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der Stadt Siegen anläfslich der Anwesenheit von 300 Eisenhüttenleuten dem Fürsten übersandte, gab diesem Kenntnifs von dem Gefühl der Dankbarkeit, das die Versammlung beherrschte. Hr. Lürmann-Osnabrück liefs in bekannter, kraftstrotzender Originalität die Damen, ins besondere diejenigen des Siegerlandes, leben, während Hr. Bürgermeister Delius, der durch seine Liebenswürdigkeit alle Gäste bezauberte, den alten silbernen Pokal der Siegerländer Hammerschmieds zunft auf das Wohl des »Vereins deutscher Eisenhüttenleute« mit mannhaftem Zug leerte und Hr. Thielen-Ruhrort auf den Dank hinwies, den man den drei Vortragenden des Tages, den HH. Gerlach, Weinlig und Klein, für ihre ausgezeichneten Leistungen zu zollen habe. Die fröhliche Stimmung der Versammlung erreichte ihren Höhepunkt, als Hr.Dr. Beumer, von Beifall empfangen, den Vortrag des Hrn. Weinlig in reizenden Coupletversen seiner schlagfertig witzigen Dichtkunst nach bekannter Melodie nochmals vorführte. Lachsalven prasselten auf den Dichter und Sänger nieder, der es versteht, in so eigenartiger Weise die Festmahlzeiten des Vereins zu würzen. Kann es erstaunen, wenn unter solchen Umständen die Räumung des Saales Schwierigkeiten machte, obschon die Uhr auf neun wies? Allein die verlockende Aussicht, die Damen des Sieger landes begrüfsen zu dürfen, that hier Wunder. Binnen wenigen Minuten war der Saal geräumt, ein entzückender Flor von Frauen und Jungfrauen fand sich zu den Klängen der Polonaise, und nicht lange währte es, so drehten sich in verschlungenen Kreisen lustige Paare, und an derselben Stelle, wo eben noch markige Männerworte gefallen waren, hörte man jetzt um die Gunst der Damen schmeichelnde Reden. Merkwürdig rasch schwanden die Stunden, und erst lange nach Mitternacht ging die fröhliche Gesellschaft auseinander. * * * Der folgende Tag, Montag der 22. Juli, war Vormittags der Besichtigung der Siegerländer Industrie in drei Theilausflügen gewidmet, deren Anordnung das Comite sich mit vieler Liebe unterzogen hatte. Leider war an diesem Tage der Himmel, der am Sonntag mit leidlich freund licher Miene gelächelt hatte, dem Verein nicht hold gesinnt, ein echter ausdauernder Gebirgsregen rieselte unaufhaltsam nieder, den Anblick der lieblichen Gegend verschleiernd; er durchkreuzte manche fürsorgliche Anordnung der Gastgeber, vermochte aber der Fröhlichkeit der Stimmung keinen Eintrag zu thun. Ausflug nach den Erzgruben. Ein grofser Theil des Vereins benutzte den um 9 Uhr Siegen verlassenden Sonderzug nach Niederscheiden. Am dortigen Bahnhof wurde die Gesell schaft, nachdem sie durch einige aus der Richtung von Betzdorf anlangende Festgenossen auf etwa 105 Personen angewachsen war, vom Repräsentanten der Grube Storch und Schöneberg, Hrn. Walther Siebel aus Kirchen, begrüfst und in einen zweiten Sonderzug, bestehend aus einer langen Reihe festlich bekränzter Grubenwagen, geleitet, welche durch übergelegte Sitzbretter zum Personenverkehr eingerichtet waren. In das Gosenbacher Thal hinein ging es nunmehr zu den Gruben der beiden Gewerke Honigsmund-Flamberg und Storch und Schöneberg. Nur etwa ein Dutzend der Besucher entschlossen sich zur Einfahrt in letztere Grube, die gröfsere Mehrzahl begnügte sich mit der Besichtigung der Förder-, Sortir- und Verladungseinrichtungen und Röstöfen. Auf weitere Beschreibungen der besichtigten Anlagen verzichtet Berichterstatter hier wie später im Hinblick auf die ausführlichen trefflichen Vorträge vom Sonntag. Ein von den beiden Gewerken angebotenes vorzügliches Frühstück, bei welchem es an Festreden nicht fehlte, und das in einem hellen Saale des Zechenhauses gastfrei angeboten wurde, erfrischte die Gäste, nachdem ihr Wissens durst Befriedigung gefunden hatte. Ausflug nach Greuzthal und Dahlbruch. Während einige eifrige Gäste bereits um 7 Uhr früh sich nach dorthin begaben, folgte das Gros erst mit dem fahrplanmäfsigen Zuge um 10 Uhr. In Greuzthal wurde die Hochofenanlage des Göln-Müsener B.-V. und die Draht- fabrication der HH. W. Dresler in Augenschein genommen und alsdann die ausgedehnten Ge bäulichkeiten der Maschinenwerkstätten und Eisengiefserei der Maschinenfabrik Dahlbruch vorm. Gebr. Klein besichtigt. Alle anderen Werke hier und anderswo standen, wie dies rühmlichst anzuerkennen ist, den Besuchern offen. Die Familie Klein, an ihrer Spitze das Oberhaupt, der allseitig verehrte Hr. Gommerzienrath Fr. Klein, liefs es sich nicht nehmen, alsdann ihre Gäste, deren Zahl etwa 80 betrug, in glänzender Weise zu bewirthen. Siegener Werke. Die übrigen Theilnehmer versammelten sich früh am Bahnhof und wurden von hier unter der kundigen Leitung des Hrn. Majert in stattlicher Wagenreihe zuerst in die Siegener Maschinenfabrik vorm. H. & A. Oechelhäuser, dann in die Walzengiefserei von Emil Peipers & Go., in die Kesselschmiede, Eisengiefserei und Brückenbauanstalt von H. Fölzer- Söhne und die Walzengiefserei von G. Gontermann, sämmtlich in Siegen gelegen, geführt und erhielten dadurch einen trefflichen Einblick in die mit der Eisenindustrie zusammenhängende