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V. Geschichte der Jahre 1865 bis 1870. 917 nur unter dem Schleier der Anonymität sich schüchtern an die Oeffcntlichkeit wagte und die grvßdeutschc demokratische Presse ihren Hauptsitz aufgeschlagcn, schien mit den Siegen der Gegner die Verbissenheit und der Grimm zu wachsen. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, den Gang des Krieges am Main und an der Tauber im Einzelnen zu verfolgen, eines Krieges, der von Seiten der Buudestruppen keinen andern Zweck mehr haben konnte, als die Waffcnehre zu retten. Man hatte sich zu weit eingelassen, hatte zu große Rüstungen gemacht, hatte zu laut die Kricgstrompctc ertönen lasten, als daß man es jetzt mit der militärischen Ehre hätte vereinbar finden sollen, sich ohne Kampf zurückzuzichcn und damit das dcmüthige Sclbstbckcnntniß abznlegcn, daß man von vornherein sich für überwunden erkläre. Die Erbitterung und Kampflust der Soldaten war so stark und öffentlich hcrvorgetrclcn, daß eine „Bluttaufe" Vielen durchaus uöthig schien. So hatte denn der Krieg im Main- und Taubcrgebiet seinen Fortgang, als die Waffen zwischen Oesterreich und Preußen in Böhmen und Mähren bereits ruhten; und der Ruhm, den die Main-Armee unter Falckcn- stein erworben, sollte unter Manteuffel durch neue Erfolge gegen die seit ihrer Vereinigung an Zahl und Stärke weit überlegenen Bundestruppen gemehrt werden. Es ist von allen Seiten anerkannt, daß die badische Division unter Prinz Wilhelm, die von der Lahn südwärts gezogen, bei Hundheim und^ Werb ach durch ihre tapfere Haltung und ihre Geschicklichkeit im Artillcrie- gefecht sich rühmlich hervorgethan; daß die Würtemberger unter ihrem als Kriegs lehrer berühmten Anführer General v. Hardegg beiTauberbischofsheiin 3un. ihren alten Kriegsmuth trefflich bewährten; daß die Baiern bald allein, bald mit andern vereinigt bei Gerchsheim und Helmstedt, bei Uettingen^-rs.Jun. und Roßbrunn mit Ehren im Kampf bestanden; und dennoch war das Re sultat aller dieser Einzelgefechte, wobei die Bundestruppcn in meistens gut ge wählten Positionen vorzugsweise ihre überlegene Artillerie wirken ließen, schließ lich der Rückzug der gesammten „Rcichsarmee" hinter den Main und die Besitz- smu nähme der Stadt Würzburg mit Ausnahme der Feste Marienberg durch die Preußen. Die Verbitterung der besiegten Partei scheute sich nicht, die Schuld des Mißerfolgs in einem Berrath der Führer zu erblicken. Den Prinzen Wil helm von Baden haben die Gegner geheimer Sympathien für Preußen ange klagt. Aber seine Gesinnung hat ihn nirgends von dem Pfade der Pflicht und der militärischen Ehre abgelcnkt. In Würzburg wurde zunächst eine Waffenruhe zwischen Manteuffel uud Prinz Karl geschlossen und als Einleitung zu Friedcnsunterhandlungen be- nutzt. Diese führten, nachdem noch das zweite Reservccorps unter dem Ober- schlösse, befehl des Großherzogs von Mecklenburg in Bayreuth cingezogen und nach dem siegreichen Gefechte bei Seybvttcnreuth nach Nürnberg vorgedrungen war, zur Beendigung des Krieges im Maingebiet. Rach den Waffenstillstandsverträgen 2s. Jui,. mit Baden, Baiern und Würtemberg, welche einige Wochen später in Friedens-». 2. A»g.