich bis jetzt noch kein Unternehmer gefunden, bei deren guter Qualität und dem steigenden Bedarf an Mangan erzen wird es damit wohl auch nicht mehr lange währen.