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Juli 1889. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 541 Bauernstandes, Bruch mit der Anschauung des römischen Rechtes von der absoluten und un beschränkten Gewalt, welche das Eigenthums recht verleiht.“ Die »Köln. Ztg.« erklärt sich damit voll und ganz einverstanden, mahnt ferner an eine bessere Fühlung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, befürwortet deshalb in Ueber einstimmung mit der deutschen Arbeiterzeitung die Einrichtung von Arbeitervertretungen. Als feste greifbare Vorschläge sind diese Aeufserungen willkommen, im übrigen gilt von einem grofsen Theile unserer eifrigsten Staatssocialisten das Wort des französischen Politikers Dufaure über einen Coliegen: ,11 ne sait pas ce qu’il veut, mais il le veut bien energiquement.“ Klärung der Sachlage tbut noth, denn im heutigen Wirbel von socialen Meinungen, Vorschlägen und For derungen, der Gebildete und Ungebildete erfafst hat, treten allerlei unliebsame Erscheinungen hervor. Der Verfasser. Beiträge zur Frage der vortheilhaftesten Vergasung der Kohle, Von W. Schmidhammer, Hütten-Ingenieur. Schon seit längerer Zeit hat mich obige Frage beschäftigt, mit dem Wunsche, sie ihrer Lösung näher zu bringen. Dafs das Bedürfnifs eines Fortschrittes in der Gaserzeugung für technische Zwecke ein allgemeineres ist, beweisen nicht nur die vereinzelten Versuche, die trotz der Kost spieligkeit der Anlagen mit der Verwendung des Wassergases gemacht wurden, sondern auch die wiederholte Behandlung dieses Gegenstandes in den Fachzeitschriften, von denen gerade die letzten Aufsätze in »Stahl und Eisen« im October- und December-Heft 1888 mich ermunterten, die Ergebnisse meiner diesbezüglichen Studien den geehrten Fachgenossen zur Kenntnifsnahme und eventuellen Anregung mitzutheilen. Wenn ich sehr viel Bekanntes und oft Be sprochenes wiederbringe, so ersuche ich das zu entschuldigen, da ich es für die Begründung meiner bescheidenen Aufstellungen der Vollständig keit wegen als nothwendig erachte. — Die beste Ausnützung der in der Einheit des Brennstoffes aufgespeicherten Wärmemenge ist unstreitig die in Schachtöfen, wo die zu behan delnden Materialien mit dem Brennstoff in die möglichst innigste Berührung kommen und die Verbrennungsproducte auf dem Wege von unten nach oben ebensowohl ihre Wärme an die von oben nach unten wirkenden Materialien, als auch an den damit gemischten Brennstoff abgeben, wodurch beide auf die möglichst vollkommenste Art vorgewärmt werden. Für Processe jedoch, für welche der Schacht ofen nicht verwendbar ist, wo die Wärmeapparate als Flammöfen ausgeführt werden müssen, ist dieses Gegenstromprincip nicht mehr vollständig durchführbar. Entweder mufs man sich begnügen, die Abhitze durch Vorwärmung der Materialien auszunützen und den Brennstoff kalt zu ver wenden, wie etwa bei den Vorrollöfen — in diesem Fall ist die höchsterreichbare Temperatur eine verhältnifsmäfsig beschränkte — ; oder man verwendet die Abhitze zur Vorwärmung des Brennstoffes und der Verbrennungsluft, wobei aber die Materialien kalt zur Verwendung kommen müssen. Die auf diese Weise erreichbaren Tem peraturen mufsten ausreichen für alle jetzt in Uebung stehenden Processe.* Um aber diese Vorwärmung des Brennstoffes in geeigneter Weise bewirken zu können, sah man sich gezwungen, denselben vorerst zu ver gasen. Es sind wohl Versuche gemacht worden, auch festen Brennstoff vorzu wärmen, aber die selben sind nicht von solchem Erfolg begleitet gewesen, dafs er dieser Methode ausgebreiteteren Eingang in die Praxis verschafft hätte. Die Vergasung des Brennstoffes ist, oberfläch lich betrachtet, eine sehr einfache Sache. Die Eigenschaft des Kohlenstoffes, zwei gasför mige Oxydationsstufen von genügender Beständig keit anzunehmen, bot das geeignete Mittel, den Brennstoff erst halb zur Verbrennung zu bringen und das gebildete Kohlenoxydgas als Brennstoff zu verwenden. Die bei der Bildung des Kohlen oxydgases frei werdende Wärmemenge geht aller dings bis auf einen Bruchtheil, welcher die Tem peratur der Gase, mit der sie zur Verwendung kommen, bestimmt, verloren. Dafs das reine Kohlenoxydgas mit der naturgemäfsen Beimengung von Stickstoff für viele Processe eine nicht ge nügende Heizkraft besitzt, beweist der Umstand, dafs man dort, wo man besonders hohe Tem peraturen nöthig hat, sogenannte Gaskohlen zur Verwendung heranzieht, aus welchen eine ziem lich grofse Menge Schweelgase abdestilliren, die eine bedeutend höhere Verbrennungswärme haben. * Von der Ausnützung der Abhitze durch Dampf erzeugung wurde hier abgesehen, da es sich nur um die für den betreffenden Procefs in Betracht kommen den Wärmemengen und Temperaturen handelt.