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644 Nr. 8. n STAHL UND EISEN.“ August 1891. Vom Tampadler Chromitvorkommen erfuhr der Leser von »Stahl und Eisen« erstmals im Decemberhefte des verflossenen Jahres, in welchem kurz referirt wird : „Dasselbe selzt in dem Serpentin- Höhenzuge auf, welcher zwischen Schweidnitz und Jordansmühl den südlichen Abhang des Zobtenbcrges umwallt.“ Gemäfs diesem Referate besitzt das Erz krystallinisch - körniges Gefüge und entspricht der Varietät »Magnochromit«, d h. ist ein Chromeisenerz mit 35 bis 42% Chrom- oxyd, je 19 bis 22% Eisenoxyd und Thonerde, 16 bis 18% Magnesia und 3 bis 5% Kieselerde. Durch eingangs erwähnte Ziegelangebote und eine ihm im Mai zu Gesicht gekommene Zeitungsnotiz wiederum auf den Tampadler Chromit aufmerksam gemacht, benutzte Schreiber dieses vor einigen Wochen die Gelegenheit einer Reise durch Nieder schlesien zu einer Besichtigung des fraglichen Vorkommens und erhielt dabei an Ort und Stelle i eine Anzahl erstklassiger Erzstufen. Der Befund der Besichtigung liefs annehmen, dafs das Decemberreferat den damaligen bezw. vorherigen Zustand des Vorkommens objectiv wiedergegeben; dasselbe ist jedoch keineswegs ein so grofsartiges, wie Mittheilungen in einzelnen Tageszeitungen glauben machten, und der darin als möglich behauptete steinbruchsmäfsige Abbau hat keine Aussicht, ins Werk gesetzt werden zu können. Seif Abdruck des angezogenen Referats haben sich offenbar die Gesammtverhältnisse noch ungünstiger gestaltet: der Unternehmer hat den Abbauvertrag gekündigt; zur Zit der Besichtigung fand ein eigentlicher Betrieb schon nicht mehr statt, die Haldenbestände wurden eben geräumt, und die Grundherren suchen einen neuen Unter nehmer — bis dahin vergebens. Um die Feuerbeständigkeit des Magnochromit von Tampadel und damit den Grad seiner Ver wendbarkeit als Martinofenmalerial klar zu stellen, führte Schreiber dieses nach Rückkehr Glühproben mit den heimgebrachten Stufen erster Güte und mit einem inzwischen in seinen Besitz gelangten, aus dem gleichen Materiale gefertigten Ziegel (derselbe war einer der eingangs erwähnten Offerten beigegeben gewesen) im Deville-Ofen aus, dessen Futter, in Rücksicht auf die vorausgesetzte Un schmelzbarkeit der Proben, aus steirischem Magnesit hergestellt worden war, und bediente sich dabei als Unterlage und als Vergleichsobject für die zu glühenden Proben, denen aufserdem ein Dinas- ziegelstück beigesellt wurde, eines Magnesiaziegels aus der G. Späterschen Steinfabrik in Steiermark. Die Resultate dieser Glühproben entsprechen genau denen, welche er vier Jahre früher beim Glühen von Magnochromit von Grochau (Franken stein) erlangte: Chromitziegel wie Chromitstufen und Dinas- ziegel sind beim Glühen mit Fichtenkohlen unter Gebläsewind vollständig geschmolzen, während das Magnesiafutter des Ofens und die Magnesia- ziegel-Unterlage nicht die geringste Spur auch nur beginnender Schmelzung erkennen liefsen, und weder von der Chromit- noch von der Dinas- schlacke im mindesten angegriffen wurden.* Auch von anderer, unbestritten autoritativer Seite findet die eminente Feuerbeständigkeit der Späterschen Magnesiaziegel volle Bestätigung. Professor Dr. Seger-Berlin, vor einigen Monaten mit der Feststellung des Grades der Feuerbeständigkeit dieser Ziegel befafst, besafs ein gleichschwer- schmelziges Vergleichsobject zu diesem Zwecke nicht; er schreibt darüber unterm 4. Februar d.J.: .... „Mit dem mir eingesendeten Magnesia ziegel haben wir wiederholt Brennversuche an gestellt ; es ist uns aber nicht gelungen, daran irgend welche Zeichen von Schmelzung herbei zuführen. Wir haben zuletzt von unseren feuer festesten pyrometrischen Schmelzkegeln Nr. 35 mit eingesetzt und es ist das Material hiervon völlig zerstört worden, ohne dafs der Splitter des Magnesiaziegels, welchen wir milgeglüht haben, irgendwie Spuren von Schmelzung zeigte . . . . Der Tiegel (derselbe war aus sintergebranntem । steirischen Magnesit hergestellt) wurde im Devilieschen Ofen aufs äufserste erhitzt und etwa 2 Stunden lang im Gebläsefeuer desselben gelassen. Gefeuert wurde mit zu Haselnufsgröfse zer- i schlagenem Retortengraphit (Kohlenstoff ohne nennenswerthe Aschenbeimengung, unter 0,1%). | Jedenfalls ging die Hitze des Ofens weit über das Mafs hinaus, welches wir sonst zur Prüfung von feuerfesten Thonen verwenden, denn kein feuerfester Thon hält diese Temperatur aus, und sämmtliche Tiegel und geglühten Massen gehen dabei zu einer unförmlichen Schlacke zusammen. Nur die Magnesiatiegel halten sich in dem Feuer unverändert, werden nur schwarz und krystallinisch, erhalten aber völlig ihre Form. Verbrannt wurden bei der Glühprobe 4 kg Retortengraphit, während wir bei den Thonprüfungen in der Regel mit 2 bis 21/2 kg ausreichen. Hierbei war der Kegel Nr. 35 vollständig niedergegangen und hatte sich in ein Haufwerk kleiner Krystalle verwandelt, in und auf einer geschmolzenen Masse sitzend. An dem Tiegel aber, sowie an dem Splitter des Magnesiasteines war dagegen nichts von Schmelzung zu sehen; nicht einmal die scharfen Kanten desselben waren gerundet. Es geht hieraus un zweifelhaft hervor, dafs der Magnesiaziegel jeden falls viel feuerfester ist, als die besten Thone nur sein können; die angewendete Temperatur lag jedenfalls sehr weit über Platinaschmelzhitze. Nur die Theile des Tiegels und der Probe, welche an Kohle anlagen, zeigten ein weifsliches Ansehen (Folge der Reduction des Eisenoxyds durch feste Kohle. Referent), aber keine Schmelzung. * Die Belegstücken werden vom Referenten auf bewahrt.