Volltext Seite (XML)
September 1891. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 9. 727 vermieden werden mufs. Besonders in Deutsch land, wo dem Auslande gegenüber nur wenig Erfahrungen mit der Verwendung von Flufsmetall für Bauconstructionen vorliegen, sollte man vor erst recht zahlreiche Versuche anstellen und die dabei gesammelten Erfahrungen in geeigneter Weise veröffentlichen, um Besprechungen dar über anzuregen. Dafs im einzelnen dabei auch manche schlechte Erfahrungen mit unterlaufen werden, kann den vorauszusehenden Lauf der Dinge auf dem Ge biete des Flufseisenwesens nicht mehr aufhalten. Das Flufseisen wird sich den ihm gebührenden ersten Platz, den es im Hüttenwesen seit einigen Jahren bereits einnimmt, auch auf dem Felde der Constructionen rasch und sicher erobern, und in Voraussicht des unabwendbaren Eintritts dieser Thatsache dürfte es gerathen sein, sich darauf beizeiten und möglichst gut vorzubereiten, wozu jeder Techniker, der dazu in der Lage ist, nach Kräften beitragen sollte. Als ein Beitrag in diesem Sinne möchte die vorliegende Arbeit angesehen werden. Bromberg, im Juni 1891. Zur directen Eisenerzeugung. Von Professor Josef v. Ehrenwerth.* II. Adams-Procefs. Gleich Conley-Lancas ter verfolgt auch Adams auf den Indianopolis Works bei Pittsburg den Weg, die Erze zuerst zu redu- ciren und dann über einem Bade von Roheisen einzuschmelzen, welches hier in 1/2 bis 1/3 der ganzen Charge zur Verwendung kommt. Insofern sind beide Processe, was die Arbeit im Schmelz herde betrifft, sich gleich, und auch gleichzu stellen dem gewöhnlichen Martinprocefs, nur dafs hier an Stelle von Schrott reducirte Erze — Eisenschwamm — zur Verwendung kommen. Dagegen sind beide directen Processe sowohl in den Reductionsapparaten, als durch deren Stellung gegen den Schmelzherd und Anschlufs an denselben, wie auch durch deren Betrieb von einander geschieden. Die Retorten sind hier ver lassen ; Adams reducirt die Erze in schachtartigen Räumen S, welche an zwei Seiten durch Ziegel gitterwerk begrenzt sind, mit dem auch der übrige Raum der nach diesen beiden Seiten er weiterten Kammer angefüllt ist. Diese Reductions- öfen, von welchen vier in einen Block gestellt sind, stehen über dem Schmelzofen und münden durch einen beweglichen Boden in einen allen gemeinsamen Trichter, der mit Schieber an das Einstürzrohr anschliefst. Das reducirte Material kann solcherart nach blofsem Oeffnen der Ver schlüsse direct an eine beliebige Stelle des Herdes gebracht werden und wird im gegebenen Falle anscheinend in die Mitte gestürzt. Als Reductionsmaterial verwendet Adams vor Allem Gase, und zwar, nach dem Text zu urtheilen, Generatorgase, und selbstverständlich im erhitz- * Gegenstand des Vortrags in der Versammlung des Section Leoben des »Berg- und Hüttenmännischen Vereins« für Steiermark und Kärnthen am 10. Mai 1891 zu Leoben. (Vergl. Seite 299, Märzheft 1891.) /Nachdruck verboten. \Ges. v. 11 Juni 1870./ | ten Zustande. Dafs für die Reduction Wasser- i gas zweckdienlicher sein müfste, ist selbstver- | stündlich. Um die Gase zu erhitzen, werden sie durch Kanäle a a geleitet, deren Seitenwände mit den von der Reduction abziehenden Gasen, welchen durch Oeffnungen l der Decke Ver brennungsluft zugeleitet wird, geheizt werden. Um die heifsen Reductionsgase zu zwingen, die Erzsäule zu durchstreichen, ist die Recuperativ- kammer durch dichte, an beiden Seilen alternativ eingebaute horizontale Scheidewände s getheilt. Dadurch bezweckt man, den Gasen den in der Zeichnung durch Pfeile angedeuteten Weg zu geben. Da ganz naturgemäfs die Gase den kürzesten Weg zu nehmen suchen, wird die am Boden aufstehende Schicht der Erzsäule von jenen nur wenig durchdrungen. Aus diesem Grunde, sowie um das Eindringen von Luft durch den Boden zu hindern bezw. unschädlich zu machen und um die Reduction überhaupt zu fördern, mischt man den Erzen angeblich manchmal etwas — 10 bis 15 % — feste Kohle bei. Indem die Erze kalt in den Reductions- ofen kommen, müssen sie erst in diesem auf die zur Reduction nothwendige Temperatur erwärmt werden. Dies erfolgt z. Th. durch Vermittlung des Recuperativ-Ziegelwerkes, welches, vor der Gichtung, durch Gase hocherhitzt wird und dann einen Theil seiner Wärme z. Th. durch Mit- theilung und Strahlung, z. Th. durch Vermittlung der Reductionsgase, welche beide, Gitterwerk und Erzsäule, durchströmen, an die Erze abgiebl, anderntheils durch die von den hocherhitzten reducirenden Gasen mitgebrachte Wärme selbst. Der Betrieb dieser Reductionsöfen ist nun eigentlich bereits selbstverständlich. Er wird von Prof. Howe (Boston), welcher den Procefs im »Engineering and Mining Journal« vom 22. Nov.