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Juli 1891. STAHL und ISEN. Nr. 7. 553 Die Einführung’ der Schlackenforni in Deutschland.* Von Fritz W. Lürmann, Hütten-Ingenieur in Osnabrück. Nachdem meine Schlackenform nunmehr bei allen Hochöfen Deutschlands eingeführt, ist das Interesse an derselben nur noch ein geschicht liches. Die Voraussetzung, dafs die Geschichte ihrer Entstehung und Einführung gleichzeitig einen Beitrag zur Geschichte des Eisenhüttenwesens und nicht minder des Patentwesens in Deutsch land liefert, hat mich zur Veröffentlichung der nachfolgenden Mittheilungen veranlafst. Die Erkenntnifs, dafs der bis zum Jahre 1866 bei Kokshochöfen allgemein gebräuchliche, 30" breite und mindestens ebenso tiefe Vorherd** (siehe Fig. 1) nur dazu da sei, um bei gutem Fig. 1. Betriebe ausgebessert und bei schlechtem Betriebe nicht benutzt werden zu können, brachte mich im Jahre 1866, als Hochofen-Betriebsleiter der Georgsmarienhütte, auf den Gedanken, an Stelle des bisherigen Vorherdes auch bei Koks- Hochöfen die »geschlossene Brust« anzuwenden. Dafs die Einrichtungen der geschlossenen Brust, wie sie bei Holzkohlen-Hochöfen gebräuchlich sind, für den Betrieb der Koks - Hochöfen mit ihrer gröfseren Menge flüssiger Schlacke unzu reichend seien, war mir von vornherein klar. Ich machte im August 1866 zunächst Versuche, den Wallstein oder Damm des Vorherdes, welcher immer der gröfsten Ausbesserung bedurfte, durch wassergekühlte Platten dauerhafter zu machen, behielt also den bisherigen Schlackenabflufs des Vorherdes nach dem Princip der »communiciren- den Röhre« bei. Diese Einrichtung (siehe Fig. 2) * Einführung der Schlackenform in England siehe »Stahl und Eisen« 1887, Nr. 11, S. 789. ** Die in Fig. 1 gezeichnete Einrichtung des Vor herdes eines früheren Hochofens dürfte den jetzigen jüngeren Betriebsleitern von deutschen Hochöfen aus eigener Anschauung nicht mehr bekannt geworden sein. VII.ii Fig. 2. wurde jedoch von mir bald als kostspielig, un zuverlässig und deshalb unpraktisch erkannt. Alsdann versuchte ich Tümpelplatten, welche vorn eine senkrechte Verlängerung hatten (siebe Fig. 3). Diese Verlängerung war, wie die Tümpel- Fig. 3. platte, mit Wasser gekühlt, und enthielt mehrere gröfsere und kleinere Oeffnungen für den Schlacken abflufs ; in dieselbe konnte nur ein Kühlrohr ein gegossen sein, dessen Windungen nur in ein und derselben Ebene lagen, und deshalb konnten die Schlackenabflufsöffnungen nicht von dem Kühl rohr umgeben sein. Aus diesem Grunde war bei dieser Einrichtung die Kühlung eine zu ge ringe, weshalb sich die Schlackenabflufsöffnungen durch die abfliefsenden Schlacken zu rasch aus nutzten, also erweiterten. Zugleich aber war die kühlende Wirkung dieser senkrechten Platte und diejenige des wagerechten Fufses der Tümpel platte’ doch stark genug, um während der Zeiten, in welchen die Schlacken nicht liefen, Ansätze zu bilden, welche, sich allmählich vergröfsernd, 4