964 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiserthums rc. und Opsersreudigkeit des deutschen Volkes mit dem Aufrufe zur Vertheidigung seiner Ehre und Unabhängigkeit." Die von glühender Vaterlandsliebe durch wehte Antwort auf die Thronrede, die rasche Bewilligung des zur Kriegführung erforderlichen Geldbedarfs gaben Zcugniß, wie sehr alle Gemüthcr von der Größe und Bedeutung des Augenblicks und von der Gerechtigkeit der Sache er füllt waren. Auch Napoleon verkannte keineswegs den kraftvollen Geist, dcr aus dcr Thronrede hcrvorleuchtcte: „Die Worte der Preußen sind so scharf lrik ihr Schwert", soll er geäußert haben, als er davon Kunde erhalten. Auf den talentvollen Publicistcn Prevost-Paradol, welcher nach langer Opposition gegen das Napoleonische Kniserthum sich dem konstitutionellen Rcgimcute Ollivier^ angeschlossen hatte und seit einigen Wochen als französischer Gesandter in Wa shington weilte, machte der Ausbruch des Krieges einen so tiefen Eindruck, das 22. Jun rs7o. xr sjch durch einen Pistolenschuß das Leben nahm. Wm und°dk au demselben 19. Juli sah mau König Wilhelm die Todtenkapclk ^Mmmung" Eltern in Charlottenburg betreten und an ihrem Grabmale den Beistand des Himmels zu dem großen Unternehmen erflehen. Es war ja der Todestag seiner Mutter, der heißgeliebten Königin Luise. Als sie vor sechzig Jahren B gebrochenen Herzen aus der Welt geschieden, hatte sie zu ihren beiden ältesten Söhnen die mahnenden und prophetischen Worte gesprochen: „Wenn E^e Mutter und Königin nicht mehr ist, dann weinet meinem Andenken Thronen, wie ich sie jetzt dem Umsturz meines Vaterlandes widme. Aber begnügt En^ damit nicht allein, handelt, entwickelt Eure Kräfte, vielleicht läßt Preußens Schutzgeist sich auf Euch nieder." König Wilhelm hatte in seinem langen Lebe» nie diesen Gedenktag vorübergehen lassen, ohne das Mausoleum zu besuchet Aber niemals inag sein Herz so tief bewegt und so von inniger Gottesliebe und Gottvcrtraucn erfüllt gewesen sein, als in dieser schicksalsschweren Stunde Wenn er damals der Tage von Jena und Tilsit gedachte, so mochte ihn auch die Hoffnung beseelen, daß jetzt die Zeit der Vergeltung gekommen sein dürfte Denn die vaterländische Begeisterung, welche sich in der ganzen Nation zeigte, die selbst die Deutschen in fremden Ländern nnd Erdtheilen ergriff und sich Tausenden von Adressen und patriotischen Anerbietungen aussprach, konnte ihn überzeugen, daß alle deutschen Herzen von Vaterlandsliebe und Nationalgefu^ durchglüht seien, die nicht hinter dem Jahre 1813 zurückständen und zu gleiche Erfolgen führen müßten. Darum wurde auch noch an demselben Tag das Wiederaufleben des Ordens des eisernen Kreuzes für den beginnenden Krieg nn- geordnet. König Wilhelm fühlte sich bewegt und hingerissen von den zahllos Beweisen patriotischer Gesinnung in Wort und That; nnd dieser gehoben" Stimmung hat er in den denkwürdigen Worten Ausdruck gegeben, welche die 25.J»li 187«. Thronrede in edelster Weise ergänzten und besiegelten: „Aus Anlaß des bevor stehenden Kampfes für die Ehre und Unabhängigkeit Deutschlands sind mir b' zahlreiche Kundgebungen der Hingebung und Opferfrcudigkeit für das gemein-