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906 V. Von Errichtung des zweiten franz. Kaiserthums u. rcits von Osten her die Armee deS Kronprinzen, de», General v. Blumenthal als Chef des Gencralstabs zur Seite staud, im Anmarsch begriffen. Um dieM Zeit nämlich, da die Preußen unter Herwarth und Friedrich Karl an der D und bei Münchengrätz stritten, war auch die ll. Armee, zu deren Oberbefehl Haber der Kronprinz von Preußen ernannt worden war, aus der Grafsch^ N W Glah und von Landshut aufgcbroche», um durch die Püffe des RicscNgcbirgi vorzudringcu und sich mit jenen in Verbindung zu sehen. Dieses Vorhaben wurde jedoch sehr erschwert thcils durch die ungünstigen Ortsvcrhälmissc jenes Gcbirgslandes, thcils durch dcu tapfer» Widerstand der Oestcrrcicher. General Stein in eh, ein erfahrener Militär aus den Freiheitskriegen, die engen langgestreckten Dcfilcen von Nachod durchzog, wurde er beim Debonchiee" von General Ramming, einem der tüchtigsten österreichischen Feldherren, äuge- griffe». Dank der entschlossene» und tapfer» Haltung der Avantgarde Lowenfeld und dem rechtzeitigen Eingreifen der Regimenter unter den Oberste" von Witzleben und Voigts-Rhetz, konnte die Gefahr überwunden und nach dc" 27.2s. Juni, heißen Kämpfen bei Nachod und Skalitz, wo das Zündnadel- oder Hinter' ladniigsgcwchr der preußischen Infanterie von furchtbarer Wirkung war, der Marsch fortgesetzt werden. Der Verlust an Todtcn und Verwundeten war ans beiden Seiten stark, dagegen fiel eine große Zahl von Gefangenen nebst GeslW und mehreren Kricgsfahneu in preußische Hände. Gleichzeitig war eine andcrc Abtheilung der schlesischen Arinee unter General v. Bonin von Liebau na^l 27. Ium. Trauten au vorgerückt, wo sie auf das Gablenz'sche Corps stieß. Nach eine"' heftigen Kampfe nahmen die Preußen Besitz von Trautcnau, und da es sch"" spät an. Tage war, hielt Bonin das Treffen für beendigt und lehnte daher die angebotene Hülfe des Gardccorps ab, das auf dem Marsche von Braunau nach Eypcl und Königinhof begriffen bei Kwalisch (Qualitzsch) eine Meile von Traute' nau stand. Diese Zuversicht sollte den Preußen verderblich werden. Gablenz stellte sich von Neuem auf und alle seine Kräfte entwickelnd, nöthigte er die Preußen wieder zum Abzug. Bei dieser Gelegenheit sollen die Einwohner oo" Trantcnau sich großer Grausamkeiten schuldig gemacht haben. Cs wurde be hauptet, sie hätten vereint mit österreichischem Militär auf die abziehendcn Preußen nicht nur aus den Häusern und von den flachen Dächern gefeuert, sondern auch siedendes Wasser auf sie herabgegossen, wofür dann die preußischen Soldaten auch ihrerseits schwere Rache nahmen. Die Beschuldigung wurde in Abrede gestellt, aber sicher ist, daß die Stadt Trautcnau der Schauplatz wilder Kriegs- scene» war und einen schrecklichen Anblick bot. Der kleine Triumph war indessen von kurzer Dauer. Schon am nächsten Tag sah sich Gablenz von dein Befehls haber des Gardecorps Prinz von Würtcmberg angegriffen; zwar gelang cs deu Oestcrrcichern bei Alt-Rognitz zweien Bataillonen preußischer Grenadiere, die zur Flankendeckung zu weit vorgeschoben waren, durch ein heftiges Kreuzfeuer solche Verluste beizubringcn, daß zwei Drittel der Offiziere, darunter der Oberst'