Volltext Seite (XML)
VI. Der deutsch-franz. Krieg u. das neue deutsche Reich. 975 mtgegen, um deren zermalmenden Marsch aufzuhaltcn. Diese eisernen Soldatm wissen, ^h sic dem Tode entgegengehcn. Troß der Batterien, trotz dcS Gewirrs der übercin- endcrfallendcn Menschen und Pferde gelangen sie vor die Fronte der preußischen Regi menter, durchbrechen dieselben, haum sie nieder, drängen vorwärts. Aber andere zahlreiche Bataillone kommen mit ihrer Wucht den Preußen zu Hülfe und der Rest un serer Cuirasfiere verschwindet im feindlichen Elrudel. Der Marschall hat noch ein Re giment Chasseurs zur Hand. Er gibt ein Zeichen, eS greift an und macht gleich den ^»kassieren abermals eine gräßliche Lücke unter den Preußen. Dadurch wird der Rückzug des französischen Fußvolks gedeckt, aber die Chasseurs sind dahin". Ein Augcn- zeuge schreibt: „Es war ein großartiger Anblick, als die blanken Panzcrgcschwader zwischen dm Waldparthien glänzend hcrvorbrachen. sie kamen wie ein Gewittcrsturm, die Erde dröhnte. AlS sic bis auf zweihundcrtundfünfzig Schritte heran waren, rollten von drei Taten her die Salven und wie über den Tisch gefächerte Karten sanken die vordersten wieder Mann an Mann. An andern Stellen lagen sie wie ein wirrer Knäuel von Mann und Roß. Gestürzte Reiter hier, ledige Pferde dort, liefen über das Feld hin. Dm Rest sprengte in wilder Flucht zurück. Zwei Regimenter auscinandcrgefegt wie Evreu". Unter de» Gefallenen waren General Colson, das Haupt des Mac Mahon'- crm ichm Generalstabes und General Raoul, Führer der dritte» Division, die bei Hröschweiler de» zäheste» Widerstand geleistet. Sagar der Staatswagen des Marschalls mit seinen Briefschaften und Actenstückc» und die Kriegskasse mit be trächtlichen Geldsummen fielen in die Hände der Sieger. Meilenweit waren braßen und Felder mit Waffen, Kricgsgeräth, Tornistern und Monturstücken bedeckt. Caravancnartig flüchtete die Bevölkerung den Vogesen zu. Aber auch aus deutscher Seite lagen viele brave Krieger, Offiziere wie Gemeine, auf dem Schlachtfeld. Der tapfere General Bose, Commandcur des elften Armeccorps, blutete aus zwei Wunden, die baierischen, preußischen und würtembergischen Truppen hatten einen Verlust von 8000 Mann, darunter über vierhundert Offi- i>ere. Wiederum wurden über 6000 Gefangene, zur Hälfte Zuaven und Turcos, »ud eine große Menge Kanonen, Mitrailleusen, zwei Adler und andere Kriegsbeute »der den Rhein geschafft. Die Franzosen schrieben ihre Unfälle thcils der über« lrgenen Streitmacht der Feinde, thcils dem Umstande zu, daß das fünfte Armee« r°rps, das unter General de Failly bei Bitsch stand, nicht rechtzeitig auf den, ^efechtsfeld eiutreffen konnte; aber schon damals gab ein fremder Man», der Augenzeuge des riesenmäßigen Kampfes gewesen, das richtige Urtheil ab: „Die Franzosen sind verloren. Das sind keine Bataillone, das sind Mauern, die mit »Nlviderstehlicher Macht Vordringen. Ma» sieht gar nicht, daß die Kanonen, Mitrailleusen, Gewehre sie berühren. Jede Lücke schließt sich augenblicklich, ^ur hinter de» Reihen nierkt man, daß sie gelichtet wurden. Jeder Mann, ersten bis zum letzten, ist ein Held. Frankreich ist verloren, und um so »'ehr, je länger der Krieg dauert". Dieses Urthcil fand seine volle Bestätigung in einer andern nicht minder s-a-k-ück-n glänzenden und nicht minder blutigen Waffcnthat, die an demselben Augusttage ""