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»Zeitschr. des Vereins deutsch. Ingenieure« 1883. Die Feststellung des allgemeinen Gesetzes für die Veränderungen der Festigkeitseigenschaften mit wachsender Härte des Materials läfst sich aus drei Versuchsreihen leider nicht mit Sicherheit ableiten. Hierzu hätte man mindestens fünf Ver suchsreihen mit Material machen müssen, welches möglichst gleichartig bearbeitet war und dessen chemische Zusammensetzung nur soweit sich ändert, als zur Erzielung der Härtestufen noth wendig war. Alsdann könnte man Schaulinien für jede Wärmestufe und wachsende Härtegrade entwerfen. Hierdurch würden also durch die Schaubilder in Fig. 2 und 3 gewissermafsen Schnitte gelegt werden, welche senkrecht zur Zeichenebene durch die Ordinatenlinien gehen und eine krumme Fläche bestimmen, welche das Gesetz darstellt, nach welchem sich die betreffende Eigenschaft sowohl mit wachsender Wärme als auch mit wachsender Härte ändert. Es kann nach Voraufgehendem wohl kaum verkannt werden, welche Wichtigkeit planmäfsig angeordnete Versuche mit Materialien von stufen weise sich änderndem Charakter haben. Nur dann kann man mit einigen wenigen Versuchs reihen das Netz festlegen, welches in die das Gesetz darstellende Fläche fällt, und hierdurch ist die Fläche selbst bei richtiger Wahl der Schnitte in der Regel hinreichend bestimmt. Sicherlich sind für die Forschung im grofsen Mafsstabe die mit vieler Mühe und in Summa mit grofsem Aufwand ausgeführten Einzelversuche für die Erweiterung unserer Kenntnifs nicht von gleichem Werth, wie wenige aber planmäfsig angestellte Versuchsreihen, und es wird dem »Verein für Gewerbfleifs« und dem »Verein deutscher Eisenhüttenleute« der Dank für die Opfer sicher nicht fehlen, welche sie zur Er möglichung einer solchen Untersuchung brachten. Schliefslich erlaube ich mir noch, die Auf merksamkeit auf die Richtung zu lenken, in welcher etwa eine Fortsetzung dieser Versuchs reihen in Aussicht zu nehmen sein würde. Zu erst fällt wohl die Nothwendigkeit in die Augen, die Zahl der Härtestufen zu vermehren und namentlich auch mehr an die äufseren Grenzen zu gehen, also weichstes Flufseisen und Flufs- stahl mit heranzuziehen.* Die eigenthümlichen Erscheinungen bei 300 0 lassen es wünschen, dafs solche Materialien, welche den Wirkungen der Blauhitze besonders stark unterworfen sind, ebenfalls zur Prüfung herangezogen werden. Werthvollen Aufschlufs würde die Vergleichung ähnlicher Materialien gewähren, welche aus dem Siemens-Martin-, dem Bessemer- oder Thomas- Procefs hervorgegangen sind. Charlottenburg, den 20. Februar 1890. A. Martens. * Anm. der Red. Eine Fortsetzung der Versuche in diesem Sinne ist von der eingangs'genannten Com mission in Aussicht genommen. Kleine Holzkohlen-Hochöfen von nahezu cylindrischer Form. Der Bedarf der hiesigen Hütte an Roheisen für die Rennschmiede und Lancashirefeuer, sowie für die Puddelei wird von den vorhandenen Hoch öfen gerade gedeckt. Die Schwierigkeit, nebenbei noch den täglichen Bedarf an Roheisen zu schaffen, welches direct für eigene Zwecke vergossen wird, veranlafste mich, noch einen kleinen Hochofen zu bauen, der lediglich Giefsereizwecken dienen sollte, damit die alten Hochöfen nur Roheisen für die Schmiedeisendarstellung blasen konnten. Die günstigen Erfahrungen, die an dem von mir im Jahre 1887 in Kulebaki erbauten kleinen Hochofen gemacht wurden, der ebenfalls nur Giefsereizwecken dient, veranlafsten bereits die dortige Verwaltung, im folgenden Jahre einen zweiten solchen Hochofen zu erbauen, der noch etwas gröfser wurde. Der von mir hier am Ural erbaute erste der artige Ofen erhielt cylindrische Gestalt und wurde im unteren Theile so verengt, dafs er die nach stehend abgebildete Form bekam. Das Fundament wurde aus auf Rost ruhendem Bruchsteinmauer werk hergestellt; darauf kam rothes Ziegelmauer- /Nachdruck verboten. \ües. v. 11. Juni 1870./ werk und auf dieses ein Kranz weifser Steine zur Aufnahme des Bodensteines. Das Gestell ist von einem Eisenblechmantel umgeben, welcher bis zur Höhe der gufseisernen Formenkästen reicht. Der Bodenstein ist aus Masse gestampft, Gestell und Schacht sind aus weifsen Ziegeln eigener Fabrication hergestellt. Der Schacht ruht auf einem gufseisernen Kranz, welcher von 5 leichten gufseisernen Säulen getragen wird. Der Ofen hat 14 250 mm Höhe bei 1520 mm Schachtdurch messer. Je zwei Steinlagen sind durch einen Eisenring gehalten. Anzahl der Formen 3. Eisen- und Schlackenslich sind getrennt. Die Düsenrohre ruhen auf kleinen gufseisernen Consolen, die am Blechmantel angeschraubt sind. Sie sind um eine verticale Achse drehbar und sperren beim Abdrehen den Wind selbstthätig ab. Das schmied eiserne Mundstück ist mit dem Rohre durch Kugel gelenk verbunden. Die Formen haben am Rüssel 75 mm und sind aus 8 mm Blech geschweifst. Diese abdrehbaren Düsenvorrichtungen habe ich bei dem kleinen Hochofen in Kulebaki zuerst ein geführt und haben sich dieselben so bewährt,