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Gruben bei Horhausen nach den Hütten bei Engers versandt worden ist, so reducirt sich der Procentsatz des Eisensteins, welcher 1890 aus dem Siegenschen nach der Ruhr abgesetzt wurde, jedenfalls ganz beträchtlich unter 19 %. Der Nothstandstarif hat demnach den Eisensteinabsatz nach der Ruhr, der nach vorstehender Zusammenstellung bis auf 18 % gesunken war, wieder auf 27 bis 30 % zu heben, aber die ständige Zunahme des Imports von spanischem Eisenstein — dem Hauptconcurrenten des Siegenschen Eisensteins — doch nur wenig aufzuhalten vermocht; denn nur im Jahre 1886 ist ein kleiner Rückgang der Einfuhr gegen das Vorjahr zu verzeichnen, aber trotzdem hat die Einfuhr im Jahre 1890 das 21/2 fache von der des Jahres 1880 und etwa 3/4 der Gesammtproduction des Siegerlandes betragen. Noch viel stärker wie die Einfuhr des spanischen Eisensteins ist die Einfuhr der Minette in Zunahme begriffen, denn sie hat sich im Laufe der letzten 7 Jahre verfünffacht und droht dem Bergbau des Siegerlandes noch verhängnifsvoller zu werden, wie die des spanischen Eisensteins, wenn der Rohstofftarif (Düngmittel, Erden u. s. w.) unter Gewährung einer weiter gehenden Tarif- ermäfsigung für Erze nach den Vorschlägen der rechtsrheinischen Eisenbahndirection zur Einführung gelangen sollte, denn für das Siegensche würde das einen Frachtaufschlag von 1 6 für den Doppellader Eisenstein, für den Minettebezirk einen Frachtabschlag um 21 •6 bedeuten. Soll bei diesen Aussichten die Siegensche Eisenindustrie, insonderheit der Siegensche Bergbau lebensfähig erhalten bleiben, sollen die 15 000 Bergarbeiter mit 31 000 Angehörigen und die grofse Zahl der beim Hütten-, Puddel- und Walzwerksbetrieb beschäftigten Arbeiter nicht aus ihrer gewohnten Beschäftigung herausgerissen werden und soll das Siegerland nicht verarmen, so wird dies nach meiner Ansicht nicht durch weitere Ermäfsigung der Eisensteinfrachten, sondern allein durch Er mäfsigung der Koks- und der Kohlenfrachten geschehen können, damit die hiesigen Eisensteingruben auf den Absatz nach der Ruhr nicht weiter angewiesen sind, sondern der gesammte im Siegenschen producirte Eisenstein auch im Siegenschen verhüttet werden kann, wie dies naturgemäfs ist. Vorsitzender: Es scheint mir, dafs die Ausführungen des Herrn Vortragenden in betreff der Fracht etwas einseitiger Natur waren, und ich möchte Ihnen daher vorschlagen, bei der Discussion auf diese letzten Ausführungen nicht einzugehen, denn dann würden wir wahrscheinlich in eine Debatte gerathen, bei der wir eine Einigkeit doch nicht erzielen würden. (Heiterkeit und Zustimmung.) Ich habe das Gefühl gehabt, als wenn dieser Vortrag, wie es ja auch natürlich und recht ist, die Sache speciell vom Standpunkt der Siegerländer Interessen darstellte; aber da die heutige Versammlung eine Versammlung deutscher Eisenhüttenleute ist, so ist kaum anzunehmen, dafs die Specialwünsche bezüglich der Frachtfrage, die etwas engherzig gefafst sind, die Zustimmung in dieser allgemeinen Versammlung finden würden. Hr. Commerzienrath Weyland hat das Wort. Hr. Commerzienrath Weyland: M. H. 1 Anschliefsend an den Vortrag des Hrn. Bergraths Gerlach möchte ich mir gestatten. Ihnen die Grubenrisse der Grube Zufälligglück bei Herdorf vorzulegen. Es befinden sich in diesem Grubenfelde zwei parallelstreichende und senkrecht ein fallende Gänge, welche ganz merkwürdige Veränderungen in gröfserer Teufe zeigen. Der ursprüng liche Hauptgang bildet ein Stück des Florzer Gangzuges und hatte'in oberer Teufe in dem südlichen Feldestheile eine Mächtigkeit bis zu 12 m. Die Mächtigkeit und Länge dieses edlen Mittels war bis zu 150 m Teufe ziemlich constant, von da an traten Veränderungen ein, wie die Sohlenrisse und das Querprofil zeigen, und bei 300 m sind nur noch Spuren von Eisenstein vorhanden. Der zweite Gang — Gentrumsgang — liegt etwa 40 m von dem Hauptgang entfernt. Dieser zeigt bis zu 250 m ein ganz regelmäfsiges Verhalten, seine Mächtigkeit wechselt bis zu 3 m mit stellenweise gänzlicher Verdrückung. In der 300-m-Sohle wurde im nördlichen Feldestheile unter einer mit 37 0 gegen Süden einfallenden Kluft ein etwa 20 m mächtiges, ganz reinen Eisenstein führendes Mittel aufgeschlossen und bei allmählich abnehmender Mächtigkeit etwa 85 m überfahren. Ein unmittelbar an der Kluft, in dieser Sohle unbedeutender, mit Gangschnüren durchzogener Gebirgskeil ist in der Gangspalte eingelagert. Derselbe verschwindet einige Meter über der 300-m- Sohle, nimmt aber nach der Teufe durch das Einschieben der Kluft an Länge und Mächtigkeit wesentlich zu, wie aus dem Sohlenrifs der 350-m-Sohle ersichtlich. Die Ausrichtungsarbeiten des Hauptganges sind in dieser Sohle noch nicht so weit gediehen, um über das Verhalten ein ganz sicheres Urtheil abgeben zu können. Wahrscheinlich ist aber hier nicht viel zu erwarten. Aus den Querprofilen ersehen Sie den Unterschied der beiden Gangspalten. Dieses Beispiel zeigt, dafs der Gangbergbau grofse Ueberraschungen bieten kann und dafs der Bergmann den Muth nicht verlieren darf, wenn auch mal in gewissen Teufen die Ausrichtungs arbeiten ein ungünstiges Resultat liefern.