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946 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaisertums re. lernen werden. Doch wurden im Innern mancherlei Reformen eingeführt. wic Ium i»7«. die Civilehe, welche das öffentliche Leben Spanien- in liberalem Sinne umgi- stalteten. Als die deutschen Heere bereits vor Paris standen, kam man endlich in Spanien mit der Königswahl zu dem ersehnten Ziele. Victor Emanuel cr< theilte seinem zweiten Sohne Amadeus von Aosta sgeb. 30. Mai 1845) die anfangs versagte EinwilUgnng, die dargebotcnc Krone anzunchmcn. Aber ehe 27. Derb,, der junge Fürst noch seinen Einzug in sein neues Königreich hielt, empfing General Prim, als er aus einer Sitzung nach seiner Wohnung fuhr, von den Kugeln einiger Verschwornen eine Wunde, der er bald erlag. Die Thäter blieben nnentdeckt. Wahrscheinlich war der „Königmacher" das Opfer republikanisch« Rache, wenn man nicht lieber annehmen will, die legitimistische Emigration habe den Mörder gedungen. König Aber die Kräfte des jungen Königs reichten nicht hin, die aufgeregte, von Parteien zerrissene, von legitimistische» und republikanischen Aufständen durch wühlte spanische Nation mit den Gesetzen und Mitteln einer constitutioneUcn Monarchie zu regieren und zum Gehorsam gegen die bestehende Ordnung und Autorität zu bringen. Der König und die unionistischen Minister Sagasta und Serrano, in deren Hände Amadeo die Leitung der Staatsgcschäfte legte, waren der Opposition der „Radikalen" unter Zorilla's Führung nicht gewachsen, zu mal als im Norden die Karlisten von der Geistlichkeit stets zu neuen Schild- erhcbnngen aufgereizt wurden. Erschreckt durch die Anzeichen finsterer Mord- plane von Seiten der Fanatiker, die sein und seiner Gemahlin Leben bedrohten, entsagte daher König Amadeo nach dritthalbjährigem Ringen gegen die wider strebenden Clemente in dem Reichstag wie in der Armee dem Thron in Madrid, F-br. 1873. gab den Cortes die Staatsgewalt zurück und schiffte sich in Lissabon nach Italien ein. „König Amadeus", schrieb eine Berliner Zeitung auf die Kunde von der srei- willigen Abdankung des Monarchen, „scheidet aus Spanien nicht mit dem Ruhnu der Thatkraft und Entschlossenheit. Noch weniger freilich kann man seinen Aus gang unrühmlich nennen. Ein wohlwollender, begabterund liebenswürdiger Herr, hat er in dem Residenzschlosse Ferdinand's VII. das Beispiel reiner Sitte und edler Bildung gegeben. Noch größer war in einem Lande wie Spanien, daß er seinen Königseid auf die Constitution unverbrüchlich hielt. Die Sagasta und Serrano legten ihn: im Sommer des vorangegangenen Jahres v. I. den Staats streich nahe genug, er lehnte denselben ab und berief das radicale Cabinet Zorilla, dessen Programm für einen selbstbewußten Monarchen wenig Anziehendes haben konnte. Sein Sturz ist wesentlich elegisch, weniger für ihn, der geachtet und glücklich in der Heimath noch lange von dem seltsamen Abenteuer seines spanischen Königthums träumen kann, als für das unglückliche, von ihm verlassene Land. Wenn dort vorläufig die Republikaner und die Radicalen sich zu einer compacten parlamentarischen Mehrheit vereinigt haben, so entsteht die Frage, wie lange diese Einigkeit dauern soll? Die eigentlichen Republikaner mit den neuen Ministern