Volltext Seite (XML)
980 1). Von Errichtung dcs zweiten franz. Kaiserthums re. Vorfahren, und ihre Abkömmlinge haben Jahrhunderte de- Ruhme- hinter sich und eine Zukunft vor sich, die ihr Heroismus frei und mächtig machen soll. Niemals war daS Vaterland für den Keift der Ergebenheit und Opscrwilligkcit bester vorbereitet niemals ließ cs in imposanterer und großartigerer Weise die Krast nnd den Stolz bei Rationalcharakters erblicken. Es schreit mit Enthusiasmus: Auf zu den Waffen! Siegen oder Sterben ist seine Devise. Während unsere Soldaten den Boden des Va terlandes heroisch vertheidigcn, beunruhigt sich Europa mit Recht über die Erfolge Preußens. Man weiß nicht, wie weit der Ehrgeiz dieser unersättlichen Macht gehen würde, wenn sic durch cincn endgültigen Triumph überreizt würde. Es ist ein unver änderliches Gesetz der Geschichte, daß jedes Volk, daS durch übertriebene Gelüste daS allgemeine Gleichgewicht stört, einen Rückschlag gegen seine Siege hcrvvrruft und alle anderen Völker gegen sich kehrt. Es kann nicht fehlen, daß diese Wahrheit sich noch einmal durch Thatsachcn bewähre. Wer ist demnach an der Wicdercrstehung dcs Kai- scrthums in Dcntschland intcrcssirt, wcr kann dcnn wünschen, daß die Nordsee und Ostsee preußische Seen werden? Sind cs Schweden, Norwegen, Dänemark, bieder Triumph Preußens vernichten würde? Ist cs Rußland, das mehr als irgendeine andere Macht dabei intcrcssirt ist, das Gleichgewicht im Norden gegen die germanischen Gelüste zu retten? Ist cs England, das als große See- und Schutzmncht Dänemarks den Fortschritten der preußischen Marine widerstreitet? Ist es das durch die kühnen Jntri- guen Bismarck's bereits bedrohte Holland? Was Oesterreich betrifft, so würde die Wiederherstellung des germanischen KaiserthumS zum Vorthcilc dcs Hauses Hohcnzol- lern der verhängnißvollste Schlag nicht nur gegen die Dynastie Habsburg, sondern auch gegen den Bestand der österreichisch-ungarischen Monarchie sein. Preußen wird sicher lich versuchen, dem Wiener Cabinet Versprechungen zu machen; aber man kennt den Glauben, den man den Worten Bismarck's schenken darf. Würde jedwede angebliche Garantie jemals stärker sein als die Bande, welche Preußen mit dem deutschen Bunde vereinigten, und die Preußen uns und seinen Pflichten und Verpflichtungen zum Trotze so gcwaltthätig zerriß? Der endgültige Triumph Hohcnzollerns würde für Italien nicht weniger unheilvoll als für Oesterreich sein. Ein germanisches Kaiserthum würde um jeden Preis Küsten haben wollen; cs müßte dieselben im Süden eben so wie im Nor den, es würde Venedig und Triest, eben so wie Kiel und Amsterdam haben wollen. Italien märe in seiner Rcgcncrirung gefährdet. Wir appellircn mit Vertrauen an die Weisheit der Regierungen und der Völker, um Europa dem preußischen Despotismus zu entreißen, um uns zu helfen, sei cs durch Allianzen, sei cs durch Sympathien, um das europäische Gleichgewicht zu retten. Bereits sind günstige Anzeichen von England zu signalisiren, das, durch unsere so kategorischen und so loyalen Erklärungen bezüglich der belgischen Neutralität vollständig befriedigt, unsere Nordgrenze deckt, indem cs sich bereit zeigt, sie von der belgischen Seite zu vertheidigcn, wenn Preußen sie verletzen wolle. Schweden, Norwegen und Dänemark zeigen eine von Patriotismus gehobene Haltung. Der Kaiser von Rußland beehrt unseren Botschafter mit ganz besonderem Wohlwollen , und die hervorragendsten Organe der russischen Presse führen eine un günstige Sprache für die preußische Sache. Die Wiener Journale, welche anfäng lich schüchtern gewisse Sympathien für Bismarck zeigten, sind gezwungen, der öffent lichen Meinung nachzugebcn, und führen eine den wahrhaften Interessen Oester reichs entsprechende Sprache. Der Kaiser von Oesterreich, der König von Italien und ihre Regierungen bezeugen uns mehr und mehr befriedigende Dispositionen. Oesterreich und Italien rüsten thätig. Die Ministerien von Wien nnd Pest gehorchen einem ge meinsamen Gedanken, und der Augenblick naht, wo Preußen von dieser Seite her den ernstesten und schwierigsten Verlegenheiten begegnen wird. Unsere Diplomatie wird