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Die Eisenindustrie und die Ausstellungsfrage.* Die Eisenindustrie gehört zu denjenigen Er werbsquellen, welche in besonderer Weise ge eignet sind, den Reichthum eines Landes zu vermehren und allgemeinen Wohlstand in dem selben zu verbreiten, weil sie nicht nur die ihm von der Natur verliehenen Schätze an Erzen und Mineralien in grofsen Massen fördert und ver- werthet, sondern dabei auch gezwungen ist, einen grofsen Theil des erzielten Erlöses für Arbeit, Benutzung der Verkehrsmittel und Anlagen in einer Weise zu verausgaben, welche eine weit gehende Vertheilung desselben bedingt. Da ihre Erzeugnisse auch zum Verkaufe an das Ausland geeignet sind, so besitzt sie aufserdem die wirth- schaftlich so wichtige und leider stets seltener werdende Eigenschaft, Geld einführen zu können. Ein Staat, welcher in der Lage ist, die Eisen industrie mit Erfolg zu betreiben, hat daher alle Ursache, dieselbe zu fördern, wollte diese aber der Ueberzeugung leben, dafs diese Ansicht auch von allen, das Gemeinwesen bildenden Ständen getheilt und bethätigt wird, so würde dies ein Irrthum sein, sie befindet sich vielmehr in der Lage, in besonderer Weise gegen Vorurtheile kämpfen zu müssen, und würde wohl nur auf ein äufserst geringes Mafs von Verständnifs und Erfolg rechnen können, wenn sie nur mit dem Hinweis auf ihre Verdienste um das Gemeinwohl eine möglichst allgemeine Einführung und Ver wendung ihrer Erzeugnisse beantragen wollte; sie ist in dieser Beziehung, wie alle Erwerbs einrichtungen, auf den Weg der Aufklärung an gewiesen. Es kann sich dabei nicht um etwas handeln, was im allgemeinen mit »Reclame« bezeichnet wird, sondern lediglich um Klarstellung der Thatsache, wie vortheilhaft der Kauf und die Verwendung von Eisen anstatt mancher anderer Materialien sind. Wenn z. B. eine langjährige Erfahrung dargethan hat, dafs zur Anlage von Eisenbahngeleisen sowohl bezüglich der Sicher heit als auch der Oekonomie des Betriebes das Eisen dem Holz als Unterlagen für die Schienen entschieden überlegen ist, so ist es zweifellos richtig, das erstere für die Herstellung von Schwellen zu bevorzugen. Bei dieser Frage ist * Wir erachten durch die nachfolgenden Dar legungen des Verfassers die vielen berechtigten Bedenken, welche seitens der Eisenindustrie gegen die derzeitige Inscenirung von Ausstellungen be stehen, für nicht widerlegt, haben aber dem Ar tikel die Aufnahme um deswillen nicht versagen wollen, weil wir eine eingehende Besprechung der Ausstellungsfrage für wünschenswerth erachten und dabei selbstverständlich dem Grundsatz des „Audiatur et altera pars“ zu folgen entschlossen sind. Die Redaction. die Landwirthschaft scheinbar am meisten be- theiligt, weil sie das Holz liefert, aber sie würde im Irrthum sein, wenn sie gegen obige Bestre bungen wirken wollte, denn es liegt auch in ihrem Vortheil, dafs das Vermögen der Allge meinheit möglichst günstig angelegt wird, und von dem für die Erzeugung des Eisens verwen deten Gelde erhält auch sie mittelbar ihren An theil; wenn aber infolge der trotzdem stattfindenden Bekämpfung einer derartigen als richtig erkannten Lehre schliefslich noch ein Theil des dann er forderlichen Holzes aus dem Auslande bezogen wird, so hat nur letzteres Nutzen, das Inland aber einen thatsächlichen Schaden. Die Frage des eisernen Oberbaues wird schon seit mehr als 25 Jahren in Fachkreisen behandelt, und die deutschen Eisenbahnverwaltungen sind mit der Veranstaltung von Versuchen und Proben stets voran gegangen. Dieselben haben viel Zeit und Geld gekostet, und um so gröfser kann nur die allgemeine Befriedigung sein, zu sehen, dafs durch dieselben auch bestimmte Erfolge erzielt worden sind, indem der Beweis erbracht ist, dafs sowohl in technischer als ökonomischer Beziehung das Eisen dem Holze weit überlegen ist und die Con- struction sowie auch die Ausführung des Materials zum Eisenbahnbau in Deutschland auf einer Höhe stehen, welche von den übrigen Ländern bis jetzt vergeblich angestrebt wurde. Eine Betrachtung über das im allgemeinen Bauwesen verwendete Material führt zu dem gleichen Schlüsse; denn auch hier haben viele einsichtsvolle Architekten und Ingenieure schon seit langer Zeit an der Herstellung der richtigen Formen des Eisens mitgewirkt und sind auch für die weitere Verbreitung der Verwendung durch Wort und Schrift eingetreten, nicht etwa, um der Eisenindustrie dadurch einen Gefallen zu erweisen, sondern weil sie die Richtigkeit dieses Bestrebens erkannt haben. Wenn zur Durch führung derselben der Grundsatz »billig und gut« irgendwo am Platze ist, so ist es hier; denn wenn im allgemeinen das Eisen theurer als Holz und Stein ist, so mufs es befähigt werden, in möglichst geringer Quantität eine möglichst grofse der letzteren zu ersetzen, und auch in dieser Richtung wird in Deutschland Hervor ragendes geleistet. Bei der Verwendung zu Bau zwecken aller Art, unter und über der Erde, sowie auf dem Wasser kommt das in Profilen ausgewalzte Eisen vorwiegend in Betracht, und es sind durch die dafür im Verein deutscher Ingenieure aufgestellten Normen erhebliche Fort schritte erzielt worden, indem durch eine zweck- mäfsige Vertheilung des Stoffes die gröfstmöglichste