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Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 20 Mark jährlich excl. Porto. für das deutsche Eisenhüttenwesen. Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile bei Jahresinserat angemessener Rabatt. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer desVereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Eagel in Düsseldorf. •N 10. October 1890. 10. Jahrgang. Zur Jubelfeier der Bergakademie in Leoben. n bedeutender Zahl rüsten sich die Fachgenossen in unserm Nachbar staate Oesterreich-Ungarn, in Deutsch land und anderwärts zur Fahrt nach der schönen Steiermark, um in den Tagen des 10. bis 13. October das fünfzigjährige Bestehen der Leobener Academie milzufeiern. Leben ja doch in allen Ländern, in denen das Eisen- und Stahlgewerbe blüht, ehemalige Schüler dieser Lehranstalt und sind doch die rühmlichen Lei stungen der Leobener Hochschule überall bekannt und anerkannt, wo man Erze schmilzt und Eisen reckt! Auch wir freuen uns deshalb des Festes, welches unsere Freunde in Oesterreich begehen, um so mehr, als dasselbe so eng verknüpft ist mit der Lebensarbeit des Nestors unserer Eisenindu strie, eines der tüchtigsten Söhne Steiermarks, des Ehrenmitgliedes des »Vereins deutscher Eisen hüttenleute« Peter von Tunner. Mit Recht darf gesagt werden, dafs die Ge schichte der Leobener Anstalt bis zur Mitte der siebziger Jahre einen Theil der Lebensgeschichte Tunners bildet. Die heutige Akademie ist aus kleinen bescheidenen Verhältnissen berausge- wachsen. In den dreifsiger Jahren machte sich in Steiermark die Nothwendigkeit der Errichtung einer Lehrkanzel für Bergbau- und Eisenhütten kunde immer dringender geltend, und es ist das Verdienst des Erzherzogs Johann von Oester reich in Gemeinschaft mit den steirischen Land ständen in Graz, diesem Bedürfnifs abgeholfen und in der Wahl Tunners zum Professor der Berg- und Hüttenkunde am Johanneum in Graz einen äufserst glücklichen Griff gethan zu haben. X.10 Tunner, welcher von seinem siebzehnten Jahre ab, hauptsächlich auf den Fürstl. Schwarzen- bergschen Werken, im Hüttenbetrieb von der Pike auf thätig war und dabei die verschiedenen Herdfrischmethoden aufs genaueste beherrschen lernte, hatte darauf die theoretischen Studien drei Jahre hindurch am polytechnischen Institut zu Wien betrieben und dann im Jahre 1832 die Verwaltung der Fürstlich Schwarzenbergschen Hammerwerke zu Katsch übernommen. Nach seiner im März 1835 erfolgten Er nennung zum Professor bereitete er sich zunächst mehrere Jahre lang durch Reisen in England und Schweden und durch das Studium der - Organi sation bereits bestehender Bergschulen weiter auf sein Lehramt vor; unter seiner Leitung wurde dann das Gebäude der Steiermärkisch-Ständischen montanistischen Lehranstalt zu Vordernberg er baut, in welchem er am 4. November 1840 den Unterricht eröffnete. Zu jener Zeit war man für die Stabeisen darstellung hauptsächlich auf den Herdfrisch- procefs angewiesen. Um mit den Schülern die Frischmethode praktisch durchzuführen, wurde in Vordernberg bei der Anstalt eine Lehrfrisch hütte mit zwei Frischfeuern erbaut, in welcher Tunner nur mit Hülfe des Schuldieners jährlich während 8 Wochen seinen Schülern die Frisch methode praktisch einübte. Erst im Jahre 1846 erhielt Tunner als Beihülfe im Lehrfach einen Assistenten. Es wurde abwechselnd in einem Jahre Bergbaukunde, im folgenden Jahre Hütten kunde gelehrt. Im Herbst 1849 ist die Schule vom Montan ärar übernommen und nach Leoben verlegt worden. 1