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Juli 1891. » STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 555 konnte. Diese Anordnung der Schlackenform (Fig. 5) bewährte sich ausgezeichnet, und machte dieser erste K o k s - Ho c h o fe n mit ge schlossener Brust eine Hüttenreise von zwölf Jahren. Bei diesem Ofen war auch schon die für den ungestörten Betrieb so wichtige Trennung des Eisenabstichs vom Schlackenabflufs, welcher sich auf der Seite befand, durchgeführt (siehe Fig. 6). Fig. 6. Zugleich mufste dieser Ofen in der jetzt all gemein üblichen, aber von der bis dahin üblichen sehr abweichenden Weise, d. h. ohne Rost schlagen u. s. w., angeblasen werden. Alle diese Neuerungen wurden bei diesem Ofen, dank den Vorversuchen, ohne Schwierig keiten in Betrieb gesetzt und bewährten sich vorzüglich. Nunmehr konnte ich daran denken, meine Schlackenform auch aufserhalb Georgsmarienhütte einzuführen. Am 19. März 1867 hatte ich mich an das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten in Berlin gewandt, um ein Patent für die Schlackenform für Preufsen zu erlangen. Am 26. April bekam ich unter dem Actenzeichen IV 4447 folgende Antwort: „Die in der hierbei zurückerfolgenden Anlage Ew. Wohlgeboren Vorstellung vom 19. y. Mts. an gegebene Vorrichtung an Eisenhochöfen bietet nach dem Gutachten der Königlichen technischen Deputation für Gewerbe etwas Patentfähiges nicht, weil bei den Hochöfen die Anwendung von durch Wasser gekühlten Theilen bereits bekannt ist und Niemand behindert werden kann, das bekannte Princip* der Wasserkühlung auf einen Theil des Ofens anzuwenden, bei welchem dasselbe bisher noch nicht benutzt worden ist. Da auch die übrige Einrichtung des Ofens etwas Patentfähiges nicht dar bietet, so kann Ihrem Gesuche um Ertheilung eines Patentes nicht entsprochen werden. Berlin, 26. April 1867. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. IV. Abtheilung.“ Dieser merkwürdig begründete Entscheid ent hielt eine grofse Enttäuschung für mich und wirkte gleich einem Strahl -kalten Wassers auf meinen durch lange, harte Arbeit erhitzten Kopf. Ich reiste am 19. Mai 1867 nach Berlin, um den abschlägigen Bescheid womöglich durch mündliche Vorstellungen umzuändern. Bei dieser Gelegenheit besuchte ich auch einen Herrn X., welcher damals wie jetzt Patent anmeldungen der Eisenerzeugung (jetzt Klasse 18) bearbeitete und damals seine Thätigkeit zwischen den Vorträgen in der Bergakademie am Lust garten und der Königlich technischen Deputation für Gewerbe im Handelsministerium in der Wil- helmsstrafse theilte. Auf einem Dauerlauf von ersterer zu letzterer setzte mir X. auseinander, dafs es Unsinn sei, Patente zu ertheilen. Allein die Eitelkeit der Erfinder triebe diese doch zum Bekanntgeben des Gefundenen. Der einzig denk bare Zweck der Patente, der Industrie sofort alle Neuerungen zu gute kommen zu lassen, werde dann ja doch erfüllt. Die mir von einem andern Mitgliede der Königlich technischen Deputation für Gewerbe angerathene Wiederholung meines Patentgesuches wurde dann mit Schreiben IV 7343 vom 4. Juli 1867, unterschrieben von Delbrück, mit ähnlicher Begründung wie oben, ebenfalls abgelehnt. In allen anderen Gulturstaaten hatte ich natür lich ohne Schwierigkeiten Patente bekommen. Nach langer Ueberlegung, auf welche Weise nun die Einführung der sich mehr und mehr bewährenden Schlackenform auszubeuten sei, entschlofs ich mich, den guten Sinn und die Ehrenhaftigkeit der deutschen Eisenhüttenleute anzurufen und denselben meine Erfindung ver trauensvoll bekannt zu geben. Welche Erfahrungen ich in dieser Richtung gemacht habe, ist vielleicht für Solche wissens- werth, welche auch das zweifelhafte Glück haben, sich um neue Einrichtungen zu bemühen und dadurch der Industrie und zugleich allerdings auch sich selbst nützlich zu sein gedenken. Anfang October 1867 sandte ich ein Rund schreiben an alle deutschen Eisenhüttenwerke, in welchem die Nachtheile des bisherigen Vor herdes (Fig. 1) und die Vortheile der Schlacken- * Jetzt giebt man mit Recht Patente auf tausend verschiedene Einrichtungen, denen ein und dasselbe Princip zu Grunde liegt. Verf.