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556 Nr. 7. „STAHL UND EISEN. Juli 1889. als Brennstoff vom selben Bergbau verarbeitet wurde, zeigt uns die interessante Thatsache, dafs sich die Productionen bei nahezu gleichem Abbrand wie die Chargengewichte verhalten, und dafs der auf 100 kg Eisen entfallende Kohlenverbrauch in beiden Fällen gleich war. Schon bei Erörterung des Do na witzer Ver suches wurde darauf hingewiesen, dafs der hierbei erzielte ökonomische Vortheil unzureichend war, um auf Basis dieses Versuches den Puddlingsofen- betrieb auf Regenerativ-Gasfeuerung einzurichten. Dafs die im B orböl y-Gasofen erreichte höhere Production und andere mit dem Gasbetrieb ver bundenen Vortheile, insbesondere eine geringere Reparatur an den Oefen, dann die Möglichkeit, ein sehr weiches ductiles Eisen mit Sicherheit herstellen zu können, einen unzweifelhaften Fort schritt bedeutet haben, hat wohl die Erfahrung gezeigt. Für die Verhältnisse der Alpenländer waren die ökonomischen Vortheile doch noch unzureichend, um diesem Ofensysteme eine all gemeinere Anwendung daselbst zuzusichern; ins besondere mögen wohl die bedeutenden Baukosten eines solchen Ofens mit zugehörigem Generator ein wesentliches Hindernifs geboten haben. Während nun in jenen Eisenwerken, welche auf die Verwendung von Braunkohle oder anderen minderwerthigen Brennstoffen angewiesen sind, bei allen Versuchen die Gasfeuerung bei den Puddlingsofen anzuwenden, in erster Linie das Augenmerk auf die vollkommenste aller Feuerungs methoden, das Siemenssche Regenerativsystem gerichtet ward, kamen in anderen Ländern, wo sehr gute Schwarzkohlen zur Verfügung waren, die einfacheren Systeme der Gasfeuerung, so namentlich die Bicheroux-Feuerung zur Vervoll kommnung des Puddlingsbetriebes in Anwendung. So ist es uns bekannt, dafs auf dem Eisen werke Ougree durch Anwendung des genannten Gasfeuerungssystems und Umbau der einfachen Puddlingsofen auf Doppelöfen der Kohlenverbrauch auf 100 kg Eisen von 90 bis 95 kg sich auf etwa 60 kg und selbst darunter verringert hat und an Abbrand 4 Procent erspart wurden. Zur Erzeugung von 100 kg Puddeleisen waren aber immerhin noch 106,8 bis 108,7 kg Roheisen erforderlich. Die Production betrug in der Ofen schicht je nach der Qualität des erzeugten Fabricates 2164, 2561 und 2713 kg. Auch in Deutschland, so namentlich in den Rheinlanden und Westfalen fand diese Gasfeuerungs methode zur Heizung von Puddlingsofen Eingang. Ebenso hat es auch in Oesterreich an der artigen Versuchen nicht gefehlt und selbst in den Alpenländern wurden, von dem Bestreben nach Fortschritt getrieben, trotzdem die Eisenwerke daselbst auf Braunkohle angewiesen sind, Versuche mit dieser Feuerung durchgeführt, welche indessen keine befriedigenden Resultate ergaben. Wenn man die Betriebserfolge von Ougree mit jenen der einfachen Oefen, wie sie in den Alpenländern in Anwendung standen und theilweise auch heute noch im Betriebe stehen, vergleicht, so wird man es begreiflich finden, warum diese Versuche einen besonderen ökonomischen Erfolg nicht gegeben haben. Allein alle derartigen Versuche haben doch, wenn auch ein unmittelbarer Erfolg nicht zu verzeichnen ist, ihren unschätzbaren Werth. Die Erfahrungen, die man sich dabei sammelt, und die Beobachtungen, die gemacht werden, geben oft eine genaue Richtschnur für den Weg, auf welchem man den Fortschritt weiterhin zu suchen und zu verfolgen hat. Dafs die bisher angeführten Resultate des Puddlingsbetriebes mit Gasfeuerung uns manchen Fortschritt vor Augen führen, kann durchaus nicht angezweifelt werden, aber weitaus den gröfsten Erfolg, welcher bis zum Jahre 1876 beim Gaspuddelbetrieb erzielt wurde, hat der Price sehe Retorten-Puddelofen in England er geben. Der Verbrauch an Steinkohle hat auf 100 kg Eisen 33 bis 37 kg betragen, bei einem Eisenabbrande von 3,25 Procent, der Bedarf an Fütterungsmaterial war 31 bis 32 Procent des verarbeiteten Roheisens. Leider ist bei diesen Angaben (Zeitschrift des berg- und hütten männischen Vereins für Steiermark und Kärnten, 1877, Seite 193), die wir dem Herrn Hofrath v. Tunner zu verdanken haben, die Production des Priceschen Puddlingsofens pro Schicht nicht enthalten, wohl aber ist bemerkt, dafs'Chargen im Gewichte von 5 bis 20 engl. Gtr., d. i. 254 bis 1016 kg im Arsenal zu Woolwich ver arbeitet wurden. Hieraus kann wohl entnommen werden, dafs auch die Leistungsfähigkeit dieses Ofens eine bedeutende sein mufs. Diese in jeder Richtung günstigen Betriebs resultate können auch heute noch den allerbesten Betriebsergebnissen der jetzt modernen Gaspuddel öfen gegenübergestellt werden, der Kohlenverbrauch aber von 33 bis 37 kg auf 100 kg Eisen steht noch unerreicht da. Es ist darum sehr zu bedauern, dafs mit diesen Oefen bei uns in Oesterreich keine Ver suche gemacht wurden, trotzdem Herr Hofrath v. Tunner auf die Vorzüge dieser Feuerung in seinen Publicationen wiederholt hingewiesen hat. Springer-Ofen. Die bisherigen, wenn auch nur skizzenhaften, Mittheilungen geben uns ein Bild von der Ent wicklung des Puddlingsbetriebes mit Gasfeuerung bis zur Zeit vor etwa 5 bis 6 Jahren. Im Jahre 1883 haben wir die ersten Nach richten von dem zweifachen Doppel-Puddlingsefen nach dem System Springer erhalten. In der Zeitschrift »Stahl und Eisen« 1883, Seite 586, wurde eine kurze Besprechung dieses Ofensystems gegeben, nebst der Mittheilung von Betriebs-