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916 D. Von Errichtung des zweiten franz. Kaiserthums re. mnng Victor Emanucl's zu den Präliminarien cingetroffcn war, kam der Ni- 2«. Junkolsburger Waffenstillstand zum Abschluß, auf dessen Grundlage vm 2Z. Aug." Wochen später der Pra ger Friede vereinbart wurde. Durch diesen blieb dcrM serstaät im vollen Besitz seines bisherigen Tcrritorialbcstandcs, mit Ausnahme da italienischen Besitzungen, wogegen die kaiserliche Regierung versprach, zwanzig Millionen Thaler Kriegslasten zu entrichten stiebst Verzichtleistung auf ihrcEnW- digungsansprüchc in Schleswig-Holstein), das Bundcsvcrhältniß, welches Prcn- ßen nördlich von der Linie des Mains begründen werde, nebst den beabsichtigten Tcrritorialverändcrungcn anzucrkcnnen und die im Wiener Frieden erworben«' Rechte auf die Elbhcrzogthümer dem König Wilhelm zu übertragen, (wobei man dem von Frankreich befürworteten Nationalitätsprinzip in so weit Rechnung trug, daß, im Falle die nördlichen Districtc von Schleswig in freier Abstinn mnng den Wunsch aussprechcn sollten, mit Dänemark vereinigt zu werde", diesem Wunsche willfahrt werden solle). Dasür verpflichtete sich Preußen, den Tcrritorialbestand des Königreichs Sachsen in seinem gegenwärtigen Umfang bestehen zu lassen, die Kriegskostencntschädigung und die Stellung zmn nord' deutschen Bund einem besonderen Vertrage vorbchaltend, und den König AM Emanuel zur Annahme der Friedcnsbedingnngen zu bewegen, sobald durch Er klärung des Kaisers Napoleon das venetianische Königreich zur Disposition Ra- liens gestellt sein würde. Fortgangdk« Als die Nikolsburger Waffenruhe zum Abschluß kam, hatte sich das acht! Ma^stmVim Mmdcsarmeecorps von Dieburg, dem Hauptquartier des Prinzen Alexander, Taubngrund. durch den Odenwald an die Tanber gezogen und dort eine Stellung genommen, wo es niit der baicrischen Armee bei Würzburg Verbindungen unterhalte" konnte. Man hatte gehofft, der Waffenstillstand würde auch auf die Bundes genossen Oesterreichs ausgedehnt werden, aber an den Bewegungen Manteuffels, in dessen Hände seit Falckenstein's Abberufung der Oberbefehl gelegt war, konnte man bald wahrnehmen, daß die kaiserliche Regierung nnr für Oesterreich g"' handelt und daß es nun jedem einzelnen überlassen sei, für sich selbst zu sorgen- Unter den gegebenen Umständen war die Fortführung des Krieges ein grau sames Spiel. Hatten schon vorher die Bundestruppen keine Lorbeeren geerntet, wie sollten sie jetzt, da die Main-Armee durch Mecklenburger, Oldenburger und andere nördliche Verbündete verstärkt worden war und die Siege in Böhmen das ganze Heer mit Stolz und Zuversicht erfüllten und zur Nacheiferung anfeuer' ten, auf Erfolge rechnen? Bereits war auch in Baden und Baiern ein Umschlag in der Volksstimmung bemerkbar, zuin großen Verdruß der Gegenpartei, welche denselben als „Götzendienst des Erfolges" bezeichnete: nur in Würtcmberg, w" sich von Anfang an die preußenfeindliche Gesinnung in der lautesten Weise kund gegeben, wo die Sympathien für Oesterreich gleichsam als Erbthcil des ganze" Stammes bei der Regierung wie bei den Ständen, von den Hofkrciseu bis w die unteren Schichten der Bevölkerung hervorgetreten waren, wo die Opposition