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942 v. Von Errichtung des zweiten franz. Kaiserthums rc. Loos traf auch den Marschall Serrano, den Präsidenten des Senats, weil er in einer Audienz der Königin gegen die harte Maßregel Vorstellungen gemacht. O'Donnell und andere hervorragende Mitglieder der liberalen Union flohen all Ausland. Der erstere, Abkömmling einer altirischen Adclsfamilic, starb bald ML,, 18V7. darauf (6. November 1867) zu Biarritz. Die Eortes wurde» aufgelöst, And' schreitungen der oppositionellen Presse, sei es in Zeitungen oder Flugschriften, mit Todesstrafe bedroht. Ein Terrorismus, wie ihn Spanien lange nichts sehen, gestützt auf Kriegsgerichte und Belagerungszustand, verbreitete sich über das Königreich und hielt das ganze geistige und politische Leben gefesselt. Die Cortes-Mitglieder, unter dem allgemeinen Druck gewählt, wagten keinen Wider' spruch; ja sie willigten in eine Geschäftsordnung, welche die Opposition all „Selbstmord" bezeichnete; das Ministerium Narvaez stand gänzlich unter du» Einfluß der Hofcamarilla; das constitutionclle Leben war nur ein SäM und Schattenbild; selbst der Bruder des König-Gemahls, der Jnfant HeimÄ von Bourbon, welcher liberaleren Tendenzen huldigte, zog sich, durch ein köuig' ML-, iso?, liches Dekret seiner Würden und Ehren beraubt, nach Frankreich zurück. Ci»- August. zelne Aufstände in Catalonien und andern Gegenden wurden unterdrückt und gaben der Regierung die willkommene Veranlassung, das terroristische SW mit dem Kriegszustand aufrecht zu halten oder von Neuem zu verhängen. Der Verkehr zwischen Madrid und Rom wurde immer lebhafter und inniger. Die Beschützung des heiligen Stuhles wurde für die erste und vornehmste Pflicht des Landes erklärt; trotz der eigenen Finanznoth gingen fortwährend große Sunum» nach der Apostelstadt. Schon sprach man von Wiederherstellung der säculari' «.Ur. sirten Klöster. Der Papst bezeigte der Königin durch eine geweihte goldene Rost „als Sinnbild aller weiblichen Tugenden" seine Zufriedenheit über ihre kirchliche Gesinnung. Das reactionäre System erfuhr keine Veränderung, als das HW des Ministeriums, der Marschall Narvaez, unerwartet aus der Welt ging; den» A. Apni. nun trat Gonzalez Bravo an die Spitze des Cabinets, das, nach seiner Erklä rung, „von dem Schatten des Herzogs von Valencia geleitet werde". Und nur zu bald gab der neue Ministerpräsident zu erkennen, daß er den Terrorismus noch weiter zu treiben gedenke. Durch einen Staatsstreich ließ er in Madrid und verschiedenen andern Städten mehrere der einflußreichsten und angesehensten 7. Jun. Generale, unter ihnen Serrano (Herzog de la Torre), Dulce, Zavala, Cordova, verhaften und nach den balearischen und canarischen Inseln interniren, und dein Herzog von Montpensier, dem Gemahl der einzigen Schwester der Königin, schickte er den Befehl, das Land zu verlassen, da sein Name den Feinden der Regierung als Banner dienen könnte. Revolution Dieser Gewaltschritt war der Schlußstein der Reaction. Schon längst war »«Königin' die spanische Nation im Tiefsten erbittert gegen die Dynastie der Bourbonen, welche durch ihren Despotismus wie durch ihre sittliche Verworfenheit die moralische Kraft des Volkes untergraben, und insbesondere gegen die Königin Isabella,