Volltext Seite (XML)
948 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiscrlhnins rc. fand, konnte zeigen, wie wenig gerade bei den gebildetsten Kirchcnfürsten del gegenwärtige» KatholiciSmus Lust und Trieb vorhanden war, das seit drei' hundert Jahren nicht mehr in Wirksamkeit getretene Institut eines allgemeine" Concils im neunzehnten Jahrhundert blos zu dem Zwecke noch einmal auflck« zu lassen, um zu Gunsten des Papstes in aller Form abzudankcn und ihn zu»» Universalerben der alten Synodalautorität einzusctzen. Sogar das Cardinal collegium hatte dem heiligen Vater abgcrathcn. Dennoch erfolgte die Berufung, und zwar in möglichst ökumenischer Forni, selbst an die Bischöfe der orientalische« Kirche gerichtet, von denen sie nicht angenommen wurde; auch an die Protests ir. Sepibr. kn erging eine Einladung, die Gelegenheit des Concils zu ergreifen, um in de« „einigen Schafstall Petri" zurückzukchren. Eine dogmatische Commission,'« welcher die Jesuiten Perrone und Schrader das große Wart führten, bereit während des Winters die Aufgaben des Concils vor, und bald genug zerstreit das anerkannte Organ des Papstes, die von Jesuiten geschriebene Oiviltä c»t- tolioa, die letzten Zweifel der ungläubigen und erstaunten Welt hinsichtlich dcsse« was im Vatican geplant wurde. Den Papst für unfehlbar zu erklären, erW dieser Partei als die bündigste Sicherstellung des, bei allgemeinem Wanken all" andern Autoritäten allein noch Festigkeit und Dauer -verheißenden Felsen Pet" wider feindselige Staaten und Kirchen, wider menschliche Freiheit und Neuerung sucht, wider zersetzende Duldsamkeit und vernünftelnde Wissenschaft, wider all" Jrrthum und alle Sünde der Gegenwart und Zukunfü Die ganze Sache >« Scene zu setzen war der Erzbischof von München, Cardinal Reis ach, ersehe«' welcher in Rom den Rnf hatte, im Besitz des Geheimnisses deutscher Wissens^ zu stehen und hinter deren Nichtigkeit gekommen zu sein. Jetzt wurden auch Staatsmänner aufmerksamer auf diesen Handel, welcher, weil auf Geuers sanction aller jemals von Päpsten dem Staate gegenüber erhobenen Anspn^ hinzielend, ganz dazu angcthan schien, ein neues und dauerndes Zerwürf^ zwischen weltlicher und geistlicher Macht hervorzuruscn und der Unabhängig^ und Souveränetät der Staaten bedrohlich zu werden. In einem diplomatisch"' Rundschreiben beantragte der baierische Minister, Fürst Hohenlohe, ConfereB" der Regierungen, um einen Plan zum Schutze ihrer gemeinsamen Interessen»" entwerfen. Aber in Folge der Ablehnung dieses Vorschlags durch den ösl"' reichischcn Reichskanzler Beust ließen die Mächte den Gedanken einer Confer^ fallen; die ultramontane Partei benutzte sogar diese Angelegenheiten, um baicrischen Minister bald darauf aus dem Amte zu bringen, und in Franke"" vereinigten sich die Stimmen des kurzsichtigen Ollivier und seiner Freunde >«^ denen der Ultramontanen in der Forderung einer von Seiten des Staates zuhaltenden absoluten Neutralität. Da zugleich auch Preußen in seiner gru^' satzmäßig reservirten Haltung in katholisch-kirchlichen Fragen beharrte, schief die Dinge für die Ansprüche des Papstes günstig zu liegen und man machteg" wenig daraus, daß der moderne Liberalismus das Unternehmen mit einstimmig""