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V. Geschichte der Jahre 1865 bis 1870. 915 wese», in den überkommenen Mißständen eines schadhaften Militärsystcms hatte, Benedek, Hcnickstein und Clam-GallaS, zurnckznsctzcn oder abzuberufrn uud zog sie später in kriegsgerichtliche Untersuchung. Den Oberbefehl über die gesummte Kriegsmacht übernahm dann Erzherzog Albrecht, nachdem er einen Theil der Südarmee nach Wien gelahrt und mit dem Nest der Nordarmce ver bunden hatte. Während der Erzherzog damit beschäftigt war, die Truppen anS Italien nach Wien zu ziehen, war die preußische Armee im Vormarsch über * i Brünn nach der Donaulinic begriffen. Die Armee deS Kronprinzen genügte, Benedek mit seinen Truppen in Olmütz fcstzuhalten, indcß die Elbnrmee und die Armee des Prinzen Friedrich Karl auf dem kürzesten Wege nach dem Erz- herzogthum vorrücktcn. Vergebens suchte der Kaiser aufs Neue um eine Waffen ruhe nach; die Unterhandlungen zerschlugen sich an den österreichischen Forde rungen , daß die Einstellung der Waffen sich auch auf die Bundesstaaten er strecken und die Heranziehung der Südarmee nicht hindern sollte. Bald nahmen die Preußen solche Stellungen ein, daß der Verbindung zwischen Wien und Ol- mütz eine Unterbrechung drohte; daher crtheiltc der neue Ober-Commandant, Erzherzog Albrecht, dem Feldmarschall Benedek den Befehl, seine sechs Armce- corps auf der Eisenbahn nach Wien zu befördern. Aber nachdem die Hälfte ab gegangen war, wurde der Weg verlegt, so daß Benedek sich mit der andern Hälfte in südlicher Richtung nach Prcßburg ziehen mußte, ein Plan, der nur Hach empfindlichen Verlusten durch die kühn anstürmende preußische Cavallerie bei Tobitschau und Prerau (Rokeiniß) ausgeführt werden konnte. Um dieis. Jun. Zeit, da König Wilhelm sein Hauptquartier in dem kleinen mährischen Städt chen Nikols bürg nahm, wo sich bald ein reges militärisches und diploma-rs. Jun. Mes Leben entfaltete, standen die preußischen Truppen an der Grenze des in Oesterreichs Geschichte so berühmten Marchseldes und ihre Wachtfeuer leuchteten bis in die Hauptstadt. Florisdorf und Preßburg waren die einzigen festen Stellungen, welche die Oesterreicher noch auf dem Nordufcr der Donau inne hatten. Die letztere wurde von den Generalen Fransecky und Bose vom Armeecorps Friedrich Karl's bei Neu darf und Blumenau so erfolgreich an-22. Jun. gegriffen, daß die wichtige Stadt, der Schlüssel zwischen Wien und Ungarn, un- sehlbar in die Hände der Preußen fallen mußte, als um die Mittngstunde ein 2g. Jun. Parlamentär sie mitten im Siegeslauf hemmte durch die Botschaft, daß in Nikols burg eine Waffenruhe geschlossen worden. Der vermittelnden Thätigkeit des französischen Kaisers, der den Botschafter Benedetti nach Nikolsburg gesandt hatte, war es hauptsächlich zu danken, daß die w-°- den Preußen ausgestellten Friedensbedingungen: Ausschluß Oesterreichs aus dem deutschen Staatsverband, Verzichtleistung auf das Condominatsrccht in den Elb- herzogthümcrn und Einwilligung, daß das an Napoleon abgetretene Venetien von diesem dem Königreich Italien überlassen werde, von Franz Joseph angenommen wurden. Nachdem man die Waffenruhe so lauge verlängert hatte, bis dieZustim- 58*