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zu verzinnenden Bleche, wie bekannt, vorher 1 gebeizt, gewaschen, getrocknet und ein- bis zwei mal geglüht. Auf die sogenannte Weifsbeize, 1 die andere Zwecke verfolgt, kommen wir später zu sprechen. Fassen wir zuerst das Beizen ins Auge, welche Manipulation in den meisten Hütten unmittelbar mit dem Blech, nachdem es zuge- geschnitten ist, vorgenommen zu werden pflegt. Ueber die Ausführung derselben kann hier kurz hinweggegangen werden, weil die Einrichtungen hierzu, seien sie für Hand- oder Maschinenbetrieb, zur Genüge bekannt sind. Ebenso ist als ganz selbstverständlich angenommen, dafs nur in kupfernen Schrägen gebeizt wird. — Das Ein streuen von Sägespähnen, das sich allerdings auf den einen oder anderen Werken, dank dem Vor urtheil von alten Arbeitern, bis heute gehalten zu haben scheint, ist im ganzen auf dem Aus sterbe-Etat. — Leuchtet ja der Vortheil zu sehr ein, dafs beim Einstellen jeder Tafel in die ein zelnen Abtbeilungen des Schrägens die Schwefel säure die Gesammt-Oberfläche der Tafel sammt den Rändern bespülen, die Beize also in kürzester Zeit, ohne zu intensive Bearbeitung einzelner Stellen, wodurch Blasen gezogen werden, ihre Aufgabe der Reinigung lösen kann. Die Schwefelsäure wird zur Schwarzbeize von 66° Beaume = 1,82 spec. Gewicht bis 8° verdünnt und hat dann ein spec. Gewicht von 1,05. Daraus berechnet sich die zur Verdün nung nöthige Wassermenge wie folgt: Ist x in Liter die Menge Schwefelsäure von 66° = 1,82 spec. Gewicht, welche man zur Herstellung von 1 Liter Beize von 8° = 1,05 spec. Gewicht benöthigt, so ist das hierzu er forderliche Wasserquantum in Liter 1 — x. Daraus ergiebt sich die Gleichung 1,82 x -f- 1,0 (1 - x) = 1,05, also x = 2’^ = 0,061 Liter SO3. 0,82 Das ist eine 15fache Verdünnung. Durch die Erwärmung wird sie rasch bis zu 15° B. = 1,12 spec. Gewicht gesteigert, nimmt aber dann durch Auflösung von Eisen höhere spec. Gewichte an, die natürlich keinen Anhaltspunkt mehr für die Gradigkeit der Säure selbst geben. Der Gewichtsverlust durch Beizen beträgt bei Eisen blechen etwa 2 % , bei Flufseisenblechen bis 3 % . Der Aufwand an 66°iger Säure ist 6 bis 7 kg auf 100 kg gebeiztes Blech. Die Beizkästen werden bei Handbetrieb mit 2,5 m Länge X 0,70 Breite und 0,70 m Tiefe (im Lichten gemessen) gewählt und mit 4 bis 5 Schrägen zu je 30 bis 40 Tafeln beschickt. Die Beizdauer eines Einsatzes beträgt etwa 20 Minuten, hängt jedoch natürlich von der Reinheit des zu behandelnden Bleches ab. Ein tüchtiger Beizer vermag mit einem Ge- hülfen, der die Tafeln in die Schrägen einstellt, in der Schicht 4500 Tafeln im Format 340 X 530 X 0,40 mm zu beizen. Ist die Anlage so gewählt, dafs die Kästen für die Weifsbeize sich in unmittelbarer Nachbarschaft derjenigen für die erste Beize befinden, so kann derselbe Arbeiter mit einem zweiten Geholfen auch die Weifsbeize besorgen. Zum Waschen und Trocknen der Bleche genügen zwei Mädchen; müssen aber die Bleche infolge Unreinigkeit des Wassers schon nach dem ersten Beizen mit Sand gescheuert werden, so ist noch ein drittes Mädchen erforderlich. Der Aufwand an Kohle zum Trocknen beträgt etwa 10 kg auf 100 kg getrocknetes Blech. Zur Weifsbeize wird meistens Salzsäure von 25° Beaum = 1,20 spec. Gewicht verwendet, die 40,8 % HG1 und bis zu 5° B. = 1,04 spec. Gewicht verdünnt ist. Durch die gleiche, schon früher angegebene Rechnung erhält man 1,20 x + 1,0 (1 — x) = 1,04 x = 2’2»' — 0>2 Liter HG1, 0,20 ’ also bei Salzsäure nur die vierfache Verdünnung. Trotzdem ist der Verbrauch an Säure, etwa 2 kg auf 100 kg Blech, und der Beizverlust mit etwa 0,2 % ein bedeutend geringerer als bei der Schwarzbeize, wie ja auch, wie wir sehen werden, die erstrebte Wirkung eine weitaus schwächere ist. Zum Scheuern der weifsgebeizten Bleche, das nicht zu umgehen ist, werden drei Mädchen angestellt. Die Leistung der Weifsbeize wird lediglich durch die der Zinnerei bedingt, beträgt also für eine Zinnbatterie unter Umständen 2500 bis 2700 kg Bleche von 0,40 mm Stärke in einer Schicht. Ein Nachtheil der Beize mit Salzsäure ist, dafs die gesättigte Beize nicht weiter zu verwerthen ist, während aus der Schwefelsäure-Beize Eisenvitriol gewonnen werden kann. Aufserdem ist es ja in den meisten Fällen verboten, diese gesättigten Beizen in die wilde Fluth zu lassen. Die Eisenvitriolgewinnung in- volvirt demnach aufser dem ökonomischen Vor theil auch noch das Unschädlichmachen der Beize. Trotzdem wird zur Weifsbeize die Salz säure bevorzugt, weil sie einestheils billiger ist als die Schwefelsäure und anderntheils weniger die Bildung von Beizblasen begünstigt; leider befördert sie aber das Rosten der damit gebeiz- Iten Bleche, welche Wirkung sich bis auf die verzinnten Bleche erstrecken soll. (Forts, folgt.)