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552 Nr. 7. „STAHL UND SEN.• Juli 1891. Converterfüllung auch bis zur theilweisen Ent kohlung verblasen kann, wenn das Bad im Mar tinofen noch zu hart sein sollte. Auch wird man, wenn nöthig, noch Kalk zuschlagen, um die Schlacke entsprechend basisch zu halten. Auf diese Art kann man es so einrichten, dafs zu dem Zeilpunkt, wo das volle Einsatzgewicht erreicht ist, der Kohlenstoffgehalt des Bades gerade so hoch ist, dafs man mit einer Zuwart- pause von 30 bis 40 Minuten die gewünschte Nummer des Metalles erreicht. Diese Zuwart pause ist nöthig, um eine gleichmäfsige Mischung und die vollständige Entphosphorung zu erzielen. Nun kann die Charge mit den üblichen Zuschlä gen fertig gemacht und abgestochen werden. Die Charge würde sich nun folgendermafsen zusammensetzen: Bodenreparatur nach dem Abstich . Einsetzen von 500 kg Kalkstein 300 kg Erzen 3000 kg Schrott, kalt 12 000 kg entsilicirtes, zum Theil etwas entkohltes Roheisen, bestehend in G Converterfüllungen, für das Blasen und Uebergiefsen je 20 Min. . . . Zuwartpause Fertigmachen und Abstechen .... 30 Min. 15 , 120 , 50 , 5 „ ergiebt eine Dauer der Charge von . . 220 Min. oder 31/2 Stunden, oder nahe 7 Chargen in 24 Stunden. Rechnet man das Blockausbringen mit nur 13 500 kg, so giebt das in 24 Stunden die Pro duction eines Ofens mit 94 500 kg, oder 450 t für jede Woche und Ofen, was gewifs eine sehr achtungswerthe Leistung ist. Aufser dieser so beträchtlich gesteigerten Leistungsfähigkeit bietet diese Betriebsweise noch vielerlei Vortheile. Vor Allem die Vermeidung der riesigen Schlackenmengen, welche die Verwendung von Erzen mit sich bringt. Man erspart dabei aufser den Arbeitskräften, die zur Entfernung der Schlacke vom Ofen nöthig sind, auch die weitere Abtrans- portirung derselben; zugleich spart man an Zu schlagskalk. Des Weiteren ist das Einsetzen flüssiger Ma terialien bei geeigneter Einrichtung viel leichter und rascher, daher mit weniger Arbeitskräften durchführbar, als bei Material in fester Form. Wer das Einsetzen eines in voller Hitze stehen den Martinofens von Hand aus kennt, weifs, welch harte Arbeit dies ist, zumal in heifsen Sommertagen.* Freilich mufs bei der oben ge schilderten Betriebsweise, wenn das Roheisen * Wir nehmen hier Gelegenheit, auf den Aufsatz hinzuweisen. Die Red. nicht unmittelbar dem Hochofen entnommen werden kann, dasselbe im Cupolofen aufgegeben werden. Dies ist aber nicht so anstrengend, da das Heben bis zur Gicht mit der Maschine be sorgt werden kann, und wird an Arbeitskräften gespart, da sie infolge des gleichmäfsig fortlau fenden Betriebes besser ausgenützt, aber nicht überanstrengt werden. Die Oefen und Apparate werden ebenfalls geschont, da der Martinofen stets in gleicher Hitze bleibt und nicht durch Einträgen von grofsen Mengen kalten Materiales nach jeder Charge ab gekühlt wird, was für die Gewölbe schädlich ist. Auch der Boden leidet weniger, da die Chargen rascher verlaufen und die verhältnifsmäfsig ge ringe Menge Schlacke immer hoch basisch ge halten werden kann. Die Erhaltung der Converter würde wenig Mühe kosten, da die Blasezeiten kurz sind, die Schlacke darin sehr sauer bleibt und die Wan dungen daher wenig angreift. Die Converterböden werden eine grofse Chargenzahl gestalten, aus denselben Gründen. Die ganze Arbeit würde zugleich eine grofse Gleichmäfsigkeit gestatten und daher eine grofse Sicherheit in Erzielung eines gleichmäfsigen Productes. Schon der Umstand spricht für die in Rede stehende Betriebsweise, dafs jeder Theil des ganzen Processes in dem Apparat durchgeführt wird, der für diesen Theil am geeignetsten ist, und zwar das Einschmelzen im Schachtofen mit der gröfstmöglichsten Sparsamkeit an Brennstoff, das Vorfrischen im Converter mit der denkbar gröfsten Sparsamkeit an Zeit, und das Endfrischen und Fertigmachen im Regenerativflammofen mit der gröfsten Ruhe und Sicherheit. Man hat sich mitunter viel darauf zu gute gethan, dafs man bei starker Verwendung von Erzen im Martinofen das Eisen derselben direct gewann. Mit welchen Kosten, habe ich oben nachzuweisen versucht. So oft der direcle Erz- procefs versucht wurde, immer blieb der gut geleitete Hochofenbetrieb in geschickter Verbin dung mit dem Converter der billigere, daher directere Weg zur Darstellung des schmiedbaren Eisens. Dies galt früher für reine Erze. Heute, wo die Entfernung des Phosphors keine Schwie rigkeit mehr bietet, gilt es auch für die phos phorhalligen. Der Martinofen erscheint hier als Zugabe, um die Qualität zu erhöhen, deren An forderungen der Thomasconverter heule nicht mehr entsprechen kann. Man hat den directen Erzprocefs besonders für solche Gegenden in Schutz genommen, welche Mangel an für den Hochofen tauglichem Brenn- stolf hatten. Mit der stetigen Verbesserung der Verkehrsmittel wird auch dies immer weniger ausschlaggebend.