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904 I). Bon Errichtung des zweiten franz. Kaiscrthums w auf der Festung Königstein, wo inan die Schäpe und werthvoilstcu Gegenständ! geborgen, wehte noch die sächsische Fahne unter dein Schutze einer BesatzW Sofort ruckte General Hcrwarth v. Bittcnfcld auf dein linken Elbufcr in das Königreich Sachsen ein und nahm Besitz non Dresden, indes; Prinz Fricdrit Karl von der zweiten schlesischen Armee einzelne Abheilungen nach Zittau nnd Bautzen vorschob, Leipzig von dem vierten Gardercgimcnt besetzt wurde. P«U' ßische Commiffarien nahmen die Oberleitung der Verwaltung in die Hand und suchten durch Milde und Schonung mit den Einwohnern in gutes EiuvcruehnB zu treten, da Preußen nicht gegen das Volk, sondern nur gegen die feindlich gesinnte Landesregierung im Kriege sei. ^Pr?uß"?«n Der Besitz von Sachsen gewährte den Preußen den Vortheil, daß daB Böhmin, ein conccntrisches Vorbrcchcn der drei Armeen durch die Grenzpasse und ei»! rasche Vereinigung aller Hccrkörpcr in Böhmen ermöglicht war. Dieser OM' tionsplan wurde mit derselben Schnelligkeit und Präcision, der man die bis' herigen überraschenden Erfolge zu verdanken hatte, ins Werk gesetzt, obwohl dil Preußen den Nachtheil hatten, daß sic in weit von einander getrennten Colonne« über Gebirge debouchiren und überall den Gegner in gut gewählten, stark!« Positionen angreifen mußten. Durch die raschen Bewegungen des Feindes s^ sich der Oberfeldherr Benedek, der seine Hauptmacht zwischen Theresienstadt Prag, Josephstadt und Pardubitz vereinigt hatte, offenbar in der Absicht, van Baiern und den übrigen Bundestruppen seitwärts unterstützt, einen Haupts^ auf das Herz des preußischen Staats zu richten, in seinem aggressiven Vorgehen gehindert. Anstatt daß, wie die Wiener Zeitungen in voreiliger Siegeszuversicht und in Unterschätzung des Gegners annahmen, der österreichische Obcrfeldhcn in raschem Lauf Sachsen befreite und dann in Berlin einzichend den Friede« dictirte, sah man plötzlich die drei preußischen Armeen durch die Gebirgspäße in das nordöstliche Böhmen einbrechc». Die österreichischen Kriegsvorbcrcitmigen waren nicht mit der Schnellkraft und Energie betrieben worden, wie die prcupi' schen, und die Bundesheere waren ohne planmäßige Führung und zum Theil ungenügend ausgerüstet. So nahmen die Dinge einen unerwarteten Verlaub wenn gleich die österreichisch-sächsische Nordarmee an Stärke der vereinigten preu ßischen Heercsmacht in Böhmen kaum uachstaud und die Streitkräfte des Bundes ihr weit überlegen waren. Auch die badische Regierung-, die an dem Buudes- beschluß von 14. Juni nicht mitwirkte, hatte endlich, gedrängt durch die Volks stimmung und um den Gegnern keine Veranlassung zu geben, das GroßhcrM- thum als „Compensationsobject" zu behandeln, ihr Lontingent zu dem achten Ameecorps unter Alexander von Hessen gestellt und Oesterreich 15,000 Mann, welche als Kern dienen sollten, mit demselben vereinigt. Damit die militärischen Bewegungen und die Concentrirung der Streit' kräfte nach einem einheitlichen Plan vor sich gingen, übernahm König Wilhelm